Beiträge von Catalina

    Liebe Neni, ich habe Deine Geschichte hier mitgelesen, und bei Deinem letzten Beitrag wirft sich mir die Frage auf: Wie soll der Alkoholiker das "definitive Beenden" ernst nehmen können, wenn es gleichzeitig abgeschwächt wird damit, dass man ja Kontakt halten könne? Er verliert Dich damit ja gar nicht, hat Dich weiterhin im Orbit, eine richtige Konsequenz gibt es für ihn eigentlich nicht - außer vielleicht die fehlenden Körperlichkeiten.

    Was aber noch viel wichtiger ist: Was wird das mit Dir machen?

    Ich kann Dir nur aus Erfahrung sagen: Ich bin seit zwei Monaten im Trennungsprozess nach zwei Jahren Beziehung. Ich bin leider ebenfalls sehr inkonsequent, was den rigorosen Kontaktabbruch angeht. Und im Endeffekt bewirkt es nur eines: Man zieht das eigene Leid in die Länge. Denn sind wir uns ehrlich: Die Hoffnung, dass er "endlich aufwacht", die schwindet ja nicht einfach so. Und mit jedem Mal, wo Du am Telefon feststellst, dass er doch wieder getrunken hat, wirst Du ein kleines bisschen verbitterter.

    Ich kann Dir nur von Herzen raten, hak das ab und kappe alle Kanäle. So hart es ist. Es wird weder ihm noch Dir irgendwas bringen, den Kontakt freundschaftlich zu halten. Oder was versprichst Du Dir davon?

    Bei Dir ist es noch nicht eine ganz so lange Zeit. Du hast meines Erachtens gute Chancen, mit einem blauen Auge davon zu kommen. Wenn Du erst mal Jahre in so einer Geschichte drinsteckst, sieht das womöglich schon ganz anders aus. Glaub mir: So hässlich das klingt (schließlich ist der Andere ja auch Mensch und nicht 'nur' Alki), hätte ich das alles vorher gewusst, was da an Verzweiflung auf mich zu kommt, ich hätte diesen Kelch an mir vorbeiziehen lassen.

    Sorry für die klaren Worte, die sicher hart erscheinen können. Es sind einfach nur (meine) Erfahrungswerte. <3

    Für uns ist das ein Rückfall und es muss gehandelt werden.

    Liebe Sunny, ich hab deswegen gefragt, weil ich gar nicht weiß, ob man bei den verhältnismäßig kurzen Abständen eben von "Rückfällen" sprechen kann oder ob er einfach wieder zu trinken begonnen hat - mit Trinkpausen.

    Rückfall würde ja in meinem Verständnis eine grundsätzliche Abstinenz zur Voraussetzung haben. Ich kenne mich aber im Detail nicht so aus. Mir geht es eigentlich nur darum, dass man - so meine Erfahrung - sehr aufpassen muss, sich selber nix vorzumachen und sich auch vom Alkoholiker eben nichts vormachen zu lassen.

    Und damit würde ich nun auch begrüßen, dass der Fokus hier in Deinem Thread auf das Allerwichtigste zurück gerichtet wird - nämlich auf Dich. :)

    Wie geht es DIR denn mit der ganzen Situation? Ich finde die Info auf die Schnelle gerade nicht - lebt ihr zusammen?

    Und was ist so Dein Vorhaben? Best und Worst-Case-Szenario... Es besteht ja nun ein durchaus realistisches Risiko, dass diese Rückfälle oder eben sein Trinkverhalten so bleiben, wie Du das aktuell erlebst, bzw. sich verschlimmern in Frequenz, Intensität etc. Wie geht es Dir mit der Vorstellung, was wäre für Dich die Conclusio?

    Für mich selber war das ein riesengroßer Schock, festzustellen, dass es in meinem Fall eben leider ungeachtet aller Bemühungen (und Versprechungen und auch des schlechten Gewissens, der Beteuerungen, Hilfsgesuche, Schuldgefühle und durchaus auch des Leidensdrucks meines Ex) nicht besser wurde, sondern im Gegenteil immer häufiger und krasser.

    Ich konnte allerdings auch erst dann den Fokus vom Ex allmählich wieder auf mich lenken und nach und nach erst verstehen, welchem Wahnsinn ich da eigentlich aufgesessen war - nämlich auf Biegen und Brechen helfen und auch eine Situation ertragen zu wollen mit jemandem, der ja in Wirklichkeit gar nichts ändern will. :cry:

    Ich danke Dir für Deine klugen Zeilen, liebe Christrose, und wollte aber auch gar nicht Dein Thema mit meiner Geschichte kapern! Hoffentlich ist es nicht so rübergekommen.

    Aktuell fühle ich mich verbittert und ein bisschen ausgelaugt und des Lebens müde, kennst Du das auch? Ich hab irgendwie gar keine Lust mehr darauf, fröhlich sein und was Schönes für mich zu tun. Es kommt halt so in Wellen - ging auch schon besser.

    Ich hoffe einfach, dass ich - wie Du - meinen Lebensmut wiederfinde und endlich nach vorne - oder zumindest wieder mehr nach innen - blicken kann denn ständig nur zurück und auf all das, was ich verloren habe. <3

    aber ich bleibe erst mal weg! Ich denke auch irgendwie nicht das ich noch zurück gehen werde!?

    Ich weiß nicht, wie es Dir damit geht, JeLuDa. Mich haben diese Dinge manchmal in Stress versetzt, so als müsse eben alles schon klar sein und entschieden. Wenn das so war, hab ich tief durchgeatmet und mir gesagt, HEUTE muss ich gar nichts endgültig entscheiden - HEUTE bleib ich für mich, weil mir das gut tut, und was morgen ist, das seh ich MORGEN. So bin ich einigermaßen gut über die letzten paar Monate gekommen, auch wenn es zwischendurch doch immer wieder hart ist. Sich die Zeit wirklich ganz aktiv und bewusst nehmen - so, wie ich das eben beschrieben hab -, ich finde, das hilft ein bisschen. :)

    Liebe Christrose,

    vielen Dank für Deine Offenheit!

    Das hast Du ganz hervorragend in Worte gefasst, ich kann es sehr gut nachempfinden. Selber stecke ich wohl eher noch sehr in der von Wut, Verzweiflung, Trauer und Enttäuschung getragenen Phase des Prozesses fest, wobei die Klarheit immer mal durchschimmert -- und ich kann Letztere zumindest nach außen hin, ihm gegenüber, konsequent formulieren. Das ist ja auch schon was.

    Aber ja. Ich hab den Weg zur Akzeptanz dessen, dass der Andere alles dafür tut, eine Liebe zu zerstören, noch nicht vollständig beschritten. Wie soll man das akzeptieren, ohne den Anderen anzuschreien, zu schütteln, in die Klinik zu zerren...? :cry: Es ist so, so ungerecht. Ich hab mir das nicht ausgesucht und muss trotzdem nun damit fertig werden.

    Ich hoffe auf die Zeit, und dass sie am Ende wirklich ein paar Wunden heilen kann. Denn die Verzweiflung ist einfach unerträglich.

    Liebe SunnySue,

    auch von mir (ebenfalls Neuling) ein herzliches Willkommen - der Anlass einer Anmeldung hier ist ja selten ein besonders schöner, aber im Forum ist man gut aufgehoben.

    Ich bin beim Lesen zunächst auch stutzig geworden in Richtung: Na, wie viele Rückfälle waren das denn nun?

    Darf ich Dich fragen -- ihr kennt euch ja nun seit 30 Jahren, habt aber offenbar sehr weit voneinander weg gewohnt und bis zum Wiederaufleben eurer Beziehung nur sporadisch Kontakt gehabt. Weißt Du denn, wie sein Trinkverhalten davor war / in welchen "Typ Alkoholismus" man ihn einordnen kann bzw. er sich selbst oder Du ihn einordnen würdet?

    Ich möchte darauf hinaus (und bitte die Erfahrenen unter uns, mich unbedingt gern zu berichtigen, wenn ich damit auf dem Holzweg bin), ob man hier wirklich von 'Rückfällen' sprechen kann bei der verhältnismäßig kurzen Frequenz und doch auch Häufigkeit...?

    Wie schätzt Du denn selbst tatsächlich die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens ein, trocken zu werden / zu bleiben? So ganz ohne schönreden?

    Ich will Dir bestimmt nicht zu nahe treten, sondern spreche einfach aus Erfahrung, was das Schönreden angeht.

    Ich selbst bin gerade relativ frisch getrennt von einem Quartalstrinker. Dieser Typ Alkoholismus ist insofern immer unberechenbar, weil die monatelangen Abstinenz-Phasen zwischen den Exzessen leider normal sind (und entsprechend überhaupt nicht aussagekräftig im Hinblick auf den vermeintlichen Wunsch, das Trinken aufzugeben).

    Die Einsicht hatte 'meiner' auch. Geändert hat sich bis dato aber genau gar nichts, und wenn ich eines hier gelernt hab, dann, dass zwischen Einsicht und Veränderung noch mal Jahre liegen können - wenn denn Letztere jemals überhaupt eintritt.

    Wie denkst Du darüber?

    Einen lieben Gruß von mir!
    Cata

    ich möchte dir auf deine Fragen antworten, dass ich mich gar nicht um die Belange, Befindlichkeiten meines Mannes und den Ablauf seiner Therapie kümmer, sondern nur auf MICH und MEINE Gefühle achte!

    Was kann ICH momentan vertragen, womit bin ICH noch belastbar, ohne MICH zu überfordern?

    Wie geht es MIR in dieser schwierigen Situation?

    Was kann ich für MICH tun, damit ich MEINE Lebensfreude und Lebensenergie auflade........

    Liebe Christrose, ich finde diese Zeilen bemerkenswert mutig, reflektiert und sehr rational (und wie ich hier gelernt habe, ist es die Ratio, die im Umgang mit dem Alkoholiker das Handeln bestimmen sollte, das ist also durchaus als Kompliment gemeint -- weil sehr schwierig) und ziehe meinen virtuellen Hut. Nach so einer langen Beziehungszeit ist es für mich unvorstellbar, wie schwer es sein muss, sich aus den Verstrickungen zu lösen, die sich über die Jahre eingeflochten haben. Ich bewundere Dich für Deine Klarheit. Und hoffe und drücke sehr die Daumen, dass die Situation sich zu Deiner Zufriedenheit entwickelt -- in welche Richtung auch immer das letztlich sein mag. Hauptsache, Dein Wohlbefinden ist dabei gesichert. :)

    Liebe JeLuDa,

    ich hab gerade erst alles nachgelesen. Puh, da hast Du was hinter Dir die letzten Tage!

    Ich bin gespannt von Seite zu Seite gehüpft hier im Thread und bin SO froh darüber, wie die Geschichte jetzt erstmal ausgegangen ist - nämlich, dass Du gegangen bist. Lea hat wieder die perfekten Worte gefunden: Du hast die Chance ergriffen, Dir diesen Kindheitswunsch im Nachhinein zu erfüllen (und nicht in dieselbe "Fehler-Spirale" zu geraten), indem Du jetzt gehandelt und Deine Tochter aus der Situation genommen hast.

    Das war sehr mutig von Dir und hat bestimmt viel Kraft abverlangt.

    Wenn sich in der nächsten Zeit Zweifel an Deinem Schritt einschleichen - das tun die Biester ja gern, sobald die emotionale Distanz zu einer uns schädigenden Situation wächst -, vielleicht hilft es Dir dann, Dich wieder an Deine eigenen Situation als Kind zu erinnern. Du tust das Richtige, ich bin davon fest überzeugt.

    Alles, alles Liebe für euch!

    Lieber Hanseat, ich bin - wie Du - nach zwei Wochen ohne Tabak rückfällig geworden. Aber es war irgendwie schon gut, zu sehen, dass der Stopp (hinsichtlich Entzugserscheinungen) gar nicht sooo tragisch war wie befürchtet. Wir bleiben dran. Unser Moment kommt wieder. Hoffentlich bald :roll: ...
    Lieben Gruß!

    Liebe Fabienne, auch ich freu mich sehr, sehr, sehr für Dich! Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr hier in den Beiträgen zwischen den Zeilen die Emotionen mitschwingen - bei Dir sind es ganz, ganz positiv-euphorische, es ist regelrecht erfrischend! :)

    Liebe Cadda, vielen Dank für diesen spannenden Thread. Ich hab ihn gerade entdeckt und gestehe gleich vorweg, nicht alle Beiträge im Detail gelesen zu haben - es sind schon so viele :lol: ...

    Ich für meinen Teil bin ja nun seit etwas über zwei Monaten auch im Loslösungsprozess von einem Süchtigen. Bei einem Quartalstrinker wie in meinem Fall gestaltet sich das noch mal etwas anders als bei einem "Täglich-Trinker", zumindest demnach, was ich hier im Forum so lese, denn es gibt halt regelmäßig diese langen, trügerischen 'trockenen' bzw. alk-freien Phasen.

    Jedenfalls, was die Ursprungsfrage angeht, ob Cos bzw. Partner von Alkoholiker*innen tatsächlich Veränderung suchen... Ich erlebe es so, dass der Anmeldung hier im Forum (oder dem Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle etc.) schon eine gehörige Portion Verzweiflung vorangeht. Ein nicht mehr auszuhaltender Leidensdruck, der ja grundsätzlich erstmal notwendig ist, um - eventuell - Veränderung einzuleiten bzw. zumindest den Wunsch danach zu etablieren.

    Vielen von uns Angehörigen ist das Thema aber komplett neu. Für mich persönlich war das tatsächlich zunächst eine anständige Ohrfeige, zu lesen, dass letztlich eigentlich nur die Trennung hilft. Man sucht also natürlich Hilfe, klar - aber doch eben für die Person! Doch eben, um sich gerade nicht trennen zu müssen?! Man will ja dem Kranken helfen. Aber doch nicht, indem man geht?! So war zunächst mein verqueres Denken - als jemand, der in dieser Form zum ersten Mal mit dem Thema Sucht konfrontiert ist.

    Das kann dann nach außen rüberkommen, als wolle man gar keine Veränderung, sondern nur Ballast abladen, um wieder Platz für noch mehr Ballast zu schaffen, den einem die Situation dann neuerlich auflasten kann. Und klar, erstmal bringt das Abladen immer auch Linderung.

    Aber eben, alles Weitere ist halt ein Prozess. Und viele dieser Denkprozesse kommen hier überhaupt erst in Gang - vielfach angestoßen von den Worten von euch Erfahrenen. Die Menschen, die solche Prozesse schon hinter sich haben, sehen das Bild im Rückspiegel sehr deutlich. Die können ohne Umschweife sagen, 'helfen kannst Du nicht, Du kannst nur auf Dich selber schauen'. Aber jemand, der mitten in der Situation steckt und sich mit der seiner Anmeldung in seinem ganzen Chaos erst zu orientieren beginnt, der ist womöglich an diesem Punkt ja noch lange nicht. Ein erster Schritt dahin ist mit dem Hilfesuchen dennoch (hoffentlich) getan, der Beispiele sind es hier zahlreiche.

    Auch ich hab zuerst auf die Einsicht gehofft. Die kam dann nach meinem rigorosen Distanzieren recht rasch - getrunken hat er trotzdem wieder. Und so baut sich eben Schritt für Schritt für Schritt die Hoffnung auf tatsächliche Änderung sukzessive ab. Aber im Leben nicht hätte das für mich funktioniert, hier aufzuschlagen, mein Problem zu schildern, dann zu lesen, 'Du musst Dich trennen' (natürlich überspitzt) und zu sagen, 'ach, so ist das, na dann werf ich meine Beziehung mal über Bord, bestimmt habt ihr Recht'. Recht hattet ihr natürlich trotzdem - die Erfahrung musste ich dennoch selber machen. Der Prozess bis dahin wäre allerdigs mit Sicherheit ein viel, viel längerer gewesen, hätte ich mir nicht mit dem Lesen und Schreiben hier im Forum ein derartiges Sammelsurium an Wissen über diese Krankheit (und die Dynamik in Beziehungen mit Abhängigen) angeeignet.

    Was ich auch noch wichtig finde: Die Meisten von uns haben sich aus diversen Gründen in einen Menschen verliebt. Manche haben dessen Problem nicht auf Anhieb mitbekommen oder erkannt, bei anderen hat es sich erst später in der Beziehung eingeschlichen. Aber immer steht nun mal hinter dem Problem auch noch der liebenswerte Mensch. In meinem Fall hat es mir persönlich dieser Faktor besonders erschwert, weil mein Ex halt auch nie zu diesem 'Alki-Ekelpaket' mir gegenüber wurde. Er war nicht abwertend oder gemein oder Schlimmeres. Er war autodestruktiv und in den kurzen, aber hochexzessiven Trinkphasen unzuverlässig und unerreichbar.

    Das macht es eben sehr schwer. Man lässt ja nicht nur die alkoholbedingten Schwierigkeiten hinter sich, sondern auch all das Schöne, das dieser Mensch einem beschert hat, die Zweisamkeit, das abendliche Kuscheln, das gemeinsame Lachen, den Paar-Alltag, all das, was die guten Seiten einer Beziehung eben so mit sich bringen.

    Und man muss eine Version der eigenen Zukunft aufgeben. Obwohl man noch liebt. Muss sich von Träumen verabschieden, vom gemeinsamen Leben, das man sich ausgemalt hatte, vielleicht von einem Kinderwunsch mit dieser Person... Es ist nicht nur der Alki, den wir verlassen, es ist der ganze Mensch. Und dieser Prozess ist knallhart und bitter. Zumindest ist er das für mich.

    Ich bin so inspiriert von euch hier, dass ich mir heute Nacht eine „Rauchfrei“-App runtergeladen, die letzten Futzelreste in der Tabak-Packung zu einer halben Zigarette gedreht und gleich mal meinen Dauerauftrag aufs Sparkonto um den künftig gesparten Betrag erhöht habe.

    Na, wenn der Schnellschuss mal nicht nach hinten losgeht. 😅

    Ganz besonders beeindruckt hat mich die (sinngemäße) Aussage von jemandem – ich weiß grad auf die Schnelle nicht, wer es war –, dass man als Angehörige ja eigentlich auch den Rauchstopp angehen kann, wenn man schon vom Alkoholiker den Trinkstopp „fordert“. Da hab ich mich ertappt gefühlt.

    Vor drei Jahren hab ich das Qualmen schon mal für ein ganzes Jahr aufgegeben. Ich hab damals 15 Kilo zugelegt und kämpfe mit einem Teil davon immer noch 😩, das macht mir ein wenig Angst…

    Außerdem ist die Selbstgedrehte in meinem vernebelten Kopf zu einem vermeintlichen Teil meiner Identität geworden. Das Ritual… Was bleibt übrig von meiner rebellischen Natur und jugendlichen Coolness, wenn das „Wuzeln“ wegfällt? Ist natürlich völliger Mumpitz, aber kennt ihr solche Gedanken?

    Liebe Nannie, ich lese von Anfang an bei Dir mit, und weil ich heute auch nicht schlafen kann, wollte ich Dir zu später Stunde noch ein paar Worte da lassen.

    Man weiß gar nicht recht, was man sagen soll. Die Situation ist einfach nur besch*ssen und es tut mir leid, vor was für eine Herausforderung Dich das Leben da jetzt gestellt hat.

    Ich kann Dir aber versichern, dass Du irgendwann hinter alledem einen Sinn erkennen wirst. Damit meine ich weniger einen „höheren Zweck“, sondern einfach, dass diese Erfahrung in Deinem Leben einmal für etwas gut sein wird und sich in was Positives wandeln kann.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft. Mir hat bei starkem Liebeskummer manchmal geholfen, mir für mein Trauern ganz bewusst ein Zeitlimit zu setzen, so in etwa: Ah, hallo, traurige Gedanken. Seid ihr auch wieder da. Ich hab jetzt leider keine Zeit für euch, aber später am Abend kriegt ihr eine halbe Stunde, versprochen. Oder: Oha, jetzt wollen also die Tränen kullern. Na gut, dann heule ich jetzt 15 Minuten lang, was das Zeug hält, und dann ist aber auch wieder gut.

    Und dann ablenken, wie immer es möglich ist.

    Ich schicke Dir ganz viel Kraft.

    Sei großzügig und geduldig mit Dir. Es dauert ein wenig, aber es wird besser!

    Lieben Gruß, Cata

    Liebe Forengemeinde,

    heute hab ich das Bedürfnis, auch mal wieder ein Update zu schreiben. Es haben sich in letzter Zeit viele Angehörige hier mit ihren Geschichten offenbart, überall lese ich gebannt mit, kann so vieles auch für mich daraus ziehen... und erschrecke immer wieder, wie sehr die unterschiedlichsten Konstellationen sich in ihrer Dynamik doch ähnlich sind.

    Mit meinem Ex - offenbar schaffe ich es endlich, ihn als solchen zu bezeichnen - hatte ich seit meinem Entschluss, ihn nicht vor Weihnachten noch zu einer Aussprache anreisen zu lassen, bis auf ein oder zwei Telefonate lediglich sporadischen Schriftkontakt. Ich hab das ganz aus dem Bauch heraus gehalten: Wenn ich mich gut dabei fühlte, hab ich ihm geantwortet, wenn nicht, eben nicht. Ich konnte da die letzten Wochen sehr in meiner Mitte bleiben, zumindest einigermaßen, und das hat sich gut und gesund angefühlt.

    Wie geplant, ist er von der befreundeten Familie in Südeuropa zur nächsten alten Freundin nach Berlin gefahren. Die Fertigstellung seiner Wohnung hat sich indes wohl ein weiteres Mal verzögert, aber auch für den Januar hat er offenbar bereits eine Alternative organisiert.

    Natürlich kamen weiterhin zahlreiche Beteuerungen. Wie leid ihm alles täte, wie sehr er sich aktuell zusammenreißen würde, um nicht wieder abzustürzen, wie viel Energie ihn das koste, aber dass er das für sich und für uns jetzt tun wolle, bis er endlich wieder Stabilität habe, in seiner Wohnung sei und seine Therapie in der Tagesklinik starten könne.

    Ich habe das alles mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis genommen.

    Kurz und gut - der nächste Absturz hat nicht lange auf sich warten lassen. Inklusive neuer, nicht ungefährlicher Drogen, die er an Silvester ausprobiert hat. Es ist ein hochexplosiver und schädigender Mix aus den ihm verordneten Antidepressiva, seinen teilweise dann überdosierten schlaffördernden Tabletten für die Nacht, Kokain, massenweise Alkohol und nun einer weiteren Substanz, die er seinem Körper in einem solchen Exzess zumutet.

    Die nächste Freundschaft (in Berlin) ist nun zerstört, er hat sich dort komplett anders verhalten als in seinen Nachrichten beteuert und berichtet. Das hat mich aber tatsächlich überhaupt nicht mehr überrascht oder groß aus der Bahn geworfen, es hat nur bestätigt, dass meine Entscheidung genau richtig war.

    Würde er "endlich da raus" wollen, wie er das mir gegenüber bis zuletzt felsenfest behauptet hat - er hätte jede Möglichkeit dazu. Ihr hattet so Recht.

    Ich bin froh, mich distanziert zu haben und auf diesem Weg geblieben zu sein. Immer noch ist es erschreckend für mich, was aus ihm und uns geworden ist, und immer noch ist es höllisch schmerzhaft, den wunderbaren Menschen, der er nüchtern ist, sukzessive verblassen zu sehen.

    Am Telefon hat er bitterlich geweint, er sagt, "hol mich hier raus, bitte hilf mir, ich liebe Dich so sehr".

    Aber solange es bei Worten bleibt und er nicht glaubhaft einen alternativen Weg einschlägt, wird es zwischen uns keine weiteren Begegnungen mehr geben, und ich bin inzwischen so weit, dass ich hier konsequent sein und mich auch mit einer Zukunft ohne ihn ernsthaft auseinandersetzen kann. Es ist eine Zukunft ohne Alkohol- und Drogenexzesse, ohne Angst vor dem Unberechenbaren, das jederzeit eintreten kann, und ohne die von mir so dermaßen verhasste Lügerei. Ich will das nicht mehr.

    Wisst ihr, was mich auch noch mal so ein bisschen durchgerüttelt hat? Ich habe mir eine Konversation von vor ziemlich exakt einem Jahr, auch nach dem Jahreswechsel, durchgelesen - und es waren 1:1 dieselben Inhalte wie nach dem letzten Exzess rund um meinen Geburtstag.

    Da ist es mir - noch mal - wie Schuppen von den Augen gefallen: Dass sich nämlich genau gar nichts getan hat.

    Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches neues Jahr und die Kraft und nötige Zuversicht, für eure Gesundheit und euer Wohlbefinden einzustehen und diese in all eurem Tun an allererste Stelle zu setzen. <3

    Liebe Lolo, ich lese hier bei Dir gespannt und sehr berührt mit und werde mich später noch zu Deiner Geschichte äußern.

    Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, aber es ist ein bisschen unübersichtlich zu lesen hier, nachdem Du zuerst immer die Zitate abschickst und dann Deine Beiträge.

    Du kannst, wenn Du Dich auf eine Textstelle beziehen möchtest, diese einfach mit der Maus markieren, auf "Zitat einfügen" klicken und darunter - noch im selben Beitrag - dann einfach Deinen Kommentar dazu schreiben, erst dann klickst Du auf "Antworten". Vielleicht magst Du das mal versuchen? Hoffe, mein Hinweis hier geht in Ordnung.

    Liebe Grüße :)

    Ich habe auch diese Nikotinpflaster probiert. Die schmecken nicht und nach der 1. Packung sagte ich mir: Du willst vom Nikotin los kommen und kaust Nikotin 🤔 Finde ein Fehler….

    Entschuldige, Stern, ich musste grad so schmunzeln… Es wundert mich nicht, dass die nicht geschmeckt haben. Ich glaub, zum Kauen sind die Pflaster nicht gedacht :lol:

    Du hast geschrieben, du möchtest ihn bei dir haben.

    Liebe Linde, da hast Du das große ABER in meinem Beitrag jetzt geflissentlich überlesen. :mrgreen:

    Nein, im Ernst: Ich danke Dir vielmals für Deine ausführlichen und sehr warmherzigen Zeilen. Es stimmt, meine Gedanken kreisen sehr darum, wie ich ihm helfen kann - auch indirekt. Vermutlich habe ich ein wenig nach der Antwort auf eine Art Henne-Ei-Frage gesucht: Geht es ihm eher besser, wenn ich ihn 'fallenlasse' oder wenn ich ihn unterstütze? Und der Wunsch nach einem möglichst schnellen Ergebnis ist hier wohl der Fehler im Denksystem. Ich weiß, es geht um Nachhaltigkeit, nicht um Zeit.

    Ich habe ihm heute Abend eine längere Nachricht geschrieben und seinem Vorschlag abgesagt. Hab ihm unter anderem erklärt, dass er momentan nicht in Behandlung ist und ich so lange weder mich noch meine Familie dem Risiko eines neuerlichen Exzesses aussetzen möchte, die seit den letzten Geschehnissen für mich unkalkulierbar geworden sind - und dass Schock und Schmerz noch zu tief sitzen.

    Aber auch, dass ich ihn nach wie vor sehr lieb habe und wir uns vielleicht später mal sehen können, wenn Ruhe eingekehrt ist, wenn er wieder zu Hause ist und seinen Weg zur Genesung und dahin, stabil zu bleiben, fortsetzt. Dass ich weiterhin ein Ohr für ihn habe, nur eben aus der Ferne.

    Was dann tatsächlich passiert, wird man sehen.

    Ich hatte kurzfristig gedacht, nicht langfristig. Die Vorstellung, mit meinen Mitte 30 Weihnachten dieses Jahr wieder alleine in die Heimat zu fahren und in zufriedene Gesichter zu blicken, mit ihren Familien und glücklichen Beziehungen, ist für mich der Horror. Am liebsten würde ich mir ein Flugticket buchen und die Feiertage weit weg von alledem irgendwo in der Sonne verbringen.

    Mir ist klar, dass das letztlich der Grund für meine Zustimmung zu seinem Besuch gewesen wäre: an meinem heißgeliebten Weihnachten heile Welt zu spielen, nur für ein paar Tage. Nicht allein zu sein, nicht wieder die Beziehungsversagerin.

    Ich weiß aber auch und wusste das auch davor, welches Signal ich damit gesendet hätte: Egal, was passiert, egal, ob Du mich an meinem Geburtstag allein hier sitzen und tausend Tode sterben lässt, weil Du ihn lieber mit irgendwelchen Suffkumpels verbringst - ich bin und bleibe da. Mit mir kannst Du tun und lassen, was immer Du willst.

    Das wäre fatal gewesen. Ich hätte damit kurzfristig ein Bedürfnis nach Zweisamkeit befriedigt - und langfristig meine Grenzen verraten.

    Ich habe in meinem Leben nie richtig gelernt, konsequent für meine Grenzen einzustehen. Vielleicht ist es an der Zeit. Und auch, wenn es gedauert hat, bis ich den Senden-Knopf drücken konnte - irgendwo in meinen Tiefen hat sich neben bitterlichen Tränen ganz zögerlich auch ein gutes Gefühl eingestellt.

    Der Schritt, den ich nun gegangen bin, macht mir riesengroße Angst. Ich habe Angst, ihn endgültig zu verlieren, Angst, dass er in der Zwischenzeit eine andere Frau kennenlernt, dass ich ihn von mir wegtreibe, dass er sich jetzt erst recht in die Sucht stürzt - all das Irrationale, das in solchen Situationen emotional eben mitschwingt.

    Ich hoffe einfach, es ist die richtige Entscheidung.

    Er hat übrigens sehr liebevoll reagiert. Dass er mich komplett verstehen kann, dass er alles daran setzen wird, stark zu bleiben, bis er wieder zu Hause ist und seine Therapien fortsetzen kann, dass er mich liebt und hofft, wir können wieder zueinander finden.

    Vielen Dank euch allen noch mal für euren Input. <3 Ich hoffe sehr, dass ich wieder hier schreiben und mich mit euch austauschen kann, wenn es spruchreif werden sollte. Danke!

    Hallo Catalina,

    es sieht so aus, als ob er quer durch Europa seine Helferlein verteilt hat und sich so irgendwie durchfuttert (und trinkt). Manche Alkoholiker haben nur eine Co-Abhängige, die alles für ihn macht. Er scheint ein ganzes Netz davon zu haben.

    Liebe Linde, das hier hab ich vorher auf die Schnelle übersehen und ist mir jetzt noch mal ins Auge gesprungen.

    Weißt Du, es stimmt so einfach nicht und ich fände es nicht in Ordnung, das stehenzulassen, dass er hier so dargestellt wird. Ja, er hat ein (großes) Problem, er hat diese Quartals-Exzesse. Aber weder hat er seine "Helfer-Frauen" quer über den Kontinent verteilt noch lässt er sich durchfüttern oder ähnliches. Es tut mir weh, dass hier so abwertend über jemanden geschrieben wird, den ihr nicht kennt.

    Solche Formulierungen finde ich allgemein schwierig. Womöglich sind sie bewusst provokant gehalten, aber sie sind nicht fair und werden ihm, seinen Beweggründen (wieso er jetzt dort bei der Familie ist) und der ganzen verzwickten Situation einfach nicht gerecht.