Moinsen
aus Gründen der Anonymität würde ich gerne meinen Real Namen nicht nennen sondern bei der Anrede Duke bleiben, wenn das ok ist.
Zu meiner Historie:
Als leidenschaftlicher Motorradfahrer war ich, wie alle meine damaligen Kumpels, reiner Kaffeetrinker der in jungen Jahren die Nächte durch die Bars und Clubs getingelt ist, natürlich trocken und auf dem Motorrad. Die Jahre verstrichen, bei Bikertreffen war ich nach 3 halben Bier so voll das ich mir die Seele aus dem Leib gereihert habe.
As the years go by wechselte der Freundeskreis, ich fing an auf dem 2. Bildungsweg zu studieren und traf die ersten Leute die auch ordentlich was vertragen konnten. So kam es das die Kneipe um die Ecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad netter war als das Gegurke mit dem Moped hin und her. 3-4 große Bier gingen nach einiger Zeit schon, das festigte sich nach und nach.
Irgendwann waren es dann auch nicht mehr nur 2 Tage in der Woche die ich getrunken habe, so nach und nach waren 8-10 Bier am Abend normal, der Körper hat sich daran gewöhnt. War alles kein Problem.
Der Job war anstrengend, der Alkoholkonsum stieg weiter bis mich dann der Burn out erwischte. War 1 Jahr arbeitslos und depressiv. War aber auch ganz praktisch, konnte ich mich auch morgens schon volllaufen lassen. Bier war eh schon länger kein Thema mehr, Mariacron und Gorbatschow helfen einfach schneller.
Wegen meiner pflegebedürftigen Verwandten (ich bin der letzte meiner Art) beagnn ich im kleineren Rahmen wieder zu arbeiten als Schulassistent. Die Ferien waren wichtig um alles was bei den beiden Pflegebedürftigen liegenblieb aufzuarbeiten. Und natürlich auch toll, die meiste Zeit war ich nämlich voll.
Hinweise aus dem Freundeskreis habe ich gelassen genommen, war ich doch unter der Woche immer trocken und erst freitags 2 Stunden nach Dienstende voll. Und ab Sonntag wieder trocken für die Woche, also wozu die guten Ratschläge. Gut die Hinweise auf meine Aussetzer an den Wochenenden waren lästig, aber da wußte ich ja nix mehr von und dachte die übertreiben alle.
Der Zustand meiner Angehörigen verschlechterte sich auch immer weiter so das ich irgendwann das Arbeiten einstellen mußte und als pflegender Angehöriger geführt wurde. Das konnte ich gut mit dem Alkoholismus verbinden, war ich doch zeitlich flexibler und konnte dennoch meinen übernommenen Aufgaben nachkommen.
Dann kam die Silvesterfeier 2018/ 2019. Ich feierte bei meinem besten Freund und seiner Familie wie die ganzen letzten Jahre. Ich hatte entschieden an dem Abend nicht zu trinken da ich nachts noch nach Hause wollte. Und betrunken KFZ fahren, ne das kam all die Jahre nicht in Frage. Wobei der Restalkohol morgens sicher noch für eine längere Führerscheinpause gereicht hätte.
Nun denn, während der Feier hatte ich ab und an Absencen die meinem best friend komisch vorkamen, er hat aber nichts gesagt. Wußte ja nicht was sich da anbahnt.
Abends dann so gegen 22.00 war es dan soweit, beim Abendessen fiel ich zuckend vom Stuhl und hatte einen strammen Entzugsanfall. Das es sowas gibt wußte ich bis dahin gar nicht. Die Tochter des freundes reagierte prompt und löste den Notruf aus während ich im Flur lag und krampfte.
Als die Sanis eintrafen versuchten die mich zu fixieren um mir ein krampflösendes Medikament zu verabreichen, daran kann ich mich noch dünn erinnern. Und es gelang ihnen nicht mich zu fixieren weil ich mußte.........nicht lachen........kacken.
Die Vorstellung vor lauter jungen und mittelalten Frauen zuckend im Flur in meinem eigenen Kot zu liegen mobilisierte Kräfte denen selbst 3 gestandene Sanis nicht gewachsern waren. Wie durch einen Schleier nahm ich die Stimme meines Freundes wahr, der sagte zu den Sanis: Ich glaube der will wirklich nur aufs Klo.
Also ließen die Sanis mich auf die Toilette, keine Ahnung wie ich dahin gekommen bin, es ging aber irgendwie. Nachdem ich meinen Darm entleert und mich gereinigt hatte verlor ich die Besinnung und wachte einige Stunden später im Krankenhaus wieder auf.
Der Arzt stellte kurz und knapp die Diagnose: Entzugskrampf. Warnschuß!
Am nächsten Tag meine Verwandtschaft informiert das ich 2-3 Tage ausfalle. War zum Glück nicht so problematisch da beide nicht bettlägerig waren und kleinere Hausarbeiten noch ausführen konnten. Ja ich habe denen auch gesagt was mich da erwischt hat.
Nachdem ich mich über Entzugskrämpfe schlaugelesen hatte war es auch nicht schwer trocken zu bleiben. Ich stellte mir die letzte halb volle Flasche Mariacron ins Regal, so das ich sie jeden morgen als Mahnmal nach dem Aufstehen gesehen habe. Das war durchaus auch ambivalent, war es doch einfach zuzugreifen und weiter zu saufen. Aber die Assoziation die diese Flasche auslöste war: Willst du das noch einmal so erleben? Wie gesagt, die Antwort war einfach.
Alle Beiträge in diversen Foren habe ich auch stehen lassen, ebenfalls als Mahnmal. Meine Wohnungseinrichtung habe ich dann auch nach und nach wieder aufgehübscht, die hatte auch ordentlich gelitten über die Jahre.
Den Freundeskreis aus den nassen Zeiten hatte ich verlassen. Die übriggebliebenen reagierten klasse auf meine Abstinenz. Wenn ich da war wurde konsequent kein Alkohol getrunken, obwohl ich zugesichert hatte das ich kein Problem damit hätte. Der Schock den ich erlitten hatte war zu groß als das ich da auch nur ansatzweise ein Bedürftnis nach Wiederholung hatte.
Das Jahr 2019 hatte es dann doch noch in sich, meine beiden Gepflegten verstarben im Herbst des Jahres 2019, was für mich ein schwerer Schlag war. Wie gut das ich trocken war, Beerdigungen organisieren, Wohnungsauflösung, Nachlassverwaltung usw. und das alles als nasser Alki. Das hätte nie geklappt.
Ob ich das Bedürfnis verspürt habe nachdem alles geregelt war mich volllaufen zu lassen, joh. Aber nicht so sehr als das ich dem nachgegeben habe. Bin immer noch trocken.
Während ich das schreibe fällt mir ein, ob die Flasche Mariacron noch da steht? Sie ist im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten im Regal gewandert und ich weiß nicht ob ich sie schon entsorgt habe oder nicht. Wenn sie noch da ist, ist sie nicht mehr wichtig, sie hat ihren Job erfüllt. Steht wahrscheinlich jede Menge Fischfutter davor und anderer aquaristischer Krempel. Sowhat.
Ohgot was ein Refarat, ob das wohl irgendwer bis zum Ende liest?
Sollte ich meinen Text etwas zu locker geschrieben haben ist es kein Problem diesen wieder zu löschen. Ansonsten gilt:
Saufen ist geil, nicht saufen ist geiler !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Grüße vom Duke