Beiträge von Lunki

    Falls das jemanden interessiert, ich bin ab und zu noch hier und mittlerweile seit 8 Wochen abstinent. Anfangs hatte ich nie das Bedürfnis zu trinken, in letzter Zeit, blitzt aber schon mal kurz ein Gedanke auf, das es vielleicht schön wäre jetzt was zu trinken. Es hilft dann, mir vor Augen zu führen das ich, falls ich diesem Verlangen jetzt nachgebe, ganz schnell wieder da landen würde, wo ich mal war. Ich habe verstanden das eine Alkoholabhängigkeit ein chronischer Zustand ist, daran ändert auch eine (jahrelange) Abstinenz nichts. Die Orientierungsgruppe der örtlichen Suchthilfe ist für mich sehr hilfreich. Das Forum ist für mich dagegen keine große Hilfe gewesen, ich hatte eher das Gefühl, man steht am Neuling am Rand und es ist schwer in die bestehende Gemeinschaft einzudringen. Mag aber auch sein, das ich zu wenig Energie dafür aufgebracht habe, diesen Zustand zu ändern.

    Hallo Sunshine,

    vielen Dank für deine Zeilen an mich.

    Hatte in letzter Zeit irgendwie nicht so die Lust zu schreiben. Obwohl es mir schlecht geht. Das hat aber nix mit dem Trinken zu tun, das klappt nach wie vor gut, also nicht zu trinken. Sind heute 4 Wochen, was natürlich nix ist, aber an dem Punkt war ja jeder LZT auch mal. Finde nach wie vor keine Lösung für das Arbeitsproblem. Endlose Gedankenspirale im Kopf, keine Lösung in Sicht. Ich weiß nur, das ich da weder hingehen will, noch kann. Ich kann die Resttage nicht absitzen und alle Problem ausblenden. Dazu bin ich schon in psychisch stabilen Zeiten viel zu dünnheutig. Von meinem Hausarzt bekomme ich da irgendwie nicht so recht Unterstützung, ich glaube da herrscht die Meinung vor, ich hab einfach keinen Bock zu arbeiten. (Bin erst vor zwei Jahren hergezogen, d.h. so lange kennt er mich noch nicht, aber anhand meiner wenigen Krankheitstage mit AU in der Zeit, müsste er doch sehen, das ich kein Drückeberger bin) Dabei bin ich alles andere als ein Mensch der gerne zu Hause ist. Ich liebe es zu arbeiten, eine Aufgabe zu haben aber ich ich komme immer mehr zu der Erkenntnis, das ich in diesem System einfach nicht mehr mitspielen möchte. Dieses ganze Ausbeuten, Zeitverträge, Lohndumping, Überstunden ableisten, ohne Anerkennung ohne Wertschätzung. Nur Druck und Abwertung. Ich bin das so leid!!! Was ich auch nicht verstehe, einerseits wird mir seitens des Hausarztes mitgeteilt, ich wäre doch woanders, also nicht bei meiner aktuellen Arbeitsstelle einsatzbereit, ergo nicht krank, andererseits, hat er mich beim letzten Gespräch am Ende gefragt, ob ich auch keine Dummheiten mache, also mir was antue. Wenn er das ja scheinbar aus meinem Verhalten heraus befürchtet, wie kann er dann andererseits meinen ich könne dort im neuen Jahr wieder arbeiten? Man könnte jetzt ja einfach den Arzt wechseln, aber das ist auch wieder so eine Sache. Da fühle ich mich dann auch gleich wieder schuldig. Ganz klar mein Thema: Abgrenzung, für sich einstehen, NEIN sagen, wenn mir etwas nicht gefällt. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben, bisher ist es mir allerdings noch nicht gelungen. Wenn ich dann wirklich mal was sage, was jemand von mir so nicht kennt oder erwartet, dann bin ich aufeinmal schwierig und kompliziert. Da hin zu gucken und es nicht "schönzusaufen" ist echt anstrengend. Selbst in der Familie stehe ich immer wieder an so einem Punkt. Es wird von mir erwartet an HeiligAbend mit meiner Schwester und meiner Nichte zu verbringen. (Weil es seit dem Tod meiner Mutter immer so war) Ich wollte schon letztes Jahr, eigentlich gemütlich mit meinem Partner daheim bleiben, hab mich aber wieder breit schlagen lassen und dieses Jahr stehe ich vor dem gleichen Problem. Habe stattdessen angeboten, das sie an heilig Abend zu uns kommen können oder auch am zweiten Feiertag. Da hieß es dann nur: da habe ich mir bereits was vorgenommen. (was ja nicht stimmt, ich weiß das sie Heilig Abend zu Hause sind, was ja auch ok ist, aber warum ist es denn nicht ok, das ich am HeiligAbend auch gemütlich zu Hause sein möchte, anstatt zwei Stunden mit dem Auto irgendwo hinzufahren?) Jetzt stecke ich wieder in diesem Dilemma, entweder aushalten und das machen was ich möchte (+ schlechtes Gewissen natürlich) oder nachgeben und hinfahren.


    Hallo Lunki,

    schön das du hier bist und dir Gedanken machst.

    Moin Hartmut,

    ja, ich sauge alles auf wie ein Schwamm im Moment. Höre Hörbücher zum Thema, lese Bücher und im Forum und auch auf anderen Seiten zum Thema Alkohol und Sucht allgemein. War jetzt schon zweimal in einer Buchhandlung in der nächst gelegenen Stadt und muss sagen das Angebot zum Thema Alkohol und Sucht ist dort sehr dürftig. Da gibt es zwar ein riesen Regal zu Gesundheitsthemen, aber über Sucht und Alkohol haben die genau zwei Bücher da, dieses Werk von Edgar Allen Carr (oder wie der heißt, der auch die Bücher zum Rauchen geschrieben hat) Was ich mir noch nicht mal angeschaut hab, denn ich denke das ist nur sinnvoll für ihn selbst, denn es vergrößert sein Bankkonto :lol: und ein Buch von so einer Lifestyle Frau: Nüchtern betrachtet, war das ganze nicht so berauschend) das habe ich vor zwei Wochen gekauft, das haben sie inzwischen nachbestellt, sonst nix! Aber eine riesen Auswahl an vernöstlichen Weisheiten, jede Menge über andere Erkrankungen, egal wie selten und exotisch. Angesichts des riesen Ausmaßes des Problems Alkohol in unserer Gesellschaft, finde ich das Angebot doch sehr dürftig. (Gut, man kann sich anderweitig Literatur besorgen, aber dennoch macht mich das nachdenklich)

    Ah so ja, ein Buch hatten Sie da noch zum Thema und zwar stapelweise:

    Warum Abstinenz die Gesundheit gefährdet und Sex vor Krebs schützt: Anti-Aging-Geheimnisse für Genussmenschen :roll: öhm, genau das ist doch irgendwie Teil des Problems in unserer Gesellschaft mit dem Umgang einer Droge, die gefährlich ist und abhängig macht und das in größerem Ausmaß, als viele illegale Substanzen. Hat mich schon nachdenklich gemacht.

    Vielen Dank für deine Persönlichen Erfahrungen und Bewältigungsstrategien. Ich finde das sehr hilfreich, denn so bekomme ich Ideen und kann schauen, was davon auch für mich hilfreich und sinnvoll sein könnte. Gibt es hier ein eigenes Thema dazu? also wo genau drin steht, was Leuten geholfen hat, wenn Sie in einer Situation mit großem Suchtdruck waren? Steht sicher in vielen Tagebüchern, fänd ich aber hilfreich es separat und genau auf diesen Inhalt bezogen in einem eigenen Thema zu haben.

    Guten Morgen allerseits,

    danke Feldmäuslein für dein Feedback. Ich werde mich umfassend informieren und dann mal schauen wo mein Weg hinführt. Erstmal werde ich eine Klientin meiner Freundin besuchen, die sie als Alltagsbetreuerin unterstützt. Die Frau ist leider sehr depressiv, was mich nicht wundert. Ich werde meine Hündin mit zu ihr nehmen, die für solche Dinge ideal ist. (Die ist da echt genial, was Stimmungen anbelangt.) Ich bin auch sehr gespannt, wie dieses Treffen läuft, in meinem Kopf reift so eine Idee, das dies ja vielleicht ein Ansatz sein könnte für eine berufliche Neuorientierung. Ich glaube das so viele alte Menschen in Heimen etc., besonders wenn sie früher Haustiere hatten, enorm davon profitieren, wenn sie diese Nähe und den Kontakt zu Tieren zumindest zeitweise wieder erleben dürfen. Ich werde berichten wie das Treffen läuft.

    Gestern war das erste Treffen meiner Orientierungsgruppe und ich muss sagen es war sehr gut. Die Treffen werden von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin der Suchtberatungsstelle und einem ehrenamtlichen Mitarbeiter der selbst betroffen war, nun LZT ist, geleitet. Das ist wie der Name schon sagt keine SHG sondern eine Gruppe wo man erst mal über die Krankheit erfährt und einem dann auch Therapieansätze aufgezeigt werden. In der ersten Stunde bekamen wir eine Checkliste, wo wir ankreuzen sollten, in welchen Situationen wir Alkohol oder Drogen konsumiert haben. Also ich trank um folgende Wirkung zu erziehlen: z.B. half gegen Angst oder half mir zu vergessen. Da standen 21 Punkte drauf und ich war erstaunt, wie viele ich angekreuzt hab. Sinn ist natürlich raus zu finden, wo die eigenen Baustellen liegen, woran man also arbeiten muss um eine Lösung ohne Alkohol zu finden. Nun... dann bin ich wohl eine Großbaustelle...

    Interessant fand ich den Punkt Eigen / Fremdwahrnehmung. Ein Punkt den ich ankreuzte war: um geselliger zu werden, denn ich habe auf Parties getrunken um Hemmungen abzubauen und leichter Kontakte zu knüpfen, weil ich sonst Probleme hatte, auf Menschen zu zugehen, die ich nicht kenne. Die Gruppenleiterin und auch die anderen Teilnehmer waren davon überrascht, da ich ihnen genau gegenteilig erschien. Das macht mich irgendwie stutzig, bin ich jetzt nach 3 Wochen ohne Alkohol schon offener, selbstbewusster? Also hat der Alkohol im Grunde die gegenteilige Wirkung gehabt, also zumindest in den Phasen der Nüchternheit? Meine Freundin sagte neulich zu mir, das sie in den 3 Wochen auf jeden Fall eine deutliche und zwar sehr positive Veränderung meiner Persönlichkeit festgestellt hätte. Sie sagte ebenfalls, dass ich ihr stärker und selbstbewusster vorkomme. Interessant auf jeden Fall, das genauer zu betrachten.

    Schönen Start in ein alkoholfreies Wochenende euch Allen :)

    Hallo Hartmut,

    für dich funktioniert das nicht, das hast du für dich erkannt. Wenn es jedoch für jemand anderen und dessen Weg aus der Sucht hilfreich ist, kann ich da zunächst nicht sehen, warum dies paradox ist. Wir sind ja alle unterschiedlich und warum sollte es dann eine Problembewältigungsstrategie nicht sein? Mir kommt beim Lesen oft das Gefühl, das es nur den einen Weg gibt, sich mit dieser Erkrankung auseinander zu setzen. Was in großen Teilen auch stimmt, (damit meine ich jetzt Fakten wie alkoholfreies Umfeld etc.) aber dies sogar auf Gedanken zu beziehen, die jemand haben oder benutzen sollte, wenn die Gefahr droht rückfällig zu werden, erscheint mir irgendwie seltsam. Und dann kommt mir in dem Zusammenhang noch eine Frage, wir reden ja hier auch von unterschiedlich ausgeprägten Phasen der Alkoholkrankheit. Worauf ich hinaus will und das ist echtes Interesse, weil ich nicht weiß ob es dazu fundierte Studien gibt. Macht es für das Suchtgedächtnis nicht auch einen Unterschied aus, wie lange man es gefüttert hat? Also ich meine damit, ist eine Umprogrammierung nach 30 Jahren nicht schwerer als nach 3 Jahren?

    Und noch eine Frage habe ich an dich persönlich. Dir hat es nicht geholfen den Gedanken zu Ende zu denken. Was war denn deine Strategie wenn du das Gefühl hattest trinken zu wollen? Das interessiert mich generell bei den LZT, also welche Werkzeuge, Gedanken etc. sie in solchen Momenten angewendet haben, was Ihnen geholfen hat.

    Hallo Twizzler,

    solche Situationen im Leben sind für jeden Menschen schwer, nicht nur Alkoholiker. Du weißt ja, das der Alkohol dein Problem nicht löst, sondern vielmehr noch verstärken würde, weil du zu deinem eigentlichen Problem, noch die Scham und die Wut auf dich selbst dazu käme, würdest du rückfällig werden. Dein Misstrauen kann ich nachvollziehen, ich denke das kennt jeder hier, egal ob LZT oder "Anfänger" Schön fand ich den Gedanken von Carl Friedrich, das jeder Trigger, den man erfolgreich bekämpft hat, etwas positives ist.

    Deine Frage, warum das jetzt nicht mehr so ist, kannst du ja im Grunde nur selbst beantworten, aber ich denke, du bist an einem Punkt in deinem Leben angekommen, wo du dich entschieden hast nie wieder zu trinken. Jeder LZT hatte diesen Punkt irgendwann, an dem er das für sich beschlossen hatte und es auch funktioniert hat. Deine Frage ist ja mehr oder minder, warum es vorher nicht geklappt hat, nun vielleicht warst du da noch nicht so weit? Aber wie gesagt, diese Antwort findest du wohl nur in dir selbst.

    Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft auf deinem neuen Weg.

    Hallo Kloane,

    wie man an den Ausführungen hier sehen kann, muss jeder für sich selbst seinen Notfallkoffer finden. Für mich sind die Scham und meine Selbstvorwürfe noch so groß, dass der Gedanken jetzt trinken zu wollen gar nicht vorkommt. Aber wie es in Herbert Grönemeyers Lied so schon heißt: "Und der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt..." denke ich, dass mit zeitlichem Abstand zu den aktuellen Ereignissen, die Erinnerung daran irgendwann nicht mehr reicht. Nun ist es natürlich schwer einen Notfallkoffer gedanklich zu packen, wenn man noch gar nicht weiß wie die Situation sein wird und wie es sich anfühlt, wenn Sie eintrifft. Ein evtl. Vorteil bei mir, ich mochte Alkohol noch nie. Also vom Geschmack her, d.h. ich habe nie aus Genusszwecken getrunken sondern ausschließlich eine Droge konsumiert um negative Gefühle zu unterdrücken oder positive zu verstärken. Drum gibt es auch keine Gedanken an ein Glas xy zum essen wär jetzt schön oder das Gefühl das ich auf was essentielles, was ich in meinem Leben vermissen würde, zu verzichten. D.h. wenn ich jetzt in zwei Wochen, drei Monaten oder wann auch immer das Bedürfnis hätte zu trinken, würde ich versuchen a.) das Problem genau anzuschauen und b.) mir vor Augen führen das es jetzt hier an diesem Punkt ausschließlich darum geht sich komplett zuzusaufen, mit allen negativen Konsequenzen wie Scham, Wut, Selbsthass, denn ich weiß das ein Glas weder mein Problem löst noch die '"gewünschte" Wirkung erzielt. Ob mir dieses Bewusstheit in solch einer Situation dann tatsächlich auch hilft, weiß ich natürlich nicht.

    Hallo Feldmaus,

    bin gerade in der Orientierungsphase. Die Situation in der Pflege ist mir bekannt, ich habe in der Familie Leute die in der Pflege arbeiten oder gearbeitet haben und meine Freundin ist Alltagsbetreuerin. Sie ist auch diejenige die mich drauf gebracht hat und schon länger. Sie findet das ich dafür geschaffen sei, aufgrund meiner großen Empathie. Das diese Jobs meistens Teilzeit sind ist mir bekannt, aber ich wollte ohnehin die Stunden reduzieren auf 25 - 30. Ich muss halt schauen wie ich dann finanziell über die Runden komme. Meine erste Ausbildung war übrigens im sozialen Bereich, auch wenn ich da nie wirklich gearbeitet hab. Zumindest wäre ich nicht "ungelernt" Ich kann mir derzeit auch alles vorstellen, mit Kindern, alten Leuten, im Krankenhaus. Hab auch überlegt im Fernstudium Sozialpädagogik zu studieren, eine Umschulung wird mir vom Arbeitsamt ja eher nicht bezahlt, denke ich mal. Auch beim DRK etc. will ich mich erkundigen, die bieten ja auch einige Kurse an. Untätig bin ich jedenfalls nicht.

    Hallo Feldmaus, ja da haben wir gleichzeitig geschrieben…. 😉

    Nein, in ein anderes Team kann ich mich nicht versetzen lassen. Der Entschluss dort nicht mehr arbeiten zu wollen steht….. ich würde da gerne ausführlicher ausgehen, drum habe ich auch einen erweiterten Forenzugang beauftragt, denn ich fühle mich jetzt schon nackt und fürchte man könnte mich erkennen, Rückschlüsse ziehen, auch wenn ich nicht glaube das jemand aus meiner Firma hier mit liest. Aber weiß man es? Kann ja sein das der eine oder andere auch schon mal auf die Idee gekommen ist, das der eigene Alkoholkonsum riskant ist. Nur weil die im Alltag funktionieren, heißt das ja noch nicht das sie sich jeden Abend die Kante geben. Wir wissen ja das es zumindest eine zeit lang gut funktioniert, ohne das das direkte Umfeld was merkt.

    Zitat

    Ich komme dann schnell in eine Schleife, vom Kleinen ins ganz Große... unser Gesellschaftssystem, Egoismus, Gedankenlosigkeit, Gier, Machthunger, Profit, Konsum, scheiß auf die Mitmenschen und die Umwelt, Hauptsache, ich kann meine Belange maximieren... wenn ich da drauf einsteige, könnte ich durchdrehen... Okay, das geht jezt vielleicht zu sehr von deinem Thema ab...

    Also für mich kommst du hier gar nicht vom Thema ab, im Gegenteil. Als ich das gelesen habe war ich total erstaunt, das hätte ich zu 100% genau so schreiben können. Ich finde unsere Gesellschaft krank, wenn ich das mal so sagen darf. Unsere Regierung legt eine derartige Doppelmoral an den Tag, daß ich mich immer wieder aufs neue wundere, wie man die noch wählen kann. (Außer man ist Vorstandsvorsitzender einer riesen Firma, stinkreich etc.) aber die breite Masse, müsste doch, wenn sie hinschaut was da passiert, auf die Barrikaden gehen! Wasser predigen und Wein saufen, das ist es doch was diese Herrschaften tun. Wir jagen Terroristen und nehmen Flüchtlinge auf, während wir gleichzeitig Waffenexporte in Millionenhöhe durchführen, Wir lassen zu das Millionen Menschen ausgebeutet werden und obwohl sie Vollzeit arbeiten, ihren Lebensunterhalt nicht verdienen können. Und um mal beim Forenthema zu bleiben, Alkohol wird geringfügig besteuert und beworben und gleichzeitig ist man erschrocken darüber, dass Jugendliche, die Alkohol missbrauchen immer jünger werden. Das passt doch alles nicht zusammen! Oh da würde mir noch viel mehr einfallen.

    Was meine persönliche Situation anbelangt, wie ich hier schon mehrfach gelesen habe, nur nicht trinken reicht nicht. Drum habe ich beschlossen einen beruflichen Cut zu machen. Ich möchte mit meiner Arbeit dieses System nicht mehr unterstützen, denn zu nix anderem taugt diese. Sie sorgt dafür das jemand seinen persönlichen Gewinn maximiert und sich die Taschen voll haut. Aber auch ganz persönlich für mich, möchte ich eine Arbeit leisten die mich befriedigt, weil ich Menschen helfe.

    Ich habe mich schon mehrfach beworben, allerdings noch im alten Bereich, der Entschluss etwas völlig anderes zu machen, ist erst nach dem Ausstieg erfolgt. Ich habe verstanden das meine Unzufriedenheit und Verzweiflung auch sehr viel damit zu tun hat und ich möchte etwas ändern.
    Ja Psychotherapie…. darum hatte ich mich schon im letzten Jahr bemüht, allerdings erfolglos. Man nähme keine neuen Patienten derzeit, etwas das ich hier in meiner Strukturschwachen Region öfters zu hören kriege. Sogar als ich nach meinem Umzug einen neuen Hausarzt suchte, wurde ich abgewiesen. Annahme stopp.

    Und ja nun meine Hausärztin, auch so ein Thema. Als ich ihr von den Problemen im Job erzählen wollte, fiel sie mir ins Wort, das würde sie alles nicht interessieren, das würde den zeitlichen Ramen sprengen. Als ich da so heulend vor ihr saß und ihr sagte das mich mein Job krank macht, ich nachts seit Wochen nicht mehr schlafen kann, abends heulend nach Hause kommen und aus dieser Gedankenspirale so gar nicht mehr raus komme, fragte sie mich, ob ich wieder arbeiten gehen könnte, wenn ich einen Traum Job mit netten Kollegen hätte, was ich bejahte. Darauf meinte Sie dann, siehste dann biste ja nicht arbeitsunfähig. Hm…

    Danke Feldmaus, das du dir die Zeit nimmst mir so ausführlich zu antworten.

    Hallo Sue,

    danke für dein Feeback.

    Ich denke aus dem Jammermodus war ich schon vor drei Monaten raus, denn da habe ich angefangen mich anderweitig zu bewerben, noch in meinem jetzigen Job allerdings. Ich hatte bisher auch schon ein Vorstellungsgespräch, man wollte sich melden, was allerdings nie passiert ist. Das ist auch so eine Sache, das man selbst nach einem Vorstellungsgespräch noch nicht mal absagt. Das ist doch menschlich gesehen total daneben. Ok, in so einer Firma möchte ich gar nicht arbeiten, da käme ich wohl vom Regen in die Traufe. Es ist halt leider in dieser strukturschwachen Region nicht besonders leicht einen Job in dem Bereich wo ich jetzt arbeite, zu finden. Ohne zwei Stunden Fahrzeit pro Tag, geht da fast nix. Evtl. bekommt man etwas über eine Zeitarbeitsfirma aber nun habe ich ja sowieso den Entschluss gefasst, mich umzuorientieren.
    Meine Berufliche Situation belastet mich gerade sehr stark. Ich habe wirklich Angst davor wieder hinzugehen. Und das dann auch mein Verlangen nach Alkohol zurückkommt. Denn das waren genau die Situationen, in denen ich getrunken habe. Am Wochenende oder an Abenden nach Tagen, wo ich in der Firma vor Angst kaum atmen konnte, ich den ganzen Tag krampfhaft versucht habe die Tränen zu unterdrücken und stark zu bleiben. Es macht die Situation für einen neuen Job als Alltagsbetreuer auch nicht gerade leichter, das ich die kommende Monate oder Jahre ohne Führschein bin. Aber das ist so wie es ist, meine eigene Schuld und damit muss ich jetzt leben.

    Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, das das Arbeitsamt mir eine Umschulung bezahlt, denn ich bin ja gut qualifiziert in meinem Beruf. Naja Fragen kostet nix.

    Zusammengefasst bin ich momentan emotional sehr instabil. Es gibt zwischendurch Lichtblicke und gute Phasen aber dann auch wieder Angst vor der Zukunft und ein Gefühl der Ausweglosigkeit.

    Das Gute was ich berichten kann ist, dass es mir im Moment hier zu Hause nicht im Geringsten schwer fällt auf Alkohol zu verzichten. Ich hatte in der ganzen Zeit nur ein einziges Mal ein Gefühl der Leere, was einem Verlangen ähnlich kam, stellte sich dann aber als Hunger heraus und als ich gegessen hatte war davon nix mehr übrig. Ich habe allerdings wirklich Angst davor wie es sich anfühlt, wenn ich wieder zur Arbeit muss. Kann ich das dann auch aushalten? Ich hatte ja schon öfter versucht auf Alkohol zu verzichten und dann nach einem neuen Vorfall in der Firma abends dann doch wieder getrunken: Ist ja sowieso alles egal… Ja ich weiß, ein Alkoholiker wird immer eine Entschuldigung finden warum er trinken muss. Stress und Druck ist dafür keine Rechtfertigung. Ich frage mich nur selbst ob ich schon so stabil bin das jetzt zu testen und auszuhalten.

    Ansonsten macht mir die Situation auf Arbeit zu schaffen, ist gerade alles schwierig, unbefriedigend... vielleicht auch nicht nur "gerade", vielleicht ist es auch einfach nich der richtige Job für mich... weiß aber auch nicht, was "richtiger" wäre... :-| Hänge irgendwie in der Luft... mit meinen Lebenszielen allgemein... aber das ist ein Thema für sich...

    mein Thema ist das auch gerade. Diese Unzufriedenheit im Job begleitet mich auch. Ich habe erkannt, ich bin kein Mensch der damit zufrieden ist Dienst nach Vorschrift zu machen und es einfach so zu ertragen. Ich kenne viele die das seit Jahren tun und nur am Meckern sind. Es hat in unserer GEsellschaft ja auch einen großen Raum, es ist geradezu komisch, wenn man einen Schritt zurück tritt uns sich das mit Abstand betrachtet. Man dreht sich um sich selbst, es gibt nur noch Arbeitsprobleme und manchmal vergisst man darüber das es eben "nur" Arbeit ist. Manchmal erdet einen dann eine persönliche Tragödie für eine gewisse Zeit, uns wird bewusst das es so viel wichtigeres im Leben gibt als Arbeit und Geld. Leider, (zumindest war es bei mir so) verliert sich diese Erdung im Zuge des Alltages allmählich wieder und man ist wieder in dem selben Hamsterrad. Ich habe für mich beschlossen mich beruflich umzuorientieren, auch wenn dies erhebliche finanzielle Einbußen mit sich bringt. Ich möchte etwas sinnvolles tun, überlege gerade sowas wie Alltagsbetreuung für alte Menschen. Ich denke das ich sehr viel zu geben hab und das ich darin vielleicht die Erfüllung finde, die ich in meinen bisherigen Jobs nicht hatte.

    Guten Morgen,

    vielen Dank für eure Rückmeldungen.
    Mir geht es heute sehr schlecht. Gestern erhielt ich den Brief mit dem Ergebnis der Blutuntersuchung, den ich noch nicht angeschaut habe. Ich weiß nicht, warum es mir solch ein Problem bereitet da rein zu gucken. Es ändert ja nichts an der Sache an sich. Aber das ist ein Teil meiner Persönlichkeit und vielleicht auch ein Grund warum ich getrunken hab. Von jeher tendiere ich dazu, bei Problemen den Kopf in den Sand zu stecken. Mein Verstand weiß zwar das sie dann trotzdem noch da sind, aber im Verdrängen war ich wohl schon immer Weltmeister. Ich bin ein Mensch, der intuitiv sehr gut spürt was gut und richtig ist. Dennoch ignoriere ich diese innere Stimme immer wieder, weil der Kopf mir was anderes sagt. Z.B. meine jetzige Arbeitsstelle. Mein Bauchgefühl was die Menschen dort anbelangt, war von Anfang an miserabel. Aber ich war schon 11 Monate arbeitslos und hatte unzählige Bewerbungsgespräche hinter mir, dass ich diese Stimme einfach ignoriert hab. Naja, von irgendwas muss man ja auch leben. Und du kannst dich ja trotzdem nebenher woanders bewerben, sagte die Kopfstimme in mir. Jetzt nach fast 8 Monaten, weiß ich nicht wie ich das bis zum Ende des Arbeitsvertrages (war auf ein Jahr befristet und verlängern werde ich ihn definitiv nicht) durchhalten soll. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn schon einige Firmen erlebt, aber diese ist nochmal eine Nummer für sich. Der Druck auf die Mitarbeiter ist immens. Man hat ein Pensum, das man selbst mit täglichen Überstunden nicht bewältigen kann. Es gibt für die geleistete Arbeit, nicht die geringste Anerkennung (auch für langjährige Mitarbeiter nicht, die fachlich wirklich top sind) Die Leute die dort langjährig arbeiten, haben sich zu einer Art Notgemeinschaft zusammen gefunden und lassen sich gegenseitig in Ruhe und arbeiten auch relativ gut zusammen, aber neue Leute und Auszubildende werden da nicht mit einbezogen. Es wird ständig nach Fehlern gesucht um diese dann in der täglichen Besprechung, bei Anwesenheit der Vorgesetzten demjenigen aufs Butterbrot zu schmieren. Und da wird akribisch gesucht und egal wie banal das auch sein mag, es wird vorgetragen bzw. vorgeführt. Ein konstruktives Miteinander ist dort ein Fremdwort. Wenn ich einem Mitglied aus meinem Team eine fachliche Frage gestellt hab, bekam ich öfter die Antwort, das hätte man mir schon 5 mal erklärt (was definitiv nicht stimmt) und ich solle danach googeln. Es waren einfach Fragen, ein ja oder nein hätte gereicht. Vor drei Wochen war ich wegen einer Erkältung 4 Tage krankgeschrieben, als ich wiederkam, war von meinen Sachen nichts erledigt, stattdessen hatte ich einen Haufen auf dem Tisch, den ich selbst dann nicht bewältigt hätte, wenn ich jeden Abend bis 22.00 Uhr gearbeitet hätte. An dem Tag nun, der in der Alkoholfahrt mit Aufenthalt bei der Polizei endete, war jener Tag, also der erste Arbeitstag nach meiner Erkrankung. Mit dem bereits riesen Haufen auf dem Tisch, bekam ich von einem Teammitglied noch weitere Aufgaben zugeteilt die ich vorher noch nie gezeigt, bzw. erklärt bekam. Fragen ist ja nicht wirklich erwünscht, also was tun. Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und den Stapel von meinem Tisch und ging zu meinem Vorgesetzten und wies darauf hin (ich finde das ist ja auch meine Aufgabe als Arbeitnehmerin, im Rahmen meiner Sorgfaltspflicht, meinen Vorgesetzten darauf hinzuweisen, das ich die mir gestellte Arbeit nicht bewältigen kann, bevor z.B. Kunden sich beschweren, weil sie nicht zeitnah eine Antwort erhalten) Das ganze endete damit, das ich mich mit dem Geschäftsführer, meinem Vorgesetztem und einem langjährigen Mitarbeiter aus meiner Abteilung in das Büro der Firmenleitung zitiert wurde und der Tenor war, was mir denn einfiele, solche Banalitäten nicht erst Mal im Team zu erörtern. Da würde mir doch jeder helfen. Nun hätte ich das im Gespräch richtigstellen können (müssen?) dass es nicht an dem ist, also die Hilfe im Team ja nicht vorhanden ist. Nun ist es aber meine Art so gar nicht, Kollegen bei der Geschäftsleitung anzuschwärzen. Ich kämpfte mit den Tränen, wie so oft in den letzten Wochen und Monaten. Ich begriff, du wirst hier niemals gehört werden. Egal wie sehr du dich engagiert hast und wie viele Überstunden du machst, es wird nie genug sein. Das rechtfertigt natürlich nicht sich abends die Birne zuzusaufen und sich dann ins Auto zu setzen. Aber es zeigt dieses Muster was ich auflösen muss, es reicht eben nicht, nur nichts zu trinken. In den 14 Tagen ohne Alkohol habe ich verstanden, dass ich an diesem Verhalten arbeiten muss. Nicht hinsehen, verdrängen, irgendwie durchhalten ist nicht der richtige Weg. Ich muss auch Konflikte ansprechen und das aushalten und gleichzeitig mich aus Situationen und von Menschen befreien, die mir nicht guttun. Diese Firma tut mir nicht gut. Wie oft bin ich in den letzten Wochen und Monaten heulend nach Hause gekommen, die Wochenenden verbrachte ich mit einer dumpfen Angst in mir, bald ist wieder Montag. In den Nächten fand ich keinen Schlaf, weil ich immer wieder gedanklich am arbeiten war, woran muss ich unbedingt denken, was darf ich nicht vergessen.
    Was mich regelmäßig zur Verzweiflung treibt und das zieht sich eigentlich durch mein ganzes Leben, ich verstehe Menschen nicht, denen es offensichtlich Freude bereitet, andere zu verletzen, vorzuführen, klein zu machen. Das ist so meilenweit weg, von meiner eigenen Persönlichkeit, dass ich jedes Mal wieder an den Punkt komme, wo ich verzweifle. Irgendwie gehe ich davon aus, da ich Menschen fair und achtsam ihren Gefühlen gegenüber begegne, dass ich das gleiche erwarten darf. Warum bin ich nur jedes Mal wieder aufs Neue verzweifelt darüber das dies nicht so ist und nie so sein wird?

    Entschuldigt diesen Monolog. Aber das hilft mir gerade, das einfach so niederzuschreiben.

    Was ich aktuell gerade noch unternehme:
    Ich stehe ja auf der Warteliste für die Orientierungsgruppe der Suchthilfe, wo ich ja auch bereits ein Einzel Gespräch hatte. Nur das dauert mir zu lange. Ich habe bisher nichts gehört und ich brauche jetzt Hilfe.
    Alternativ habe ich mir jetzt zwei SHG in meiner Nähe raus gesucht und werde heute dort anrufen. Ich habe zwar Angst davor dort hinzugehen, aber ich muss und werde diese Angst überwinden. Ich schäme mich so sehr über das was ich getan hab, dies „öffentlich“ zu machen fühlt sich so unüberwindbar an. Aber ich glaube das muss sein, ich muss dazu stehen und es nützt ja nichts das ich mich täglich selbst zerfleische.
    Ich glaube ein Teil von mir kann das nicht akzeptieren, weil es mein eigenes Selbstbild zerstört. Ich war immer ein Musterschüler. Also ein Kind was immer geglänzt hat. Sehr gute Noten in der Schule, Erfolge im Sport, keine Eskapaden als Teenager, immer war ich ein Mensch der sich darüber definiert hat. Diese Situation jetzt kratzt an dieser „Fassade“ Diese Abgründe in mir, will ich offensichtlich nicht sehen, das passt nicht in mein Bild von mir selbst.

    Aktuell habe ich so viele widersprüchliche Gedanken Da ist ein Sehnen nach Verständnis und andererseits auch so viel eigenes Unverständnis darüber, wie mein direktes Umfeld mit der Tatsache jetzt umgeht. Also damit meine ich, dass es aus meiner Sicht bagatellisiert wird. Das ist schon so vielen passiert, wirst nicht die erste und nicht die letzte sein. Auch andere, denen das gleiche wie mir passiert ist, hatten eher die Gedanken darauf gerichtet, wie sie jetzt schnellstmöglich den Führerschein wiederbekommen. Das ist für mich so zweitrangig gerade. Es ist die Tatsache an sich, dieses Auseinandersetzen mit dem Problem Alkohol an sich, was bei mir so viel präsenter ist als das. Ich weiß nicht wie ich die Scham und diese Abscheu vor mir selbst aktuell überwinden kann. Mir scheint es so, als ob ich das nicht darf, weil wenn mein Umfeld mich nicht verachtet, dann muss ich mich wenigstens selbst verachten. Das scheint mir wie eine gerechte Strafe.

    Und da Ernest, kamen mir die Tränen als ich deinen Beitrag gelesen hab. Sei gut zu dir selbst schreibst du und ich dachte, ich habe es nicht verdient gut zu mir zu sein.

    Jobmässig ist es genau das, was ich gesucht habe. Die Mischung von allem gefällt mir sehr gut. Das Grummeln im Magen auf dem Weg zur Arbeit, die rasenden Gedanken am Wochenende -> alles Vergangenheit. Im nachhinein wurde mir erst klar, wie belastend das dort war für mich. Nun erlebe ich Freude und ein Miteinander. Ich gehe wieder sehr gerne arbeiten.

    Hallo Maria,

    bin neu hier und lese viel.
    Bin gerade über diesen Satz gestolpert.
    Exakt wie es mir mit meinem Job gerade geht.

    Ich weiß das dich da weg muss, ich möchte auch etwas grundsätzlich anderes machen.
    Ich möchte nicht als einzigen Sinn meiner Arbeit haben, das jemand sein Vermögen vergrößert.
    Ich möchte mit Menschen arbeiten, etwas sinnvolles tun, was mich befriedigt.

    Ich hoffe so sehr das ich das irgendwie finde / erreiche.

    Es hört sich toll an was du schreibst und was du erreicht hast, das gibt mir Mut und Hoffnung.

    Twizzler : wir haben gerade zeitgleich geschrieben. ;)

    ja ich weiß was du meinst, eine Sicherheit gibt es wohl nie wirklich. Man muss jeden Tag als neue Herausforderung betrachten. Ich habe momentan noch nie das Gefühl gehabt jetzt trinken zu wollen. Ich mache statt dessen andere Dinge, die ich lange vernachlässigt hab, auch kulinarisch. Zum Beispiel hab ich ewig keine heiße Schokolade mehr getrunken.

    Ich denke einiges zum Trinkverhalten meines Partners habe ich bereits in meinem Beitrag geschrieben. Nicht unbedingt die einfachste und idealste Ausgangssituation...

    Ich verstehe das, was ihr mir sagen wollt, aber mein Partner ist auch Alkoholiker. Es ist nicht so wie bei euren Partnern, das er nur hin und wieder ein Bier getrunken hat. Er trinkt jeden Abend Bier, am Wochenende auch schon tagsüber. Der Unterschied zwischen ihm und mir ist, er fängt nicht an unkontrolliert zu trinken. Die Menge erhöht sich nicht, er hört einfach auf und geht schlafen. Auch auf Parties, bevor er wirklich betrunken wird, geht er. Auch wenn hier noch alles voller Gäste ist. Da er aber täglich trinkt, sieht er ein, das er ein Alkoholiker ist. Offensichtlich hat er aber für sich damit kein Problem. So kommt er mir auch ehrlich gesagt auch vor. Er sagt von sich selbst: Ich trinke für mein Leben gern Bier. Er trinkt keine Probleme weg wie ich, er wird weder aggressiv noch laut, noch zeigt er irgendwelche Ausfallserscheinungen. Er müsste aber sein Leben radikal ändern und ihr wisst ganz genau, das es dazu eine eigene innere Überzeugung bedarf. Und das ist genau das Dilemma. Ist es Anstoß genug, dass die Partnerin keinen Alkohol mehr trinken will? Braucht es um Aufzuhören nicht einen Leidensdruck? Wo soll der her kommen, wenn er bei ihm offensichtlich nicht da ist? Ich bin wirklich ratlos und wünschte ich hätte schon einen Therapeuten, mit dem ich über so was reden könnte. Aber ich warte ja noch auf den Platz in der Orientierungsgruppe. Vielleicht fahre ich morgen einfach nochmal in die freie Sprechstunde unserer Suchtberatungsstelle und spreche das an.

    Hallo Feldmaus,

    es tut mir sehr leid, daß du einen lieben Menschen verloren hast. Ich kann mir vorstellen das solche Momente eine große Hürde sind und das man gedanklich in Versuchung gerät, diese negativen Gefühle weg zu trinken. Bei mir war es dann immer so, das eine innere Stimme rief: "ist doch sowieso alles egal!" Aber letzten Endes ist es doch so, das unser Kopf immer wieder irgend eine Rechtfertigung dafür gefunden hat, warum man trinken musste. Und das waren ja zugegebener Maßen meistens weit weniger tragische Lebensmomente. Aber die Wahrheit ist doch, egal wie groß oder klein das Problem auch sein mag, der Alkohol wird an der eigentlichen Sache nie irgendetwas ändern. Er gaukelt uns ja nur vor, das alles schöner, leichter, besser ist. In Wirklichkeit macht er uns nur schwächer, denn an die echten Emotionen kommen wir unter Alkoholeinfluss gar nicht ran. Wir werden nicht stärker oder selbstbewusster, das ist eine Selbsttäuschung unter Einfluss einer Droge. Du bist genauso stark wie du bist!! Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft für die kommende Zeit deiner Trauerbewältigung.

    Ich habe unheimlich Angst, mich irgendwann zu sicher zu fühlen und zu vergessen bzw. zu glauben, vielleicht kann ich ja doch hin und wieder. Da hilft das lesen und austauschen.

    Das kann ich absolut nachvollziehen, denn ich habe genau die gleiche Angst. Und ich habe ja auch erst 12 Tage geschafft, das ist nicht gerade eine beruhigende Anzahl. Wobei ich jetzt ehrlich gesagt nicht weiß, ob es jemals eine komfortable Zeit gibt, fühlt man sich denn jemals sicher? Das wäre eine Frage an diejenigen unter uns, die schon jahre- oder jahrzentelang trocken sind. Hört diese Angst denn irgendwann auf? Ich könnte mir vorstellen das diese Angst vielleicht geringer wird aber ob man sich jemals 100%ig sicher ist nie wider rückfällig zu werden, weiß ich nicht.

    Ich bin in den 12 Tagen jetzt zum Frühaufsteher mutiert. Länger als 5.00 Uhr habe ich eigentlich nie geschlafen. Das liegt aber auch daran, dass ich die Nacht nicht mehr zum Tage mache und früh schlafen gehe.

    Hallo,

    ich bin 45 Jahre alt und habe beschlossen mein Leben fortan ohne Alkohol zu bestreiten. Wen es interessiert, hier der link zu meiner Vorstellung im Forum:

    https://alkoholiker-forum.de/viewtopic.php?f=44&t=36477

    Heute ist Tag 12 ohne. Irgendwie doof die Tage zu zählen, das macht ja irgendwie nur Sinn, wenn man vorhat das bis zu einem bestimmten Tag x durch zuziehen und dann wieder anzufangen. Aber tatsächlich wünschte ich es wären nicht nur 12 Tage sondern schon 3 Monate oder noch länger, das gäbe mir irgendwie das Gefühl von Sicherheit. Warum brauche ich diese Sicherheit? Im Moment habe ich ja wirklich keinerlei Verlangen, ich habe nur Angst irgendwie, das mich jeder Tag länger, in einer trügerischen Sicherheit wiegt, andererseits wünsche ich mir schon einen längeren Zeitraum geschafft zu haben. Das widerspricht sich gerade nicht war? Verstehe es selbst nicht so recht, ich äußere gerade nur was mir durch den Kopf geht.

    Als erstes möchte ich auf die Beiträge im Vorstellungsthema noch antworten:

    Cadda : oh......ja, ich werde auch immer noch nachträglich rot wenn ich daran denke. Ich bin auch guten Mutes, aber hin und wieder habe ich trotzdem Angst, es nicht zu schaffen. Nicht weil es mir gerade schwer fällt, sondern eher darum weil ich weiß das eine Sucht sehr stark ist.

    Carl Friedrich : Also Veranstaltungen habe ich bisher nicht besucht, das wird aber in Zukunft auch eher nicht der Fall sein, weil ich einfach kein Mensch bin der regelmäßig auf Partys geht. Nur wie soll ich denn den Alkohol zu Hause umgehen. Ich habe beschlossen nichts mehr zu trinken, soll jetzt mein Partner ebenfalls damit aufhören, weil ich sonst gefährdet wäre? Nun das fände ich zwar besser, andererseits, das ist mein Entschluss für mich, ich kann ihn ja nicht dazu zwingen. Das muss ja jeder für sich selbst entscheiden. Und bisher hatte ich null Ambitionen mitzutrinken. Ob sich das ändert weiß ich natürlich nicht, sollte es so sein, würde ich es ihm auf jeden Fall sagen, wie er dann entscheidet muss man sehen.

    Hope : doch, die Kontrolle habe ich zum Schluss immer öfter verloren, aber halt nur auf den Abend bezogen wo ich angefangen habe. Aufgrund des extremen Katers danach, hatte ich gar nicht das Bedürfnis am nächsten Tag weiter zu trinken. Meistens lagen bei mir zwei bis 3 Tage dazwischen und dann führte auch nicht jeder Trinkabend zu einem Absturz, aber eben tendenziell häufiger. Und eigentlich ist jedes Mal einmal zu viel, das will ich nie wieder so erleben.

    Ja, ich habe "nur" Bier getrunken. Andere Formen in denen Alkohol verpackt war nur ganz selten und dann unter "Gruppenzwang". Das aber wirklich nur ein oder zweimal im Jahr auf Events. Ich weiß das Bier in Verbindung mit Kurzen keine gute Idee ist, das habe ich schon als Teenager gelernt und dann die Finger davon gelassen. Mischgetränke in jeglicher Form oder Sekt und Wein, mochte ich noch nie. Leider das Bier dann irgendwann schon, wobei es nie der Geschmack war, ich habe tatsächlich getrunken um eine Wirkung zu erzielen. Ich habe Problem schön getrunken und manchmal auch zur Belohnung nach großen Anstrengungen, den Erfolg damit "noch schöner" gemacht.

    Was den alkoholfreien Rückzugsort anbelangt. Ich habe es oben schon bei meiner Antwort an Carl Friedrich geschrieben. Wie soll ich das denn jetzt anstellen bzw. steht es mir denn zu, dass von meinem Partner einzufordern auf sein Feierabendbier zu verzichten? Der Vorschlag mit der Kneipe funktioniert insofern nicht, weil wir am Arsch der Welt wohnen und man hier nicht fußläufig in eine Kneipe gehen kann. Ich habe diese Entscheidung für mich getroffen, aber ob und wie er damit umgeht ist doch seine Entscheidung. Wir wissen alle das es zudem auch nichts bringt, jemanden zu verbieten zu trinken. Da muss man schon selbst drauf kommen. Ich sehe das Dilemma in dem ich da stecke durchaus, ich weiß nur nicht wie ich das lösen soll.