Beiträge von JuliaTara

    Hallo!

    Ich bin relativ neu hier, habe aber bereits einige Beiträge geschrieben und meine Situation etwas erläutert. Ich bin seit über einem Jahr mit einem Mann zusammen, von dem ich ziemlich sicher bin, dass er ein Alkoholiker ist. Er trinkt nicht täglich aber wenn er trinkt, dann unkontrolliert bis zum Blackout. Er trinkt wenn er Stress hat und depressiv ist um nicht nachdenken zu müssen. Oft ist er nächtelang unterwegs und kommt entweder erst in der Früh nach Hause oder dann im Laufe des nächsten Tages.

    Wir haben über das Thema oft geredet, er wollte aufhören und sich Hilfe suchen und hat nichts unternommen. Vorgestern meinte er, er findet Trinken nicht schlimm, wenn man es kontrollieren kann. Er denkt also, dass er das kann, ich sehe das anders.

    Meine Frage an die Community ist: wie kann ich mich emotional (räumlich geht momentan nicht) soweit abgrenzen, dass es mir besser geht? Diskussionen, Bitten, Tränen und Vernunft haben nicht gefruchtet. Ich bin müde, habe keine Energie mehr zu diskutieren, lebe aber ständig in Angst vor der nächsten Sauftour. Ich möchte gerne, dass mich das nicht mehr berührt und ihm auch zeigen, dass ich mich distanziere von ihm und seiner Sucht. Allerdings weiß ich nicht, wie. Ich habe auch jetzt gerade keine Kraft, die Beziehung zu beenden.

    Danke für eure Ratschläge, Kommentare usw.

    LG Julia

    Zitat von CoA12307

    Ich habe Jahrelang an meiner Beziehung festgehalten. Erst als ich wirklich total am Boden war und wir beide professionelle Hilfe hatten konnten wir auseinander gehen. Ich bin heute dankbar für jede positive und jede negative Erfahrung. Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute. Julia, wenn meiner sich Nächtelang nicht meldet, würde ich durchdrehen. Das ist ja wirklich psychoterror. Aber meine Mutter hat schon als Kind immer zu mir gesagt ich müsste stark sein und alles mögliche aushalten. Und immer ihrem Kummer zuhören. Viel zu lange habe ich daran geglaubt. Aber sage ich mir: NEIN. Man muss nicht immer stark sein und alles aushalten. Heute kann ich einen Mann einfach vor die Türe setzen, wenn er emotionale Ausfälle hat. Weil ich weiß, dass es das beste für ihn und für mich ist. Heute kann ich einfach gehen und für mich selbst sorgen und mir Menschen suchen, die mich besser behandeln, wenn ein Mensch mich schlecht behandelt. Und es fühlt sich richtig gut an.

    Es ist am Wochenende wieder passiert, dass er zwei Nächte lang nicht nach Hause gekommen ist. Einmal hat er eine Nachricht geschrieben, wo er ist und dass ich mir keine Sorgen machen soll. Das ist schon fast anmaßend von ihm, weil ich ihm so oft versucht habe klar zumachen, was diese Nächte für mich bedeuten aber es fruchtet nicht. Was ich jetzt begriffen habe ist, dass es null Sinn macht, wenn ich etwas sage. Er tut, wonach ihm ist, egal, wie es mir dabei geht. Das zu verstehen, nimmt etwas Druck und Kontrolle weg, ist aber auch sehr bitter und traurig. Weil ich damit auch sehe, dass es keine Zukunft gibt. Er will sich nicht ändern, sieht im Alkoholkonsum nichts Negatives. Ich spüre auch, wie sich eine Distanz in mir ihm gegenüber bildet aber es reict noch nicht ganz um zu gehen. Danke für deine Worte CoA. Es tut so gut, sich hier austauschen zu können und zu sehen, dass man nicht alleine ist.

    Etwas verspätete Ostergrüße! :)
    Julia

    Zitat von sandy2017

    Hallo Gotti
    Herzlichen Dank. Du schreibst mir aus der Seele. Ja so fühlt es sich an.
    Ich habe zwei gute Freundinnen, leider nicht in der Nähe. Telefonisch reden wir viel und das brauche ich auch, um nicht daran zu "ersticken". Diese Abstürze zerstören jedes Mal soviel. Man könnte denken, ok passieren
    ja nur alle paar Monate und zwischendurch ist es schön. Aber die ständige Angst vor dem nächsten Absturz ist gegenwärtig. Die Angst gemeinsam wegzugehen und er weiß nicht wann Schluss ist und zieht alleine weiter.Ich hasse ihn dafür, das er uns das antut, das der Mann der sich nach außen so stark und unnahbar gibt so schwach ist und sich nicht gegen die Sucht durchsetzen kann.Das ihm in diesem Moment der Alkohol wichtiger ist und er uns vergisst. Er hatte zuvor selbst eine Partnerin, die alkoholkrank ist. Er hat sie dann verlassen, weil er es nicht mehr aushielt. Er müsste
    wissen wie es sich anfühlt, wenn man so machtlos ist und wie es einen selbst erniedrigt aber dennoch ändert er es nicht. Dennoch tut er uns genau das an was er selbst erleben musste.

    Hallo Sandy,

    ich habe deine Geschichte gelesen und erkenne mich darin sehr stark wieder. Nur habe ich kein Kind und denke mir, das muss nochmal viel schlimmer sein. Darf ich fragen, wie es dir jetzt mit der Situation geht? Ich bin mit meinem Freund seit über einem Jahr zusammen und er trinkt nicht täglich aber genug. Er geht oft alleine aus und betrinkt sich fast bis zur Besinnungslosigkeit und erinnert sich am nächsten Tag nicht mehr daran, was am Abend davor passiert ist. Das macht mir so panische Angst. Ich kenne auch die Angst gemeinsam wegzugehen nur allzu gut. Er weiß nicht, wann Schluss ist und wird dann verbal richtig gemein zu mir, sodass ich das Gefühl habe, etwas schlechtes getan zu haben und ich fange jedes Mal an, mich bei ihm zu entschuldigen, weiß aber nicht so recht wofür.

    Mein Kopf sagt mir, das geht so nicht weiter, ich habe so eine Behandlung nicht verdient. Trinkt er aber nicht, ist er der liebste Mensch auf der Welt und ich weiß, wäre der Alkohol nicht, wäre er wundervoll. Doch das ist einfach nicht der Fall. Ich weiß, er liebt mich aber er liebt den Alkohol mehr. Und ich kann nicht loslassen, obwohl ich all das rational weiß und verstehe.

    Ich bin noch relativ neu im Forum und versuche so viele Erfahrungsberichte wie möglich zu lesen und Ratschläge zu bekommen. Ich drücke dir und deinem Kind die Daumen, dass es euch gut geht und ihr glücklich und unbeschwert sein könnt.

    Liebe Grüße
    Julia

    Zitat von Nocturna

    Hallo Gotti :)

    Du sprichst mir aus der Seele...nach der Trennung wird einem erst so richtig bewusst wie sehr man während der Beziehung unter Druck stand.
    Es tut gut sich nicht mehr ständig Gedanken machen zu müssen...wenn ich bedenke dass dies ja eigentlich immer der Fall war. Ein Restaurantbesuch...schon war die Angst da dass er sich betrinkt und daneben benimmt. Also hatte ich schnell keinen Spass mehr an Restaurantbesuchen Hatte er frei und ich hab gearbeitet dann wusste ich bereits im Voraus was mich nach der Arbeit zu Hause erwartet. Hatte er im Alltag mal Verspätung kam in mir sofort die Angst hoch dass er mal wieder in der Kneipe hängengeblieben ist und betrunken nach Hause kommt. War Zahltag, also wenn er Lohn bekommen hat, das gleiche Szenario.
    Wenn ich an all das zurückdenke bin ich froh dass ich es geschafft habe endlich einen Schlussstrich zu ziehen.

    Liebe Grüsse,
    Nocturna

    Hallo Nocturna,

    ich bin auch noch relativ neu hier und habe in deinen Nachrichten sofort meine Beziehung und meine Ängste wieder erkannt. Ich finde es bewundernswert und wahnsinnig stark, dass du gegangen und standhaft geblieben bist. Ich hadere immer noch damit zu gehen, obwohl sich nichts ändert. Mein Freund und ich sind seit über einem Jahr zusammen und ich habe gleich am Anfang gesehen, dass er extrem viel trinkt. Er verleugnet es auch nicht ein Alkoholproblem zu haben, hat oft darüber geredet, dass er aufhören will, tut aber nichts.

    Ich habe panische Angst, wenn ich ihn telefonisch nicht erreiche, wenn er sich verspätet oder wenn er alleine oder mit Freunden unterwegs ist. Er ist schon öfter nächtelang nicht nach Hause gekommen und ich hatte keine Ahnung, was los war und war krank vor Sorge. Konnte ihn nicht erreichen bis zum nächsten Tag.

    Jetzt kann ich nicht mehr entspannt mit ihm ausgehen, weil ich immer darauf warte, dass er zu viel trinkt und dann verbal fies zu mir wird und mir alles mögliche an den Kopf wirft und sich am nächsten Tag an nichts erinnert.

    Ich hoffe, ich finde eines Tages auch die Kraft zu gehen und nicht mehr zurückzukommen, wie du es getan hast.

    Liebe Grüße
    Julia

    Zitat von CoA12307

    Hallo Julia,

    Du hast Angst, dass er im Suff etwas tut und sagst, er wird verbal manchmal gemein. Typisch für das Problemverhalten von Alkoholikern ist: Sie führen sich auf wie ein Gott. Sie beklagen sich, dass das Essen nicht schmeckt. Sie werden neidisch, eifersüchtig oder wütend, sobald der Partner etwas für sich selbst unternimmt und es sich gut gehen lässt. Sie respektieren keine Grenzen. Manchmal kann man mit ihnen nicht Kommunizieren. Manchmal sind sie gewalttätig und Aggressiv. Sie gehen sehr häufig fremd.

    Typische Krankheitszeichen für eine Coabhängigkeit sind: Schlaflosigkeit. Appetitlosigkeit oder hektisches essen. Ständiges nachgrübeln. Wutausbrüche. Kontrollverhalten. Isolation. Unfähigkeit, alleine mit sich selbst zu sein. Der Alkoholiker ist der Mittelpunkt des Lebens für den Coabhängigen.

    Wenn du mehr über die Krankheiten wissen möchtest, Gehe am besten zu einer Selbsthilfegruppe von Al-Anon oder einem offenen meeting für Anonyme Alkoholiker. Dort findest du auch etwas gutes zu lesen.

    Für mich klingt es, als wäre eure Beziehung schon längst kaputt. Manchmal kann man nicht mehr einfach alles wieder heile machen weil man vergisst ja die verletzungen nicht. Ich hatte eine ganz tolle Affaire mit einem Alkoholiker. Aber irgentwann hat er angefangen mir wehzutun und in mir drin ist alles völlig kaputt. Wir telefonieren noch. Und er möchte mich sehen. Aber er hat alles kaputt gemacht und ich kann und will daran nicht mehr ändern. Wo kein VERTRAUEN ist, ist doch auch keine Basis zum glücklichen miteinander, oder? Ich Vertraue diesem Mann jedenfalls nie mehr, nachdem er mir wehgetan hat. Wenn auch NUR verbal!! Es ist schmerzlich und traurig dass das Vertrauen kaputt ist, aber es ist jetzt so. Ich muss jetzt Gras über die Sache wachsen lassen und mich erstmal um mich selber kümmern. Solange bis ich wieder ganz gesund bin. Das ist ganzschön schwer.

    Hallo CoA 12307,

    es tut mir leid, dass du diese Erfahrung gemacht hast. Was du über das Thema Vertrauen sagst, kann ich gut nachvollziehen. Ich denke aber dass man sehr wohl lernen kann, wieder zu vertrauen. Natürlich kommt es auf die Verletzung und den Bruch an. Ich glaube daran, dass Menschen sich ändern können, die meisten tun es nicht aber einige wenige schon. Mein Freund hat auch Dinge getan, die mein Vertrauen weggefegt haben. Und jetzt muss ich schauen, wie ich weiter mache. Er bemüht sich und ich meine das ernst. Ich habe ihm von meinen Ängsten erzählt und er geht darauf ein und tut Dinge, die mir zeigen sollen, dass er mich nicht wieder verletzen will. Natürlich ist mir klar, dass diese Dinge wieder passieren können. Aber ich sehe, dass er versucht, etwas zu ändern und das ist viel wert. Zumindest für mich, weil das kann der Weg zurück zum Vertrauen sein.

    Ich lese hier viel über Alkoholiker und Alkoholismus und erkenne ihn in Vielem wieder und in anderen Dingen wieder überhaupt nicht. Mir ist klar, dass jeder Alkoholiker anders ist und sich diese Krankheit bei jedem anders auswirkt.

    Und zum Thema Verletzungen vergisst man nicht. Ich denke nicht, dass es hier um vergessen geht. Mir haben andere Menschen, die keine Alkoholiker waren, auch weh getan und das viel mehr als er im Suff und ich habe das nicht vergessen. Ich habe auch nicht vergessen, was er im Suff zu mir gesagt hat. Für mich stellt sich die Frage, kann ich nach diesen Dingen wieder zu ihm finden oder nicht und ich glaube diese Frage kann sich jeder nur selbst beantworten.

    Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft auf deinem Weg!

    Liebe Grüße
    Julia

    Mein Mann wollte mich zurück und hat deswegen aufgehört zu trinken. Damit hatte ich wieder den schwarzen Peter. Das war eine sehr anstrengende Zeit, bis er die Fäuste aus den Taschen genommen hat und für sich aktiv wurde. Heute geht es uns gut, aber der Weg dahin war sehr steinig und er forderte viel Geduld.


    Liebe Lütte,

    es freut mich sehr zu lesen, dass dein Mann und du es geschafft habt und es euch heute gut geht. Das stimmt mich positiv und gibt mir Hoffnung. Natürlich weiß ich, dass jeder Alkoholiker und jede Beziehung anders ist aber ich möchte mir meine Hoffnung bewahren. Denn wenn ich das auch nicht mehr habe, kann ich mich und ihn und unsere Beziehung gleich aufgeben. Und dazu bin ich noch nicht bereit.

    Ich versuche mein Leben so zu gestalten, dass ich mich in den Vordergrund rücke, dabei soll mich auch die Therapie unterstützen. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich begriffen habe, dass ich mit Druck, Tränen, Drohungen usw. nichts ausrichten kann. Das kostet nur unheimlich viel Energie und bewirkt nur das Gegenteil von dem, was eigentlich wünschenswert wäre. Ich denke auch, dass die Zeit zeigen wird, ob es funktioniert oder nicht. Auch bin ich davon überzeugt, dass jeder seine ganz persönliche Grenze hat, wie viel er oder sie noch einstecken kann. In dieser Beziehung habe ich auf jeden Fall sehr viel über mich und meine Grenzen gelernt. Noch kann ich kämpfen.

    Liebe Grüße
    Julia

    Zitat von lütte69

    Hallo Julia,

    So ging es mir vor 6 Jahren ebenfalls. Ich brauchte unbedingt eine Bestätigung von außen, dass er Alkoholiker ist. Das war mir so ungemein wichtig. Die bekam ich natürlich nicht, weil nur der Trinkende selbst sagen kann: "Ja, ich bin Alkoholiker". Heute brauch ich so eine Bestätigung nicht mehr. Heute weiß ich, wenn ich mich in einer Beziehung nicht wohl fühle, habe ich das Recht zu gehen. Ich will nie mehr Bauchschmerzen und Angst vorm nach Hause gehen haben, weil ich nicht weiß, was mich dort erwartet.

    Das ist sicher alles richtig, aber er ist erwachsen und in der Lage, sein Leben zu ändern. Du kannst ja an seiner Seite sein, wenn er diese Chance nutzen will, aber das ist seine eigene Entscheidung. Aber ich denke, so lange er diese Entscheidung nicht getroffen hat, ist die Chance auf eine glückliche Beziehung mit ihm nicht sehr groß.

    Es freut mich für Dich, dass Du eine Therapeutin gefunden hast, die Dir bei der Aufarbeitung hilft.

    viel Kraft und Geduld für Dich
    sonnige Grüße
    Lütte

    Hallo Lütte,

    danke für deine lieben Worte. Ich freue mich auch, dass ich jemanden habe, die mir hilft und wo ich mich meinen Ängsten stellen kann.

    Ja es ist so, wie du sagst: Ich warte auf eine Bestätigung von außen, dass er Alkoholiker ist. Aber eigentlich weiß ich es ohnehin. Ich will die (vielleicht blinde und dumme) Hoffnung nicht aufgeben, dass wir doch noch miteinander glücklich werden können. Und dass er einfach Zeit braucht, bis er sich zu einer Therapie entschließt, weil das ja auch ein großer Schritt ist. Vielleicht belüge ich mich selbst. Glücklich bin ich nicht. Sorglos und zufrieden schon gar nicht. Also ist eine glückliche Beziehung nicht einmal in Sicht.

    Die Entscheidung zu treffen zu gehen, ist das, was mir schwer fällt und mich zerreißt innerlich.

    Grüße
    Julia

    Liebe Aurora,

    dein Vergleich mit dem Dschungelbuch trifft es ganz gut. Ich bin in einer schwierigen Situation, weil ich aus Wien bin aber nach Helsinki gezogen bin vor zwei Jahren. Nicht wegen Mann oder Job, sondern weil mich das Land Finnland immer fasziniert hat und ich war glücklich hier bis ich ihn traf. Ich will damit nicht sagen, dass er ein schlechter Mensch ist aber ich kann es nicht anders sagen. Ich habe hier nicht viele Freunde, habe mir aber eine deutschsprachige Therapeutin gefunden und bin da sehr stolz auf mich, diesen Schritt gegangen zu sein.

    Ich weiß, dass ich total abhängig von und fixiert auf ihn bin. Es ist alles genauso wie du und andere hier im Forum es beschreiben, haarklein. Ich bin bereit etwas zu ändern aber ich brauche Zeit. Ich habe viele Dinge aus meiner Kindheit aufzuarbeiten, die zusätzlich belastend dazukommen.

    Zusätzlich kenne ich mich mit Alkoholikern nicht aus und weiß nicht, wann ist jemand ein Alkoholiker, wann trinkt jemand zu viel, weil er eine schwierige Phase hat und ist sehr wohl in der Lage auch damit aufzuhören. Ich habe zu wenig Hintergrundwissen dafür. Die Finnen trinken auch anders als die Deutschen oder Österreicher, viel mehr und extrem unkontrolliert. Heißt aber nicht, dass sie alle durch die Bank Säufer sind. Und ja meine Ängste dominieren meinen Alltag mit ihm, weil ich mir schon von vorneherien ausmale,was sein könnte und in diesem selbst erschaffenen Albtraum lebe.

    Ich möchte mich nicht für ihn rechtfertigen oder ihn entschuldigen. Ich weiß, ich habe zu viel Verständnis für ihn und bin zu weich und zu nett. Allerdings denke ich auch, dass jeder auf die schiefe Bahn geraten kann. Und dann hilft es, wenn man jemanden hat, der für einen da ist. Ich denke, dass jeder Mensch eine Chance verdient hat und ich wäre auch dankbar, wenn ich eine Chance bekommen würde, wenn ich in seiner Situation wäre. Keine Ahnung, ob das Sinn macht. Ich bin sehr froh über den Austausch hier im Forum, das hilft sehr.

    Danke und liebe Grüße
    Julia

    Zitat von CoA12307

    Hallo Julia,
    Ist es der Alkoholkonsum ansich, der dir Sorgen und Schmerz bereitet? Oder ist es sein Verhalten Dir gegenüber?

    Mein Vater und meine Stiefmutter betrinken sich seit Jahrzehnten jeden Abend aber im großen und Ganzen verhalten sie sich sehr Anständig und Respektvoll und sind sehr glückliche Menschen. Alkohol trinken an sich muss nicht per se Problematisch sein. Es gibt Alkoholiker und es gibt Problemtrinker, die z.B. zu Gewalt neigen.

    Als mein Freund in Therapie ging, war ich schon so tief in der Co-Abhängigkeit, das ich anfing, ihn wie eine besessene zu Kontrollieren. Manchmal grenzte es an Spionage. Einfach weil ich es von der Jahrelangen schädigenden beziehung gewohnt war, das es jeden Tag eine Katastrophe gibt. So zerbrach ich mir jeden Tag ängstlich den Kopf und lauerte auf die nächste Katastrophe. Wirst du überhaupt Vertrauen und Zufriedenheit empfinden können, so wie es jetzt alles ist?
    Kannst du dich auf dich selbst fokussieren und gut für dich selbst sorgen ohne Angst? Ich habe heute noch angst, wenn es mir gut geht. Weil ich denke dann passiert jeden moment wieder eine Verletzung. Auch lange noch nach meiner Trennung. Erst als ich keinen Kontakt mehr zu Alkoholikern und oder verletzenden Coabhängigen hatte und aufgehört habe mich selbst schlecht zu behandeln verschwanden diese Ängste ganz langsam.

    Hallo CoA12307,

    danke für deine Nachricht. Sie kam gerade in dem richtigen Moment, falls man das so sagen kann. Nein ich kann keine Zufriedenheit und Ruhe empfinden. Ich kontrolliere ihn wie ein verrückte und denke ständig darüber nach, wo er ist, ob er sich betrunken hat und ob er etwas im Suff getan hat. Ich warte ständig auf eine Hiobsbotschaft. Zum Beispiel heute. Ich weiß oder unterstelle es ihm Mal so, dass er gestern trinken war. Er hat sich bis jetzt nicht gemeldet und ich bin mit den Nerven am Ende. Ich weine, kann mich auf nichts konzentrieren, kann nicht essen und letzte Nacht habe ich kaum geschlafen. Dabei hatte ich heute ein Vorstellungsgespräch und hätte alle meine Energie für mich gebraucht.

    Er behandelt mich gut, macht absolut nichts böses im Suff, also physisch oder so. Verbal wird er oft gemein aber daran erinnert er sich am nächsten Tag nicht. Er hat sich in meiner Gegenwart schon länger nicht besoffen aber ich unterstelle ihm automatisch, er tut es, wenn ich nicht dabei bin. Also sitze ich jetzt in einem Kaffee und warte, wann er sich meldet und bin komplett fertig. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

    Liebe Grüße
    Julia

    Zitat von Aurora

    Hallo Julia,

    wie ist es dir inzwischen ergangen?

    Viele Grüße
    Aurora

    Hallo Aurora,

    lieb, dass du nachfragst. Ich weiß nicht so recht. Mein Freund hat zwar nicht viel getrunken in der letzten Zeit aber er hat getrunken. Letzte Woche war er ein Bier trinken und ich bin innerlich sofort ausgeflippt, weil ich dachte, er wird wieder um die Häuser ziehen. Etwas aktiv tun in Richtung Therapie, macht er nicht. Ich spüre zwar, dass er sich zusammenreißt aber das ist nur temporär fürchte ich. Gleichzeitig will ich ihm auch nicht ständig mit dem Thema in den Ohren liegen und ihn zu einer Therapie animieren. Das muss von ihm selbst kommen. Mich ganz entspannen wenn ich ohne ihn bin, kann ich nie, weil ich eben sofort denke, er geht in die nächste Bar...

    Liebe Grüße
    Julia

    Hallo Elisabeth!

    Deine Beziehung erinnert mich etwas an meine. Ihr seid vermutlich schon länger zusammen, so, wie sich das anhört? Ich bin erst sein über einem Jahr mit meinem Freund zusammen. Wir haben von Anfang an wahnsinnig viel erlebt und sind durch sehr schwere Zeiten gegangen, geballt in einem Jahr. Er ist ein wunderbarer, hochsensibler, unsicherer Mensch, der voller Liebe aber auch voller Angst ist. Er hat, wie ich, Vertrauensdefizite, deshalb kann ich viel verstehen. Auch mir fällt es sehr schwer, mich auf jemanden einzulassen.

    Das soll keine Entschuldigung fürs Saufen sein. Was ich damit sagen will ist, dass ich verstehe, wenn man jemanden nicht aufgeben will, weil man weiß und sieht, was eigentlich für Potenzial in ihm und in der Beziehung steckt, man aber dafür viele Hürden überwinden muss. Bloß frage ich mich in letzter Zeit immer öfter, wie weit kann oder soll man gehen und wie viel einstecken, um etwas zu erreichen?

    Auch ein Roman... :)

    Liebe Grüße
    Julia

    Hallo Morgenrot!

    Danke für deine Nachricht. Er hat am Montag einen Termin beim Therapeuten, wo er auch nach seinen Möglichkeiten in Bezug auf Hilfe gegen den Alkoholismus fragen will. Ich weiß nicht, wie ernst es ihm ist bzw. ob er das Ausmaß der Erkrankung oder dass es überhaupt eine Erkrankung ist, versteht. Wir haben zwar viel und lange darüber geredet aber ich glaube, er denkt, er kann das relativ schnell in den Griff bekommen und danach auf ein paar Bier mit Freunden gehen und gut ist.

    Ich bin realistisch, was die Situation angeht, habe keine rosarote Brille und deshalb möchte ich auch ehrliche und offene Antworten bzw. Statements hier. Am Trinken gibt er mir nicht die Schuld. Sein Alkoholismus hat in seiner Ehe begonnen, als die Probleme eingesetzt haben. Er gibt eigentlich niemandem die Schuld, außer sich selbst und ist sein größter Feind.

    Ich weiß, dass er das selbst wollen muss aber ich will ihn nicht im Stich lassen, weil ich weiß, dass dann etwas passiert...

    Allerdings möchte ich mich auch distanzieren und nicht ständig daran denken, was er gerade macht. Ich selbst habe auch mit einer Therapie begonnen, weil ich diesen Stress nicht mehr ertrage.

    Danke für den Austausch, das hilft ungemein!

    Hallo!

    Ich bin noch sehr kurz dabei und möchte gerne Erfahrungen und Tipps zum Thema "Angehörige von Alkoholikern" austauschen bzw. bekommen. Mein Freund und ich sind seit über einem Jahr zusammen und er ist Alkoholiker. Vor kurzem hat er gesagt, er will aufhören, meint es ernst und will in eine Therapie gehen.

    Er hält sich zurzeit mit dem Trinken zurück, trinkt nichts und hat mir stolz erzählt, dass er auf seiner Dienstreise die Möglichkeit gehabt hätte Alkohol zu trinken, es aber nicht getan hat. Dazu muss ich sagen, dass er dort alleine, also ohne seiner Kollegen war und ich vermute, dass er deshalb nichts getrunken hat. Wenn seine Kollegen dabei sind, sieht die Sache ganz anders aus, da kann er nicht nein sagen.

    Meine Ängste sind zu einem permanenten Stressfaktor geworden. Immer, wenn sich das Wochenende nähert, habe ich Panik, dass er ausgehen will und sich betrinkt oder dass etwas stressiges oder unerwartetes passiert, z.B. in seinem Job und er einen schlechten Tag hat und sich in die nächste Bar setzt. Ich möchte an ihn glauben und ihm die Chance geben, es durch zuziehen und ihm beistehen aber ich habe diese ständigen Ängste, dass er versagt. Hat jemand Erfahrungen damit und wenn ja, habt ihr vielleicht Tipps, wie man dem vorbeugen bzw. damit umgehen kann?

    Vielen Dank!
    Julia

    Hallo Aurora!

    Danke für deine Antwort. Ja ich weiß noch sehr gut, was ich gerne gemacht habe. Leider habe ich zurzeit absolut keine Energie diesen Dingen nachzugehen, weil ich so unglaublich viel Energie in diese Beziehung hineinstecke, dass es mich komplett auslaugt.

    Aber dein Hinweis, dass es ja nicht den ganzen Tag dauern muss, ist hilfreich. Ich lege eine Sendepause mit ihm ein und versuche mich auf mich selbst zu fokussieren. Das ist unheimlich schwer, weil ich die ganze Zeit denke "Was macht er", "War er trinken?", "Wieso meldet er sich nicht?". Aber ich versuche diese Gedanken beiseite zu schieben so gut es geht.

    Auch dir ein schönes Wochenende und liebe Grüße! :D

    Hi portugalbaby! Deine Geschichte ist sehr interessant weil sie mich an meine erinnert oder zumindest an Teile davon. Mein Freund und ich sind erst seit einem Jahr zusammen aber er hat erst letzte Woche eingesehen, dass er ein Problem hat und eine Therapie machen will. Der Termin ist erst in 2 Wochen.

    Ich bin mir nicht sicher, ob er wegen mir oder wegen sich selbst zum Trinken aufhören will. Ich versuche an diesen Punkt zu kommen, wo ich nicht mehr mit ihm kämpfe und ihn ständig kontrolliere aber ich schaffe das nicht. Ich will natürlich, dass er wegen sich selbst aufhört. Noch dazu hat er 4 Kinder aus seiner Ehe. Ich habe mich in diesem Forum angemeldet weil ich endlich aus meiner Co-Abhängigkeit rauskommen will aber nicht weiß, wie. Ich denke an Trennung aber gleichzeitig liebe ich ihn und weiß, dass er es alleine nicht schafft.

    Ich bin mir nicht sicher, ob mein Tiefpunkt nicht längst erreicht ist, ich aber dennoch weitermache in der Hoffnung, es wird sich etwas ändern.

    Ich bin seit einem Jahr mit einem Alkoholiker zusammen. Ich habe zahlreiche physische und psychische Probleme entwickelt, mich komplett verändert, jegliche Lebensfreude verloren und mache nicht mehr, das mir je Spaß gemacht hat. Ich bin komplett auf ihn und seine Sucht fokussiert. Er hat letzte Woche gesagt, er will aufhören und eine Therapie machen. Der Termin beim Therapeuten steht. Ich habe Angst, dass das alles nur eine Illusion ist, der ich nachlaufe. Ich bin extrem verzweifelt.