Beiträge von Lanananana

    Es ist eine Vergiftung in Zeitlupe.


    Es ist entsetzlich mit anzusehen und sicher auch schlimm zu erkennen, was da gerade geschieht, wenn es dem Ende zugeht. Mein Vater hat es erst kurz vor Schluss in der vollen Tragweite kapiert, was er sich da angetan hat. Und ich bin sicher, dass er sich schon vor seinem schlimmen Zusammenbruch hundeelend gefühlt hat.


    Und seine letzten Tage waren fürchterlich. Übrigens auch für die Familie. Es ist schlimm das mitanzusehen. Und nein - es war kein gepflegt und wohl behütet in den Tod geleitet werden sondern tagelanges an Maschinen hängen in einem unpersönlichen, hektischen Krankenhaus. Es war elendig. Und „verrecken“ trifft es aus meiner Sicht vortrefflich. Das mit einer anderen Erkrankung zu vergleichen hingegen nicht … weil es eben ist, wie eine Vergiftung in Zeitlupe - qualvoll und selbst herbeigeführt!

    Mein Mann ignoriert die Sache leider . Er sieht es aber akzeptiert es still schweigend. Denke eher er weiss sich nicht zu Helfen. Haben uns leider dadurch irgendwie entfernt von einander.

    Ich finde Dich sehr stark! Und das Verhalten Deines Mannes unmöglich. Aus meiner Sicht habt ihr euch tatsächlich voneinander entfernt. Ansonsten würde ich von ihm erwarten, dass er dich mich vollem Einsatz unterstützt und nicht noch in eine Gefahrensituation lockt. Vertrau auf Dich. Du hast alles richtig gemacht! Eine Umarmung!

    Natürlich ist jede Geschichte individuell - und deshalb muss es bei Dir natürlich auch nicht so laufen, wie bei mir.


    Aber weil Du fragst: Bei mir war es exakt so wie Du beschreibst - gepackte Koffer, Drama - Aussprache, Beteuerungen, Entgiftung, Therapien - neue Hoffnung, wundervolle Gespräche, Lachen, Planungen, Wachstum - und dann aus heiterem Himmel, wenn ich niemals damit gerechnet hätte, neue Saufphase! Bis zum nächsten „Neubeginn“…


    Ich hab einige Runden gebraucht, um zu verstehen, dass das nichts wird - jedenfalls nicht auf die lange Strecke - zumindest nicht gemeinsam.


    Also sei nicht zu enttäuscht, wenn irgendwann - trotz der schönen Momente und der Hoffnung - die Hölle wieder losbricht.

    Ist das nach eineinhalb Jahren Trinkfrei ein Rückschlag den man hinnehmen muss?

    Nein! Du musst gar nichts. Und niemand kann Dir sagen, ob es bei deinem Partner irgendwann „Klick“ macht und er alles dafür tut, trocken zu bleiben oder eben nicht.


    Tatsächlich musst Du Dich darauf einstellen, dass es jederzeit zu einem Rückfall kommen kann - und das leider oft, wenn du am allerwenigsten damit rechnest. So war es zumindest bei meinem Ex-Freund.


    Ich bin bei jedem Rückfall emotional mit abgestürzt - jedes Mal ein bisschen tiefer - bis ich begriffen habe, dass die Chancen auf eine langfristige Trockenheit schon deshalb nicht gegeben sind, weil er zwar Entzüge und Therapie gemacht hat, aber eigentlich immer das Gefühl hatte verzichten zu „müssen“ und auch wenig Antrieb hatte das Erreichte eigeninitiativ abzusichern.


    Es ist wirklich nicht leicht, einen Menschen loszulassen, den man liebt. Aber irgendwann muss man sich sehr ernsthaft fragen, ob er wirklich für sich und mit vollem Einsatz trocken bleiben will - oder nur immer wieder Anläufe nimmt, damit sein Suchtsystem nicht ganz zusammenbricht. . Und wenn die Antwort auf diese Frage schon nicht eindeutig ausfällt, hat die Partnerschaft aus meiner Sicht keine echte Perspektive.

    Typhoon1969 Ich möchte kurz auf Dein "anschwärze" reagieren. Dir eine andere Perspektive dazu geben. Ich komme nämlich aus einer Familie, in der der Suff maximal versteckt wurde. Ich wurde schon als kleines Kind gedrillt, dass etwas ganz Schlimmes passiert, wenn ich darüber rede, dass mein Vater trinkt, dass ich mir damit schade, dass ich meine Eltern verrate. Und so habe ich geschwiegen. Und gelitten. Und ausgehalten, bis mein Vater eines Morgens Blut gespuckt hat, umgefallen ist, ins Krankenhaus kam und verstarb. Ich bin mir sicher, dass trotz des Versteckspiels einige Verwandte, Nachbarn und Freunde mitbekommen haben, dass mit meinem Vater/mit unserer scheinbar so heilen Familie etwas nicht stimmt - und ebenfalls geschwiegen haben. Wir haben alle ein "alles in Ordnung Theater" gespielt - unter dem ich wahnsinnig gelitten habe. Ich hab mich unfassbar allein gefühlt. Und ich hab bis heute Probleme, das Alles zu verarbeiten. Dies ist kein Appell, dass man Hinz und Kunz das Suchtproblem eines Angehörigen auf die Nase binden soll - aber es ist aus meiner Sicht auch kein "Verrat" oder "Anschwärzen" ... sondern an vielen Stellen unglaublich wichtig, um Vertuschung zu verhindern - und denen zu helfen, die am meisten leiden - und so hilflos, verletzlich und schutzbedürftig sind: den Kindern!

    Das ist mir selbst irgendwann klar geworden. Irgendwann habe ich einfach gemerkt, dass es nicht reicht, wenn der Alkoholkranke zugibt ein Problem zu haben. Mein Freund hat ja sogar nochmal eine Langzeittherapie gemacht - die er als Musterpatient beendet hat. Um dann doch wieder anzufangen … Ich wusste, wenn ich mich nicht endlich um mich kümmer, gehe ich mit unter.


    Und ich habe mir tatsächlich nochmal eine Therapeutin gesucht. (Ich hatte bereits mehrere Jahre Therapie nach dem Tod meines Vaters). Ich hab einfach nach den unendlich vielen Höhen und Tiefen erkannt, dass ich mich selbst verloren habe und dass ich schleunigst anfangen muss, mich zu verändern, damit sich was verändert - nicht ihn!


    Mein Problem war rückblickend tatsächlich, dass ich einfach nicht genug Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein hatte. Ich arbeite dran.

    Samora jein … schlimm fand ich es schon … aber ich hab geglaubt, er meint es ernst, wenn er sagt, er wird aufhören. Und deshalb habe ich geglaubt, ich muss ihn nur noch ein bisschen mehr unterstützen, motivieren, bespassen … dann würde endlich alles gut. (Mein Vater hatte bis zu seinem Tod abgestritten, ein Problem zu haben. Insofern hab ich geglaubt, Krankheitseinsicht ist der Schlüssel zum Glück.) Also habe ich auch sehr lang festgesteckt … und mich Stück für Stück selbst verloren. Alles hat sich nur noch darum gedreht, wie ich ihn so bei Laune halte, dass er trocken wird und bleibt. Wenn er nüchtern war (oder schien) hatten wir es auch unfassbar schön … aber der Preis dafür sehr hoch, denn die Abstürze waren schrecklich.

    Die Angst vor dem Alleinsein kann ich verstehen … aber du wirst vielleicht - wie ich - überrascht sein, wie herrlich es ist, wenn Frieden, Freude und Feierabend genauso entspannt und glücklich sind, wie du sie dir selbst gestaltest. Keine bösen Überraschungen, keine Enttäuschungen, keine Sorgen … Friede … Ruhe … einfach nur Du und das, was Du selbst für dich geplant hast. Nur Mut! Es wird garantiert besser als das Leben mit einem uneinsichtigen Alkoholkranken.

    Mit meinem Partner spreche ich immer wieder darüber, dass mich die Situation belastet. Auch frage ich ab und an, ob er noch abstinent ist. Ich würde gerne wissen, ob das überhaupt richtig ist nachzufragen?

    Wie gut könnt ihr denn reden? Wie reagiert er denn darauf? Ein allgemeingültiges "richtig" oder "falsch" gibt es da glaube ich nicht. Es gibt nur dein und sein "richtig" und "falsch".

    Weil es für ihn so bequemer ist. Aber im Prinzip bringt dich die Fragestellung nicht weiter. Versuch dich auf dein Ziel zu konzentrieren- deine Standards, Werte und Grenzen - damit er dich nicht wieder „belabern“ kann.

    Mein Vater ist gestorben, da war ich noch sehr jung. Ich frag mich überhaupt nicht, ob ich da was versäumt habe - aber ich hätte mir gewünscht, dass mir viele Verletzungen und Enttäuschungen erspart geblieben wären - und auch das elendige Ende mitzuerleben ist ein Schock, der mir bis heute in den Gliedern sitzt. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass Rückzug oder angekündigter Kontaktabbruch die einzige Chance ist, Betroffenen und Angehörigen zu helfen, aus dem kranken System auszusteigen und eventuell irgendwann mal neu zu starten. Voraussetzung: Betroffener und Angehörige arbeiten intensiv an sich.

    An Tagen, wo er nichts oder wenig trinkt (wenig sind bis ca. 3 - 4 Bier) ist er der perfekt Mann. Heute war er gut drauf, bis ich ihm dann gesagt habe, dass er langsam ins Bett gehen solle, da er nicht so viel trinken soll (seit Mittag hatte er schon ca. 7 Bier intus und als ich nachgesehen habe waren es bereits 12 Bier, da habe ich aber schon mit ihm diskutiert. Betrunken war er schon, aber er war auch schonmal betrunkener). Er wollte sowieso wegen der Arbeit vorher mal ins Bett gehen.

    Für mich klingt das überhaupt nicht nach dem „perfekten Mann“. Täglich 3-4 Bier ist definitiv zu viel - selbst wenn er sich aus Deiner Sicht dann noch nicht daneben benimmt. 12 ist alarmierend - auch weil er so seine Gesundheit ruiniert. Mein Vater hat auch „nur Bier“ getrunken und ist mit nur 50 Jahren an den Folgen sehr elendig verstorben. Und dass du ihm sagst, dass er langsam mal ins Bett gehen soll , wegen der Arbeit, ist aus meiner Sicht ein Zeichen, dass Du bereits ganz schön tief in der Co-Abhängigkeit hängst. Er ist süchtig, er kann nicht anders - wenn er nicht selbst einsieht, dass er ein großes Problem hat. Aber Du kannst was verändern. Geh da weg. Schütz Dich und Deine Kinder und gib ihm die Chance zu erkennen, dass er ein Problem hat. Vielleicht wacht er dann auf. Darauf verlassen würde ich mich allerdings nicht. Viel Kraft!

    Mein Vater hat bis zum Schluss „normal“ gearbeitet und durch die eiserne Mitwirkung meiner Mutter die Fassade nach außen ziemlich gut gewahrt. Für mich war es trotzdem fürchterlich. Aber wie sehr ich gelitten habe, hat sicher auch niemand gemerkt. Mein Vater hat übrigens „nur“ Bier getrunken und ist trotzdem mit nur 50 elendig verreckt. Anders kann man das nicht sagen.

    Mein Vater war ein Alkoholiker, als Kind, Heranwachsender bekam ich das nicht mit.

    Wie auch? Woher sollte ich das wissen?

    Vielleicht war ich frühreif aber ich hab schon als Kindergartenkind gemerkt, dass was nicht stimmt und spätestens mit sieben gewusst, was. Mein Vater ist übrigens immer arbeiten gegangen und wir alle haben ein großes „alles-ok-bei-uns-in-der-Familie“ gespielt. Und ich durfte niemandem erzählen, dass er trinkt.