Hintertürchen geschlossen... Auf gehts nach vorne!

  • Juhu, mein PC ist fertig. Jetzt, wo ich mit dem Schreiben eigentlich auch fertig bin, denn eigentlich fällt mir nicht mehr so viel ein, glaub ich....

    Ich mag es ja kaum schreiben, aber ich glaube, so ganz langsam mache ich ein paar kleine Fortschritte, was meine Geduld mit meinen Kindern angeht. Aber wirklich nur kleine Fortschritte :) Ich bin ja leider immer recht schnell auf 180. Wenn sie sich streiten, hab ich sofort Puls. Wenn sie nicht in die Gänge kommen, obwohl ich gesagt habe, geht los jetzt... Puls! Ich war schon immer so und neige dazu, etwas zu streng zu sein. Total verrückt eigentlich. Ich habe so vieles schleifen lassen, weil ich viel zu oft viel zu viel getrunken habe und wenn ich dann wollte, dass es alles seine Richtigkeit hat, dann musste es 100 prozentig sein. Oft vergesse ich, dass ich da Kinder vor mir habe und keine Erwachsenen. Ich möchte immer am liebsten das alles klappt und lasse selten 5 gerade sein. Was für ein Widerspruch zu meinem Saufverhalten. Ich selbst habe mich benommen wie die Axt im Wald und die Kinder sollten funktionieren. Ich könnte mich dafür ohrfeigen. Jedenfalls arbeite ich daran, dass ich da lockerer werde und das hat auch schon ganz gut geklappt, denke ich. Aber dass ich halt schnell genervt bin, das nervt mich :mrgreen:

    Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Kinder und wir verbringen auch viel Zeit zusammen, jetzt wo ich nicht mehr trinke, vor allem. Ich habe wieder Spaß an Unternehmungen und versuche natürlich auch besonders intensiv Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich hab ja im Grunde genommen leider viel verpasst :cry: Durch das ständige Trinken und Feiern hab ich doch die wirklich wichtigen Dinge nur NEBENBEI gemacht und mitbekommen. Schlimm. Diese Zeit kann mir keiner zurück geben. Da hilft jetzt auch kein Jammern. Jedenfalls versuche ich das Beste daraus zu machen, indem ich jetzt natürlich gern alles richtig machen möchte. Da steht mir meine Ungeduld und Aggressivität oft im Weg. Aggressiv, das hört sich jetzt so gewalttätig an, aber ich meine damit einfach dieses schnelle innerlich aggressive. Ich bin wie gesagt schnell auf 180 und werde dann laut und das gefällt mir überhaupt nicht. Das hat mir schon immer Probleme bereitet, denn man macht es nicht besser. Klar weiß ich, dass es auch schwer ist, wenn ein vorpubertierender Bengel respektlos ist, da ruhig zu bleiben. Aber ich bin halt auch bei Kleinigkeiten schnell gereizt. Das hat sich natürlich Jahre lang übertragen und so sind wir eben ALLE schnell außer Rand und Band :lol:
    Ich bin halt sehr bemüht, da etwas Ruhe reinzubringen. Erst einmal in mich selbst, damit ich das dann auch übertragen kann. Man sagt mir ansonsten immer nach, dass ich sachlich und diplomatisch bin. Aber es gibt manche Dinge, da werde ich bekloppt und das ärgert mich im Nachhinein, weil es im Grunde genommen absolut überhaupt nicht weiter hilft. Es bringt einen nicht nach vorne. In manchen Dingen liegt eben in der Ruhe die Kraft und das fällt mir ziemlich schwer.
    Aaaaaaber wie gesagt: So ganz langsam habe ich das Gefühl, dass es mir in einigen Situationen gelingt, wo es mir sonst nicht gelungen wäre. Es geht in kleinen Schritten vorwärts, das merke ich. Jedenfalls ist die Grundstimmung zu Hause wesentlich entspannter. Es ist noch ausbaufähig, keine Frage :D Aber es tut sich etwas...

    Mir fällt gerade auf... Wenn es hier irgendjemanden aus meiner realen SHG geben sollte, der oder die hier mitliest, dann bin ich quasi enttarnt, weil ich da oben so genau berichtet habe :D Aber gut... dann ist das so. Ich schreib hier drinnen genau so, wie ich es auch draussen erzählen würde und von daher geht das schon in Ordnung. Ich finde nämlich, dass manche Dinge ganz gut im offenen Bereich aufgehoben sind, weil ich durch das jahrelange Lesen der Berichte im offenen Bereich schon mal in der Theorie angefangen hatte, trocken zu werden. Vielleicht geht es ja noch jemanden so da draussen.

    Wenn also jemand kurz davor ist, den letzten Schritt in die Trockenheit zu gehen: Auf geht's!! Ab in die Freiheit....

    So, das war es jetzt erst einmal von mir. Jetzt muss ich mich mal langsam für die Arbeit fertig machen. Ich freue mich auf den Tag heute! Seid alle lieb gegrüßt und ein schönes Wochenende schon einmal :)

  • Moin Cadda,

    immer wieder schön, deine Beiträge zu lesen... obwohl es nur Buchstaben auf dem Monitor sind und die "reale" Person dazu mit Mimik, Gestik, Stimme fehlt, strahlen sie so viel Optimissmus und Kraft aus... mich motiviert das :)

    Freut mich, dass du dich durch den Jobwechsel weiter verbessern konntest. Ich finde, das klingt überhaupt nicht arrogant, sondern selbstbewusst und du hast ja auch allen Grund, stolz darauf zu sein! Das Thema hat mich diese Jahr auch "erwischt", allerdings in gegenteiliger Konstellation; ich war in meinem alten Job totunglücklich... erst unterfordert, dann nach Abteilungswechsel überfordert... habe die ganzen schlechten Gefühle und Hoffnungslosigkeit mit Alk betäubt, was alles natürlich noch schlimmer gemacht und mich gelähmt hat. Trotz dieses Zustandes hab ich das Steuer rumgerissen, mich beworben und den neuen Job bekommen... war total überrascht, dass die MICH genommen haben, aber auch glücklich über die neue Perspektive... Das Glück hat aber nur kurz gewährt, weil mein Selbstbewusstsein (und natürlich Konzentration, Authentizität, Stresstoleranz usw) durch den Alk total am Boden lagen. In diesem reduzierten Zustand hab ich mich unweigerlich auch gleich wieder überfordert gefühlt, war verzweifelt, weil ich da weg wollte, aber nicht wusste wohin... Seitdem ich trocken bin (heute genau 4 Wochen :D) hat sich das Blatt gewendet... zwar nicht um 180°, aber doch sehr zum Positiven! Ich bin viel ausgeglichener und zufriedener und traue mir mehr zu und das überträgt sich natürlich auf meine Arbeit :). Aber der bessere/einfachere Weg ist es sicher in deiner Reihenfolge: erst stabilisieren, dann auf zu neuen Ufern.

    Zum Thema "Gedanken weiter denken", hatte ich glaub ich schonmal geschrieben, dass das bei mir nicht funktioniert, weil ich nicht auf Peinlichkeiten und schlimme Abstürze zurückgreifen kann; meine "Qualen" (deppressive Stimmung, Kater, Angst vor Entdeckung, Antriebslosigkeit, Interessenverlust etc.) haben sich schleichend entwickelt und waren nicht so intensiv, dass ich sie mir jetzt noch abschreckend ins "Gefühl" rufen kann (ist vielleicht auch ein Akt der Verdrängung?). Mir hilft es aber, in meinem Tagebuch zu lesen... die Einträge wiederholen sich immer und immer wieder und sind so traurig und hoffnungslos... und so kommen auch die passenden Gefühle und Erinnerungen dazu wieder hoch. (Bisher war ich glücklicherweise noch nicht in der Situation, es zu brauchen, aber wer weiß schon, ob das so bleibt...)

    Zu guter Letzt: Ungeduld und (innerliche) Aggression sind mir auch gut bekannt... von der Veranlagung her und durch Alk potenziert... und wenn es die eigene Familie betrifft erst recht :roll:. Ein spontaner Gedanke beim Lesen deiner Zeilen war, ob dir eine Erziehungsberatung oder Antiaggressiontraining helfen würden... ich könnte mir vorstellen, dass man dort Strategien an die Hand bekommt, um sich besser zu reflektieren und die unerwünschten Emotionen in konstruktivere Bahnen zu lenken?

    So, auf in einen herrlichen, nüchternen, sonnigen Tag :D

    Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!
    die Feldmaus

  • Guten Morgen zusammen :)


    Erst einmal vorweg: Vielen Dank, Feldmaus, für Deinen Eintrag. Ich ärgere mich gerade, dass ich darauf gar nicht direkt reagiert habe.


    Mir geht es sehr gut. Es läuft im Moment ein bisschen besser, was meine schnelle Wut angeht. Ich habe tatsächlich auch schon mal über eine Erziehungsberatung nachgedacht. Wobei ich vor ein paar Jährchen schon einmal dort war und auch in meiner ambulanten Therapie geht es nicht nur um das Thema Alkohol, sondern auch alles drum herum, also auch das. Im Grunde genommen stelle ich immer wieder fest, dass ich in der Theorie eigentlich weiß, wie ich reagieren SOLLTE und so, wie ich es handhaben MÖCHTE, wird mir bestätigt, dass es richtig ist. Es hapert lediglich an der Umsetzung, wenn ich völlig genervt bin. Ich kann einfach schlecht mit solchen Situationen umgehen, wo sich meine beiden z. B. wegen jeder Kleinigkeit streiten oder der Große auf die normalsten Ansagen völlig genervt und somit respektlos reagiert. Ich weiß, dass das zum Teil normal ist und kann mich trotzdem schwer beherrschen. Ich möchte ja auch gar nicht immer nur die Ruhe in Person sein, das wäre nicht ich. Es ist nun einmal so, dass ich temperamentvoll bin und meine Meinung sofort raushaue, wenn mir was nicht gefällt. So kennen sie mich und das ist auch ok. Aber es gibt so Momente, da werde ich innerlich so aggressiv, dass ich wirklich alles auseinander nehmen könnte. Naja, wie gesagt. Ich arbeite daran. Meine Therapeutin meinte auch, das geht eben nicht von heute auf morgen. Ich habe das Verständnis, wie es laufen sollte und kann die Umsetzung nicht von heute auf morgen von mir selbst erwarten.

    Die Arbeit macht mir immer noch Spaß, ich bin total froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Es ist zwar zeitintensiver und es ist mehr Verantwortung, als vorher, aber das ist ok so. Es gelingt mir ganz gut. Ansonsten genieße ich momentan in vollen Zügen da Alleinsein. Also nicht direkt allein, ich hab ja meine Kinder, meine Familie und Freunde, aber speziell das Single-Leben :D
    Ich hatte mich ja nach meiner gescheiterten, langjährigen Beziehung mit dem Schritt ins trockene Leben nach und nach gelöst und wollte dann erstmal meine Ruhe, aber ich hatte mich dann für ein halbes Jahr mit jemanden getroffen und wir waren auch die Zeit über zusammen, aber das ist mir alles zu anstrengend gewesen, wenn ich ehrlich bin. Es hat mir irgendwie noch mehr Stress bereitet, obwohl ich ja ohnehin so schnell auf 180 bin. Ich möchte hier jetzt nicht näher drauf eingehen, das möchte ich dann doch lieber im geschlossenen Bereich, aber kurz gesagt: Ich hätte abdrehen können über manche Dinge, wie dieser Mann mit so manchen alltäglichen Dingen umgegangen ist. War gar nicht meins und letztendlich war ich froh, als sich das ganze dann wieder erledigt hatte :lol:

    Ich sehe es trotzdem nicht als sinnlos an. Vielleicht ist es etwas gemein, aber dadurch, dass ich ein paar Monate ziemlich verschossen in ihn war, konnte ich mich etwas besser von meinem Ex-Partner abnabeln. Das war ja im Grunde genommen nie mein Wunsch, ich hatte ja schon im Co-Bereich darüber berichtet (bin jetzt nicht sicher, ob im offenen oder geschlossenen Bereich), dass ich eigentlich gern an dieser Beziehung festgehalten hätte. Aber mit meinem Schritt ins trockene Leben blieb mir nichts anderes übrig, als diese Beziehung hinter mir zu lassen, denn er trinkt nach wie vor und zwar mindestens genau so viel, wie ich damals. Also blieb nur die Möglichkeit, dass er entweder meinen Weg mit geht oder sich unsere Wege trennen....

  • Da mein PC mir schon voraussagt, dass der Akku gleich leer ist, habe ich vorsorglich mal abgeschickt :)
    Nun ja, ich bin eh etwas abgewichen und bevor ich mich verzettele, mache ich es mal etwas kürzer: Der große Liebeskummer über meine gescheiterte Beziehung ist ganz gut verarbeitet. Mein voreiliger Versuch mit einer neuen Partnerschaft ist gescheitert und ich war froh, als ich das klärende Gespräch hinter mir hatte und nun hat das zur Folge, dass ich mein Single-Leben in vollen Zügen genießen kann. Wie gesagt, vom Liebeskummer befreit und nochmal schnell hinterher erlebt, auf welchen Stress ich definitiv KEIN Bock habe und somit weiß ich nun gut zu schätzen, wie schön es doch sein kann, wenn man alles genau so machen kann, wie man es selbst will, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben oder irgendwie zu denken "ich müsste jetzt mal das oder das". Nö! Ich mach einfach nur noch das, was ICH will bzw. was meinen beiden Jungs gut tut. Zu schön!

    Sicherlich wird es auch wieder andere Zeiten geben, ich will ja nicht bis an mein Lebensende allein leben, aber erst einmal werde ich diese Zeit so was von genießen, da macht ihr Euch gar kein Bild von.... 8)

  • Hallo zusammen,

    ich hab in letzter Zeit etwas mehr Zeit, im Forum zu schreiben. Naja, was heißt mehr Zeit? Ich versuche mir die Zeit irgendwie anders einzuteilen, weil es mir gut tut, einfach nur mal auf dem Sofa zu sitzen und zu lesen/schreiben. Anders herum sehe ich auch zu, dass ich in meiner Freizeit nicht ZU viel drinnen bin, sondern auch draussen das Wetter genieße. Jetzt, wo es wieder kühler ist, macht es auch wieder mehr Spaß, spazieren- oder laufen zu gehen und das tut mir und meiner Seele auch sehr gut.

    Meine Arbeit gefällt mir wirklich gut und das finde ich überaus wichtig, denn man verbringt schließlich viel Zeit in seinem Leben auf der Arbeit :D
    Ich muss mich manchmal allerdings ziemlich um mich selbst drehen, alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Ich arbeite ja nicht ganz Vollzeit, sondern "nur" 30 Stunden in der Woche, aber ich muss gestehen, dass mir das auch völlig ausreicht, da meine Kinder noch in einem Alter sind, wo sie noch viel Zeit von mir benötigen. Sie sind wirklich selbständig erzogen, aber man muss eben doch ein Auge drauf haben, ob in der Schule alles läuft, Hausaufgaben immer gemacht sind, für Arbeiten lernen. Naja, das Übliche halt. Fußballtraining und am Wochenende finden die Spiele statt. Im Großen und Ganzen gelingt es mir aber ganz gut, alles unter einen Hut zu bekommen, denke ich.

    Ich bin immer noch jeden Tag dankbar und glücklich, dass ich nichts mehr trinke. Geht das eigentlich irgendwann einmal vorbei? Ich meine, das muss es nicht, ich finde das Gefühl schön, mich immer wieder daran zu erinnern, wie viel besser es jetzt ist.
    Ich habe gerade in der letzten Zeit auch immer mal wieder vor Augen geführt bekommen, wie schlimm diese Krankheit wirklich ist. Wir haben einen in der realen SHG, der wirklich so was von stabil und motiviert wirkt. Man merkt ihm einfach an, wie sehr er vom Trinken weg möchte und er schafft es einfach nicht. Alle paar Wochen erlebt er einen Rückfall und ist dann völlig fertig mit sich selbst und mit seinen Nerven. Er rappelt sich immer wieder auf, erscheint wieder in der Gruppe (seit der Gruppe sind 2 Rückfälle passiert) und jedes Mal war der Gang für ihn schwerer, wieder da zu stehen und wieder zu sagen "JETZT will ich es wirklich JETZT hat es geklickt).
    Was ich so erschreckend finde ist, dass er bereits schon mal eineinhalb Jahr nichts getrunken hat und doch eigentlich weiß, wie schön es sich anfühlt, nichts zu trinken. Und was ich noch erschreckender finde ist, dass er derjenige ist, bei dem ich vom Auftreten und vom Reden her am wenigsten gedacht hätte, dass er gefährdet ist. Nicht, weil er so stark rüber kommen will. Da gibt es ja einige, die denken, ihnen könnte nie etwas passieren (wo wir beim Thema "Schwäche zeigen" sind). Er kam wirklich immer realistisch vor. So klar in seinen Gedanken. Er hat so sinnvolle Sachen von sich gegeben, die selbst mir irgendwie gezeigt haben "der macht sich Gedanken, der will es ganz, ganz ehrlich". Und Schwups. Wieder rückfällig. Das tut mir immer sehr leid. Aber es hilft auch, einem selbst bewusst zu machen, wie tückisch diese Krankheit ist und dass man sich nie zu sicher fühlen sollte.

    Dann war noch eine Begegnung, die mich persönlich in meiner Gefühlswelt weitergebracht hat. Ich habe ja berichtet, dass ich einige Jahre mit meinem Ex-Partner zusammen war. Die Beziehung endete, als ich aufhörte zu trinken und er weitertrank, obwohl er es mindestens genau so nötig gehabt hätte, aufzuhören. Ich habe im geschlossenen Bereich näher darüber berichtet, im Co.-Bereich. Denn obwohl ich selbst getrunken habe und von dieser Krankheit betroffen bin, fühlte ich mich in dieser Beziehung deutlich Co.-abhängig. Ich hab gelogen für ihn, was das Zeug hält. Hab gehofft, immer wieder darauf vertraut, das alles gut wird und habe mir Sachen von ihm gefallen lassen, wo ich mich heute ohrfeigen könnte. Viel früher hätte ich mit meinen Kindern dort weggehen müssen, aber ich hab immer wieder gehofft, dass er aufhört. Hab mich über lange Zeit auf seine Lauen eingerichtet und versucht, ihm alles Recht zu machen, damit wir bloß alle nicht die Wut und den Frust abbekommen, wenn es mal nicht so läuft. Gründe gab es immer zu trinken. Entweder, weil alles so gut lief (Belohnung) oder aber, weil alles so schlecht lief (Frustbewältigung).

    Nun ja, ich will gar nicht so weit ausholen, aber ich erwische mich immer noch dabei, wie sehr ich darauf achte, was er macht und wie bei ihm der Stand der Dinge ist. Wir sind fast ein Jahr auseinander und ich habe auch äußerst selten mal Kontakt und wenn, dann auch sehr oberflächlich. Aber ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich mich innerlich fast freue, wenn ich mal höre, dass bei ihm etwas gründlich schief gelaufen ist, weil er gesoffen hat. Ich komme mir dann wirklich ätzend vor, denn im Grunde genommen empfinde ich tiefes Mitleid für ihn. Aber ich konnte es nie hören, wenn er betont hat, wie toll alles läuft, seit dem wir nicht mehr zusammen sind und wie wahnsinnig gut er alles im Griff hat. Von sämtlichen, anderen Seiten höre ich dann, dass er kurz davor ist, beruflich am Ende zu sein und manchmal Tage lang sturzbetrunken ist. Und ich? Ich hatte lange Zeit nach der Trennung noch ein beklemmendes Gefühl, hab ihn teilweise immer noch in Schutz genommen und hatte das Bedürfnis, ihm zu helfen, irgend etwas zu tun. Und jetzt? Sollte es mir eigentlich völlig egal sein, aber es schwankt um, das Gefühl. Ich habe inzwischen so eine Art Genugtuung, wenn ich höre, dass er wieder mal irgendwas gegen die Wand gefahren hat. Dann denke ich "selbst Schuld, Du hättest den Weg ja mitgehen können".
    Ich hab ihn neulich auf einer öffentlichen Veranstaltung getroffen. Er kam in die Runde, wo ich mit meinen Freunden stand und wollte kurz Hallo sagen. Hat er auch gemacht. Und nebenbei erwähnt, wie toll er in der letzten Zeit alles im Griff hat und dass er ja zu Hause sooooo viel geschafft hätte. Wir haben ihn alle angesehen und dasselbe gedacht. Nämlich, dass er das nur tut, um davon abzulenken, wie es wirklich aussieht. Denn es hatte im Grunde genommen niemand gefragt, wie es ihn so geht und ob alles gut bei ihm läuft. Er hat einfach das Bedürfnis, nach außen zu wirken, als sei alles gut. Das kommt mir bekannt vor. Ich selbst war ja auch so. Und deshalb weiß ich auch, dass es oftmals so ist: Je weiter der Hahn aufgerissen wird, umso weniger steckt dahinter. Lang und breit hat er die kleinsten Sachen ausgebreitet, wie toll es ist und wie gut er das schafft. Und während er so erzählt hat, hab ich seine Alkoholfahne gerochen und ihm angemerkt, dass er schon mächtig einen sitzen hat, obwohl die Veranstaltung gerade erst losgegangen war.
    Ich habe mit meinen Kindern meine Wurst gegessen, ne Fanta getrunken und habe mich dann wieder vom Acker gemacht. Als ich dann zu Hause war hatte ich dieses Gefühl, wo ich dachte "Schönes Ding! Du wirst noch sehen, wo Dich das alles hinführt". Aber jetzt, wo ich das schreibe, finde ich mich hässlich in meinen Gedanken und habe wieder Mitleid. Weil er im Grunde genommen ja nichts dafür kann. So tickt man nun einmal, wenn man säuft. Aber anders herum: Er hätte ja mitziehen können.

    Warum ich das alles aufgeschrieben habe? Weil mir diese Begegnung einfach noch einmal aufgezeigt hat, wie SEHR ich froh bin, aus dieser Beziehung raus zu sein. Und wie SEHR ich froh bin, nicht mehr diejenige zu sein, die auf einer Dorfveranstaltung schon zu Beginn mit einer Fahne die Leute zudröhnt, wie toll alles läuft.

    Ansonsten freue ich mich wahnsinnig auf das Forum-Treffen. Ich muss gleich zur Arbeit und werde erst gegen 20.00 zurück sein. Dann werde ich bereits meinen Koffer packen und alle Taschen für die Kinder (Schlaf- und Sportsachen), damit ich morgen schon den Kopf davon frei habe und direkt nach der Arbeit los kann. Ich freue mich schon auf die Fahrt, bei lauter Musik einfach mal die Gedanken schweifen zu lassen.

    Wir werden vom Treffen berichten und bis dahin wünsche ich schon einmal etwas verfrüht, allen ein schönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Cadda

  • Hallo Cadda,

    ich danke Dir, dass Du uns an Deinem Leben teilhaben lässt.
    Manche Dinge kommen mir bekannt vor, bei anderen könnte ich nicht mitreden.
    Ähnlich wie Du habe ich im Beruf auch meine Stunden auf 28 pro Woche reduziert.
    Das schafft mir mehr Zeit für meine Hobbies und für mich.
    Viel Spaß beim Treffen.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo zusammen,

    das Wochenende hat mir sehr gut gefallen. Inzwischen sind wohl auch alle wieder zu Hause angekommen. Näheres noch im geschlossenen Bereich.

    Mir geht es insgesamt gut. Ich beschäftige mich zur Zeit viel mit dem Thema Alkohol, dadurch, dass ich viel über die Geschichten der Einzelnen nachdenke. Gerade am Wochenende wurde mir auch wieder vor Augen geführt, dass diese Krankheit überall bei den unterschiedlichsten Menschen zuschlagen kann. Alle, die ich nun persönlich kennen gelernt habe, trinken nicht und sind so nett und vernünftig in ihrem Denken. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass sie auch in ihrem Leben diesem Teufelszeug verfallen waren.

    Ich finde, dass viele Alkoholiker, die sich zur Abstinenz entschieden haben, irgendwie gedanklich sehr reif sind. Das sieht man ja auch hier im Forum. Es sind oftmals tiefsinnige Gedanken. Ob das wohl eine Voraussetzung ist, dass man überhaupt trocken werden oder bleiben kann? Es gibt so viele Menschen, die weder sich selbst- noch andere einschätzen oder reflektieren können. Es gibt so viele Menschen, die recht oberflächlich denken, ohne das böse zu meinen. Wenn solche Menschen in diese Krankheit rutschen, können sie dann da jemals wieder rauskommen? Ich glaube, das Trocken werden/bleiben setzt voraus, dass man eine gewisse Fähigkeit hat, sich tiefergehende Gedanken machen zu können und auch besondere Empfindungen zu haben.

    Ich weiß gar nicht genau, wie ich da jetzt drauf komme.

  • Liebe Cadda,

    darüber denke ich auch seit einiger Zeit nach. Selbstanalyse und ständiges Reflektieren waren und sind mir unglaublich hilfreich. Ohne hätte ich es vermutlich nicht im ersten Anlauf geschafft. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne gelingen kann.
    Ich glaube auch, dass man in der Lage sein muss, sich tiefergehende Gedanken zu machen und die eigene Gefühls- und Gedankenwelt zu reflektieren. Sonst hört man nur auf zu trinken und verändert sonst nichts. Und nur nichts trinken reicht nicht.

    Lieben Gruß,
    MieLa

  • Liebe Cadda,

    ich verfolge deinen Thread schon eine ganze Weile und habe immer sehr gerne bei dir im Thema gelesen.
    Das wollte ich einfach nur mal loswerden.
    Ich wünsche allen die das lesen einen schönen Abend.

  • Hallo,

    ich genieße gerade mein Wochenende.

    Gestern hab ich einen riesigen Topf Rotkohl vorgekocht. Hatte Kerzen an, dann der Geruch von diesem weihnachtlichen Essen (verbinde ich damit), Wochenendgefühl... früher hab ich bei solchen größeren Kochaktionen immer „gemütlich“ Wein gesoffen. Es dauerte gestern etwas, bis ich diese Gedanken los war, das nervt mich, dass es in diesen Situationen öfter ist. Ich meine, wenn ich solche Erinnerungen im Biergarten habe, kann ich nach Hause gehen und diesen vorerst meiden. Aber ich kann ja nun schlecht aufhören zu kochen :D

    Gestern Abend bin ich früh schlafen gegangen und heute Morgen dementsprechend früh wach gewesen, so gegen 5.30. Hab dann erst drinnen bisschen Sport gemacht, Kaffee getrunken und als die Sonne raus kam, bin ich in der Kälte ne Stunde joggen gewesen, das war echt herrlich!!

    Nun haben wir uns das auf dem Sofa gemütlich gemacht und später gibt’s Döner :)

    Ich wünsche allen einen schönen Sonntag

  • Hallo Cadda,

    Deine gute Stimmung tut gut.
    Dass Dich auch Rotkohlgeruch triggern kann, ist schon erstaunlich.
    Aber ich denke, dass sich unser Suchtgedächtnis durch all unsere Sinne "füttern" lässt.
    Manchmal sind es bei mir Szenen in einem Spielfilm, die das Denken starten können.
    Ich finde es jedoch gut, dass ich derzeit weitgehend verschont bleibe.

    Derzeit mache ich eine geplante Laufpause.
    Aber in ein paar Tagen geht es bei mir auch wieder los.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Cadda!

    Falls dich Kochen triggert, dann versuch es mal mit meiner Methode: Stell dich bereits vor dem Kochen mental darauf ein, dass sich das Suchtgedächtnis melden kann. Das macht es, weil Du früher beim Kochen getrunken hast. Diesen Zweiklang von Kochen und Wein gilt es zu durchbrechen. Sag dir einfach, dass Du nicht kochst, um zu saufen, sondern aus viel wichtigeren Gründen, nämlich die Familie satt zu bekommen und Dir das blöde Suchtgedächtnis mal kreuzweise den Buckel runter rutschen kann, denn es hat keine Macht mehr über dich. Immer wenn ich mich im Vorhinein auf einen heimtückischen Gruß vom Suchtgedächtnis vorbereitet habe, ließ es mich in Ruhe. Und mit der Zeit wirst Du hoffentlich merken, dass dein Hirn den Rotkohl nicht mehr mit Rotwein verknüpft.

    Vielleicht hilft dieses einfache Rezept.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Ja Correns, meine Stimmung ist wirklich gut zur Zeit. Dadurch bin ich auch motivierter, was die Bewegung angeht. Obwohl, vielleicht ist es auch umgekehrt :)

    Carl-Friedrich: Danke! So werde ich es nächstes Mal machen, denn ich falle öfter mal darauf rein. Nicht, wenn ich „normal“ Essen mache. Aber wenn es etwas Aufweniges ist, was ich abends in aller Ruhe mache, wenn ich so richtig Zeit habe. Auch eher in der dunklen Jahreszeit, wenn es gemütlich ist. Das war halt immer mein Ding, das Kochen da mit Wein zu verbinden. Der Einklang für ein Besäufnis. Zum Kotzen.

    Wie gesagt, ich werde nächstes Mal vorher meine Gedanken zusammen sammeln und mich darauf vorbereiten.

    Vielleicht stelle ich mir auch eine eiskalte, leckere Bionade hin, auf die ich mich dann freuen kann.

  • Hallo Cadda,

    Zitat

    Gestern hab ich einen riesigen Topf Rotkohl vorgekocht. Hatte Kerzen an, dann der Geruch von diesem weihnachtlichen Essen (verbinde ich damit), Wochenendgefühl... früher hab ich bei solchen größeren Kochaktionen immer „gemütlich“ Wein gesoffen. Es dauerte gestern etwas, bis ich diese Gedanken los war, das nervt mich, dass es in diesen Situationen öfter ist.

    Es hätte mich eher gewundert, wenn sich dabei das olle Suchtgedächtnis nicht gemeldet hätte :wink:
    Denn es schläft nur und der Rotkohl-Geruch samt Kerzen-Ambiente hat es aufgeweckt und dann braucht es ne Zeit, um wieder einzuschlummern.
    Ich persönlich springe übrigens auf Gerüche stärker an als auf alles andere.
    EIn bestimmter Geruch kann mich schlagartig wieder in meine Kindheit katapultieren, und ebenso in Saufzeiten.
    Bestimmte Musik wirkt ähnlich.
    Ich denke, dann müssen Veränderungen her, und oft kann man auch was verändern für sich selbst.
    Ich kann beispielsweise sofort den Radiosender wechseln oder kann bestimmte Orte verlassen, die mich triggern.
    Am besten geht man dort erst gar nicht hin, aber man weiß auch andererseits oftmals nicht, ob und was einen triggern könnte.
    Klar kann man bekannten Risikosituationen von vorn herein aus dem Weg gehen, aber mitunter erkennt man sie nicht vorher als solche.

    Speziell beim Kochen jetzt würde ich die Gesamtsituation verändern.
    Und vielleicht würde ich auch nie mehr Rotkohl kochen, zumal er eh nicht mein Gemüsefavorit ist. :lol:
    Spaß beiseite, ich koche bestimmte Sachen wirklich nicht mehr, weil sie mich triggern.
    Aber meine Güte, es gibt Milliarden von Rezepten, da halte ich doch nicht an einem zwanghaft fest.
    Die Kerzen hätte ich gleich weg geschafft nach dem Triggererlebnis.
    Und hätte überlegt, was ich sonst noch ändern könnte, damit sowas nicht wieder vorkommt.
    Und Ja, ich hätte mir auch was ausgedacht, womit ich mich beim oder nach dem Essen kochen hätte belohnen können.
    Bei mir wäre es so, das ich mir wohl einen leckeren Ostfriesen-Tee dazu gekocht hätte.
    Damit hätte ich gleich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen, ich hätte für Flüssigkeitszufuhr gesorgt und hätte etwas für mich gehabt, was
    ich sehr gern mag.

    Bionade mag ich allerdings auch sehr gern. :)
    Einige warnen ja vor der Flaschenform der Bionade, weil sie Bierpullen so ähnelt und wenn dann die Pulle noch beschlagen ist von der Kühlschrankkälte... dann ähnelt es noch mehr ner Bierflasche.
    Mich persönlich triggert das nicht, aber solche Sachen muss wohl jeder für sich selbst herausfinden.
    Triggert es, oder befürchtet man, das es triggern könnte, lässt man es eben besser sein.
    Es gibt für fast alles einen guten Ersatz, der dann genau so zufrieden machen kann.

    LG Sunshine

  • Hallo Cadda!

    Bei Rattenschwanz hast Du geschrieben:
    "...ja, ich sehe das wohl auch emotional. Vielleicht machen das aber noch genügend Andere und können so auch Verständnis aufbringen? Ich würde es sehr schade finden, Dich hier nicht mehr zu lesen."

    Danke für das Kompliment. Ich warte erst mal ab; jedoch geht meine Tendenz dahin, nicht in den anderen Teil des Forums zurückzukehren.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Auch hier im offenen Bereich nochmal ein Hallo,

    ich schreibe sonst sehr oft lieber hier im offenen Bereich, aber heute wollte ich mich lieber im geschlossenen Bereich auskotzen, weil ich mich beim Schreiben doch etwas in private Sachen verzettelt habe.

    Ich möchte trotzdem -auch hier- berichten, was ich aus dem heutigen (für mich beknackten) Tag mitnehmen konnte. Ich bin heute wegen einer privaten Geschichte traurig gewesen oder bin es noch. Wegen einer Person auf der Arbeit bin ich total wütend gewesen oder bin es noch. Ich bin traurig, wütend und durcheinander. Es gab Leute, die hätte ich heute gern zum Mond geschossen, über andere Dinge war ich traurig und enttäuscht und ich sitze hier total doof auf meinem Sofa rum und hätte Bock zu weinen, zu fluchen usw. Aber auf eines hätte ich trotz Allem keinen Bock: Auf Saufen.

    Und das wiederum freut mich und mit diesem Gedanken versuche ich den Tag nun demnächst friedlich abzuschließen.

  • Ansonsten habe ich sehr viel gelesen im Forum, es ist ja auch recht lebhaft zur Zeit. Ich habe das Bedürfnis, zu einigen Usern noch etwas zu schreiben. Ich werde mich am Wochenende mal an den PC setzen.

    Morgen noch bis Mittags. Dann hab ich Wochenende und darauf freue ich mich dieses Mal sehr: Aufs Faulenzen

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