Beiträge von Borussia

    Danke für euren Input und eure eigenen Erfahrungen. Gestern Nacht hat es mir geholfen das ganze als Beitrag zu verfassen, auch wenn es mir immer noch nicht gut geht.

    An solchen Tagen empfinde ich es auch als gefährlich und wahrscheinlich, wieder in Selbstmitleid zu versinken.

    Ich werde mir meinen Tag morgen auf jeden Fall vollpacken. Erst habe ich überlegt, ob ich einfach arbeiten gehe, da ich Urlaub habe. Da die Stimmung momentan aber schlecht ist und das Arbeitsklima darunter leidet, halte ich es aber für eine schlechte Lösung. Es würde meine Laune nur noch mehr verschlechtern und mir kein gutes Gefühl geben.

    Ich wäre morgen so oder so in ein AA- Meeting gehen und werde das auf jeden Fall umsetzen.

    Zum Sport werde ich gehen, denn ich habe gerade einen guten Lauf. Das wird auch meine neue Routine nach der Arbeit (je nach Schicht), denn ich habe sonst pünktlich zum Feierabend schon im Auto die Flasche angesetzt. Der Kreislauf muss gebrochen werden. Sport war schon immer ein Teil von mir und auch während der Trinkerzeit habe ich versucht es unter einen Hut zu bringen. Natürlich völliger Schwachsinn, sich zu bemühen sportliche Leistung zu erbringen und sich gleichzeitig pures Gift einzuschütten. Aber auch das gehörte zu meiner Fassade dazu. Ich wollte trotzdem gut aussehen.

    Desweiteren werde ich das schöne Wetter morgen genießen und meine Oma im Friedwald besuchen, ich bringe ihr rote Rosen mit, denn die hat sie über alles geliebt.

    Ich hoffe, dass ich den Weg bis zu ihrem Baum noch im Kopf habe. Man kann beim Spaziergang dorthin fantastisch die Seele baumeln lassen.

    Meine Oma war mit einer der wenigen Personen, auf die ich mich an meinen Geburtstagen gefreut habe. Sie stopfte mich mit Kuchen voll, die sie mit Liebe gebacken hat und brachte mir neues auf dem Klavier bei als Geschenk an mich. Das war mir so viel mehr wert als alles andere was man mit Geld erhält. Meine Eltern empfanden es als Beleidigung, dass ich ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte und ich solle ja bloß keinen Zucker zu mir nehmen.

    Man sagte mir auch oft, dass ich doch Mal lächeln solle. Dabei saß ich dort, geschniegelt und gestriegelt, und hätte am liebsten geheult. Auch heute noch reagiere ich auf den Satz sehr gereizt.

    Im Gegensatz zu damals, kann ich heute entgegenwirken und kann selbst entscheiden, ob ich mich in diese Situation begebe. Und ich entscheide mich dagegen.

    Hallo zusammen,

    die ersten 3 Wochen ohne Trinken sind rum.

    Bisher klappt es gut mit dem Vorsatz, regelmäßig zu den AA-Meetings zu gehen.

    Dadurch, dass ich bedingt durch den Schichtdienst zu unterschiedlichen Uhrzeiten und Tagen gehe, sehe ich neue, aber auch bekannte Gesichter. Das ist angenehm.

    Vielleicht findet mich bald der Mut, selber zu Wort zu kommen.

    Ich spüre, wie gut es mir tut öfter in die Kirche zu gehen. Sitze ich dort in der Gemeinde, umhüllt mich eine ganz andere Welt. Ich verlasse die Kirche mit neuem Mut und der Hoffnung, meinen rechten Weg zu finden.

    Auf der Arbeit fällt es mir schwer, wieder reinzukommen, was u.a. an meinen Kollegen und deren Gerüchteküche liegt. Aber da ist Hopfen und Malz verloren. Ich werde es hinnehmen müssen.

    Seit Tagen triggert mich aber der Gedanke an meinen anstehenden Geburtstag am Freitag. Ich verspüre seit klein auf Abneigung gegen meine Geburtstage. Das liegt an meinen Eltern, die mich Jahr für Jahr wie ein Ausstellungsstück präsentierten und immer das gleiche Theaterstück aufführten. Ich nenne es liebevoll "Das Spiel der heilen Welt".

    Man zog mir schon als Kind ein überteuertes Hemd an und führte mich als "perfekten" Vorzeigesohn herum. Man hat penibel darauf geachtet, dass man mir meine Misshandlungen nicht ansieht.

    Es wurde mit meinem Intellekt geprahlt, meinem überdurchschnittlich guten Noten bis hin zum Studium, wo ich hingetrimmt wurde. Ich tat dies nur, um ihnen zu gefallen und aus persönlichem Ehrgeiz.

    Was sie nicht wussten oder sehen wollten ist, dass ich die fehlende Zuneigung anderweitig kompensierte und die Zuflucht im Trinken fand.

    Eingebildet haben sich meine Eltern auch, dass ich aufgrund meines relativen Gehörs etwas besseres wäre und schrieben meine musikalische Begabung ihnen zu. Dabei war es meine Oma, die mir als kleiner Junge das Klavierspielen beibrachte. Nicht nur die Technik brachte sie mir näher, sondern auch die Leidenschaft dafür.

    Saß ich als Erwachsener bei meinem Vater am Tisch, fragte er nur nach meiner Arbeit, meiner Frau und nach Nachwuchs. Kein einziges Mal wurde ich gefragt, ob ich glücklich bin in dem was ich tat und bin. Er trank dabei natürlich selber und er sah, dass auch ich keinen gesunden Bezug dazu hatte. Mehr Inhalt hatten unsere wenigen Konversationen nicht. Das verstehe ich bis heute nicht.

    Menschen, die ihre Kinder als ihren eigenen Status inszenieren, rauben einem die Kindheit. Meine Eltern ließen mich emotional verhungern.

    ~

    Natürlich denke ich öfters an trinken. Es war jahrelang der Mittelpunkt meines Lebens. Aber im Unterschied zu letztes Mal, bleibt es bei dem Gedanken. Ich erfahre weniger bis kaum Suchtdruck. Verspüre ich welchen, fällt es mir leichter zu reflektieren warum dieser Druck aufkommt.

    Was geblieben ist, sind die schlaflosen Nächte. Ich bin gespannt, wann sich das ändert.

    Zum Abschluss noch ein Auszug aus dem AA- Buch, S.80, der mir persönlich immer hilft:

    "Der GEDANKE zu trinken, ist absolut nicht das Gleiche wie der WUNSCH zu trinken, und beides braucht uns nicht in Trübsal oder Angst zu versetzen."

    Danke Fibonacci. Dass insbesondere Schuldgefühle Suchtdruck auslösen können, davon kann ich ein Lied singen. Da achte ich auch darauf, dass es nicht Überhand nimmt. Es hilft mir, alles aufzuschreiben und mich selber zu reflektieren, warum diese Schuldgefühle da sind. Meistens sind sie unbegründet und der Wunsch zu trinken lässt nach.

    Heute war ich in der Kirche und habe am Rosenkranzgebet teilgenommen. Mir ist wieder aufgefallen, wie gut mir das tut, gerade wegen der enormen Stimmungsschwankungen die ich seit der Abstinenz vernehme.

    Ich finde es nochmal spiritueller, wenn man sich vorher auf den Gottesdienst einstellt. Kurz bevor es losgeht, vermeide ich es auf mein Handy zuschauen und beende Gespräche mit Mitgliedern aus der Gemeinde. Schon da fange ich an Kraft zu sammeln und in mir Ruhe einkehren zu lassen, sodass ich mich auf das wesentliche in der Kirche konzentrieren kann: Spiritualität, Gottesdienst, Gebet, Brücken zu Gott aufbauen.

    Heute gehe ich wieder in ein AA-Meeting, ich möchte mindestens einmal die Woche gehen. Das wird mich zeitlich einspannen, aber das Trinken habe ich schließlich auch ganz hervorragend untergebracht.

    Liebe Anekan,

    es ehrt mich sehr, dass du von Anfang an bei mir gelesen hast und dir meine Beiträge ein wenig Trost spenden.

    Es tut mir leid, dass dein Ex nicht so weit war und die Augen noch vor der Wahrheit, sowie der eigentlichen Arbeit verschlossen. Ich habe auch bei dir oft mitgelesen und war tief berührt. So haben wir alle was voneinander.


    ~

    Ich war heute in der Kirche und werde dort wieder regelmäßig hingehen, was mir als gläubiger Mann gut tut. Es lässt mich Ruhe finden. In der ersten Nacht meiner Entgiftung bat ich Gott um Beistand, ich bekannte nach jahrelangem Trinken meine eigene Schuld an meinem Elend.

    Morgen früh werde ich mein erstes AA Meeting besuchen und erhoffe mir davon Stabilität und setze auf Kontinuität, sollte es mich ansprechen.

    Ich fange wieder mit Hobbys an, die ich vor dem Trinkersein hatte, wie das Klavierspielen, das jammen mit Freunden.

    Das reicht mir für den Anfang an positiven, mich stabilisierenden Veränderungen. Das war ein rasantes Tempo. Ich werde dadurch nicht die Welt verändern, aber mir Gutes tun. Darüber hinaus werde ich meine eigenen Bedürfnisse, die ich jahrelang verdrängt habe, wahrnehmen und befriedigen.

    Und ja Herrgott, ich schreibe trotzdem über vergangenes, über Dinge die mich belasten und die mich prägen. Denn danach ist die Erleichterung groß. Es fühlt sich für MICH richtig an. Ich möchte mich deswegen nicht betäuben, im Gegenteil.

    Ich danke denen, die mir Mut zusprechen.

    Hartmut

    Deine Art und Weise wie du hier schreibst, triggert mich wenn ich das sagen darf ohne gesteinigt zu werden. Ich entschuldige mich, falls ich übermütig wirke. Das bin ich aber nicht. Dass ich nichts an Veränderungen vorgenommen habe, stimmt schlichtweg nicht und ich lasse mich deswegen nicht von meinem eigenen Weg abbringen. Ja, ich hatte einen Rückfall. Ich bin aber wieder aufgestanden. Wer von euch keine Fehler machte/ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

    Danke für deine Gedanken, Cadda. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie befreiend das ganze für mich ist. Das Aufschreiben dieser Dinge fällt mir ganz und gar nicht leicht. Ich habe jedes Mal Herzrasen und das Gefühl, das ganze nochmal zu erleben.

    Ich hoffe auch, dass es dem ein oder anderen Co- Abhängigen hilft meine Sicht der Dinge zu sehen. Mir jedenfalls hat es auch geholfen, Mal die andere Seite der Geschichte zu lesen und in deren Bereich zu lesen.


    Hartmut

    Meine sozialen Kontakte beschränken sich auf meine Kollegen (die ich nun Mal sehen muss), meinen bester Freund, meine Schwester und ein paar enge Freunde, die grob Bescheid wissen. Bis auf die Kollegen sehe ich in keinen von denen eine Gefahr, mich zum Trinken zu überreden o.ä.

    Der Suchtdruck überkommt mich in jeglichen Situationen, sprich ich kann es nicht "planen" sie zu vermeiden. Lässt sich auch nicht "planen".

    Für mich ist es wichtig, so tief in mich zu gehen und über vergangenes zu schreiben. Es bringt mich nicht weiter, nur an der Oberfläche zu kratzen. Es hilft mir trocken zu bleiben, mich nicht alleine zu Hause "kaputt" zu denken. Wenn ich das Erlebte alleine verarbeite und versuche diese zu verdrängen, wäre das ein Trigger. Ein Grund mich betrinken zu wollen.

    Die Flaschen habe ich gekauft und ich habe schon gesagt, dass ich trinken wollte. Was also möchtest du mir damit sagen?

    Ansonsten weiß ich nicht was du mir mit deinem Beitrag sagen willst, Hartmut.

    Heute hole ich zeitlich nicht so weit aus und schreibe einfach aus der Vergangenheit.

    Während des Studiums war es einfach, mein Trinkverhalten zu verbergen. Ich hatte meine eigene Wohnung und hatte durch die ganzen Studentenpartys sogar unter der Woche einen "Grund" mich zu betrinken. Und das tat ich, und wie. Es gab keine einzige Prüfung, die ich nüchtern geschrieben habe. Da bin ich absolut nicht stolz drauf. Ich funktionierte einfach.

    Als ich dann im Dienst war, gab es sog. "Blaulichtpartys", bei denen man kein bisschen auffiel wenn man zu viel trank.

    Wenn mich Tage später jemand darauf ansprach, was alles an dem Abend passiert ist, habe ich nur genickt. Ich konnte mich nämlich nie erinnern. Häufig fand ich Rechnungen von den Abenden, die im hohen dreistelligen Bereich waren. Da war der Streit mit meiner Frau vorprogrammiert.

    Meine Kollegen unterstützen meinen Konsum und hatten stets ein Alibi für mich parat, wenn ich schon wieder blau wie ein Veilchen war, nicht nach Hause kam wie versprochen.

    Einmal hatte ich einen Kollegen in der Stadt, der die Dienststelle gewechselt hatte und mich besuchte. Wir machten eine Brauhaustour, die anfangs noch Spaß machte. Er wurde langsam aber sicher angetrunken und ich wollte immer mehr. Ich wurde nervös und hatte Angst, nicht noch mehr trinken zu können ohne dass er es merkt. Da bekomme ich jetzt noch Herzrasen. Ich fing also an, ihn abzufüllen, damit er nicht merkt wie viel ich brauchte um auf einen gewissen Pegel zu kommen. Also bestellte ich ihm hochprozentiges, ein Glas nach dem anderen. Irgendwann fuhr er mit dem Taxi nach Hause und ich trank mich ins besinnlose.

    Seine damalige schwangere Freundin bekam in der Nacht Wehen und er stand kurz vor einer Alkoholvergiftung.

    Damals habe ich mich natürlich nicht als Alkoholiker gesehen und empfand mein Trinkverhalten als normal. Hatte ich am nächsten Tag Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Zittern und Bluthochdruck, so schob ich es auf einen Kater.

    Meine Frau und ich sind, wie schon einmal erwähnt, schon sehr lange zusammen. Ich hatte damals schon einiges an Erfahrungen gesammelt was Beziehungen und sexuelle Erfahrungen anging. Ich hingegen war ihr erster Freund.

    Sie hat mich in der ganzen gemeinsamen Zeit noch nie ohne Alkohol erlebt. Für sie war es normal. Ich gab mir Mühe, zu verbergen wie viel ich irgendwann trank und dachte, ich sei gut darin.

    Früh entschied ich mich, sie zu meiner Frau zu machen, obwohl ich wusste, dass sie mir nicht das geben konnte was ich brauchte und ich sie nicht so liebte, wie sie verdiente. Es gehörte sich so in meiner katholischen Familie. Außerdem wollte ich meine eigene kleine Familie , meine eigene heile Welt.

    Durch mein missbräuchliches Elternhaus wollte ich nie Kinder haben. Zu groß war die Furcht davor, dass ich wie mein Vater wurde. Ein gewalttätiger Säufer. Deshalb war mein Berufswunsch auch schnell gefestigt. Ich wollte vor Menschen wie ihn beschützen.

    Meine Frau äußerte eines Tages den Wunsch nach einem eigenen Kind. Ich ließ mich breitschlagen bzw. hatte gar keine Wahl. Sie setzte die Pille ohne mein Wissen ab und so wurde sie schwanger. Ein Glücksfall für sie, so selten wie wir miteinander schliefen.

    In ihrer ganzen Schwangerschaft trank ich meine Angst weg, vor den Befürchtungen ein genauso "schlechter" Vater zu werden wie meiner es war. Ich erinnerte mich an Momente in meiner Kindheit, wo ich mich im Schrank versteckte, weil ich Angst hatte dass mein Vater mich in seiner Trunkenheit umbringt.

    An meine Panik bis heute, im Haus im Dunkeln die Treppe hochzugehen, weil er mich nachts als Kind am Hals packte und mir drohte mich runterzuschubsen, wenn meine Schwester nicht endlich aufhörte zu weinen.

    Später wollte ich nicht mehr rausgehen, aus Angst, dass er meiner Mutter und Schwester was antat. Ich steckte die Prügel selber ein, damit er Ruhe gab. In der Hoffnung, dass es ihm reichte. Ich erfand die phantasievollsten Geschichten für meine Verletzungen.

    Es tut mir unendlich leid, dass ich ich in der besonderen Zeit nicht für meine Frau da war. Als sie das Kind im Krankenhaus gebar, lag ich völlig zugedröhnt bei einem Freund auf dem Wohnzimmerboden und hatte noch die Whiskyflasche in der Hand. Unser Kind starb kurze Zeit nach der Geburt und ich war nicht da. Als ich davon erfuhr, fühlte ich nichts.

    Hallo zusammen.

    Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich mehr in meinem Feed schreiben und an mir selbst arbeiten muss. Das habe ich vor meinem Rückfall vernachlässigt und war zudem Zeitpunkt einfach noch nicht soweit, mich weiter mitzuteilen. Es gab eine innere Schwelle, die ich nicht überschreiten wollte.

    Zur Arbeit an mir selber gehört für mich persönlich auch, dass ich meine Kindheit und all das was ich durch mein Elternhaus erlebt habe aufarbeite. Denn es hat einen Grund, warum ich alkoholkrank wurde, warum die Wahrscheinlichkeit dass ich selber abhängig werde sehr hoch war und ich gewisse Charakterzüge entwickelte.

    Ich fange einfach Mal an.

    Ich bin in einem wohlhabenden, streng katholischen Elternhaus aufgewachsen. An materiellen Dingen hat es mir nie gefehlt. Dafür waren die Ansprüche die meine Eltern an mich stellten immer hoch. Ich habe immer das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich perfekt sein muss und trotzdem nie genug bin.

    War man nicht zufrieden mit mir oder herrschte eine negative Stimmung im Hause, hat mein Vater es an mir ausgelassen. Er hat mich, soweit ich mich erinnere, im Kleinkindalter das erste Mal körperlich angegriffen und unzählige Male verbal. Meine Mutter hat es als ich älter wurde geschehen lassen, denn sie hatte ihre ganz eigenen Probleme: Ihre Spielsucht. Ich habe mich erst später an viele Dinge erinnert, die ich erst dann verstand. Auch heute erinnere ich mich noch an erlebte Dinge.

    Wenn meine Mutter "Freunde" da hatte, wurde am Wohnzimmertisch immer eine bestimmte Tischdecke ausgebreitet und Karten ausgelegt. Ich weiß noch, wie fasziniert ich davon war. Meine Mutter zeigte mir, wie man die Karten mischt und ich fand das ganz toll, wie gut sie darin war. Irgendwann, wenn der Alkoholpegel bei den Erwachsenen stieg, wurden meine viel zu junge Schwester und ich rausgeschickt. Wir sollten nicht sehen, was da wirklich ablief und dass es nicht nur ein harmloses Spiel war. Meine Mutter verspielte haufenweise Geld und unter anderem ihren Ehering, daran erinnere ich mich genau. Diesen Ehering wollte sie sich zurückerspielen. So setzte sie diesen ein und erhöhte die Summe zusätzlich zu dem Ring, so machte man das damals, oder so ähnlich.

    Früher habe ich gedacht, dass mein Vater ein eifersüchtiger, ständig betrunkener Mann ist, der seiner Frau nachts hinterher telefoniert hat weil er ihr nicht vertraute. Ich dachte immer, dass er Angst hat betrogen zu werden. Eines Tages habe ich meinen Vater belauscht und habe gehört, dass er gefragt hat warum sie schon wieder im Ausland im Casino ist. Warum sie wieder spielt. Ich wurde nicht schlau daraus.

    Auch heute bezahlen meine Eltern noch einen Kredit ab, den sie aufnahmen um den Berg an Schulden zu begleichen.

    Schon damals habe ich mich gefragt, wo das ganze Geld hinfloss, obwohl meine Eltern gut verdienten- jetzt verstehe ich es.

    Ich wurde älter und suchte mir Freunde, die sich später nicht als Freunde herausstellten.

    Sie waren deutlich älter und brachten mir den Alkohol näher. Mit 12 hatte ich meine erste Alkoholvergiftung und landete im Krankenhaus. Mein Vater prügelte mich dafür zu Hause grün und blau. Meiner Mutter erzählte er, dass ich mich mit Freunden geprügelt hätte.

    Das war's erstmal.

    Ich entschuldige mich für die fehlenden Absätze im letzten Beitrag, die das Lesen erschweren. Ich sehe gerade, dass mein Handy die einfach gelöscht hat.

    Vielen Dank, dass ihr mich so freundlich wieder willkommen heißt. Mich wieder im Forum zu beteiligen und mich um mich selber kümmern, ist für mich der nächste Schritt. Ich habe seit dem 9. Mai nichts mehr getrunken, also nun seit 14 Tagen.

    In meinem suchtbelasteten Elternhaus wurde immer alles totgeschwiegen und deshalb habe ich mir schon als Kind angeeignet, Probleme für mich zu behalten. So ist es kein Wunder, dass ich mir ein anderes Ventil gesucht habe.

    Ich kümmerte mich lieber um die Probleme anderer und um andere als mich selbst, woran ich arbeiten muss.

    Hallo, der ein oder andere wird mich von meinem alten Feed noch kennen.

    Im April bin ich nach 41 Tagen Abstinenz rückfällig geworden. Ich habe nicht nur wieder zur Flasche gegriffen, sondern bin auch in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Schnell war ich wieder bei dem Pegel, bei dem ich aufgehört habe.

    Nachdem ich mit beiden Füßen wieder in der Sucht stand, bin ich nach einem Sturz unter Alkoholeinfluss eingeliefert worden. Habe mich selber entlassen und erneut zur Flasche gegriffen. Einen Termin für eine erneute stationäre Entgiftung hatte ich aber bereits.

    So saß ich am Tag vorher am Grab meines verstorbenen Freundes und leerte gedanklich mit ihm die letzte Flasche. Versprach ihm, dass ich es nun schaffe oder gar nicht mehr. Versprach ihm, dass ich nicht so sterben werde und eine unverschließbare Lücke im Leben meiner liebsten hinterlasse wie er es tat.

    Es folgte meine 2. Entgiftung.

    Nach einem Rückfall den Absprung wieder rechtzeitig zu schaffen und sich einzugestehen, dass man schlichtweg wieder trinken wollte, ist die Grundvoraussetzung um überhaupt wieder in Richtung Abstinenz zu kommen- das fiel mir sehr schwer. Mit Unterstützung von einer bestimmen Person habe ich es aber geschafft. Er war mir in der Zeit und auch jetzt noch eine große Stütze und ein Freund.

    Ich hatte bedingt durch meine Krankenhausaufenthalte viel Zeit nachzudenken- über meinen Rückfall, was dazu geführt hat, ob er unbewusst von mir vorbereitet wurde.

    Gefestigt hat sich der Gedanke, dass das Trockenwerden Arbeit an mir selber und auch an meinem Umfeld ist.

    Ich änderte einiges, was meines Erachtens Auslöser dafür war, dass ich meine Probleme ertränken wollte:

    Von den zwei Freunden, die u.a. dazu beigetragen haben, dass ich rückfällig geworden bin, habe ich mich komplett distanziert. Ich habe mir noch anhören dürfen, dass ich ihnen "betrunken besser gefalle.

    Ich habe meine Eltern eingeweiht, mit dem Risiko sie noch weiter weg von mir zu stoßen.

    Sie wollten es mir gar nicht glauben. Zu gut habe ich meine Rolle gespielt, ja fast perfekt.

    Auch wenn ich kein gutes Verhältnis zu meinem Vater pflege, so war es für mich persönlich von Bedeutung es laut auszusprechen.

    Was mir am meisten wehtat, war die Konfrontation mit meiner Frau. Ich "betrog" meine Frau mit dem Alkohol und trieb sie so in die Arme eines anderen.

    Wir haben uns darauf geeinigt, uns offiziell scheiden zu lassen, ein glatter Schnitt- zumindest der Stand heute.

    Sie wäre den Weg aus der Sucht mit mir gegangen, sagte sie. Aber ich kann an der Seite dieser Frau nicht trocken bleiben. Zu groß ist der Vertrauensbruch auf beiden Seiten und die Persönlichkeitsveränderung.

    Meine oberste Priorität ist es, wieder leben zu wollen. Ich will Gefühle zulassen können, ohne danach das Bedürfnis zu haben mich zu betäuben. Ich will Dinge hinnehmen können.

    Ich will nicht mehr trinken müssen und das kann ich nur erreichen, wenn ich mein Leben selbstbestimmt ändere.

    Es reicht nicht die Flasche stehen zu lassen, das ist reiner Betrug. Und wenn ich eines gut kann, dann ist es mich selber zu betrügen- keinen anderen betrüge ich so gut.

    Es tut weh, sich mit seinen seelischen Verletzungen und Problemen auseinander zu setzen. Aber um diese zu heilen, sowie zu lösen, braucht es einen starken Willen, viel Zeit und Unterstützung.

    Tja, also da bin ich wieder und würde es hier gerne nochmal probieren wenn ich darf.

    Ich muss leider gestehen, dass ich vor zwei Wochen rückfällig geworden bin.

    Weil ich eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen habe.

    Als im Urlaub zwei Freunde mit einem Kasten Bier vor meiner Haustür standen um mich "abzulenken", mich bedrängten und ich nicht in der Lage war, sie abzuwimmeln, traf ich die erste falsche Entscheidung.

    An dem Abend habe ich nichts getrunken und den Kasten aber im Haus gelassen. Nach zwei Tagen fiel mir nichts besseres ein, als die Flaschen selber zu öffnen, anstatt mir Hilfe zu holen, und im Waschbecken entleeren zu wollen. Dann nahm das Elend seinen Lauf.

    Ich habe da weitergemacht, wo ich aufgehört habe. Habe getrunken, als würde ich was nachholen müssen.

    Ich kann nicht in Worte fassen, wie besch.. ich mich fühle, wie enttäuscht ich von mir selber bin dass ich es soweit hab kommen lassen. Also alles wieder auf Anfang... Nächste Entgiftung, Freund eingeweiht.

    Heute ist ein Tag, den ich nie wieder vergessen werde.

    Genau heute vor vier Jahren ist ein Freund von mir an einer Überdosis gestorben. 2018 war ich soweit, dass ich selber nicht mehr weitermachen wollte.

    Das Suchtgedächtnis schlug an, die Gedanken kreisten: Stoß auf ihn an, dann geht es dir besser. Betäub die Wut die du empfindest, weil du ihn nicht retten konntest. Ertränk die Schuldgefühle, dass er nicht mehr da ist und du schon. Verdränge die Trauer darüber, dass er den Kampf gegen die Sucht verloren hat. Verdränge die Erinnerungen mit Hilfe des Rausches.

    ..aber das wäre nicht in seinem Sinne. Er würde mir eine mit seinen Drumsticks verpassen, dass ich nur daran denke meine Sucht zu befriedigen und mein Leben nicht zu schätzen weiß.

    Fibonacci

    Mit dem Risiko, damit ein riesen Fass aufzumachen: Ich persönlich sehe den Alkohol nicht als Feind und beneide diejenigen, die es konsumieren können ohne abhängig zu werden. Für mich funktioniert es nur nicht und das ist okay.

    Ich freue mich für dich, dass du so offen damit umgehen kannst und auch deine Familie mit einbezogen ist. Deine Frau muss unheimlich stolz sein.

    Hartmut

    Ich nehme deine Worte auch nicht persönlich. Manchmal muss man sie nur erstmal verdauen, um sie dann zu verarbeiten. Du wirst meine Situation mit deiner Erfahrung besser einschätzen können.


    Rattenschwanz

    Zufälle gibt's, ich war 2019 auch auf einem Rammsteinkonzert innerhalb Deutschlands. Ich war einer von denen, der sich hat volllaufen lassen... Alkohol war an dem Abend die harmloseste Substanz.

    Ich habe den Gedanken an das bevorstehende Konzert auch schon verworfen. Karte habe ich verschenkt.

    Carl Friedrich Danke für deinen Input, damit kann ich mich gut identifizieren.

    Ich finde auch, dass man das gar nicht pauschalisieren kann. Was für den einen funktioniert, muss nicht zwingend was für den anderen sein.

    Die Menschen, die ich einweihen werde, kann ich an einer Hand abzählen. Es kommt für mich aus beruflichen Gründen keineswegs in Frage, damit so offen wie andere umzugehen. Bei mir hängt da alles dran und mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ist bei mir ein sensibles Thema.

    Hartmut Genau das ist es ja. Ich will mich nicht rechtfertigen oder jemanden vor den Kopf stoßen, nur weil derjenige in dem Moment nicht versteht, warum ich nicht dabei bin. Für mich ist es momentan leichter andere und nachvollziehbare Ausreden parat zu haben.

    Und einen Streit will ich erst recht nicht anfangen, so wie es mir auf der Arbeit mit Kollegen ergeht.

    Hallo Hartmut.

    Letztendlich ist es doch egal, wie ich mich aus solchen Situationen raushalte. Soll ich mich etwa bei jedem als Alkoholiker outen, nur damit ich ehrlich sein kann? Ich sage Freunden und Familie, wenn ich sie sehe und sie trinken wollen, dass ich nicht mehr trinke, nicht mehr nicht weniger.

    Würde ich einen Rückfall in Kauf nehmen um an irgendwas teilzunehmen? Nein, natürlich nicht. Habe ich in dem Fall aber.

    Das war es auch erstmal an (Trink-) Veranstaltungen, an denen ich teilnehmen "musste". An Geburtstagen beispielsweise kann ich mich rausreden, schiebe es auf meinen Schichtplan. Im April wäre ich eigentlich auf einem Rockkonzert gewesen, da bin ich mir noch unsicher ob ich hingehe. Wahrscheinlich eher nicht. Umgeben von Menschen, die Alkohol und weiteres konsumieren- klingt nicht nach einem geeigneten Ort für mich.

    Ja das stimmt Alex_aufdemweg

    Das stelle ich mir schwierig vor für dich.

    Sind jetzt fast 2 Monate ohne meine Frau. Ich koche jetzt wieder, mochte ich schon immer. Die Menge muss ich nur noch reduzieren.

    Kann auch die Musik wieder so laut aufdrehen wie ich will und die gute Anlage ausnutzen. Das ging mit ihr nie- sie konnte weder kochen, noch laute Musik ab. Aber getrunken hat sie auch viel.

    Apropos Musik: Momentan höre ich in Dauerschleife "Best of you", Foo Fighters. Jede Zeile spricht mir aus der Seele. Darf man das hier schreiben, ist es relevant?Keine Ahnung, aber es ist ja mein Beitrag.

    Für mich beschreibt Dave Grohl in dem Lied wie es ist, ständig ausgenutzt zu werden und für jemand/für etwas anderes zu leben. Ob es möglich ist, sich daraus zu befreien, oder ob man einfach nachgibt und sich seinem Schicksal ergibt

    "Were you born to resist or be abused?"

    Es geht für mich darum, sich davon zu befreien, was einen gefangen hält. Und das ist für mich der Alkohol.

    "You gave me something that I didn't have;

    But had no use"

    Alex_aufdemweg

    Ja, das Zitat passt wie Faust aufs Auge. Es wird nie wieder möglich sein, eine Flasche anzusetzen und wieder absetzen zu können.

    Hat mir geholfen zu wissen, dass ich jederzeit fahren konnte und auch den richtigen Moment gefunden, bevor es mich völlig umgehauen hätte.

    Mir ist aufgefallen, dass ich den Geruch von Bier u.a. intensiver wahrgenommen habe und es mir unangenehm war, wenn jemand mit Fahne mit mir gesprochen hat. Wie oft ich mit Fahne rumgerannt bin, zu unchristlichen Zeiten, und es vom Umfeld einfach akzeptiert wurde- unglaublich.

    Jetzt wo ich das ganze Revue passieren lasse, sehe ich erst in welch kritische Lage ich mich gestern begeben habe. Hätte ich nochmal die Entscheidungsmöglichkeit, wäre ich nicht zu der Feierlichkeit gegangen. Ich habe heute den ganzen Tag daran denken müssen, wie oft ich gestern die Gelegenheit hatte alkoholische Getränke anzunehmen und was das Resultat daraus wäre.

    Hallo zusammen, ich hoffe ihr habt bisher alle ein schönes Wochenende.

    Ich komme gerade von der Hochzeit einer Freundin und kann sagen, dass ich die erfolgreich ohne einen Tropfen Alkohol gemeistert habe. Dass ich dabei ein großes Risiko eingegangen bin, ist mir bewusst.

    Angestoßen habe ich mit Orangensaft und jedes Glas dankend abgelehnt, was mir zugegebenermaßen nicht leicht fiel.

    Zu später Stunde wurde es mir aber zu viel, weswegen ich gefahren bin. Auch jetzt reizt mich der Gedanke an ein Gläschen, es hilft mir aber gerade aufzuschreiben was ich fühle, trinke viel Wasser.

    Ich bin dankbar dafür, dass ich heile nach Hause gekommen bin und mir morgen keine Gedanken machen muss, wie ich mich im Rausch benommen hätte. Ich bin stolz darauf, dass ich Teil des schönsten Tages meiner Freundin gewesen bin und mich daran erinnern werde. Gleichzeitig bin ich aufgewühlt, weil es mich an meine Hochzeit erinnert. Es stimmt mich traurig zu wissen, dass ich nach 12 Jahren wieder alleine bin und es meine Schuld ist. Ich verspüre Wut, dass ich all diese Gefühle in Alkohol getränkt habe.