Hallo Ihr Lieben,
das Thema „Pflege“ usw. hat sich nun erledigt. Mein Vater ist gestern um 0:20 h gestorben.
Am 23.12 bin ich nach der Beerdingung von der Mutter meiner Freunde direkt ins Krankenhaus gefahren, weil mein Vater sein Bein abgenommen bekommen hat (das, in dem das Hämatom ewig lange „geschlummert“ hat). Hier ins medizinische Detail zu gehen würde eure „Lesegrenze“ sicherlich sprengen.
Am 25.12 lag er auf der normalen Station, zwar angebunden (weil er sich am 24.12 sämtliche Schläuche selbst gezogen hatte), aber er war „dabei“. Essen hat er – wie in den Wochen zuvor – verweigert.
Mein Mann musste Weihnachten im Ausland arbeiten und ich bin am 25. mit ihm mit geflogen. Der Rückflug war für den 28.12 abends vorgesehen. Am 27.12 rief mich meine Schwester mittags an und sagte mir, dass Papa wieder auf der Intensiv liegt, es schlecht aussieht, er aber zurzeit noch stabil ist.
Ich habe mich aber auf mein Gefühl verlassen und versucht noch einen Abendflug zu bekommen, was mir auch geglückt ist. Als ich gerade 1,5 h zu Hause war rief mich die Ärztin an, dass sie gerade am „Wiederbeleben“ seien. Ich habe geistesgegenwärtig die Patientenverfügung (die wir Gott-sei-Dank vor Jahren beim Notar haben erstellen lassen) eingepackt und bin mit meinem Mann – nachdem ich meine Schwester informiert hatte - los zum Krankenhaus. Wir kamen um 0:35 in der Intensiv an – mein Vater war um 0:20 h verstorben.
Eine von Papas Schwestern rief mich an, um zu fragen, wie alles läuft. Im Laufe des Gespräches sagte sie, dass sie (die Geschwister) ja alles versucht hätten…... Immer wieder hätten sie mit ihm geschimpft, dass er nicht trinken soll. In diesem Moment brodelte es ín mir!!! Sicherlich, will man das Beste, aber JAHRZENTElanges anklagen bringt nichts. Man erreicht eher das Gegenteil – der Alkoholkranke macht „dicht“. Ich habe es auch spät gelernt, aber ich habe es irgendwann begriffen: Ich kann den anderen nicht ändern…..- nur meine Einstellung dazu!
Ich kann an Alkoholiker nur appellieren: Geht zum Arzt, lasst euch helfen! Auch wenn ihr meint, „das passiert nur anderen!“ Genauso hat mein Vater auch gedacht. Ende Oktober beim Hausarzt haben wir ihn nochmals gefragt: „Möchtest du einen Entzug machen?“ Seine klare Aussage war: „Nein“, denn da konnte er noch selbst zur Kneipe und zurück (manchmal mit einigen Stürzen) laufen. War doch alles ok!
Seine letzten Tage zu Hause hat er um sein Bier gekämpft. Auf der Intensiv- und auf der normalen Station hat er mich nach Bier gefragt.
Die letzen 6 Wochen waren seine Augen leer! Ohne Kampfgeist – ohne Lebenswillen – ohne Bier! Er hat diesen Kampf verloren.
Es ist so bitter. Er wird – vermutlich – 5 Tage vor seinem 62. Geburtstag beigesetzt (Urnenbeisetzung).
Danke an alle, die mir in dieser Zeit beigestanden haben.
Liebe Grüße
Aileen