Die Psychologin sagte zu mir, nach 6-8 Wochen Therapie werden auch Angehörige mit einbezogen, das hat sie mir gestern gerade frisch erzählt.
Hallo liebe Nudeltante,
ich möchte Dir ein wenig Hintergrundwissen schreiben, damit Du weißt, warum ich meine Entscheidungen momentan so treffe, wie sie sind.
Das alles hat eine für mich sehr verletzende, traurige Vorgeschichte......
Vor einigen Jahren begann mein Mann eine ambulante Therapie, nachdem seine Fahrerlaubnis aufgrund von Trunkenheit am Steuer zum ersten Mal eingezogen wurde.
Ich war damals, so wie Du es jetzt bist, voller Euphorie, meinem Mann auf seinem Weg in die Abstinenz helfen zu wollen.
Der feste Glaube, sehr viel Hoffnung und die große Freude über seine Bereitschaft, endlich aus dem Teufelskreislauf Sucht herauskommen zu wollen, beflügelten mich förmlich.
Ich fuhr ihn zu jeder Therapiestunde, unterstützte seine Bemühungen in jeglicher Hinsicht. Es gab nichts, was ich nicht getan hatte.....meine starke Liebe zu ihm und der feste Wille, seine ( unsere) Lebenskrise gemeinsam bewältigen zu wollen, ließen mich förmlich blind für meine eigenen Bedürfnisse werden und läuteten somit leider meinen Realitätsverlust ein.
Seine Therapeutin band mich in die Therapiearbeit ein, meist dann, wenn es in Gesprächen um die Folgen seiner Alkoholerkrankung auch im Partnerschaftssystem ging.
Ich schöpfte absolute Hoffnung, glaubte an eine Offenheit und Ehrlichkeit im gemeinsamen Miteinander in unserer Ehe.
Nach einiger Zeit und die war ziemlich lang, bekam mein Mann seine Fahrerlaubnis wieder.
Seine ambulante Therapie wurde ihm auf einmal immer weniger Wert.
Gemeinsam vereinbarte Termine bei seiner Therapeutin wurden von ihm einfach abgesagt, ohne Angabe von Gründen.
Die Abstände zum nächsten Einzeltermin verlängert oder ebenfalls gekenzelt, so dass aus wöchentlichen Therapiesitzungen, sich zum Schluss ein vierteljährlicher Rhythmus einschlich.
Aber nicht etwa, weil mein Mann auf einem positiven Weg gewesen wäre, weiterhin an seiner Suchterkrankung erfolgreich zu arbeiten.
Nein, weil er wieder fleißig anfing heimlich zu trinken und seiner Therapeutin die schönsten " Grimms Märchenstunden " auftischte.
Über sein Verhalten war ich dermaßen enttäuscht und auch wütend, dass ich seine Therapeutin bat, mich nicht mehr in seine Suchtarbeit einzubinden.
Ab sofort wäre ich nicht mehr bereit, meine kostbare Zeit für meinen Mann zu verschwenden, dem es an Ernsthaftigkeit Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit mangeln würde. Sie zeigte größtes Verständnis für meine Entscheidung.
Das Ende seiner vierjährigen Ära....ambulante Therapiearbeit .....endete mit dem zweiten Verlust seines Führerscheins.
Liebe Nudeltante, ich hoffe, du verstehst jetzt meine Beweggründe, einem Paargespräch nach nur 10 Tagen!!! stationärer Aufnahme nicht zuzustimmen.
Du schreibst von ersten Gesprächen mit Angehörigen und Einbindung in die Suchtarbeit nach 6 bis 8 Wochen Therapiezeit.....davon ist mein Mann Meilen entfernt.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass du nie Deine Hoffnung verlieren musst.
Liebe Grüße,
Christrose