Hallo Unvergoren,
herzlich Willkommen hier. Schön, dass du dein Leben ändern möchtest. Der erste Schritt ist geschafft. Super.
Ich möchte mit dir kurz meine Erfahrung aus den Anfängen meiner Abstinenz teilen. Nach einer Weile hatte ich mit ganz heftigem Suchtdruck zu tun. Und in dem Moment war es so, als wäre mein Gehirn komplett abgeschaltet worden. Ich war wirklich wie fremd gesteuert. Habe meine Jacke angezogen und wollte los um mir was zu besorgen, Das war an Silvester. Aber bis ich angezogen war, noch ein wenig in der Wohnung rum gelaufen bin etc, ließ der Druck wieder nach und ich habe mich darauf besonnen, dass ich mir die vier Monate ohne Alkohol doch jetzt nicht mit einem Schlag kaputt machen möchte. Hätte ich in dem Moment nur in den Keller laufen müssen, um mir Alkohol zu besorgen, ich dürfte heute wohl entweder einige Monate weniger auf meinem Trockenkonto verbuchen oder würde sogar noch trinken. Das Suchthirn kann sehr tückisch und mächtig werden. Bitte unterschätze das nicht. Vielleicht denkst du doch nochmal über deinen Weinkeller nach. Ich habe von Menschen gehört, die haben sogar Parfüm oder Desinfektionsmittel getrunken, nur um an Alkohol zu kommen.
Zu den Feiern am Jahresende: Weiss deine Familie um deine Krankheit? Und falls nicht, ist es für dich eine Option das offen zu kommunizieren? Ich bin immer sehr ehrlich damit umgegangen und meine Familie wusste vollumfänglich Bescheid. Und sie wussten auch von Anfang an, wenn es mir zu alkohollastig wird, bin ich weg. Zu meinem Selbstschutz. Das handhaben wir heute immer noch so. Zum einen, weil ich mich nicht gerne unter alkoholisierten Menschen aufhalte, zum anderen weiss ich, wie mächtig das Suchthirn sein kann. Ich springe nicht in ein Haifischbecken mit der Hoffnung, nicht gefressen zu werden.
Silvester war ich die letzten Jahre auch immer alleine. Da habe ich für mich immer was besonders schönes geplant. Ich bin z.B. ein kleiner TV-Junkie. Also sammle ich mir schon ein paar schöne Serien und Filme, die ich mir dann extra für diesen Tag aufhebe, auch wenn es mich vorher schon in den Fingern kribbelt.
Was mir gerade am Anfang geholfen hat war der Gedanke, nur heute trinke ich keinen Alkohol. Alles andere ist viel zu lang zur Planung. Aber heute kann ich ganz bewusst erfassen und planen. Diesen Nur-heute-Gedanken verfolge ich übrigens heute immer noch. Zwar nicht mehr direkt mit dem Trinken, aber mit vielen anderen Dingen die mich überfordern.
Ich wünsche dir ein gutes Ankommen hier im Forum.
Viele Grüße
Twizzler