Beiträge von Aileen

    Hallo Ihr Lieben,

    5 Tage vor seinem 62. Geburtstag wurde Papa nun beerdigt. So komisch es sich auch anhören mag: Es war eine schöne Beerdigung.

    Wir haben versucht alles so ästhetisch wie möglich zu machen. Die Todesanzeigen z. B. passten zur Urne – auf allem war eine untergehende Sonne zu sehen. Wir haben die kleine Kapelle, in der die Andacht gehalten wurde, mit roten und weißen Rosen geschmückt, außerdem haben wir ein großes Bild von Papa aufgestellt. Das Bild stammte aus einer Zeit, als es ihm noch besser ging.

    Um während der Messe nicht das „allgemeine Volksgemurmel“ (häufig „singen“ genannt) zu hören, haben wir einen Sänger bestellt. Mensch, hat der toll gesungen. Angefangen hat die Messe mit „Amazing Grace“, in der Mitte ein „Ave Maria“ und am Ende ein sehr schönes Lied, an dessen Worte ich mich erinnere, aber an den Titel nicht mehr :( .

    Am Abend vor der Messe hatten wir ein Gespräch mit dem Pfarrer. Er kannte meinen Vater nicht, hat aber am nächsten Tag so schön über ihn gesprochen, als hätte er ihn Jahre gekannt. Meine Schwester und ich haben Wert darauf gelegt, dass die Alkoholkrankheit nicht verschwiegen wird (Betonung auf KRANKHEIT) und das hat der Pfarrer wirklich sehr gut hinbekommen. Er hat damit begonnen, dass Papa mal sehr auf seinen Körper bedacht war und viel Sport getrieben hat, aber mit dem Alkohol auch der körperliche Verfall zugenommen hat.

    Und hier sind wir auch bei den Begleiterscheinungen….. Meine Schwester und ich hatten seit der Scheidung nur sehr sporadisch Kontakt zu Papas Familie (ca. alle 10 Jahre 1x gesehen!!!). Eine meiner Tanten wollte – so nahm ich zunächst an – Anteil nehmen. Aber bei jedem Telefonat hat sie nur auf meiner Mutter rumgehackt. „Sie hat ihn verlassen (ja, sie musste uns schützen)– deshalb hat er getrunken. Sie ist fremdgegangen (stimmt nicht), deshalb hat er getrunken. ER hat sie geheiratet, obwohl sie ein Kind (das war ich!!!! Da war ich 2 oder 3 Jahre. Ich kenne nur einen Mann als Papa und das ist der Mann, der kürzlich verstorben ist!!!) hatte. Er war einsam, weil deine Mutter ihn verlassen hat (klar – hat ja auch nichts mit dem Alkohol zu tun! Er war einsam WEGEN des Alkohols!!!! Sonst nichts). Naja, das ihr Bruder einfach nur ein schwacher Mensch war, wollte sie natürlich nicht hören!!!

    Auf dem Beerdigungskaffee zeigte sich dann mal wieder, dass Papas Geschwister trotz der Ansprache des Pfarrers nichts verstanden hatten. O-Ton eines Onkels: „Er hätte ja saufen können, nur hätte er dabei wenigstens essen müssen!“ :shock: Nee, is klar! Hast du dich schon mal mit dem Thema AlkoholKRANKHEIT auseinander gesetzt?

    Ich war froh, als die Zeit bis zur Beerdigung und die Beerdigung selbst vorbei waren. Endlich Ruhe vor der Verwandtschaft und die ständigen Seitenhiebe „Du warst ja nur angenommen“. Meine Schwester war schon komplett auf Krawall „gebürstet“ und hielt sich meist in meiner Nähe auf, damit sie beim ersten blöden Spruch, der gegen mich gerichtet ist, eingreifen kann – aber Gott-sei-Dank haben sich alle zurück gehalten!


    So, obwohl ich Themen nur „angerissen“ habe, ist es doch wieder ein Roman geworden…. Sorry, und danke an alle, die bis hierher gelesen haben!

    Ich wünsche allen einen schönen Abend.

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Ihr Lieben,

    soviel Anteilnahme…. Vielen, lieben Dank. :oops:

    Der Tod war sicherlich nicht nur für meinen Vater, sondern auch für uns Kinder eine Erlösung. (Lavendel, da bin ich deiner Meinung – auch wenn’s weh tut. Kopf und Herz arbeiten ja leider selten konform). Als ich „reanimieren“ hörte, habe ich ja auch gleich die Patientenverfügung eingepackt, damit ich die Ärzte stoppen kann. Es wäre kein Leben mehr gewesen.

    Was mich jedoch erschreckt hat war, dass Ende Oktober seine Blutwerte voll im grünen Bereich lagen (bis auf den Leberwert natürlich) und 6 Wochen später….. complete system shut down! Die Krankenschwester auf der Intensiv sagte, dass sie selten so etwas erlebt hat – Dominoeffekt. Ein Organ nach dem anderen gab auf! Ich dachte da nur an unser kurzes Gespräch Mitte/Ende Oktober nach dem Arztbesuch:

    „Er fragte mich heute nach dem Arztbesuch: "Und? Wie geht es nun weiter?" Nach kurzer Überlegung habe ich es ihm direkt gesagt: "Papa, du bist sehr krank. Wenn du nicht in eine Klinik gehst wirst du bald sterben - in 3 Monaten, in 3 Jahren - keine Ahnung, aber rechne nicht damit, dass du in 10 Jahren noch lebst".“

    Tja, es hat keine 3, sondern nur 2 Monate gedauert. Und obwohl ich es ihm seinerzeit so hart gesagt habe, habe ich selbst nicht damit gerechnet!

    Zurzeit sind wir natürlich mit den Beerdingungsvorbereitungen beschäftigt. Der Bestatter nimmt uns viel ab, aber er muss ja auch mit Informationen „gefüttert“ werden. Daher bin ich froh, dass ich schon vor Jahren damit begonnen habe Papas Unterlagen zu ordnen und auf dem neuesten Stand zu halten. Das war nun eine große Erleichterung.

    @Karsten
    Wenn ich nur EINEN Menschen mit meinem Appell angeregt habe zum Arzt zu gehen oder zumindest seine Situation mal ernsthaft zu überdenken würde ich mich freuen. Das ist aber gar nichts im Gegensatz zu den Möglichkeiten, die DU so vielen Menschen durch die Erstellung deines Forums bietest! Die Anzahl der Benutzer und Gäste zeigt, dass viele Menschen Hilfe suchen und diese Hilfe hier im Forum auch bekommen und meist annehmen! Vielen Dank dafür!!

    @all

    Vielen Dank für eure lieben Worte (und Diandra den virtuellen „Drücker“ :) ).

    Ich wünsche allen einen guten Start in 2007! Und ich wünsche allen, die vor ihrer ersten Bewährungsprobe „Silvester“ stehen alles Gute, haltet durch – letzten Endes ist heute einfach nur Sonntag und morgen ist Montag!!!

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Ihr Lieben,

    das Thema „Pflege“ usw. hat sich nun erledigt. Mein Vater ist gestern um 0:20 h gestorben.

    Am 23.12 bin ich nach der Beerdingung von der Mutter meiner Freunde direkt ins Krankenhaus gefahren, weil mein Vater sein Bein abgenommen bekommen hat (das, in dem das Hämatom ewig lange „geschlummert“ hat). Hier ins medizinische Detail zu gehen würde eure „Lesegrenze“ sicherlich sprengen.

    Am 25.12 lag er auf der normalen Station, zwar angebunden (weil er sich am 24.12 sämtliche Schläuche selbst gezogen hatte), aber er war „dabei“. Essen hat er – wie in den Wochen zuvor – verweigert.

    Mein Mann musste Weihnachten im Ausland arbeiten und ich bin am 25. mit ihm mit geflogen. Der Rückflug war für den 28.12 abends vorgesehen. Am 27.12 rief mich meine Schwester mittags an und sagte mir, dass Papa wieder auf der Intensiv liegt, es schlecht aussieht, er aber zurzeit noch stabil ist.

    Ich habe mich aber auf mein Gefühl verlassen und versucht noch einen Abendflug zu bekommen, was mir auch geglückt ist. Als ich gerade 1,5 h zu Hause war rief mich die Ärztin an, dass sie gerade am „Wiederbeleben“ seien. Ich habe geistesgegenwärtig die Patientenverfügung (die wir Gott-sei-Dank vor Jahren beim Notar haben erstellen lassen) eingepackt und bin mit meinem Mann – nachdem ich meine Schwester informiert hatte - los zum Krankenhaus. Wir kamen um 0:35 in der Intensiv an – mein Vater war um 0:20 h verstorben.

    Eine von Papas Schwestern rief mich an, um zu fragen, wie alles läuft. Im Laufe des Gespräches sagte sie, dass sie (die Geschwister) ja alles versucht hätten…... Immer wieder hätten sie mit ihm geschimpft, dass er nicht trinken soll. In diesem Moment brodelte es ín mir!!! Sicherlich, will man das Beste, aber JAHRZENTElanges anklagen bringt nichts. Man erreicht eher das Gegenteil – der Alkoholkranke macht „dicht“. Ich habe es auch spät gelernt, aber ich habe es irgendwann begriffen: Ich kann den anderen nicht ändern…..- nur meine Einstellung dazu!

    Ich kann an Alkoholiker nur appellieren: Geht zum Arzt, lasst euch helfen! Auch wenn ihr meint, „das passiert nur anderen!“ Genauso hat mein Vater auch gedacht. Ende Oktober beim Hausarzt haben wir ihn nochmals gefragt: „Möchtest du einen Entzug machen?“ Seine klare Aussage war: „Nein“, denn da konnte er noch selbst zur Kneipe und zurück (manchmal mit einigen Stürzen) laufen. War doch alles ok!

    Seine letzten Tage zu Hause hat er um sein Bier gekämpft. Auf der Intensiv- und auf der normalen Station hat er mich nach Bier gefragt.

    Die letzen 6 Wochen waren seine Augen leer! Ohne Kampfgeist – ohne Lebenswillen – ohne Bier! Er hat diesen Kampf verloren.
    Es ist so bitter. Er wird – vermutlich – 5 Tage vor seinem 62. Geburtstag beigesetzt (Urnenbeisetzung).

    Danke an alle, die mir in dieser Zeit beigestanden haben.

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Karl,

    hast du schon einmal bei dem sozial-medizinischen Dienst im Krankenhaus nachgefragt? Die können dir bestimmt weiter helfen.

    Doro hat insoweit recht, dass sie darauf hinweist, dass ein Therapieplatz nichts bringt, wenn deine Frau nicht möchte! Ich gehe aber davon aus, dass du vorab Informationen sammeln möchtest, für den Fall, dass sie sich für eine Therapie entscheidet. Das halte ich wiederum für richtig, denn dann kann man schneller reagieren (auch in der Hoffnung, dass der/die Alkoholkranke dann nicht so viel Zeit hat, um es sich anders zu überlegen!!!)

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Ihr Lieben,

    na, jetzt habe ich ja die Bestätigung, die "von außen" brauchte :D Skye, du hast natürlich völlig recht - es ändert sich ja ohnehin alles für ihn, also ist es eh egal!

    Habe heute eine "Krankenhausralley" hinter mir - zuerst zu Papa (wie erwähnt 50 km), dann zu meiner Schwester (weitere 150 km!!). Jetzt kann ich endlich die Füße hochlegen :D

    Meine Schwester ist auch der Meinung, dass Papa in meiner Nähe sein sollte - letztendlich werde ich auch die Betreuung für ihn beantragen und wenn das alles durch ist, dann müsste ich ja für jede Kleinigkeit diese lange Strecke fahren! Also, die Entscheidung ist gefallen: Er kommt hierher.

    Frozen, natürlich denke ich auch an mich - im Moment halt nicht so viel! :wink: Je eher ich Papas Betreuung habe, seine Wohnung aufgelöst (da hilft mir meine Schwester und unsere Männer, auf die im Übrigen immer super Verlass ist!!) und einen Heimplatz gefunden habe, desto eher kann ich mein Leben wieder ruhiger angehen und mich auf den neuen Job konzentrieren. 2007 kann nur noch besser werden :D

    Ich wünsche euch einen schönen Abend.

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo,

    die letzten Tage waren sehr hektisch! Papa hat überlebt, ist jetzt aber von der Intensiv auf eine normale Station verleget worden, aber zu welchem Preis? Er ist ein menschliches Wrack!!! Abgemagert…, die Ärzte versuchen sämtliche Innereinen am Versagen zu hindern! Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber ich kann sagen, dass ein Häufchen Elend noch gut neben meinem Vater aussieht! Der behandelnde Arzt sagte mir gestern nur kurz, dass mein Vater, wenn er denn wieder etwas aufgepäppelt ist, in ein Alters-/Pflegeheim müsste! Seine Nieren funktionieren nicht richtig, seine Leber ist natürlich geschädigt und er hat durch das Hämatom Muskelfraß. Ich weiß noch nicht, ob er in Zukunft weiter so apathisch sein wird, wie er jetzt ist. Wird er laufen können oder nicht? Kann der Muskelfraß gestoppt werden oder nicht? Wird er jemals wieder richtig sprechen können?

    Am Montag habe ich einen Termin mit dem sozialen Dienst und dem verantwortlichen Arzt, dann bekomme ich hoffentlich Antworten. Werde auch den Hausarzt aufsuchen, um das Attest für den Amtsrichter zu bekommen, damit ich alles regeln kann.

    Mein Problem ist jetzt dieses: Zurzeit fahre ich jeden Tag 50 km/ Strecke, um meinen Vater zu besuchen! Seine Geschwister leben im Umkreis ± 10 km, aber solange er getrunken hat, haben seine Geschwister nichts mit ihm zu tun haben wollen. 1. Weil er sich im trunkenen Zustand benommen hat, wie die Axt im Walde und 2. weil er ihre Hilfe (Vorwürfe: Hör doch auf zu saufen! Mach eine Therapie) nie angenommen hat.

    Ich würde aber gerne ein Pflegeheim in MEINER Nähe auswählen! Wäre das verkehrt?

    Als Papa Dienstag in die Klinik kam, habe ich meine Cousine (mein einziges Bindeglied zu Papas Familie) angerufen und ihr gesagt, wie es um ihn steht und sie gebeten seine Geschwister (deren Adressen ich nicht habe) zu informieren. Das hat sie getan und ein Onkel von mir ist seitdem 2 x bei meinem Pa gewesen. Mein Vater hat in seiner Gegend sonst eigentlich keine sozialen Kontakte (außer die Saufkumpanen – und ich denke, dass die alles andere im Kopf haben, als ihn regelmäßig in einem Heim zu besuchen).

    Wäre es „unmenschlich“ meinen Vater in meine Nähe zu holen? Würde ich ihm mehr nehmen als geben?

    Wieder einmal Fragen über Fragen!!!!

    Einen schönen Abend wünscht euch – eine wieder einmal nachdenkliche –

    Aileen

    Hallo liebe Mita,

    wie reagiert dein Vater darauf, wenn ihr ihn auf "alles" ansprecht, wenn er nüchtern ist? (schwitzen, eure Ängste etc.)

    Es tut mir immer in der Seele weh, dies sagen zu müssen: Aber solange dein Vater meint, dass er kein Problem hat, solange könnt ihr auch nicht helfen oder ihn unterstützen.

    Bei meinem Vater war es auch so! Ich habe *Ironiemodus* "versucht einen Handstand zu machen und mit den Pobacken Fliegen zu fangen" und es hat nichts genützt. Das Schlimme ist, du reibst dich auf und der "Erfolg" bleibt aus.

    Aus Erfahrung rate ich dir: Versuch dich abzugrenzen und denke an deine Zukunft. Wenn dein Vater sich seine Zukunft vermasselt, ist das sein Ding, aber er darf deine nicht obendrauf vermasseln! Das alles ist natürlich leichter gesagt, als getan (das weiß ich aus Erfahrung) - es kostet sehr viel Kraft, Nerven und Selbstüberwindung (aber man darf in Hinblick auf die eigene Zukunft nicht nur kurzfristig denken, sondern man muss langfristig denken......).

    Ich wünsche Dir viel Kraft für deinen weiteren Weg.

    Liebe Grüße

    Aileen

    PS: Warum kannst du niemandem erzählen, was los ist :?:

    So, meine Lieben, :D

    da bin ich wieder und jetzt auch "in ruhiger" (da werde ich doch gleich mal frühstücken, denn dazu bin ich noch nicht gekommen!!)

    Den Job habe ich *freu-sich-blöd*. Ursprünglich war ja zum 1.1. ein anderer Job vorgesehen, aber man hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ausschlagen konnte :D:D

    Das Krankenhaus hat sich noch nicht gemeldet, von daher denke ich, dass Vater soweit stabil ist! Er ist dort auf jeden Fall in guten Händen! Das war schon erschreckend ihn so wie heute Vormittag, vorzufinden! *schüttel* Aber ich denke, dass ich mich, wenn er es denn jetzt schafft, auf weitere solcher Vorfälle einrichten muss! (Aber ab Jan. bekommt er ja ohnehin den Notfallbutton von der AWO - also etwas Erleichterung).

    Die Füsse tun mir nicht weh.... Gott-sei-Dank war ich nicht ohne Schuhe unterwegs.... hab gerade extra nochmal gecheckt..... 8)

    Jetzt sind bis 21:30 ABS-Socken angesagt, dann ein kurzer Trip zum Flughafen und dann hoffentlich RUHE!!!!!!

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo,

    also sowas brauche ich auch nicht täglich!

    Ich hatte für heute eine straffe Tagesplanung - meine Schwester kam heute ins Krankenhaus, da sie morgen eine OP hat. Um 18:00 Uhr habe ich ein Vorstellungsgespräch, um 22:00 Uhr kommt mein Mann am Flughafen an, den ich abholen muss - dazwischen war dann ein ausgiebiger Hausputz geplant.... Naja, bis dann am späten Vormittag der Hausmeister meines Vaters anrief und sagte, dass mein Vater hilferufend im Bett liegt!

    Also, Turbodusche, mit 200 km/h die Autobahn runtergedonnert, Zustand gesehen, Notarzt gerufen, jetzt liegt er auf der Intensiv. Er hyperventiliert (schreibt man das so??), leidet unter Blutarmut, ist am Vertrocknen, ihm tut alles weh - jetzt wird mit ihm halt das komplette medizinische Programm durchgezogen. Musste mich aber zeitig verabschieden, da ich ja dieses Gespräch habe. Meiner Schwester habe ich nichts vom Zustand meines Vaters erzählt - das mach ich erst nach der OP.

    Um runter zu schrauben habe ich mir schnell einen Kaffee gekocht und hier mal eben mein "Leid" geklagt, damit ich etwas ruhiger ins Gespräch gehen kann!

    So, jetzt "die Socken hochziehen", fein anziehen, ein bisschen Farbe ins Gesicht und auf in den Kampf!!!!

    Einen schönen und vor allem ruhigen Tag wünscht euch

    Aileen

    Hallo Britta,

    ich nochmal :D

    Ich finde Lavendels Vorschlag mit dem Brief richtig gut! Du schreibst dir alles - direkt an deine Mutter gerichtet - von der Seele und kannst dann nach Fertigstellung immer noch entscheiden, ob du ihn deiner Mutti gibst oder nicht!

    Ich habe mich auch manchmal gefragt: Hätte ich beim letzten Entzug ernergischer sein müssen? Hätte ich meinem Vater weitere Optionen aufzeigen müssen? Häte ich mehr da sein müssen? Die Antwort ist immer NEIN! Was ich für meinen Vater jetzt noch tun kann, tue ich! Ich schaffe ihm einen vernünftigen Lebensraum, beauftrage Menschen, die ihm bei der Körper-/Wohnungspflege helfen und meine Schwester und ich haben auch bereits über "das Ende" gesprochen.
    Wenn mein Vater nicht plötzlich zu Hause stirbt und die Ärzte sagen, dass nichts mehr zu machen ist, wird er in ein Hospiz kommen. Dort ist er nicht allein (die Familie kann ja nicht 24 h am Krankenbett sitzen) und ich weiß von einem Freund, dessen Mutter auch aufgrund ihrer Alkoholkrankheit gestorben ist, dass es dort für die Angehörigen auch "schön" (soweit man schön sagen kann :( ) und angenehm gestaltet wird.

    Gibt es denn eine Möglichkeit, dass du den behandelnden Arzt aufsuchst und ihn um Auskunft bittest? Ein Versuch ist es - trotz Schweigepflicht - vielleicht wert!

    Nochmals alles Gute und ganz viel Kraft für den steinigen Weg, der jetzt noch vor dir/euch liegt!

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Ayki,

    da ihr jetzt alle enttäuscht seid, keinen Familienzuwachs zu bekommen hier mal ein Alternativvorschlag:

    Wie wäre es, wenn ihr am WE regelmäßig zu einem nahegelegenen Tierheim gehen würdet, um mit den Hunden dort spazieren zu gehen? Ich weiß, dass die sich in den Tierheimen immer freuen, wenn sich jemand regelmäßig um ein Tier kümmert!

    Nur so eine Idee - nimmt vielleicht etwas die Traurigkeit :)

    Liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht

    Aileen

    Hallo liebe Britta,

    oh Mann - das hört sich ja alles nicht gut an! Ich bin zwar kein Psychologe oder Mediziner, aber für mich hört sich das auch so an, als ob deine Mutter bereits mit dem Leben abgeschlossen hat!

    Auch wenn es schwer fällt - ich würde versuchen sie NICHT stündlich anzurufen. Vielleicht kannst du die Anrufe ja auf morgens (um ihr einen guten Morgen zu wünschen und zu fragen wie die Nacht war) und abends (um ihr eine Gute Nacht zu wünschen) beschränken?

    Liebe Britta, ich weiß, es ist schwer! Ich sehe meinem Vater z. Z. beim langsamen Sterben zu. Aber bitte versuche dich - in deinem eigenen Interesse und dem deiner Familie - etwas abzugrenzen. Ich weiß, leichter gesagt als getan, aber so wie es sich anhört will und kann deine Mutter nicht mehr. Akzeptiere ihre Entscheidung.

    Welche Rolle spielt der LG deiner Mutter in der Familie? Wie steht er denn zu allem? Hält er dich auf dem Laufenden?

    Ich hätte dir gerne aufmunterndere Wort geschrieben, aber was bringt es, wenn ich schreibe: Alles wird gut! Du weißt ja selber, dass das nicht stimmt.

    Wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Fee,

    herzlich Willkommen!

    Sicherlich hast du hier schon ein wenig "quergelesen" und festgestellt, dass man Alkoholkranke nicht entschuldigen sollte! Du sollst ja seine Vorgesetzten oder Eltern nicht unbedingt informieren, aber du solltest ihn auch nicht entschuldigen. Dein Freund ist alt genug und muss die Konsequenzen für sein "Tun" selbst tragen.

    Dass er wegen dem Job trinkt.... nun, das sehe ich auch lapidare Entschuldigung an, denn wie du schon sagtest, ändert er ja nichts an seiner Situation. Sollte der Job irgendwann weg sein, dann wird er einen anderen Grund zum Trinken finden (überspitzt gesagt: Es kann auch die Fliege an der Wand sein!).

    Ich rate dir, mit ihm zu sprechen, wenn er nüchtern ist und du solltest ihm ganz klar sagen, dass du nicht mehr bereit bist für ihn zu lügen. Du hast den Weg hierher gefunden und kannst ihm sagen, wo er Hilfestellung für seine (trockene) Zukunft bekommen kann.

    Du kannst, wenn er dazu bereit ist sich dem Problem zu stellen, sicherlich unterstützend tätig sein, aber du kannst einem Erwachsenen die Verantwortung nicht abnehmen!

    Ich wünsche dir viel Glück.

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo Jenny,

    Zunächst einmal vielen Dank für das "Dasein"!

    Ja, mein Vater trinkt noch! Er isst nicht mehr, was den Alkohlkonsum, aber nicht den Pegel, reduziert. Seit langem kauft er sich jeden Morgen 2 belegte Brötchen, aber isst sie NIE! Er bringt sie (als er noch in die Kneipe gegangen ist) vom Bäcker nach der ersten Saufetappe mit nach Hause, legt sie auf die Anrichte und lässt sie dort liegen. Same procedure the next day, nur dass er die Brötchen vom Vortag in den Müll wirft! Zurzeit bringt der Hausmeister die Brötchen zu ihm und die Dinger fliegen halt auch in den Müll! Der Bäcker freut sich!!!

    Das Kuriose ist ja, dass wenn man sich seine Blutwerte ansieht (vom Leberwert abgesehen) meinen könnte, es wäre einer von "uns". Meines Erachtens und vom Aussehen her, müsste er schon längst mit dem Leben auf unserer Erde fertig sein......, aber nein...... es ist erschütternd.

    In Sachen Betreuung: Ich werde sie übernehmen - ich werde mich dieser Aufgabe stellen, da ich dann weiß, dass es vernünftig gemacht wird. Hört sich nach Kontrollfreak an, aber so haben wir im "Familienrat" (meine Schwester und ich!!!) entschieden. Wie gesagt, mein Vater wird es erst nach der Renovierung erfahren/erleben, da ich Bedenken habe, dass er bzgl. Renovierung nicht mehr mit uns "zusammenarbeiten" würde, wenn er es früher erfahren würde! Ich weiß - im echten Leben link - aber im Alkolholikerleben die einzige Möglichkeit!!!

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo ega,

    jo, das ganz hat meiner Telefonrechnung nicht so ganz gut getan :wink: , aber das war es mir wert.

    Klar, denke ich noch an mich! Nach dem letzten Theater (als er vor 1,5 Jahren in der Klinik war!!!) habe ich mich gefangen und sehe die Dinge heute sehr sachlich. Ich bin froh, dass ich an diesen Punkt angekommen bin (war harte Arbeit, aber nicht unmöglich).

    Für Aussenstehend hört sich das, was ich denke und laut ausspreche, vielleicht sehr hart an, aber nur so kann ich meinem Vater helfen - absolute Abgrenzung.

    Ich weiß, nicht jeder Angehörige ist in der Lage dies zu tun, aber ich denke, es ist wie beim Alkoholiker: Man muss erst seinen absoluten Tiefpunkt erreichen, bevor man im eigenen Interesse handeln kann! Auch, wenn ich nachdenklich bin, so kann mir mein Vater und sein Zustand Gott-sei-Dank seelisch nicht mehr allzuviel anhaben. Dass es mir ganz am "Allerwertesten" vorbei geht wäre gelogen, aber ich kann mich abgrenzen und vieles sachlich sehen, was ich früher nicht konnte. (Vor 1,5 Jahren, wäre ich am liebesten selbst in der Klinik geblieben - Schei... Nerven :wink: )

    Wenn ich einige Beiträge in diesem Forum lese, hoffe ich immer, dass diese Menschen auch an den Punkt kommen, denn es geht einem dann wesentlich besser!

    Liebe Grüße

    Aileen

    Hallo lieber White,

    zunächst einmal: Vielen Dank für die aufbauenden Worte!

    Hast du Erfahrung mit diesen Betreuungsvereinen? Da werde ich doch glatt mal versuchen, den Amtsrichter "an die Wand" zu quasseln". Der Arzt sagte mir, dass der Richter entweder nach Hause kommt, oder mein Vater alternativ zwecks diverser Tests ins Krankenhaus eingewiesen werden könnte.

    Ich werde es mal auf mich zukommen lassen - was soll ich auch anderes machen. Jeden Tag so nehmen, wie er kommt und reagieren.....! Ich bin nur froh, wenn die Wohnung endlich renoviert ist und 2 x die Woche jemand bei ihm ist (der Mensch zum Duschen und die Putzfrau). Ehrlich und egoistisch gesagt denke ich: "Vielleicht bin ich so wenigstens nicht diejenige, die ihn tot in seinem Bett findet."

    Naja, vor 1,5 Jahren sah er schon so übel aus, dass ich dachte, er schafft die nächsten Monate nicht mehr...... mal sehen, wie lange das noch geht. Ich habe Gott-sei-Dank euch gefunden, und auch noch einige liebe Freunde, die mich auffangen! Komme mir manchmal vor, als hätte ich Blei in den Füßen :D - nach jedem Schlag stehe ich wieder auf! Lieber Gott: Danke für das Blei :D

    Liebe Grüße

    Aileen

    Guten Abend meine Lieben,

    hier einmal ein update bzgl. meines Vaters (an alle, die meine Vorgeschichte kennen). Ich bekam heute einen Anruf von einem ehemaligen Arbeitskollegen meines Vaters, der ihn wohl regelmäßig in unregelmäßigen Abständen besucht.

    Nachdem mein Vater vor einigen Wochen gefallen ist, habe ich ihn ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde ein wahnsinnig großes Hämatom am rechten Unterschenkel (der komplette Fuß und Unterschenkel waren schwarz und geschwollen) und am linken Oberschenkel festgestellt. Die Blutzufuhr und alles andere wurde überprüft – alles OK. Mein Vater genoss die Aufmerksamkeit und die Fahrten zur Toilette und in den Raucherraum im Rollstuhl. Die Dusche, die er auf meine Nachfrage hin vom Pflegepersonal “verpasst bekam“, fand er selbst im Rollstuhl übel!!!! Naja, Körperhygiene ist halt seit Jahren nicht mehr so sein Ding.
    Nach nur 3 Tagen Krankenhausaufenthalt war er wieder zu Hause. Sein Hausmeister – ein total lieber Mann – bringt ihm seitdem täglich frische, belegte Brötchen (die er natürlich nicht isst) und frischen Kaffee. Mein Vater bewegt sich seither nur vom Bett bis zum Sofa/Sessel (dem Hausmeister erzählte er, dass er einen Schlaganfall gehabt hätte…*seufz*!!!)

    Naja, heute rief auf jeden Fall besagter Ex-Arbeitskollege an und meldete Bedenken an, wie schlecht mein Vater aussähe etc. Ich habe ihm dann versucht klar zu machen, dass der Alkohol meinen Vater so zerstört hat und ihn letztendlich auch töten wird. Ich habe ihm erklärt, dass Vater unter dem Korsakow Syndrom leidet, seine Lungenfunktion einschränkt, die Leber angegriffen ist und, dass uns als Kinder die Hände gesetzlich gebunden sind etc. Habe ihm erzählt, dass mein Vater nach der Wohnungsrenovierung durch Mitarbeiter der AWO einmal die Woche geduscht und einmal die Woche eine Putzfrau kommen wird. Da verstand er alles besser und war beruhigter. Ich bin ja schon froh, dass mein Vater überhaupt noch Besuch bekommt und dieser sich auch noch Sorgen macht! Ich habe diesem Mann auch gesagt, dass ich sehr dankbar dafür bin.

    Nach Rücksprache mit dem Betreuungsverein und dem Hausarzt musste ich folgendem belehrt werden:
    a) selbst wenn ich das Aufenthaltsbestimmungsrecht hätte, könnte ich meinen Vater nicht gegen seinen Willen in eine Klinik einweisen lassen (es sei denn, er stellt für sich und andere eine Gefahr dar. Da er aber „nur“ säuft, ist er keine Gefahr für sich oder andere!!! HaHa, Suizidgefährdet = Hilfe, Saufen = Pech!!)
    b) ich kann eine teilweise Betreuung nicht wirklich – wie geplant – annehmen, da die Gerichte dies nicht gerne sehen. Sie hätten bzw. bevorzugen EINEN Betreuer. Ich muss mich jetzt im Januar – nach Renovierung der Wohnung – (mein Vater würde sonst nicht so „mitarbeiten“) mit dem Amtsrichter auseinander setzen, auch, damit meine Schwester in meiner Abwesenheit (z. B. Urlaub) meine „Betreuungsrechte“ übernehmen darf!!! Da graut’s mir vor!!!

    Zurzeit bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich sage „ Lieber Gott, lass ihn nicht mehr aufwachen!“ Er ist körperlich so im Eimer…… er sieht so übel aus….. aber er überlebt…. Es ist ein Elend, dies mit ansehen zu müssen!!!

    Es ist schlimm, da er mich z. Z. ständig anruft und sein Leid klagt – ich höre die Angst heraus… alle Körperfunktionen lassen nach… Menschen sehen nach ihm, aber tun in seinen Augen nichts….. Aber wir können nichts tun, außer ihm vernünftige Lebensbedingungen zu schaffen (Körperhygiene und sauberes Umfeld) und seinen konstanten Gesundheitsabbau zu überwachen. Das Wichtigste müsste von ihm kommen – der Entzug – aber das kann und will er nicht mehr – also können wir ihm, Kinder und Helfer, nur beim „Stückchenweisen“ Sterben zusehen!

    Einen schönen Abend wünscht eine sehr nachdenkliche


    Aileen