Liebe Solea,
liebe Selene und
liebe Stern,
ich kann Euch gar nicht beschreiben, wie dankbar ich für Eure Zeilen bin!! Ich fühle mich so verstanden und jedes einzelne Wort hilft mir, weiter bei meinem Weg zu bleiben. Tausend Dank! Denn das ist das, was ich aus tiefstem Herzen möchte: Endgültig los von ihm, von den Gedanken an ihn, von dem hinterher Trauern der Vergangenheit. Er weiß, dass es kein "wir" mehr gibt!
Ich bleibe weiter stark! Ich habe ihn nicht kontaktiert und das soll auch so weiter bleiben, denn ich befürchte, dass ich ansonsten schnell einknicken oder mich einlullen lassen würde. Dass ich wieder Versprechen glauben könnte, die keine 2h andauern. Das will ich nicht. Ich will nicht mehr mit jemanden diskutieren müssen, der permanent den Spieß umdreht, alle Schuld bei anderen sucht, mich dermaßen manipuliert, dass ich nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist und mein Selbstwertgefühl zerstören möchte, indem er mich schlecht macht. Dass ich doch ein Niemand wäre, nicht die, für die ich mich ausgebe, sozusagen ein Fake wäre. Ich, die mit ihrer Tochter seit Jahren in einer der teuersten Städte Deutschlands alles alleine finanziert und auf 100qm mit Dachterrasse wohnt. Die, die ihrer Tochter alles bieten kann und will. Und dann er, der neben Schulden in einer heruntergekommenen Wohnung gewohnt hat und jetzt in einem möblierten Aparatment haust. Nein, das werde ich nie wieder zulassen!
Jeder der mich kennt, fragt eh, weshab ich das überhaupt so lange mitgemacht habe, immer wieder seinen Versprechen geglaubt habe. Ja, er konnte Trinkpausen von 2-8 Wochen aushalten. Da dachte ich, "schau, er kann es, er ist willig damit aufzuhören". Tja, bis zum nächsten Absturz und die kamen in immer kürzeren Abständen und immer heftiger.
Ich habe am WE den großen Fehler gemacht, trotz des schönen Wetters nur in der Wohnung zu bleiben. Ich habe zwar meine Terrasse bepflanzt, mit Freunden telefoniert, aber gedanklich hatte ich überhaupt keine Ruhe. Vielleicht habe ich mich auch selbst bemitleidet! Heute jedenfalls geht es mir wesentlich besser. Ich war im Büro, war gut abgelenkt und dachte mir, dass ich mich in der nächsten Zeit definitiv besser ablenken muss.
Letztlich ist es ja auch eine Art Trauer um etwas, was nie gut werden konnte. Ich habe einen Freund, der hat mir das ebenfalls gesagt, wie Dir, liebe Solea, der Psychologe: "Es wird mit ihm kein Happy End" geben.
Letztlich hat er mir ein paar Wochen/Monate etwas vorgespielt, bis die Maske(n) fiel(en). Manchmal glaube ich, dass bei ihm auch eine Art verdeckter Narzissmus vorliegt.
Ich hoffe nicht darauf, dass er einen Tiefpunkt haben wird, alles in die Wege leiten wird und dann wird alles gut. Nein, daran glaube ich nicht einmal ein bisschen! Selbst wenn er nie wieder trinken würde, bleibt der Charakter. Nicht alles ist alkoholbedingt. Ich glaube, er weiß genau, dass sein Leben eine einzige Verwüstungsstraße ist. Vielleicht war ich ihm als Frau "zu stark". Vielleicht hat er gesehen, dass ich trotzdessen, dass ich seit 11 Jahren alleinerziehend bin, mein Leben im Griff habe, es meiner Tochter und mir gut geht, dass wir ein gutes Leben führen können und er, der letztlich 2 Ehen zerstört hat, Haus weg, Schulden ohne Ende und sich permanent selbst bemitleidet hat. Wie böse doch alle waren, von Exfrauen, bis Eltern, Großeltern, Arbeitgeber usw.
Was mir die letzten Tage auch auffielt: er hat überhaupt keine Freunde! Das war ihm immer ein Dorn im Auge, dass ich gute Freunde habe, mit denen ich meine Probleme (eben auch sein Saufen) besprochen habe.
Ich werde stark bleiben und meinen Weg weitergehen, um irgendwann für mich sagen zu können, dass es mir nicht mehr wehtut, so viele Hoffnungen und Chancen gegeben zu haben. Allein das Lesen hier oder gewisser Literatur über Angehörige Alkoholkranker hat mich aufhorchen lassen, dass ich diesen Kampf niemals gewinnen kann und daneben nur zugrundegehen kann. Ich habe nächtelang hier gelesen und habe mir geschworen, ich muss hier aussteigen. Das Karussell dreht sich immer schneller und irgendwann kannst Du vielleicht nicht mehr aussteigen.
Ja, daran sieht man, wie er jetzt agiert und der Satz: "Er ist kein guter Mann" - gefällt mir, denn er ist nichts weiter als die bittere Wahrheit! Seine Liebesschwüre noch von letzter Woche und sein jetziges Agieren haben überhaupt nichts gemeinsam!
Ich weiß, dass er nichts ändern wird, denn er will einfach nicht. Das habe ich akzeptiert! Ich kann das eben nicht nachempfinden, dass man so handelt, wie er das jetzt macht. Sich selbst bemitleiden, anstatt zu handeln. Er weiß, dass er krank ist, aber er akzeptiert nicht, dass es ein gesundes und normales Leben nur geben kann, indem er NIE WIEDER trinkt und das will und kann er sich eben nicht vorstellen, weil er ja alles so toll im Griff hat.
Ich weiß, jeder Tag, den ich schaffe, stark zu bleiben, wird mich dahin führen, dass es weniger wehtut, dass ich weniger an ihn denken muss und irgendwann hört es hoffentlich für immer auf und ich werde begreifen, dass er mir nie das werden konnte, was ich mir gewünscht und vorgestellt habe. Seine Maske hatte er an und die ist gefallen!
Ich danke allen, die mich in dieser Situation so gut unterstützen!!
LG Kiwi