Beiträge von Helena_Strahlende

    Liebe Steffi,

    dass du diesen Satz mit uns teilst, zeigt mir, dass er dich beschäftigt. Ich hoffe es ist ok, dass ich so direkt frage, aber wie hast du dich nach dem Fund gefühlt?

    In seinen Sachen habe ich die Tagebücher aus der Entzugszeit gefunden - sie schließen ab mit dem Text:
    "Papa", sagte Steffi, "du schaffst es bestimmt, ich weiß es genau. Ich bin immer für Dich da, egal was passiert"..

    Liebe Grüße,

    Theresa

    Liebe Steffi,

    ich hatte deine Beiträge verfolgt, hatte da schon gedacht…..wow bis auf, dass mein Vater ein Jahr älter, also 67 geworden ist, deckt sich deine Geschichte mit meiner und wir haben glaube ich damit auf ganz ähnliche Weise zu knabbern. Papakinder ;) und ich war auch irgendwie dazu noch Ersatzsohn.

    Übrigens kann ich dein Bedürfnis deine Geschichte nochmal im Detail niederzuschreiben total gut verstehen. Auch wenn man sich und Anderen Sequenzen aus der Vergangenheit und die neusten Entwicklungen und Gefühle schon so oft erzählt hat, für mich fühlt es sich irgendwie richtig an, meine Geschichte nochmal von Anfang bis Ende zu sortieren, um damit abschließen zu können. Begreifen zu können, was da in Gänze passiert ist.

    Ich danke dir für deine Nachricht und auch von mir herzlichstes Beileid für deinen Verlust. Fühl dich in deinen Schmerzwellen verstanden.

    Ganz liebe Grüße,

    Helena

    Liebe Carina,

    ich habe gerade erst meinen Vater an deren Alkohol verloren und kenne das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle, die sich immer wieder einschleichen sehr gut. Du hast aus einem ganz bestimmten Grund so gehandelt wie du gehandelt hast. Ich war im letzten Jahr meinem Vater gegenüber kühl und reserviert, aus Selbstschutz, aus Liebe zu mir selbst und ein Stück weit auch aus Liebe zu ihm, denn das war die einzige Hilfe, die ich ihm und mir geben konnte. Aber wenn der Tod der Person eintritt, vergisst man gerne die guten Gründe, die man hatte. So geht es mir auch.

    Auch wenn deine Mutter trocken war, deine Wunden der Vergangenheit sind wie Cadda schreibt damit nicht ungeschehen. Nur weil jemand trocken wird, heißt das nicht, dass nun alles vergeben werden muss. Manches kann man eben erst nach langer Zeit oder eben erst nach dem Tod loslassen. Die Trauer und die Wut, die ich dabei gleichzeitig für ein und die selbe Person empfinde, finde ich normal und irgendwie total verständlich.

    Achelias sagt, dass es wichtig ist der Person zu vergeben, zumindest ein Stück weit, um selbst Frieden zu finden. Das kann ich für mich so bestätigen. Was für mich aber noch wichtiger ist gerade, dass ich mir SELBST vergebe. Alle kalten und vermeintlich bösen Worte (oder als böse von meinem Vater interpretierten Worte), die ich gesagt habe, alle Anrufe und Besuche, die ich nicht gemacht habe, waren damals für mich richtig und haben mich geschützt. Das musste ich für mich aufschreiben und wiederhole es in regelmäßigen Abständen in Dauerschleife in meinem Kopf, schreibe es hier im Forum, weil es einfach Tage gibt, an denen das schlechte Gewissen die Oberhand gewinnt. Aber es heißt ja nicht umsonst SCHLECHTES Gewissen, weil es eben schlecht ist und nicht gut tut ;).

    Ich hoffe sehr für dich, dass auch du dir vergeben kannst, denn aus dem was du schreibst, lese ich eine Tochter, die auf sich selbst aufgepasst hat und Ihre Mutter, trotz der harten Jahre und zugefügten Verletzungen, am Ende geliebt hat.

    Ganz liebe Grüße,

    Helena

    Liebe Alba,

    ich verfolge deinen Beitrag seit ein paar Tagen und hatte an so vielen Stellen das Gefühl: yes, been there, done that. So vieles was du schreibst zum Verhältnis deiner Mutter, deine Gefühle und Sorgen kann ich so gut nachempfinden. Da mein alkoholkranker Vater erst vor Kurzem gestorben ist, hatte ich bislang noch nicht die Kraft zu schreiben, deshalb kommt jetzt alles etwas gebündelt ;).

    Ganz wichtig vor allem für mich die Erkenntnis: sie kommt auch nicht wieder. Meine Mama ist schon tot, irgendwann heimlich gestorben. Ich kann aufhören darauf zu warten, dass sie wieder kommt.

    Diese Erkenntnis hat mir auch sehr geholfen und hilft mir gerade immer noch. So konnte ich mich jetzt nach dem Tod meines Vaters getrennt von Dingen verabschieden und trauere vor allem um den Menschen, der er mal vor der Alkoholentstellung war. Die Momente in denen ich mir wünschte ich könnte ihn nochmal sehen und das schlechte Gewissen, dass ich seit dem Kontaktabbruch habe, kommen immer wieder. Den Umgang damit kann ich aber selbst bestimmen. Ich bereue mittlerweile nur noch ganz kurz. Ich freue mich sehr für dich, dass du so klar für dich siehst, dass du dich nach etwas sehnst, dass dir deine Mutter nicht mehr geben kann und du darum trauern kannst. Ich sehe es für mich ähnlich, dass die Hülle damals zwar noch gelebt hat, ich mich aber vom Inhalt, von den Dingen, die meinen Vater für mich liebenswert gemacht haben, bereits gegangen sind und ich mich davon nach und nach verabschieden konnte. Trotzdem werden die Sehnsüchte wie du sie beschreibst nach einer Person die nicht mehr da ist, immer wieder aufploppen. Bei deiner Mutter ist das noch nicht der Fall, aber auch nach dem Tod wird das so sein. Ich denke soweit kann man sich nie im Voraus distanzieren und ich finde es auf lange Zeit betrachtet sehr wichtig und heilsam gebührend Abschied zu nehmen, von beiden Teilen. So wie du schon sagst, richtige Trauerarbeit betreiben. Ich danke dir für diese Worte.

    In vielen deiner Zeilen lese ich den Wunsch elterliche Geborgenheit zu spüren und das Kind in dir zu trösten. Ich hab auch gelesen, dass du weißt, dass dir das niemand geben wird, sondern du für dich selbst sorgen musst aber eben auch kannst. Das ist sehr stark und verantwortungsbewusst dir gegenüber. Denn du bist nun erwachsen und den Eltern nicht mehr ausgeliefert. Neben den eigenen Kindern, darf man auch ruhig für das Kind in sich selbst sorgen :). Ich mache das tatsächlich in dem ich mich selbst umarme und bobbele, wenn es mir schlecht geht. Die Erwachsene quasi die kleine verletzliche Helena tröstet und hält. Das kommt öfter vor als man denkt :D. Hör mal in dich rein, vielleicht findest du was dir beziehungsweise deiner kindlichen Seele in diesen Momenten gut tun würde.

    Sicher wollte ich aus der Nummer lieber raus… Die Frage, die sich mir selbst am Ende stellt ist: Was für ein Mensch will ich sein?

    Ich will ein Mensch sein, der seinen Angehörigen gegenüber loyal, solidarisch, ehrlich, zuverlässig und tatkräftig-hilfsbereit ist. Der es seiner Mutter ermöglicht hat, nochmal neu zu beginnen. Ihr einmal eine 2. Chance zu ermöglichen, dafür reicht meine Kraft, meine Loyalität und meine Solidarität. Für mehr nicht.

    Was sie damit anfängt ist ihre Sache.

    Ich denke, ich kaufe mir mein Gewissen bei mir selber frei und gebe mir so die Absolution: Ich hab getan, was in meiner Macht stand, ich muss nicht mit mir hadern. Kein „was wäre gewesen wenn“ oder „hätte ich doch“ - Dadurch kann ich loslassen und habe Frieden mit mir selbst.

    Faszinierend, 1 zu 1 meine Gedanken aus dem letzten Jahr. Eine Freundin, die ich sehr bewundere weil sie ein unfassbar toller Mensch ist und sich nicht von ihrer extremen Vergangenheit mit zwei alkoholkranken Elternteilen hat unterkriegen lassen, hat mir was total wertvolles dazu mitgegeben. „Schreib für dich auf was du geben kannst, wo deine Grenzen sind und WARUM du dich so entschieden hast. Wenn dann die böse Stimme anklopft, die dir einreden will was für eine schlechte Tochter du bist und, dass man seine Eltern nicht so hängen lassen kann, musst du dich nicht vor dir selbst rechtfertigen und hast es schwarz auf weiß, dass deine Entscheidung die richtige ist“. Ich hatte mir vorgenommen, dass ich den Kontakt abbreche und meinem Vater 3x meine Unterstützung anbiete sich professionelle Hilfe zu holen. Bis zum dritten Mal bin ich nicht mehr gekommen, er hat mir diese Entscheidung vorher abgenommen. Aber so nutze ich es, quasi als Memo an mich selbst, die ich von Zeit zu Zeit nochmal raushole wenn ich mit mir und meiner Entscheidung hadere. In deinem Fall hast du es hier ja quasi mit deinem Eintrag schwarz auf weiß und kannst es immer wieder durchlesen, das finde ich klasse. Das möchte ich jetzt auch mal machen :).

    Ich wollte dir vor allem sagen, dass ich dich super stark finde und freue mich weiter deine Geschichte verfolgen zu dürfen.

    Ganz liebe Grüße,

    Helena

    Hallo ihr Lieben,

    nun ist mein Vater letzte Woche nicht überraschend aber doch überraschend früh verstorben. Momentan flackern immer wieder Schuldgefühle auf und ich wünschte, ich hätte mit ihm seit Oktober nochmal Kontakt gehabt. Hätte ich geahnt, dass es so früh passiert, hätte ich ihn an Weihnachten vielleicht doch besucht. Gleichzeitig bereue ich aber nicht, dass ich den Kontakt abgebrochen habe. Ich bin gerade zerrissen und unfassbar traurig. Ich hätte ihm gerne noch so viel gesagt. Vor allem, dass ich ihn liebe.

    Ich merke, dass mir gerade noch die Worte fehlen, um wirklich darüber zu schreiben. Aber ich werde wenn ich darf diesen Beitrag in ein paar Tagen, Wochen, Monaten dazu nutzen mit diesen überwältigenden Gefühlen klar zu kommen. Es tut gut zu wissen, dass man nicht NUR für sich schreibt.

    Helena

    Vielen Dank lieber Hartmut für die Freischaltung :)

    Hallo AufderSuche,

    da ich schon länger hier im Forum mitlese, habe ich schon einige deiner sehr feinfühligen Beiträge gelesen und finde es toll, dass du immer wieder dazu aufforderst den Blick nicht nach außen, sondern nach innen zu richten.

    Die Antwort auf die Frage ergibt sich aus der Antwort auf die Frage, ob DIR mehr Distanz zu deiner Mutter und das Aufzeigen gewisser Grenzen gut tun würde, ob das sozusagen besser für DICH wäre.

    Danke für diesen Satz. Ich dachte eigentlich ich hätte für mich gesorgt, scheinbar ist mir noch nicht ganz gelungen mir selbst einzugestehen, was ich wirklich MÖCHTE und das ist eine Auszeit. Eine Auszeit sowohl von dem Zustand meines Vaters, als auch von den Problemen die sich gerade in finanzieller Hinsicht bei meinen Eltern anbahnt. Es tut mir mal gut, die Sorgen aufzuschreiben und aus meinem System zu bekommen. Platz zu schaffen.

    Meine Mutter ist Beamtin und mein Vater war lange selbstständig, hat nicht gut für sich vorgesorgt (irgendwie bezeichnend, dass er in vielen Aspekten nicht für sich sorgt) und bekommt so gut wie keine Rente. Er bekommt derzeit Trennungsgeld von meiner Mutter und lebt im Elternhaus allein.......nicht ganz allein, denn sein Zwillingsbruder zieht scheinbar bald bei ihm ein. Sein ebenfalls alkoholkranker Zwillingsbruder. Die zwei werden sicherlich gut füreinander da sein, dafür sorgen, dass er Andere sicht nicht vom Alkohol trennt damit man nicht alleine in seiner Sucht ist und gemeinsam untergehen. Eigentlich wäre es für ihn körperlich und geistig besser in einer Betreuung untergebracht zu werden, aber das will er nicht. Seit seinem letzten Krankenhausaufenthalt, den er eigentlich für den Entzug angetreten hat......und dann wieder Meinungswechsel, was ein Wunder.......hat er zumindest eine gesetzliche Betreuerin, die sich um seine Finanzen etc. kümmert. Das hatte ich bis dato übernommen, weil tausend Mahnungen und Rechnungen ins Haus geflattert kamen und sowohl mein Onkel als auch meine Mama damit überfordert waren. Mein Vater ist durch seine fehlende Absicherung nur mangelhaft krankenversichert und es haben sich durch die Krankenhausaufenthalte im letzten Jahr mehrere Zehntausend Euro offene Beträge angehäuft. Ich gehe davon aus, dass das Haus verkauft werden muss um diese Rechnungen zu begleichen. Aber das ist nicht mein Problem. Ich will tatsächlich auch dazu gerade nichts mehr von meiner Mama hören. Ich merke durch deinen Stubs langsam, dass ich viel zu lange ihre Probleme zu meinen gemacht habe.

    Dein Vater und deine Mutter aber sind eigentlich erwachsene mündige Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen getroffen haben und die im Grunde ganz allein die Verantwortung für sich haben.

    Tatsächlich hat es sich in meiner Kindheit manchmal anmaßend/überheblich angefühlt wie sehr ich die Elternrolle übernommen habe auch gegenüber meiner Schwester, weil ich mich ab einem bestimmten Alter meinen Eltern überlegen gefühlt habe. Ich hatte keine schlimme Kindheit, das definitiv nicht, aber es hat sich nie so geborgen und SICHER angefühlt wie bei Freunden. Meine Mutter ist zwar keine Alkoholikerin, aber alles andere als selbstsicher und hat meiner Meinung nach u.a. eine Essstörung und schon lange Theraphiebedarf. Der Umstand, dass sie jetzt endlich eine Theraphie begonnen hat, löst in mir tatsächlich eine Erlösung aus.

    So, wie du es von dir erzählt hast, hast du in der Vergangenheit sehr verantwortungsvoll gehandelt und entschieden. Du hast für deine Eltern eine Verantwortung übernommen, die sie, wie es aussieht, nicht selbst übernommen haben. Das ist etwas, was typisch für uns EKAs ist.

    Verantwortungsvoll.......das klingt irgendwie schön. Langsam dämmert mir, wem gegenüber ich nicht verantwortungsvoll war und es immernoch nicht richtig bin. MIR gegenüber. Ich will mich nicht nur vom Alkoholismus meines Vaters lösen, sondern auch von den Problemen meiner Mama distanzieren und mich auf mein Leben konzentrieren. Da hab ich genug eigene Baustellen :S . Ich werde mir überlegen wie genau ich das meiner Mama erkläre, ohne sie unnötig zu verletzen. Ich will sie aber auch nicht in Watte packen, damit sie merkt, dass sie alleine laufen soll. Ich glaube das wird ihr auch mal gut tun.

    Liebe Grüße,

    Helena

    Vielen Dank für eure Nachrichten!


    Eine Frage hat mich sehr beschäftigt, und zwar die von Achelias.

    Du suchst … ja was eigentlich? Schmerzlinderung?

    Weil ich tatsächlich als ich mich endlich angemeldet hatte und anfing zu schreiben, gar nicht richtig fassen konnte was ich suche. Schmerzlinderung? Erwischt, irgendwie suche ich die, aber je mehr ich darüber nachdenken, nicht 1 zu 1 direkt von außen, auf die Art „ hier haste nen Keks, ei ei, alles wird gut“. Vielleicht eher die Möglichkeit mich aus euren Erfahrungen auf den Schmerz einzustellen. Zu wissen, dass ich nicht allein bin mit meiner Situation. Dass Andere schon vor mir ähnliches durchlitten haben und daran nicht kaputt gegangen sind. Elternteile an den Alkohol verloren haben. Von diesen Erfahrungen zu lesen und die ungeschönte Wahrheit wie es höchstwahrscheinlich weitergehen wird zu hören und was noch auf mich zukommt. Wie Andere damit umgegangen sind. Da bin ich scheinbar nicht so stark wie ich immer dachte.

    Wahrscheinlich ist es das, was ich am meisten hier suche und die Möglichkeit meinen zweifelnden Gedanken und den Gedanken meinen Vater im Stich zu lassen einen Raum zu geben und nicht alles mit mir selbst auszumachen. Ich weiß eigentlich in meinem Kopf, dass ich meinen Vater nicht im Stich lasse indem ich mich von ihm abwende, sondern eher das Gegenteil. Mein Herz sagt mir aber je mehr Zeit vergangen ist, seitdem ich den Kontakt abgebrochen habe (das war Ende Oktober 2021), dass ich ihn doch nicht einfach so aufgeben kann. Mich abwende und ihn kampflos seinem Schicksal überlasse. Bleibt dieser Zwiespalt oder wird die Stimme aus dem Herz irgendwann leiser beziehungsweise gleichen sich die Stimmen an?

    Was mich auch beschäftigt ist die Frage, wie ich in meinem Umfeld mit den Personen umgehe, die den Kontakt nicht abgebrochen haben. Ich werde momentan schnell wütend, wenn ich merke, dass Personen aus seinem/meinem Umfeld (u.a. Familie) ihm gegenüber einfach so tun als wäre nichts. Aus Scham, aus Bequemlichkeit, Selbstschutz ……eigentlich egal. Aus meiner Sicht, spielen noch zu viele in dem Friede-Freude-Eierkuchen-Spiel mit. Ich weiß jeder trifft da seine eigenen Entscheidungen, aber es macht mich so wütend, weil ich mich so allein fühle auf meinem Weg.

    Ich habe im letzten Jahr so viel in die Aufgabe reingesteckt, dass meine Mama sich aus ihrer Co-Abhängigkeit raus bewegt. Ich merke, dass mir das alles gerade sehr viel Energie raubt. Morgens fällt es mir immer schwerer aufzustehen. Sollte ich mich auch mehr von meiner Mama distanzieren oder Grenzen aufzeigen? Aber wie, ohne sie zu verletzen? Mir wird gerade bewusst, dass das auch eine Frage ist die ich gerade versuche mit mir selbst auszumachen.

    Puh, bin gerade selbst überrascht wie viele Baustellen da gerade in meinem Kopf sind. Fühlt sich gut an, die mal alle aufzuschreiben.

    Ich wollte außerdem los werden, dass ich sehr sehr dankbar darüber bin, dass es diese Forum gibt.

    Hallo ihr Lieben,

    nach fast einem Jahr lesen hier im Forum habe ich nun endlich beschlossen mich hier anzumelden. Mein Vater ist alkoholabhängig, wahrscheinlich schon seit ich denken kann. Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt und lebe schon seit gut 11 Jahren nicht mehr zu Hause. Ich bin verheiratet und habe seit kurzem einen Hund. Den Hund meiner Eltern, weil sich mein Vater um das arme Tier nicht mehr richtig kümmern kann und meine Mama überfordert damit ist. Außerdem liebe ich den kleinen Stinker und wir sind sehr glücklich, dass es bei uns ein gutes zu Hause gefunden hat. Ein paar Infos zu meiner Situation und Motivation:

    Es war schon immer so ein merkwürdiges Gefühl da, dass irgendwas mit der Beziehung meines Vaters zum Alkohol nicht stimmt, aber Alkoholiker?, nein die sehen doch ganz anders aus und gehen nicht normal arbeiten…..funktionieren eben nicht. Wenig wusste ich vom funktionierenden Alkoholiker. Nun hat er in den letzten Jahren stark abgebaut, aber es direkt mit dem Alk zu verknüpfen hat niemand so richtig in unserer Familie. Wahrscheinlich war es zu schmerzhaft und es ging ja noch halbwegs. Man konnte es verdrängen. Vor gut einem Jahr hat es dann angefangen mit dem starken Schwindel, den dicken Beinen, den Stürzen, den Gedächtnisaussetzern, den unausstehlichen Launen etc……sodass es langsam schwer zu leugnen war, dass etwas nicht stimmt. Seitdem ist viel passiert. Viele Krankenhausaufenthalte meines Vaters. Viel Lesen hier im Forum. Viel schmerzhafte Entscheidungen und Gespräche mit meinem Vater aber auch meiner Mutter. Ich bin sehr stolz darauf, was ich im letzten Jahr geschafft habe und will diesen Weg gerne weitergehen.

    Genau da setzt jetzt meine Absicht an, mich hier anzumelden. Die vermeintlich größeren Baustellen sind geschafft. Meine Mama ist ausgezogen, hat ein neues Heim. Nach langem Drängen hat sie endlich eine Therapie begonnen und ich muss dafür nicht mehr herhalten. Ich habe nachdem drei ernsthafte Gespräche mit meinem Vater nichts gefruchtet haben, erstmal den Kontakt auf Eis gelegt. Aber jetzt fühlt es sich irgendwie für mich gefährlich an, da nichts mehr ansteht, keine Bewegung mehr da ist, außer sich mit der Situation zu arrangieren. Ich fange mehr und mehr an, an meinen Entscheidungen zu zweifeln und fühle mich sehr einsam mit meinen Erlebnissen. Ich habe zwar eine große Schwester, aber die lebt weiter weg und hatte schon immer eine andere Ansicht der Dinge und eine ganz andere Art damit umzugehen. Sie hat schon früh angefangen sich aus Trotz von meinen Eltern zu distanzieren, um sich selbst zu schützen. Das finde ich sehr bewundernswert. So bin ich aber nicht. Jetzt würde ich gerne für mich einen guten Umgang mit der Situation finden, bzw. mich darauf vorbereiten, dass die Abwärtsspirale meines Vaters gerade voll am laufen ist und er wahrscheinlich bald sterben wird. Sich komplett von seinem Vater zu distanzieren fühlt sich so wahnsinnig schmerzhaft an, aber ich will nicht mit ihm untergehen. Ich habe außerdem im letzten Jahr gemerkt, dass da nicht mehr viel von meinem Papa übrig ist. Ich liebe meinen Papa, aber nicht die leere Hülle die vor mir sitzt, sondern den Papa aus meiner Erinnerung.