Beiträge von BonnieS

    Hallo zusammen,

    jetzt ist 3 Wochen gut gegangen. Oder auch nicht. Ich habe mich von meinem Vater distanziert nachdem er mich kalt belogen hat, dass er zu einer Therapie geht, aber in Wirklichkeit zu Hause etwas getrunken hat. Danach war der Umgang von meiner Seite sehr distanziert und wir hatten sporadischen Kontakt.

    Ich habe ihm 1x ein paar Sachen gewaschen, aber das war auch das Ende meiner Unterstützung.

    Letzte Woche rief mich seine Freundin an, die in der Kur ist. Sie hat mit ihm telefoniert und er hätte aufgelegt. Seither wäre er nicht mehr erreichbar. Ich bin dann hingefahren. Mein Schlüssel konnte leider die Tür nicht öffnen, weil von innen der Schlüssel steckte.

    Kurz gesagt, ich musste den Notruf wählen. Feuerwehr, Notarzt und zuletzt auch Polizei kamen und haben die Tür geöffnet. Er konnte nicht mehr laufen oder aufstehen. Er wollte aber dennoch nicht mitfahren. Er ist dann doch mitgefahren. Ich habe wieder Sachen gepackt und sie in die Klinik gebracht. 20 Minuten später kam der Anruf ob ich doch nochmal kommen könnte, weil sie Probleme mit ihm hätten.

    Ich konnte ihn beruhigen, bin jedoch ziemlich beschimpft worden, weil ich ihn da gelassen habe.

    Auch nachts kamen ständig Nachrichten mit nicht grade freundlichen Inhalt. Mein Handy war allerdings aus, so dass ich zumindest schlafen konnte.

    Jetzt ist er wieder im Krankenhaus. Allerdings sehen die Ärzte wohl alles nicht so schlimm... er ist nicht wie beim letzten Mal auf einer Station wo er unter kompletter Aufsicht ist und darf das Krankenhaus auch eigenständig verlassen.

    Nach der Entlassung geht es weiter zur Entziehungskur. Seine Freundin und ich haben deutlich gemacht das er ohne diesen Schritt allein sein wird. Allerdings meinte die Ärztin das er ja kein schwerer Fall ist und deshalb 6 Wochen ausreichen! Ich habe da starke Zweifel. Ab wann ist man denn ein schwerer Fall! Ist die Einlieferung mit RTW im Abstand von 5 Wochen nicht Warnzeichen genug?

    Ich habe meinen „Service“ sehr eingestellt. Es gibt feste Zeiten zu denen ich ihm Sachen bringe. Ich gebe nur ab. Treffen will ich ihn nicht.

    Auch sonst ist telefonieren wie sonst nicht drin...

    Trotzdem ist das alles frustrierend. Ich weiß gar nicht so richtig was ich noch machen kann. Ich habe mit den Ärzten gesprochen, aber scheinbar ist alles nur in meinen Augen deutlich!

    Liebe Sunshine_33,

    vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich verstehe deine Punkte. Den kompletten Kontaktabbruch kann ich wirklich nicht durchziehen.

    Du meinst, ich soll mehr von mir erzählen? Gerne.

    Ich bin 43 Jahre alt und Einzelkind. Ich bin in einer wirklich behüteten Familie in einem (wie sagt man heute so schön) Mehrgenerationenhaus aufgewachsen. Ich hatte stets alles was ich brauchte. Mit 19 bin ich ausgezogen und habe eine Ausbildung begonnen. Mit 21 habe ich die Stadt gewechselt und bin mit meinem damaligen Freund zusammen gezogen, der mittlerweile mein Ehemann ist. Wir sind seit 22 Jahren ein Paar und haben 2 gesunde Kinder. Prinzipiell bin ich ein sehr positiver Mensch der das Leben genießt und der immer für andere da ist. Vom Prinzip kannst du hier Tag und Nacht anrufen und ich komme und helfe. Vielleicht eine Art Helfersyndrom. Mein Mann und ich hatten und haben immer eine ähnliche Auffassung vom Leben und wie man mit schweren Situationen umgeht. Früher hatten wir eine "heile" Welt. Wir hatten 2 Familien die sich, auch untereinander gut verstanden haben und die besten Großeltern die sich Kinder nur wünschen konnten. Vor 8 Jahren ist meine Schwiegermutter und vor 3 Jahren meine Mutter verstorben. Man kann sagen das wir nach wie vor eine super tolle Familie haben, aber es ist eben doch anders, wenn die Mütter fehlen. Sie sind irgendwie der Kleber bei allem. Als meine Schwiegermutter starb waren da 3 Kinder die sich um alles kümmern. Bei mir war ich allein und musste eben noch alles bei meinem Vater abfangen.

    Da mein Vater nichts mit Papierkram oder Konten im Sinn hatte und meine Mutter alles gemacht hat, ging diese Aufgabe, ebenso wie die Verwaltung des Hauses komplett an mich über. Er hat keinen Überblick wann was vom Konto abgeht oder welche Versicherungen er hat. Ich mache alles mit. Ich mache es aber auch wirklich gerne. Ich bin gerne die organisierende im Hintergrund.

    Auch zuhause läuft alles über mich. Ob ich eine Person mehr oder weniger verwalte spielt keine Rolle. Da ich in der Branche von Hausverwaltungen bin, ist dies quasi auch ok.

    Ich mache gerne mein eigenes Ding und werde darin auch von meinem Mann unterstützt. Wenn es nach ihm gehen würde, hätte er meinem Vater längst eine Ansage gemacht, aber das möchte ich nicht. Wir haben es in unserer gemeinsamen Zeit immer so gehalten das jeder die unangenehmen Sachen in seiner eigenen Familie anspricht.. in der anderen nur, wenn es unbedingt notwendig ist.

    Er hat es schon mal gemacht, aber aktuell pfeife ich ihn da schon zurück.

    Ich muss sagen in der letzten Woche war ich ziemlich geschockt, gedemütigt und enttäuscht...

    Ich bin aber kein Mensch der sich einfach unterkriegen lässt. Mein Chef hat mal zu mir gesagt "Wenn du einen Weg einschlägst dann gehst du ihn, egal welches Opfer du bringen musst, oder wer sich dir in den Weg stellt" das stimmt auch so. Ich habe mich ein paar Tage runter ziehen lassen und versuche jetzt wieder den Kopf nach oben zu bekommen.

    Was mich halt kaputt macht, ist eben dieses ständige schlechte Gefühl das mein Vater mir nicht vertraut. Mir für irgendwas die Schuld gibt, auch wenn ich nichts dafür kann... es kommt ein Anruf, ich höre an seiner Stimme das was nicht stimmt und prompt kriege ich Herzrasen.

    Bis vor kurzem habe ich wirklich die Kontrolle über ihn gelegt, aber es bringt ja wirklich nichts. Deshalb muss ich mich da distanzieren.

    Yep, das weiß ich alles.

    Die Sache ist, das ich nicht alles abzunehmen geht, sondern das ich alles mache. In jeglicher Hinsicht.

    Der Zug irgendwas zu ändern ist vermutlich abgefahren. Ich weiß das ich da zuviel tue. Ich kann die Maßnahmen nur einschränken. Ganz abstellen ist, für mich, unvorstellbar. Die Co-Abhängigkeit ist wirklich so, dass ich auch dann zugrunde gehen würde.

    Er ist mein letztes noch lebendes Familienmitglied. Eigentlich will ich das er ein schönes Leben hat. Er hat immer versucht mir zu helfen, wenn er konnte. War eigentlich der Beste Vater den man sich wünschen kann... ich habe einfach das Gefühl das ich ihm das schuldig bin...

    Ich weiß selbst das das so eigentlich nicht stimmt und ich ihn fallen lassen müsste... kann es aber nicht!

    Ich habe manchmal das Gefühl das er einfach nicht mehr richtig da ist. Quasi wie wenn jemand eine geistige Behinderung hat. Es ist eine Krankheit mit der nicht alles zu verzeihen ist, aber doch auch gewissermaßen zum Teil erklärt werden kann.

    Klingt vielleicht gemein, aber wenn seine Lebensgefährtin da ist, dann bin ich so gut wie nicht da für seine Probleme und ich habe dabei kein schlechtes Gewissen. Wenn ich am Telefon höre das er hat getrunken hat und er ist bei ihr - ihr Problem. Ich weise keinen mehr darauf hin. Er ist weit weg und muss selbst klar kommen. Sie hört nicht auf mich und will es nicht sehen... wenn er dann Mist baut oder mal wieder die Treppe runter fällt, Pech! Aktuell habe ich eben das Problem das er allein zuhause sitzt und sie nicht greifbar ist. Das ist das was mich da so fertig macht. Mir hat mal eine Psychologin gesagt, ich muss die Verantwortung abgeben... das mache ich tatsächlich wenn ich ihn nicht allein habe. Aktuell ist es eben besonders schlimm.

    Als meine Mutter noch gelebt hat, waren wir verbündet und haben alles immer geteilt. Ich habe sie gefühlsmäßig immer beschützen müssen... also er hat sie nicht geschlagen, oder sonst irgendwie misshandelt. Aggressiv ist und war er nie dabei... er legt sich halt hin und schläft. Aber die neue Partnerin muss ich nicht beschützen. Ich mag sie, aber sie muss damit klar kommen und ich muss ihr da nicht helfen. Zumal sie mir ja eh nicht glaubt, das Alkohol für ihn gar nicht geht... sie kennt sowas nicht und wie bereits erwähnt mein Vater ist ein super Redner.

    Hallo Micalk,

    vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich gehe in allen Punkten mit dir, nur leider ist die Situation wohl verfahrener als es zu sein scheint. Das soll jetzt nicht heißen das ich mich der Entscheidung entziehen möchte oder es auch tue, ich bin für alle Vorschläge mehr als dankbar und versuche sie umzusetzen.

    Hier meine Erklärung - bitte nicht als Rechtfertigung sehen, wobei es vielleicht auch eine ist.

    Als ich meinen Vater ins Krankenhaus habe einliefern lassen, war er (natürlich) nicht davon begeistert. Beim Notruf hat er sogar im Hintergrund sehr unschöne Sachen gerufen, so dass zusätzlich die Polizei gekommen ist. Mir wurde dann erklärt das er nur freiwillig mitgehen kann, für eine gezwungene Einlieferung hat es leider nicht gereicht. Er hat den Sanitätern und Polizisten erklärt das er auch schon am Vorabend überlegt hat sich umzubringen... daraufhin haben sie ständig auf ihn eingeredet.

    Mein Vater war seit seiner ersten Entziehung aktiv bei einem Freundeskreis tätig und hat sich dort um Leute gekümmert die den Führerschein verloren haben und dann zur MPU mussten. Natürlich kommt ihm dieses Engagement zu Gute. Was allerdings manchmal im Hintergrund bei uns gelaufen ist, ist ein völlig anderes. Immer mal wieder gab es stressige Situationen im Leben und die wurden dann halt mal 2 - 3 Tage mit Trinken vertrieben. Aber natürlich auch nur, wenn ihm einer auf die Schliche gekommen ist.

    Besonders hart waren die Zeiten nach den Toden. An jedem Sterbebett wurde versprochen das es nie wieder vorkommt. Was natürlich nicht zu halten war.

    Ich glaube er ist ein sehr sensibler Mensch, der sich mehr zu Herzen nimmt als man eigentlich müsste. Ein Satz von einem Bekannten oder eines Familienmitgliedes kann bis zu 50 Jahre nachgetragen werden. Er hat immer Aufmerksamkeit von allen bekommen, wenn mal wieder was vorgefallen ist. Alles wurde ausgebügelt, es wurden sich Ausreden einfallen gelassen... naja das übliche eben.

    Als meine Mutter gestorben ist, war er wie gesagt zu einer Kur. Nachdem er nach Hause gekommen ist, war er erst einmal in einem tiefen Loch und hat mich für viele Sachen verantwortlich gemacht. Sei es der nicht gefüllte Kühlschrank oder das bei den anderen Kurteilnehmern viel mehr Aktionen nach der Kur gelaufen sind. Er hat dort seine komplette Ernährung umgestellt und ich wusste nicht so recht welche Lebensmittel nun die richtigen sind und bereits 1 Woche vorher mit ihm darüber gesprochen. Er hat mir regelmäßig Bilder aus der Kur geschickt und da waren jeden Abend Bilder mit Weizenbiergläsern zu sehen, die natürlich explizit als Alkoholfrei deklariert wurden.

    In den folgenden Tagen hat er dann immer wieder getrunken und war ab mittags nicht mehr erreichbar. Ich hatte damals starke Magen Darm Beschwerden und wartete auf ein Ergebnis ob ich einen Darmverschluss hatte, als der Anruf von ihm kam ob ich ihn in die Klinik bringen könnte. Er wusste das ich auch krank bin, aber das hat er ignoriert. Ich bin die 17km zu ihm gefahren und habe ihn eingeliefert. Er hat gemeint er käme nicht mehr klar und bräuchte einen Entzug. Ich habe mich darum gekümmert und er ist direkt weiter überwiesen worden. Nach 2 Wochen war er wieder zuhause. Die Ärzte hatten ihn als Ausnahme gesehen und haben gesagt er hätte ja gar kein Problem. Schauspielern klappt.

    Dann hat er sich einen Psychologen gesucht und ich war sogar mit dabei als er die erste Stunde dort hatte. Seine Lebensgefährtin wohnt allerdings 600km von uns entfernt und sie sind die meiste Zeit dort. Also wurden die Termine beim Psychologen immer seltener und schließlich komplett abgesagt.

    Die letzten 2 Jahren gab es auf und abs. Ich habe am Telefon öfter gehört das er irgendwas genommen hat. Habe aber aus Selbstschutz nichts gesagt. Bei seiner Freundin ist er 2x die Kellertreppe runter gefallen... ich kann nicht sogen ob mit Alkohol oder nicht, aber Fakt ist das der Keller schön gefüllt ist mit Hochprozentigem.

    Dies nochmal ergänzend zur Vorgeschichte. Wobei es natürlich noch das ein oder andere Highlight vorhanden ist.

    Jetzt zurück zum aktuellen.

    Nach der Einlieferung hat er mit dem Arzt gesprochen und mich parallel angerufen. Der Arzt sagte mir am Telefon, das er eine Nacht bleiben würde und dann wieder nach Hause könnte, weil er ja seit Jahren "trocken" wäre. Ich habe dann klargestellt das dies mitnichten der Fall sei. Das er sogar 2x im selben Haus zur Entgiftung von Schmerztabletten war und eine weiter "Entziehung" (war ja nicht wirklich eine) vor 2 Jahren hatte. Der Arzt war ziemlich überrascht und hat dann gesagt, dann würde er länger vermerken. Mein Vater war sichtlich geknickt und hat es hingenommen. Das gleiche Spiel hatte ich einen Tag später mit der Stationsärztin. Danach wurde mir gesagt das die Ärzte nicht mit mir sprechen wollten.

    Seine Blutwerte waren völlig ok. Auch die Nierentätigkeit alles im grünen Bereich. Als ich ihn habe einliefern lassen, hatte er mir glaubhaft versichert die Nieren seien kaputt und er würde nicht mehr lange leben... Außerdem hatte er am Morgen des besagten Tages Fieber und war bei seiner Hausärztin. Auch das war gelogen, obwohl er mich und auch seine Lebensgefährtin angerufen hatte um zu erzählen, was er machen sollte und wie die Diagnose war.

    Die Ärzte im Krankenhaus hatten aufgrund der unsachgemäßen Einnahme festgestellt das er an dem Abend Herz- Rhythmusstörungen hatte.. das war aber alles. Die haben sie wieder in den Griff bekommen. Organisch geht es ihm top!

    Mit der folgenden Therapie wurde ich auch aufs Übelste belogen. Du sagst das ein Psychologe seine Lügen und Ausflüchte erkennen würde, aber glaub mir ich habe daran Zweifel. Er ist ein so guter Rhetoriker das er sich so verstellen kann, dass keiner etwas merkt.

    Ich hatte ihn in den vergangenen Tagen links liegen gelassen und auch sein Fieber hat mich nicht interessiert. Ich hatte ihm geschrieben das mir gesundheitlich nicht gut geht, aber auch das ist egal.

    Er wirft mir vor, ich hätte in der Vergangenheit auch öfter gelogen, weil ich z.B. für die Zahlung von Hausrechnungen Kredite aufgenommen habe, die ich aber meinen Eltern nicht mitgeteilt habe. Das wäre genauso verlogen... Ich weiß bald nicht mehr was ich glauben soll.

    Als er mir von seiner angeblichen ambulanten Therapie erzählt hat, hat er mir die Diagnose die der Arzt gestellt hat erzählt. Er hat mir erklärt das er jetzt mit Tiefenpsychologie weiter machen wollte und ob ich ihm erklären könnte was er da machen würde. Er hat mir erzählt das er beim Besuch in der Klinik auch noch gleich Besorgungen für die anderen Zimmernachbarn gemacht hat und ihnen die Sachen mitgebracht hat. Er hat mir sogar angeboten das er den Arzt bei der nächsten Sitzung von der Schweigepflicht entbindet damit ich mit ihm reden kann... Was ist denn jetzt eine Lüge die weh tut und eine die halt auch ne Lüge ist, aber die man ja nicht rum posaunt.

    Ich denke ich muss mich mit ihm für die Sucht entscheiden. Er wird da nie von los kommen. Angeblich hat er nächste Woche einen weitern Psychologentermin in einer Praxis. Aber ganz ehrlich, ich habe keine Lust das zu kontrollieren. Ich gehe daran kaputt. Ich muss ihn einfach machen lassen, was er denkt. Er kann diesbezüglich nicht wirklich klar denken, schätze ich ... Es ist egal was ich ihm sage oder nicht. Er dreht mir alles wieder direkt im Mund herum und ich bin die Dumme. Auch wenn es schwer sein wird, werde ich wohl den Kontakt weiter halten, aber eben nicht mehr direkt springen wenn er anruft. Ihn einfach machen lassen und darauf setzen das es irgendwann einen Fehler gibt und er an die richtigen Leute gerät und wirklich harte Konsequenzen sehen wird. Er will mir gefallen und schickt mir immer alles was er gemacht hat. Er will die Bestätigung das er was gut gemacht hat. Das ist auch der Grund warum er jetzt eine Therapie macht / angibt eine zu machen. Er will mich nicht verlieren. Er macht es aber für mich, nicht für sich und deshalb wird das alles nichts bringen...

    So, lange geschrieben, sorry. Es ist total verworren, aber vielleicht doch auch sehr sehr einfach...

    Trotzdem hilft auch hier nur, dass du dich abgrenzt. Auch wenn es mega schwer fällt, massenhaft Schuldgefühle macht.

    Oh ja, das weiß ich... das ist ja das Problem das ich aktuell habe. Ich habe immer alles abgefangen. Aber ich habe mittlerweile aufgehört für ihn zu lügen. War für mich schon ein großer Schritt. Wie gesagt, ich bin da komplett anders aufgewachsen und hatte immer andere die mir erklärt haben das ich das nicht machen kann/soll. Mittlerweile habe ich eine gute Freundin der ich wirklich alles erzähle und ich habe eine Verwandte mit ins Boot geholt. Sie war auch früher schon durch meine Großeltern in das Meiste eingeweiht und kann es beurteilen. Allerdings ist auch sie geschockt darüber wie weit es aktuell gekommen ist.

    Und alle haben immer bestens funktioniert. Warum also sollte er was ändern?

    Da hast du komplett recht. Ich weiß das das eines meiner Hauptprobleme ist. Er hat es nie anders gelernt. Er wurde immer aufgefangen. Ich mache das aber nicht mehr mit. Ich habe meinen 24 stündigen Service aktuell eingestellt und mache auch nicht wirklich viel. Es ist unheimlich schwer, aber mir geht es trotzdem täglich besser damit. Langsam komme ich aus der Blase heraus, aber es gibt immer wieder Rückschritte. Wie heute, wenn ich denke das er zuhause allein auf dem Sofa liegt und ich nicht weiß was er tut. Vermutlich wird auch da irgendeinen Trost haben, ob Tabletten oder eben Alkohol kann ich nicht sagen. Ich kommuniziere noch mit ihm, aber deutlich langsamer als sonst. Sprechen tue ich ihn gar nicht mehr. Ich höre immer direkt an der Stimme ob er irgendwas zu sich genommen hat, aber das will ich aktuell nicht. Das bringt mich wieder runter.

    Hast du schon mal überlegt, dir therapeutische Hilfe zu holen?

    Tatsächlich hatte ich diesbezüglich schon einmal Hilfe. Wie sollte es anders sein, war da der Ratschlag das ich ihn einfach ignorieren sollte und ihm seine Grenzen zeigen soll. Aber das ist einfach gesagt und auch richtig. Allerdings habe ich meiner Mutter das Versprechen kurz vor dem Tod gegeben das ich für ihn da sein werde. Das setzt mir im Nacken. Er ist auch tatsächlich der einzige Verwandte den ich noch habe.

    Mein Mann ist mir wirklich eine große Stütze und lässt mich machen. Er hält sich zurück, sieht aber wie es mir teilweise geht.

    Mein Vater hat keinerlei Selbstreflexion mehr. Er versucht mich in eine Schiene zu drücken die nicht stimmt. Er wirft mir Sachen vor die so nicht stimmen. Ich hätte viel gelogen und alles auf Lügen aufgebaut. Er hätte 1x ein bißchen gelogen und ich würde es ihm übel nehmen. Wenn es ja nur das eine mal gewesen wäre...

    Wenn du magst kann ich dich in den Bereich für Coabhängige verschieben

    Gerne. Das ich Coabhängig bin weiß ich ja.

    Hallo,

    ich habe hier schon viel gelesen und habe auch in der Vergangenheit einige Male geschrieben. Da allerdings unter einem anderen Namen.

    Ich bin (mittlerweile) 43 Jahre alt und bin seit 30 Jahren mit dem Thema Alkohol sehr vertraut. Mein Vater hat immer mal wieder Phasen in denen er viel trinkt und natürlich auch die Gabe besitzt alles klein zu reden. Wir hatten verschiedene Aktionen von "ich bringe mich um" bis hin zu betrunkenen Autofahrten und diversen Entzügen.

    1997 war der erste Entzug an den ich mich erinnern kann. In meiner Familie gab es stets einen großen Teppich unter den all die schönen Sachen gekehrt wurden. Niemand außerhalb eines inneren Kreises durfte was über die Eskapaden erfahren. Egal ob es um drohenden Jobverlust, Fremdgehen oder sonst etwas ging. Ich habe Erinnerungen daran das ich als 13 jährige mit meinem Vater am Abwaschbecken stand und Rotweinflaschen leer ausgegossen habe und er weinend neben mir stand. Meine Mutter und seine Eltern haben immer zu ihm gehalten. Kein böses Wort nach draußen, nur keine Schwäche zeigen. Er ist nie wirklich fallen gelassen worden. Es gab immer ein klares "DU DU DU" aber danach war er für ein paar Monate wieder der tollste Mensch den man sich denken kann. Hilfsbereit, nett, höflich, umgänglich, lustig... ich habe wirklich viele gute Erinnerungen und habe ihm auch sehr sehr viel zu verdanken.

    Im Laufe der Zeit musste er 2 weitere Male zum "Entzug" allerdings bezüglich Tabletten. Er hat dann immer 1 Woche Krankenhaus gemacht und alles war gut.

    Für mein Empfinden zu wenig.

    Vor ein paar Jahren starben meine Großeltern und dann meine Mutter. Somit war ich zuständig. Die erste Zeit war die Hölle. Mein Vater ist sehr sensibel und hat eher mir den schwarzen Peter zu geschoben, als zugegeben das er wieder trinkt. Es ist immer von heute auf morgen. Er hat das Talent, wie viele Alkoholkranke, das ich zu 100% weiß das er getrunken hat, aber er es einfach so dreht das ich mich entschuldige ihn verdächtigt zu haben.

    Er hat im folgenden eine Reha gemacht und hat dort seine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt. Beide haben so ihre Problemchen, sind zuhause aber ein gutes Paar. Allerdings wurde nie auf mich gehört, wenn ich ihr erklärt habe das es nicht ratsam ist wenn ständig Alkohol im Haus ist. Speziell Wodka und Schnaps. Mir wurde nicht geglaubt und als sie in vor 1 1/2 Jahren per Notarzt ins Krankenhaus gebracht hat, hatte er keine Herzprobleme, sondern 1,9 Promille...

    Aktuell ist sie zu einer Kur und er kommt damit nicht klar.

    Er ist allein zuhause. Vor 4 Wochen habe ich ihn ins Krankenhaus einliefern lassen, weil er rezeptpflichtige Schmerzmittel in hohen Dosen (10-15 Stück pro Tag), Schlafmittel und Alkohol gemischt hat. Er ist nur wiederwillig ins Krankenhaus gegangen und hat dort dann 2 Wochen Theater gespielt. Alles gut, die Ärzte haben nicht wirklich ein Problem gesehen. Ich habe 2 mal mit Ärzten telefoniert und Sachen klar gestellt. Danach hat er gemeint das die Ärzte dort nicht mit Angehörigen reden wollen.

    Ich habe ihn abgeholt und alles war gut. Er hat seine Lebensgefährtin besucht und 1 Tag später sollte er eine ambulante Reha machen um wieder besser klar zu kommen. Kurz gesagt, die Reha hat es nie gegeben. Zur Zeit des eigentlichen Starts hat er mit mir telefoniert - vom Festnetz aus und mir erklärt das er auf dem Weg ist. Wenn ich unbedingt wollte, könnte ich ja gerne anrufen, aber bei psychatrischen Einrichtungen dürften ja keine Informationen raus gegeben werden... tja, dumm das ich trotzdem angerufen habe und erfahren musste, dass es solche Therapieformen da gar nicht gibt. Nur stationär. Er war völlig sauer auf mich, weil ich ihn bloßgestellt habe.

    Er versichert mir immer und immer wieder das er mich nicht belügt, aber er tut es doch - aufs heftigste.

    Schon immer sind mir die Sachen sehr schwer gefallen. Ich habe über alles versucht hinwegzusehen und zu glauben. Allerdings ist es jetzt so das ich ihm nichts mehr glaube. Diese Lügerei finde ich einfach nur belastend und ich bin mehr als enttäuscht. Es tut sooo weh. Ich mache wirklich alles für ihn. Mehr als andere machen würden. Papierkram, Haus, Erledigungen, 24 Stunden erreichbar. Aber ich kann das alles nicht mehr. Ich kann ihn nicht komplett fallen lassen... aber so geht es auch nicht weiter. Ich gehe zu Grunde und habe doch tatsächlich ein schlechtes Gewissen, weil ich nur kurz ab bin wenn er sich meldet. Er sieht die Lüge das er die Therapie nicht macht als eine Notlüge an... Die ist ja nicht so schlimm.

    Ich denke er wird das Thema nie abschließen können... es wird immer so sein das er Rückschläge hat. Die Frage ist, wie lange seine Partnerin das mitmachen wird... Ich fühle mich total leer und ausgenutzt und habe ständig mit Herzrasen und Schwindel zu kämpfen. Manchmal denke ich sogar das ich das Problem bin. Das ich zu hart mit ihm umgehe. Das ich ihn nicht so schütze wie er es gewohnt ist. .. aber der Rucksack den ich mit ihm trage ist wirklich viel zu schwer für mich... wenn ich nicht so einen tollen Mann und tolle Kinder hätte, wäre ich vermutlich schon zusammen gebrochen. Aber das schlimme ist auch das er es absolut nicht sieht. Wenn ich sage es geht mir nicht gut mit allem, hat er plötzlich 39 Fieber. Wenn ich sage, ich habe 2 kg abgenommen von dem Stress (was wirklich stimmt) dann hat er 4 kg abgenommen. Egal was ich sage, es ist nicht richtig... ich bin die Böse die sagt wenn er was eingenommen hat. Seit neustem wird ja gemischt mit Tabletten, was natürlich noch ne Stufe mehr ist...