Hinfallen ist nur eine Schande, wenn man nicht mehr aufsteht

  • Ja, liebe MieLa.
    Die brauche ich tatsächlich.
    Darum werde ich heute in eine Klinik für ein Erstgespräch gehen.
    Wenn ich dann wieder etwas auf dem Damm bin, werde ich hier wieder aktiv mitschreiben.

  • Liebe Twizzler,

    du suchst und nimmst Hilfe an. Das ist gut und ein unglaublich wichtiger Schritt!
    Ich wünsche dir alles Gute! Es wäre schön, wenn du von deinem Weg berichtest. Falls dir hier alles zu öffentlich ist, kannst du auch in den geschützten Bereich wechseln.

    Lieben Gruß,
    MieLa

  • Hallo MieLa,

    am Montag geht es schon los. Ich bin so froh und dankbar, dass das jetzt alles schon so schnell geht.
    Ich berichte gerne.
    Den Zugang für den geschützten Bereich habe ich seit Dezember auch.
    Dort werde ich mich dann zukünftig auch häufiger aufhalten.
    Liebe Grüße

  • Hallo zusammen,

    jetzt habe ich es doch nicht geschafft, während meines Aufenthalts in der Klinik hier zu schreiben.
    Es war aber auch teilweise ein Auf und Ab. Depressionen, Aggressionen...eine ganze Bandbreite von Gefühlen während dieser vier Wochen dort.

    Das war eine teilstationäre Behandlung in einer Tagesklinik.
    Gestern wurde ich dort entlassen und bin nun noch ambulant an diese Klinik angebunden und bin zweimal die Woche für mehrere Stunden dort.
    Dabei kann ich noch an verschiedenen Gruppen, Sporttherapie und Ergotherapie teilnehmen.

    Im gesamten kann ich nur sagen, dass diese Zeit dort wirklich sehr intensiv war. Ich habe wirklich viel gelernt über mich, meine Depressionen und habe sogar nach längerer Diagnostik endlich einen Namen für meine Krankheit neben der Alkoholabhängigkeit.

    Heute ist mein 32. Tag ohne Alkohol.

    Demnächst werde ich noch etwas mehr schreiben.

    LG

  • Morgen bin ich vorerst den letzten Tag ambulant in der Klinik. Ich habe um eine Verlängerung gebeten, die wohl auch laut Sozialarbeiterin kein Problem darstellen sollte. Die ist jetzt aber im Urlaub.
    Morgen muss ich mal schauen wer mir noch etwas dazu sagen kann.

    Ich würde die ambulante Therapie sehr gerne nochmal um zwei Wochen verlängern.
    Ab Montag gehe ich auch wieder arbeiten. Für die Klinik könnte ich mir die zwei Tage in der Woche aber Urlaub nehmen. Meine Chefin hat schon zugestimmt.

    Gerade das Volleyball-Training in der Klinik macht mir total Spaß und ich bin auch schon auf der Suche nach einem Verein nach der Therapie.

    Im geschlossenen Bereich hatte ich ja schon berichtet, dass vor knapp zwei Wochen meine über alles geliebte Katze eingeschläfert werden musste.
    Das war eine sehr schlimme Zeit und gerade die ersten Tage danach habe ich ans Trinken gedacht, weil ich glaubte diesen Schmerz nicht aushalten zu können.
    Noch nie in meinem Leben habe ich so getrauert.

    Aber ich konnte es aushalten und habe heute meinen 57. Tag.

    Ich hatte meinen Freund und meine beste Freundin an meiner Seite die mir sehr geholfen haben.

  • Jetzt melde ich mich auch mal wieder im offenen Bereich zu Wort, nachdem ich die letzten Tage nur noch im Geschlossenen geschrieben habe.

    Leider gab es bei mir seit März ja einen längeren Rückfall.
    Es gab große Probleme in meiner Beziehung, mein Baby war nicht mehr da. Ich war ziemlich am Ende und habe es leider nicht geschafft standhaft zu bleiben.

    In der Zwischenzeit habe ich zwei neue Babykätzchen bekommen, die Beziehung ist beendet. Aber wir sind noch gut befreundet, sehen uns und können gut miteinander reden. Er ist mir als Ansprechpartner und Ratgeber auch sehr wichtig. Generell ist er noch ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben.
    Nur eine Partnerschaft kann ich momentan ohne Rückfallgefahr eben nicht führen.

    Jetzt bin ich seit 18 Tagen wieder ohne Alkohol.

    Meine neuen kleinen Mäuse halten mich ganz schön auf Trab. Eine von ihnen ähnelt meiner Katze die nun nicht mehr bei mir ist.
    Sie ist so wahnsinnig lieb und süß. Und auch verkuschelt. Ich sehe etwas von meiner alten Katze in ihr.
    Darüber bin ich auch sehr glücklich.
    Tiere geben einem so unheimlich viel.

    Ich bin jedenfalls im Moment trotz einiger Hindernisse in meinem Leben glücklich. Ich habe wieder Energie.
    Jeden Tag den ich aufwache, bin ich dankbar.

  • Heute ist Tag 19.

    Mein Schlaf hat sich in den letzten Tagen enorm gebessert.
    Es ist so schön, abends schlafen zu können und am Morgen frisch ausgeruht aufzuwachen.
    Wie schwer war es immer aus dem Bett zu kommen, wenn ich am Vortag getrunken hatte. Oft war ich dann erst um 9:00 bei der Arbeit.
    Früh Feierabend machen wollte ich aber trotzdem. Da sind einige Minusstunden zusammen gekommen.

    Heute Morgen habe ich überlegt, ob ich nach der Arbeit noch einkaufen gehe und somit direkt das Leergut in mein Auto packe.
    Habe ich jetzt nicht gemacht, weil ich heute nicht einkaufen gehe. Aber sofort war der Gedanke da, dass ich mich für mein Leergut nicht mehr schämen muss, weil keine Alkoholflaschen darunter sind.
    Ich muss nicht überlegen wo ich sie abgebe, damit es nicht so auffällt.
    Ich muss mich nicht schämen weil ich aus einzelnen Flaschen mehr als einen Kasten zusammen bekomme.
    Mensch, war mir das immer peinlich wenn ich da mit 30 leeren Flaschen vorgefahren bin. :roll:

    Ich habe kein schlechtes Gefühl mehr, wenn ich mich morgens in mein Auto setze. Weil ich keinen Restalkohol mehr habe.
    Ich genieße meinen Kaffee morgens wieder sehr. Er schmeckt wieder so gut.
    Von dem Alkohol war mein Magen so fertig, dass ich kaum noch Kaffee vertragen habe.

    Und ich frage mich nicht mehr, was ich am Vorabend vielleicht jemandem gesagt oder geschrieben habe wofür ich mich schämen müsste.

    Wenn man sich manche Dinge vor Augen führt ist es, als wäre man aus einem Gefängnis entlassen worden.

    So viele Einschränkungen hatte man, die jetzt nicht mehr vorhanden sind.

  • Hallo Twizzler!

    Das mit den Einschränkungen wusstest Du doch auch schon vor dem Rückfall, oder?

    Mich interessiert, ob Du bei deinem früheren Versuch der Abstinenz wirklich rückhaltlos zu ihr gestanden hast, oder ob noch irgendwo im Hinterstübchen der Gedanke im Verborgenen vorhanden war, irgendwann sei doch noch mal was mit dem Stoff möglich?

    Ansonsten wünsche ich bei Neustart gutes Gelingen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke dir für dein Feedback.

    Das mit dem Hinterstübchen ist eine sehr gute Frage.
    Einerseits wusste ich genau wo es hinführt wenn ich auch nur eine einzige Flasche anrühre, andererseits war da vielleicht noch ein winzig kleiner Hoffnungsschimmer, dass ich dieses "Ab und zu" hinbekomme.

    Das muss ich wohl zugeben.
    Aber mein Kopf weiss, wenn ich jetzt nur einmal zugreife, dann greife ich auch ein zweites Mal und ein drittes Mal zu. Und noch viele weitere Male.

    Es gibt kein Ab und zu. Entweder ganz oder gar nicht.

    Der Unterschied ist eben, dass ich mich jetzt wirklich komplett auf mich selber konzentrieren kann. Ich habe bei meinem Genesungsprozess keine Ablenkungen.

    Das tut mir sehr gut. Und ich mag es auch alleine zu sein.

    LG

    Twizzler

  • Das mit dem Hinterstübchen ist eine sehr gute Frage.
    Einerseits wusste ich genau wo es hinführt wenn ich auch nur eine einzige Flasche anrühre, andererseits war da vielleicht noch ein winzig kleiner Hoffnungsschimmer, dass ich dieses "Ab und zu" hinbekomme.

    Das muss ich wohl zugeben.

    Hallo Twizzler!

    Genau so wurde es mir von "Rückfälligen" mehrfach berichtet.

    Auch ich ging anfangs davon aus, dass ich irgendwann wieder "normal" was trinken konnte. Es dauerte mehrere Monate, bis ich rückhaltlos zu meiner Abstinenz stand. Ich weiß eines ganz genau: Ich kann nicht mit Alkohol umgehen. So schlicht und einfach ist es. Warum sollte ich es plötzlich in Zukunft können, wo ich es doch viele Jahre lang nicht hinbekam.

    Mich hat es enorm beeindruckt, als ein Teilnehmer meiner ehem. SHG erklärte: "Wenn ich jetzt nachgebe, fängt die ganze Sch... wieder von vorne an."

    Was kann ich dir raten? Lies Fachliteratur aus Therapeuten- und Patientensicht. Die Werke, die uns weis machen wollen, wir könnten wieder kontrolliert trinken, lass links liegen. Ein Süchtiger kann es nicht, wobei ich nicht ausschließe, dass es hier und da mal einzelnen tatsächlich gelingt. Zu letzteren gehöre ich jedenfalls nicht.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo carl-friedrich,

    Bücher über kontrolliertes trinken würde ich nie anrühren. Ich weiss genau, dass mich das triggern würde. Aber Fachliteratur werde ich mal vornehmen Danke dir.
    Ich wünsche dir einen schönen Abend.
    LG

    Twizzler

  • Lieber Karsten,

    toll geschrieben und ich hoffe deinen Beitrag hier lesen ganz viele die sich noch unsicher sind, wo die Reise hinführen soll.

    Zuletzt habe ich auch alle zwei Tage trinken müssen. Und es hat mich kaputt gemacht. Ich war irgendwie kein richtiger Mensch mehr. Ständig dieses Verstecken, diese schlechten Gefühle, ob andere etwas merken. Merkt meine Chefin dass ich wieder trinke? Wissen es die Arbeitskollegen, riechen sie etwas?

    Von Fachliteratur habe ich bis jetzt die Finger gelassen. Ich möchte mich zwar schon mit dem Thema beschäftigen, aber meine Angst ist getriggert zu werden wenn ich jetzt ständig das Wort Alkohol höre/lese.
    Dass da evtl. Vorstellungen und Gedanken und vor allem Erinnerungen hochkommen, mit denen ich zur Zeit einfach noch nicht umgehen kann. Ich stehe ja noch komplett am Anfang.
    Und da möchte ich gerne jeden Trigger vermeiden.

    LG

    Twizzler

  • Hallo Twizzler

    Wie gut, dass du wieder auf dem Weg bist, ich habe auch mehrere Anläufe gebraucht bis zur Erkenntnis und Einsicht dass ich süchtig bin ... inzwischen habe ich das erste Jahr ohne vollbracht und mir geht es sehr gut ohne. Ein paar Gesundheitsprobleme wie Knochenschwund machen mir nur gerade Sorgen, Alk frisst auch den Knochen auf ... vielleicht auch eine Zusatzmotivation aufzuhören und dabei zu bleiben.

    Ich verstehe was du meinst mit dem Alkohol aus dem Weg gehen ... habe ich auch so gemacht im Alltag. Aber ein Buch hat mir sehr geholfen, ja sogar unterstützt beim aufhören: Sucht - Hintergründe und Heilung: Abhängigkeit verstehen und überwinden Taschenbuch – 5. April 2011
    von Heinz-Peter Röhr (Autor)

    ich wünsche dir alles Gute weiterhin!

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