Beiträge von Lust for Life

    So, ich habe mir vorgenommen, hier zumindest alle ein, zwei Tage ein Update reinzupacken, wenn das in Ordnung ist.

    Erstmal noch ein bisschen was zu meiner Person: Ich war lange Zeit als freischaffender Künstler tätig und habe nebenbei immer auf Pferdehöfen gejobbt. Ich liebe diese Tiere, das liegt in der Familie. Meine Mutter ist auch Alkoholikerin, weshalb ich mich bis zu meinem 19. Lebensjahr komplett von Alkohol ferngehalten habe, egal wie wild die anderen feierten (wir spielten damals viele Konzerte), worüber ich heute noch sehr glücklich bin.

    Worauf ich hinaus möchte ist: Vor einiger Zeit lernte ich einen Kollegen kennen, der in einer ähnlichen Nische wie ich Musik macht. Nach einer kleinen Zusammenarbeit, kamen wir in's Gespräch (alles über das Internet) und er vertraute mir recht schnell an, dass auch er Alkoholiker ist, allerdings schon seit vier Jahren trocken. Ist es nicht seltsam, wie das Leben manchmal so spielt? Da findet man seinen Weg und mit einmal ergeben sich Dinge, die man gar nicht für möglich gehalten hätte. Er hat mir jedenfalls auch dringlichst an's Herz gelegt, eine Entwöhnungstherapie zu machen. Einen Hausarzt habe ich hier in der Region noch nicht & vorhin war niemand zu erreichen. Ich bleibe dran.

    Davon abgesehen hüpft da noch ein kleiner Kobold in meinem Kopf herum, der der festen Überzeugung zu sein scheint, dass ein Bier ja nun wirklich nicht schaden könnte. Ich habe ihn zurück in der Keller geschickt, wo er hingehört. Regelrechten Saufdruck verspüre ich nicht, aber der Gedanke ist hin und wieder da, das kann ich nicht abstreiten. Abgesehen davon schlafe ich immer noch schlecht und bin gerade morgens wahnsinnig müde, aber auch das wird sich legen.

    Ich fülle meine Tage mit möglichst viel Aktivität und bringe gerade mit eingangs erwähntem Kollegen ein größeres Projekt auf den Weg. Hin und wieder muss ich mich daran erinnern, mir Zeit zu lassen bzw. Zeit für mich selbst zu nehmen. Die letzten Jahre kommen mir vor, als hätte ich versucht vor meinem eigenen Schatten wegzulaufen.

    Nochmal Danke für die Antworten erstmal :)

    planst du denn eine Therapie/Entwöhnung stationär oder ambulant?

    Das ganze "Rüstzeug" kann man sich zwar anlesen, die Gespräche und Übungen mit einem Therapeuten der auch basierend auf deiner Reaktion darauf eingeht und auch mal unbequeme Fragen stellt sind aber echt Gold wert.

    Ich war schon einmal bei der Suchtberatung und werde dort auch weitere Termine vereinbaren. Da gab es dann auch ein paar Flyer, die ich leider verlegt habe, aber ich werde beim nächsten Mal wieder welche mitnehmen. Grundsätzlich bin ich allen Dingen, die mir helfen können gegenüber aufgeschlossen und werde mich da Stück für Stück herantasten.

    den Glauben, ich könne wieder "normal" trinken, hatte ich auch mal. Ist natürlich nichts geworden.

    Ging glaube ich fast jedem von uns mal so, die berühmte Hintertür. Ich habe jetzt schon von Leuten gehört, die jahrelang trocken waren und dann eben mal nur dieses eine Bier trinken wollten, hat aber wohl noch bei keinem geklappt. Ist ein bisschen was anderes, aber als ich zum ersten Mal im Netz nach Hilfe gesucht habe, bin ich sogar mal auf einer Seite gelandet, wo eine Therapie für "kontrolliertes Trinken" angeboten wurde. Eigentlich krass, wie da mit den Hoffnungen der Leute gespielt wird, obwohl jeder, der sich in dem Thema auskennt, genau weiß, wie das endet.

    Du schreibst das Alkoholiker nicht einmal mehr gerne trinken, ich habe immer das Gefühl, dass mein Mann nach seiner trockenen Phase die erste Woche voll genießt und erst dann, wenn es zu körperlichen oder psychischen Symptomen kommt, den Spaß verliert. Aber am Anfang macht er immer einen glücklichen Eindruck 🤔

    Da habe ich vielleicht etwas zu sehr generalisiert: Den Großteil der Zeit macht es keinen Spaß, würde es wohl besser treffen. Das ist ja das perfide, wenn es ständig nur ekelerregend und anstrengend wäre, würde sich das jeder zweimal überlegen und erst, wenn man sich absolut klar macht, wo das auf kurz oder lang hinführt, kann man auch die Finger von der Flasche lassen, bzw. sich Hilfe suchen.

    Hallo Aurora und Calamitosa,

    Ich möchte euch beiden erst einmal recht herzlich für die freundliche Begrüßung danken. Zu der Frage mit der stationären Entgiftung: Nein, ich habe den Entzug alleine zu Hause gemacht, da war ich stur wie ein Esel. Habe in den darauf folgenden Tagen dann noch nach und nach die leeren Flaschen entsorgt und bin jetzt immer noch damit beschäftigt, meine Wohnung umzugestalten. Bisher habe ich hier gefühlt noch gar nicht "gelebt", sondern die Wohnung eher so als Platz zum Saufen genutzt, wo mir dann eigentlich auch egal war, wie es aussieht. Bescheuert, aber in dem Moment merkt man das gar nicht...

    Ja Cala, wenn der feste Wille alleine schon ausreichen würde, dann wäre das eine schöne Sache, aber ohne aktive Aufarbeitung und Austausch mit anderen geht leider gar nichts. Dazu sollte man dann auch Dinge bedenken, wie das man Triggern aus dem Weg gehen muss und dieses ganze geistige Rüstzeug will erst einmal angelesen und dann umgesetzt werden. Sonst helfen leider die besten Absichten nichts und man landet immer wieder genau da, wo man eigentlich nicht sein möchte. Was tragisch ist, weil Alkoholiker ja nicht einmal mehr gerne trinken. Wenn ich dran denke, was ich mir schon alles reingekippt habe und das mit akutem Ekelgefühl dabei...keine Ahnung, mir fehlen da gerade die Worte für, einfach nur verrückt.

    Hallo zusammen,

    Ich bin 34 Jahre alt und Alkoholiker. Heute ist mein achter Tag ohne Alkohol. Ich habe jahrelang fast täglich getrunken, aber erst vor ungefähr zwei Jahren wirklich gemerkt, wie sehr es mir schadet. Nachdem ich dann letztes Jahr eine Arbeitsstelle aufgeben musste, hatte ich angefangen "richtig" zu trinken, also von früh Morgens bis Abends. Sonst habe ich eigentlich nichts mehr gemacht. Am Anfang fand ich es noch irgendwie "lustig" (ja, ich weiß, wie das klingt), weil ich halt endlich mal saufen konnte, wie ich wollte, merkte jedoch schnell, dass da überhaupt nichts lustiges mehr dran ist.

    Meinen ersten Entzug habe ich dann Ende letzten Sommers gemacht und ein halbes Jahr durchgehalten. Es fiel mir nicht besonders schwer, aber ich machte den Fehler, dass ich eben einfach nur nicht mehr trank. Ich hinterfragte mich nicht, arbeitete nicht an mir sondern lenkte mich ab. Gut war es trotzdem, weil ich überhaupt mal wieder ein Gefühl dafür bekam, wie das ist ohne Alkohol zu leben und dass das eben auch funktioniert. Seltsam eigentlich, etwas neu lernen zu müssen, was für viele Menschen ganz selbstverständlich ist.

    Nach diesem halben Jahr trocken erlag ich der grandiosen Vorstellung, dass ich aber ganz bestimmt der auserwählte Alkoholiker bin, der das mit dem kontrollierten Trinken hinbekommt. Aber GANZ sicher schaffe ich das. Das Ergebniss kann ich vermutlich jeder hier ausmalen: Ich soff wieder von früh bis spät.

    Nun ist jedenfalls Schluss, ich habe Lust zu Leben und ich werde mir diese nicht wieder von meiner Suchterkrankung nehmen lassen. Ich habe schon einige Stunden mit lesen hier im Forum verbracht und dabei gemerkt, dass es unglaublich viele nützliche Tipps gibt um besser mit der Trockenheit zurechtzukommen, vor allem eben, dass einfach nur nicht trinken nicht reicht, bei weitem nicht.

    Und weil es sich so gut anfühlt, dass zu schreiben: Mein Name ist Lust for Life und seit dem 25.07.2021 bin ich trockener Alkoholiker.

    Ich freue mich auf euch und auf meine Zeit in diesem einmaligen Forum.