Beiträge von Lea

    Liebe Juli, die Wunde ist noch so frisch und gleichzeitig auch sehr alt.

    Trotzdem hätte ich ihm gern Liebe geschenkt, ihm vergeben, mir vergeben lassen.

    Mit solchen Gedanken habe ich auch immer Mal wieder gehadert, Rotz und Wasser geheult, wenn es im Fernsehen solche letzten Begegnungen oder letzten guten Jahre gab. Am Ende wird nochmal alles gut und man kann in Frieden Abschied nehmen. Was für eine schöne Vorstellung. Einerseits halte ich eine solche Wendung für ausgesprochen unwahrscheinlich und andererseits würden die tiefen Wunden, die durch eine lebenslange von Sucht geprägte Eltern Kind Beziehung entstehen wohl trotzdem nicht so einfach heilen.


    Mein Vater hat nicht viel und schon gar nicht Persönliches in seinen obligatorischen Grußkarten geschrieben. Aber die letzten Karten endeten mit Worten wie: „Ich freue mich auf ein Wiedersehen.“

    Hat er denn aktiv den Kontakt zu dir gesucht? Stand er vor deiner Tür? Hat er jemanden um Hilfe gebeten, damit der in seinem Namen um ein Treffen mit dir bittet? Hat er selbst Verantwortung dafür übernommen, ein solches Wiedersehen zu ermöglichen?


    Und selbst wenn er das alles getan hätte und du aus Angst vor diesem riesen Berg abgelehnt hättest… dann hätte auch dieses Verhalten seine Berechtigung und liegt in euer Vergangenheit begründet.


    Diese Vergangenheit hat er geprägt und nicht du.


    Auch ich trage diese unbeschreiblich tiefe Sehnsucht nach liebevollen Eltern in mir. Nur weil die Sucht gestoppt scheint und eventuell wirklich nicht mehr gesoffen wurde, muss sich aber leider nicht zwingend etwas an der Beziehung ändern. Und was in der Kindheit gefehlt hat, können ein paar gute Begegnungen niemals aufwiegen.


    Ich würde dich gerne trösten und dir Mut zusprechen, also sei sanft mit dir selbst und erlaube dir zu trauern.


    Liebe Grüße, Lea

    Ich hab das bewusst so geschrieben, weil es mir um die Wortwahl im Kopf und auch um diese extrem auffällige Abwehr gehen das Wort Alkoholiker ging ☺️


    Und das Zitat von Elly zeigt ja auch, dass der Begriff im Kopf von 9Leben durchaus existiert, als würde er hier oder wo auch immer häufiger verwendet werden.

    es kostet mich keine Überwindung, mein Verhalten bzgl. meines verstorbenen Mannes als co-abhängig zu bezeichnen: Das war ich durchgehend.

    Bei aller Wortklauberei 😎 nach diesem Satz würde ich vermuten, dass du ausschließlich dein Verhalten rund um den verstorbenen Mann als solches bewertest.


    Aber was ist mit ganz grundsätzlichen Co abhängigen Strukturen? Bist du nach deinem Selbstverständnis geheilt, nachdem dein Mann nicht mehr da ist? Warst du nach deiner Definition nie süchtig?


    Wo stehst du?


    Interessierte Grüße, Lea

    Liebe Juli, mein herzliches Beileid zu deinem Verlust!


    Jetzt gerade wird es greifbar, weil der „offizielle“ Verlust erst ein paar Tage zurück liegt. Ganz ehrlich betrachtet, hast du deinen Vater aber vor einer Ewigkeit an den Alkohol verloren 😢


    Ich heiße dich willkommen, hier bei uns im Forum. Schnell wirst du merken, wie ähnlich sich viele der Geschichten hier sind.


    Beim Lesen habe ich oft genickt und gedacht, wie gut ich das kennen, wir vertraut mir deine Gefühle sind. Der Tod von meinem eigenen Vater liegt nun bald zwei Jahre zurück und ich bin nach wie vor froh und dankbar mir seine Lebensumstände nicht mehr angesehen zu haben. Bestimmt war das ein ziemlicher Schock für dich und die Bilder werden dich vermutlich noch eine Weile begleiten.


    Aber weißt du was mir aus deinem Text am wichtigsten erschien…

    Die letzten zehn Jahre waren so ruhig und erholsam für mich, meine Schwester und meine Mutter.

    Du hast ein Recht auf eine eigenes Leben und ich freue mich so sehr über diese deine Worte!


    Dein Vater hat seine Wahl getroffen und es lag nie in deiner Macht ihm irgendwas zu verbessern oder schön zu machen. Du warst auch nie dafür verantwortlich, wie es ihm geht.


    Es freut mich, dass du hier her gefunden hast. Mir selbst hat der Austausch immer gut getan. Oder einfach die Möglichkeit meine Gedanken hier zu lassen, in dem Bewusstsein das es Menschen lesen, die verstehen, wirklich verstehen aus eigener Erfahrung.


    Noch einmal herzlich Willkommen und einen lieben Gruß, Lea

    Huhu


    wenn ich das so lese… welche Faktoren, welche Motivation, irrsinnig an der Hoffnung fest gehalten… dazu dann die Erinnerung an die Geschichte mit deinem Mann, die für mich als Leserin ein Musterbeispiel für Co-Abhängigkeit darstellt.


    Da frage ich mich dann schon, ob es dir bei der aktuellen Diskussion nicht eher darum geht, dich nicht selbst als Co Alkoholikerin benennen zu wollen.


    Ich bin da selbst auch manchmal hin und her gerissen bei diesen festen Begriffen, ab und an stelle ich auch Fragen oder mische mich ein. Es ist nur halt gar nicht meine Baustelle und mir deshalb letztlich doch eher egal.


    Für dich und deine Zukunft ist es aber doch ganz besonders wichtig, deinen Fokus weg von den Alkoholikern und hin zu dir selbst zu bewegen. Deine eigene Abhängigkeit zu erkennen und daran dauerhaft zu arbeiten. Ein verändertes Selbstbewusstsein ist dabei sicher ein guter und wichtiger Schritt. Eine glückliche suchtfreie Zukunft mit suchtfreien Beziehungen erfordert aber so viel mehr. Co Abhängigkeit endet ja nicht automatisch mit dem Ende deiner Beziehung, zumal es ja nicht du warst, die dem ganzen ein Ende gesetzt hat.


    Eventuell wäre auch für dich der erste Schritt das ehrliche Eingeständnis vor dir selbst 🤔


    Beim Schreiben merke ich gerade, dass mein Text sehr viel bewertender ist, als es sonst meistens meine Art war. Trotzdem lasse ich ihn jetzt so stehen. So kannst du lesen, was für ein Eindruck bei mir entstanden ist und bestenfalls etwas für dich daraus mitnehmen.


    Liebe Grüße, Lea

    Hallo Jada, ich antworte mal bei dir im Tagebuch, um es nicht aus dem Kontext zu reißen.

    Darf ich fragen ,wer sich letztendlich um deinem Vater gekümmert hat ?

    Du bist glücklicherweise ausgestiegen aus der Verantwortung.

    Wer ist dann "eingesprungen"?

    Die ehrliche Antwort ist, ich weiß es nicht, vermutlich niemand. Natürlich gab es diese Momente, in denen ich ein schlechtes Gewissen hatte oder dachte, ich sollte mich vielleicht doch kümmern. Es gab immer mal einen Mitbewohner oder eine Freundin in seinem Leben, aber die Familie hatte sich bereits lange abgewendet bzw. auf sich selbst fokussiert.


    Das klingt so herzlos, aber ich weiß heute, dass ich ein sehr warmherziger mitfühlender Mensch bin, deshalb kann ich es auch so offen sagen. Nach meiner Entscheidung damals, habe ich aufgehört mir sein Leben und Leiden vor zu stellen. Es muss Unmenschlich und grausam gewesen sein, denn es war schon gruselig und schrecklich, bevor ich den Kontakt abbrach und berg auf ging da ja nie mehr irgendwas.


    Das wollte ich nicht mit ansehen. Und ich finde auch das niemand es verdient hat, tatenlos zusehen zu müssen, wie jemand aus freien Stücken so elendig verreckt. Es ist grausam, das den Menschen an zu tun, die man irgendwann (hoffentlich) einmal geliebt hat.


    Die Grenze, was man sich selbst zu traut mit ansehen zu können, ist natürlich individuell. Leider kann aber an einem Tag diese Grenze gewahrt sein und am nächsten findet man einen zusammengebrochenen geliebten Angehörigen in einem Zustand, den man nie mehr vergessen kann.


    Ich wünsche dir, liebe Jada, den Mut und die Klarheit deinen Weg zu gehen. Seine Gedanke hier auf zu schreiben, sich sortieren, der Austausch… alles kann dir dabei etwas Erleichterung verschaffen. Du bist nicht allein mit diesen Problemen und egal wofür du dich entscheidest, du darfst für dich selbst frei entscheiden und Handeln.


    Alles liebe, Lea

    Liebe Jada, als man mich irgendwann anrief, weil mein Vater im Krankenhaus lag und anschließend in eine Kurzzeitpflege sollte, war er in dem Moment nicht mehr selbst zurechnungsfähig. Er war es aber vorher lange Zeit und er hatte sich bei voller Zurechnungsfähigkeit selbst in diese Situation gebracht. Ich hatte ihm weder die Flasche in die Hand gedrückt, noch irgendwie Einfluss auf seinen Weg nehmen können.


    Es waren einige sehr schwere Tage, an denen ich entscheiden musste, ob ich nun die Vormundschaft für ihn übernehmen wollte oder nicht.


    Mein Verantwortungsgefühl und auch meine Liebe als Kind, haben mich schrecklich gequält und wollten mich dazu bringen sich um ihn zu kümmern. Aber das hätte ja nichts geändert, für den Moment hätte ich entscheiden können und kurze Zeit später wäre er vermutlich in sein altes Leben zurück gegangen.


    Ich habe mich damals schweren Herzens entschieden mich komplett raus zu halten. Das war keine Entscheidung gegen ihn sondern ein Ja zu mir selbst.


    Dieses Ja zu mir selbst, habe ich nie bereut!


    Er hat noch über 15 Jahre weiter vor sich hin vegetiert. Ich habe es mir nicht weiter angesehen und darüber bin ich heute unheimlich froh.

    Es hätte mich mein eigenes Leben gekostet und glückliche Lebenszeit hatte er mir schon viel zu viel gestohlen.


    Viel Kraft und Mut und Selbstliebe wünsche ich dir, Lea

    Liebe Sanni, also wenn es mir nicht gut gehen würde auf einem Spaziergang, dann würde mein Mann vorschlagen heim zu gehen. Er würde sich um mich kümmern und gucken, wie wir trotzdem eine möglichst gute gemeinsame Zeit haben könnten.


    Völlig egal was da aus ihm spricht, es ist auf jeden Fall kein liebevoller und dir zugewandter Umgang.


    Aus meiner Perspektive kann jemand dem egal ist was du denkst, grundsätzlich kein Partner auf Augenhöhe für dich sein. Von fehlender Liebe möchte ich gar nicht erst anfangen.


    Sammle diese Momente und überleg dir genau, ob du dir deine Zukunft wirklich so vorstellst.


    Liebe Grüße, Lea

    Hallo Lara, ich erinnere mich noch gut daran, als ich meinen Eltern Essen gekauft habe, weil ich zu 100% wusste, dass sie ansonsten Hungern.


    Ein furchtbares Gefühl!


    Das Gefühl, als ich damit aufgehört habe, war noch um einiges furchtbarer. Aber irgendwann kam auch das Gefühl von Freiheit dazu. Die Erkenntnis und darauf folgende Akzeptanz, dass sie selbst entscheiden können wie sie ihr Leben führen wollen. Irgendwann hatte ich mich sogar mit dem Gedanken ausgesöhnt, selbst dann nicht ein zu greifen, wenn sie Obdachlos würden. (Ist vermutlich nicht passiert, wäre aber auch nicht meine Baustelle geworden)


    Du bist nicht allein mit diesen Sorgen und Gefühlen und du wirst einen Weg für dich finden.


    Liebe Grüße, Lea

    Liebe Zoe, das gute Gefühl kommt von der verdrehten Chemie, weil du deiner eigene Sucht nachgegeben hast.


    War er nicht auch einen kurzen Moment „friedlich“ nachdem er dir die Rippen gebrochen hatte 😔 Als er, genau wie jetzt, sicher war, dass du nicht zur Polizei gegangen bist, sondern weiterhin unter seiner Kontrolle bleibst.


    Bestimmt gibt es unzählige dieser Situationen in euer Vergangenheit. Und es wird so lange auch in euer Zukunft welche geben, bis zu aussteigst und aus diesem euch ein du machst. Oder bis er dich im Wahn umbringt.


    Du hast ein Leben ohne Angst und Schmerz, Misshandlung und Beleidigungen verdient.


    Du bist mehr wert, als er dir immer wieder einreden wird.


    Seit Mutig, sei stark und kämpfe um deine Freiheit.

    Wenn das Frauenhaus oder die Polizei eine zu große Hürde für dich sind. Dann kannst du auch bei der Suchtberatung für Angehörige oder direkt bei Vereinen/Organisationen zum Thema Frauen/Gewalt gucken. Am wichtigsten ist es, die passenden Ansprechpartner vor Ort zu suchen und so viel Hilfe und Begleitung wie irgend möglich in Anspruch zu nehmen.

    Vielleicht versuchst du nochmal im Frauenhaus an zu rufen. Manchmal gibt es Leute die ehrenamtlich begleiten können, zb wenn du das umgemeldete Auto abholst oder deine Sachen aus dem Lagerhaus geholt werden (es ist super wenn er einlagert, dann musst du nicht ins Haus) auf jeden Fall kannst du dort erfragen, was es für Hilfsmöglichkeiten bei dir in der Gegend gibt.


    Lass ihn aufs Band sprechen oder noch besser Nachrichten schreiben. Beides musst du nicht selbst oder alleine angucken und es dient vielleicht mal als Beweis. Vor allem kostet es aber nicht deine Kraft.


    Falls er weiß wo du bist… geh nicht alleine auf ihm bekannten Wegen spazieren und begib dich grundsätzlich in nächster Zeit nicht an Menschenleere Orte.

    Saphira hat es schon Sonderzone beschrieben

    Durch den ständigen Wechsel zwischen guten Phasen und der Entwertung deiner Person produziert das Gehirn einen Cocktail an Hormonen, das dich süchtig nach ihm werden lässt.

    Es ist eine Sucht und nun bist du endlich auf dem Weg da raus.


    Sei nicht so hart mit dir selbst, guck lieber nach vorn.


    Hier und jetzt hast du dich entschieden da raus zu kommen. Jetzt bist du soweit 😊

    Liebe Zoezoe, die erste Nacht ist geschafft 💪🏻


    Niemand muss in einem solchen Leben verharren und du hast eine freies und glückliches Leben verdient!


    Bitte geh nicht zu ihm zurück, die nächste Begegnung könnte die letzte sein, in seinem Wahn ist es immer möglich das er dich umbringt.


    Vielleicht traust du dich heute, weitere Unterstützung für zu suchen. Das Frauenhaus könnte ein wertvoller Ansprechpartner für dich werden. Dort kannst du zum einen Schutz suchen, aber auch nach weiteren Ansprechpartnern und Hilfsangeboten fragen. Ein erster Kontakt geht immer auch anonym.


    Auch hier wirst du weiterhin Menschen finden die dir zuhören, du bist nicht allein.


    Bleib mutig, bleib stark und hol dir dein Leben zurück 😊


    Lea

    Du hast es dort weg geschafft, sei nicht so hart zu dir selbst. Versuch zur Ruhe zu kommen und ein wenig zu schlafen.


    Morgen kannst du weiter überlegen, was du noch tun kannst.


    Hauptsache du bist da raus und gehst auch auf keinen Fall nochmal alleine dort hin. Am besten gar nicht mehr.


    Dein Handy kannst du übrigens auch aus schalten 😉


    Liebe Grüße, Lea

    Liebe Jada, ich weiß gar nicht, ob überhaupt jemand aus meinem nahen Umfeld das komplette Ausmaß meiner Familiengeschichte kennt 🙈


    Es ist ja auch auch nicht gerade etwas, dass man in einer gemütlichen Runde mit Freundinnen oder Kollegen einfach so raus haut.


    Trotzdem habe ich es als sehr befreiend empfunden, mit ein zwei engen Freundinnen oder meinem Mann darüber zu sprechen.


    Früher bin ich innerlich zusammen gezuckt, wenn ich zum Beispiel gefragt wurde „Und was machen deine Eltern so?“ „Fahrt ihr ihn den Ferien gar nicht zu deinen Eltern?“


    Aus einem zaghaften „der Kontakt mit meinem Vater ist leider sehr selten“ oder „unser Verhältnis ist schwierg“ ist auch gerne mal ein „mein Vater ist Alkoholiker und wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr“ geworden.


    Mit erschrockenen Blicken oder fassungslosen Nachfragen komme ich heute ganz gut zurecht, aber das war ein langer Weg.


    Was ich hier im Forum besonders genieße, ist es einfach drauf los schreiben zu können. Es gibt ein grundsätzliches Verständnis und sehr oft gibt es auch jemanden mit einer sehr ähnlichen Geschichte. Das ist für mich traurig und tröstlich zugleich.


    Liebe Grüße, Lea

    Liebe Biffi, vielleicht erzählst du uns einfach wie es dir so geht. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit kennen hier ganz viele, auch damit bist du nicht allein.


    Viele Grüße, Lea

    Liebe E.M.97, ein Satz in deinen Erzählungen hat mich ganz besonders tief berührt


    Wo gebe ich die Hoffnung für das Licht in seinem Herzen auf?

    Wenn du deine Kinder mit einem Mann aufwachsen lässt, der gerade eine weniger beängstigende Phase hat, wenn er „nur“ Türen aushängt und sich einer geliebten Person in den Weg stellt, aber immerhin nicht damit droht jemanden zu töten oder ähnliches…


    Wenn du deine Kinder ein solches Leben führen lässt.


    Dann tötest du damit das Licht in den Herzen deiner Kinder!


    Ich hoffe du rettest deine Kinder und wünsche dir Mut und Klarheit, Lea