Hallo Cadda,
danke für deine Antwort… ich finde es bemerkenswert, wie ausführlich du auf so viele Beiträge hier antwortest… mir macht es Mut und es liest sich gut (vielleicht solltest du mal einen Selbsthilferatgeber schreiben ).
Habe auch deinen Thread „Hintertürchen...“ gelesen und gerade in den ersten 3 Monaten deiner Einträge hab ich mich an sooo vielen Stellen wiedererkannt (sowohl in der Trinkzeit, als auch am Anfang der Abstinenz…).
Ja, putzen oder Sachen sortieren oder was reparieren und handwerkeln… ohne Alk bisher ein No-go… ich hab nie gern gekocht, aber wenn mal, dann natürlich auch mit der Flasche Wein nebendran (die ist allerdings immer ohne Umweg über das Essen in mir gelandet ). Aber du hast vollkommen Recht: alles wäre gut, wenn es bei einem Glas geblieben wäre bzw bleiben würde… aber das schaffen wir ja nicht… aus einem Glas würden 2 werden usw… Genauso ist es mit dem besonderen Anlass, ich würde mich wahrscheinlich selbst bis zum geht nicht mehr beschei…en… vielleicht nicht gleich zu Anfang, aber immer ein bisschen mehr, bis ich irgendwann wieder da bin, wo ich war… und das ist nun wirklich nicht mein Ziel. Vielleicht würde ich es ja tatsächlich eine Zeit lang schaffen, nach 1-2 Glas Wein „den Abend ausklingen zu lassen“; aber ich vermute, dass dies ein sehr hohes Maß an Disziplin erfordern und enorm viel mentale Energie kosten würde… weil ich mich dann dauernd mit dem Thema beschäftigen müsste… Seelenstress, der den Genuss sicher nicht aufwiegt.
Was mich gerade auch ziemlich bedrückt ist der Umstand, dass meine Stimmung so einen riesigen Einfluss auf meine Arbeit hat. Bin ich gut zufrieden und „in meiner Mitte“, dann läuft es wie von selbst… die Arbeit fällt mir ganz leicht, macht Spaß, ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Wenn die Stimmung aber so ist, wie in der Trinkzeit, dann stell ich alles in Frage, bin ungeduldig, alles Mist, ich kann das alles nicht… und will ich es überhaupt? Aber wo ist die Alternative, andere Jobs sind auch nicht besser (weil ich ja weiß, dass ICH das Problem bin und nicht diese oder jene Arbeit)… Die schwermütige Stimmung der letzten Tage wirft dann gleich wieder diese ganzen Fragen auf, das stresst mich echt… und nagt am Selbstwertgefühl :(.
… den Gedanken zu Ende denken… das krieg ich im Moment irgendwie (noch) nicht hin… ich wünsche mir diesen entspannten, gut gelaunten Zustand nach 1-2 Glas Wein… den Teil mit dem Trinken überspringe ich in meinen Gedanken zwangsläufig, weil das keine Option ist… es ist einfach die Sehnsucht nach dem „alles-ist-gut“-Gefühl… die miesen Katertage hat mein Suchtgedächtnis (ich nenn es „Säuferteufel“) schon ins Archiv verschoben; aber ich kann sie aus meinem Tagebuch wieder zum Leben erwecken, mehr als reichlich… (Habe auch das Buch ALK wieder rausgekramt und lese es nun ein zweites (oder drittes?) Mal…) Bin mir gerade nicht sicher, ob es gut ist, sich so viel mit dem Thema auseinanderzusetzen… aber wenn ich es nicht tue, habe ich die Sorge, dass ich dann schleichend wieder zurückgleite…
Du und auch einige Andere haben beschrieben, wie sie von Freunden oder Familie auf die Sucht angesprochen wurden… und diese nach dem Ausstieg dann auch als Unterstützer im Rücken hatten… Mich hat (leider?) niemand darauf angesprochen, weil ich es so gut verheimlicht habe. Vielleicht hat mal jemand gedacht „Hoppla, die verträgt ja ordentlich was“… aber ich glaube nicht, dass irgendwer die Tragweite meines Problems erkannt hat. Und so fällt es mir jetzt auch schwer, mein Umfeld in Boot zu holen. Es wäre für mich leichter zu sagen „ihr hattet Recht, ich hab ein Alkoholproblem, aber ich werde es jetzt lösen“… bei mir würden jetzt die meisten aus allen Wolken fallen… und mich wahrscheinlich für hysterisch halten. Mit meiner Trinkstatistik als Beweis will ich aber nun auch nicht hausieren gehen… Letzte Woche hab ich es meinem Bruder „gebeichtet“, habe ihm gesagt „Ich bin Alkoholikerin“… er hat es erst verharmlost und abgetan; nach seinem Verständnis wohnt ein Alkoholiker normalerweise als Penner auf ner Parkbank… Als ich von meinen Alkmengen berichtet habe, hat er es aber glaub ich verstanden…
@Hull
Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich so viele Menschen den Missbrauch nicht erkennen… ich kenne einige, die zwar wissen, dass sie mehr trinken, als gesund für sie ist… aber sie denken nicht weiter, denn dann müssten sie Konsequenzen ziehen und Entscheidungen treffen… und den Schritt wollen viele nicht gehen (ich ja im Übrigen auch lange nicht). Ich für meinen Teil will VORWÄRTS… im Idealfall ohne „zwischen-rückwärts“…
Puh, ziemlich viel Text geworden… mir geht aber auch so viel durch den Kopf, was ich nicht so einfach wegsortiert kriege…
Wäre jetzt gerne auf ner einsamen Insel...
Die Feldmaus