Hallo zusammen und vielen Dank für die Offenheit in euren Beschreibungen. Es macht mir viel Mut, zu hören, dass so eine Geschichte immer viel Gedanken um Gefühle bringt und man sich als empathischer Mensch auch ein paar Runden im Kreis drehen darf.
Das Kümmern um die Eltern wird ja auch gerne als impliziter Generationenvertrag betrachtet. Ich bin dem ausgewichen, indem ich (unterbewusst bewusst 😄) 400km weit weg gezogen bin.
Ich stelle mir nun aber auch die Frage, wo eine Pflegebedürftigkeit hinführen würde und wie schnell so etwas wohl eintreten wird.
Ich denke aber, diese Generationenbindung wird heute in vielen Familien auch unabhängig von einer Alkoholproblematik aufgeweicht und das ist einfach der Lauf der modernen Gesellschaftsentwicklung. Und manche können und wollen den Wechsel in betreutes Wohnen oder durch eine frühzeitige eigene Wahl eines Altersheimes mitgestalten und andere, die sich damit nicht auseinander setzen wollen, müssen dann aber halt auch nehmen, was kommt.
Deine Situation mit den Grosseltern scheint mir recht ähnlich zu meiner, nur dass bei mir die Oma zum Rauchen rausgeht und die 6 Flaschen Wein ganz offen in der Tasche zu uns reingetragen werden 🥲, deswegen antworte ich dir jetzt mal aus meiner Perspektive. Da die Oma inzwischen mehrmals von sich aus nicht mitgekommen ist zu Besuch, ist der Opa alleine vorbeigekommen und die Treffen waren auch immer entspannt und die Kinder haben gerne mit ihm gespielt. Allerdings ist er kein Ersatz für die Oma, die trotzdem als geliebter Spielpartner vermisst wird. Die Grosse mit 6Jahren fragt auch schon sehr differenziert nach und ich bin ihr gegenüber ehrlich, versuche nur, meine eigene Verzweiflung über die Lage etwas zu dämpfen, um ihr zu zeigen, dass unsere Welt in Sicherheit und stabil ist, egal, wie es gerade bei der Oma aussieht, ob sie nun kommt oder nicht, ob wir irgendwann mal wieder hinfahren oder nicht. Sie bekommt mit, wieviel wir Erwachsenen über das Thema diskutieren und sie sagt selbst, sie wünschte, die Oma wäre nicht krank und hätte niemals geraucht oder getrunken.
Ich denke, wenn ihr der Oma ohne den Opa Treffen anbieten könnt und sie das auch annehmen möchte, ist das für alle eine gute Lösung, ohne dass man ausschliessen muss, dass es auch noch gemeinsame Treffen mit allen gibt.
Was für mich immer inakzeptabel war und wo ich eingeschritten bin, ist eine Verharmlosung der Stoffe und Lügen. Wenn meine Tochter also der Oma eine Zigarette raussuchen wollte, habe ich das unterbunden, weil es kein Spielzeug sein soll. Wenn die Oma behauptet hat, sie braucht kurz eine Spielpause an der frischen Luft, habe ich erklärt, dass die Oma eine Zigarette rauchen geht. Und auch die entsprechenden Nachfragen habe ich beantwortet (Warum raucht sie? Warum hustet sie? Wird sie krank davon? Muss sie dann sterben?), wo von ihr höchstens die Antwort kam:“ Jeder macht irgendeine Dummheit.“
Ich probiere aber auch, die positiven Seiten der Person wach zu halten, welches Geschenk von ihr kommt oder was sie gespielt hat mit den Kindern.
Ich finde die Fragen deiner Kinder also sehr klug, dass sie sich Gedanken machen, warum der Opa von ihnen weggeht und wenn der Opa das nicht selber erklären kann, finde ich es wichtig, dass du das erklärst, damit die Person und das Suchtverhalten getrennt werden können. So können die Kindern den Opa, der sie lieb hat und den Opa, der suchtkrank ist, auch trennen. Wenn es dann noch unbeschwerte Treffen nur mit der Oma geben kann, umso besser.
Was wünschen sich denn deine Kinder? Mit wem wollen sie sich treffen und spielen?
Liebe Grüsse und alles Gute für die Planung sozial stressfreier Weihnachtszeit