Hallo Angy,
ich bin ebenfalls Angehörige eines Alkoholikers. Mein Freund trinkt seit wir uns kennen (12 Jahre) und sehr wahrscheinlich schon viel länger täglich Bier. Unser Sohn ist 10 Jahre alt. Vor 2-3 Jahren wurde es immer mehr und das hat mich sehr belastet. Ich habe mich, nachdem ich gemerkt habe, dass er gar nichts an seinem Konsum ändern möchte, von ihm getrennt.
Wir verstehen uns momentan gut. Er trinkt nur noch heimlich, wenn ich im Bett bin. Immerhin mindestens 3 Liter Bier täglich. Diese Woche renoviert er seine neue Wohnung und wird dann ausziehen.
Ich habe wirklich alles versucht um ihm zu helfen. Leider hat es nicht funktioniert. Das mussten hier leider die meisten Angehörigen erfahren.
Auch mein Partner ist im nüchternen Zustand ein toller Mensch. Leider kann ich mich absolut nicht auf ihn verlassen, denn er ist jeden Abend betrunken. Ich konnte mich auf kein Fest mehr freuen, denn zu solchen Anlässen wurde dann getrunken bis zum Abwinken. An einem Silvesterabend hat er sich so betrunken, dass er gegen die Terrassentür der Nachbarn gefallen ist. Ich war schon im Bett, weil ich an Neujahr früh arbeiten musste. Mein Sohn hat alles mitbekommen und war völlig verängstigt. Die Reue am nächsten Tag hielt nicht lange an, dann trank er wieder täglich. Man entwickelt ja auch ganz feine Antennen. Ich konnte mit einem Blick in sein Gesicht sehen, wann er das erste Bier intus hatte. Ich fand es furchtbar ihn abends betrunken neben mir auf der Couch sitzen zu haben. Kein normales Wort mehr mit ihm sprechen zu können, sobald er getrunken hatte. Er hat dann über alles mögliche geschimpft. Nachrichten wollte ich schon gar nicht mehr einschalten, weil er darüber richtig in Rage geraten ist. Am Tag war er einfach ein anderer Mensch.
Er hat mir immer wieder versprochen weniger zu trinken oder auch ganz aufzuhören. Ist mir zuliebe zu einer Suchtberatung gegangen und zu einem Arzt. 1x und dann nie wieder.
Alles blieb wie es war. Mir ging es immer schlechter und er hat einfach immer weiter getrunken.
Man kann bitten und betteln, schreien und heulen. Einen Alkoholiker, der nicht von sich aus aufhören möchte, erreicht das alles nicht. Deine größte Liebe kann ihn nicht zur Besinnung bringen. Das musste ich leider schmerzhaft begreifen.
Den Alkoholiker kannst du nicht ändern, aber du kannst etwas für dich tun. Gib ihm seine Verantwortung für sein Leben und übernimm du die Verantwortung für deins. Du kannst Dinge ohne ihn planen. Mach etwas was dir gut tut und dir Spaß macht. Verbringe nicht deine Zeit damit, nur über seinen Alkoholkonsum nachzudenken. Du kannst auch eine Beratungsstelle für Angehörige aufzusuchen. Auch ganz viel hier im Forum zu lesen war mir eine große Hilfe.