Beiträge von Sare

    Ich rate dir auch, eine gesetzliche Betreuung für ihn zu beantragen, du kannst auch beim Sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt/Gemeinde anrufen und es gibt auch in jeder Stadt/Gemeinde eine Wohnungsnothilfe Stelle die dir das weitere Vorgehen erklären kann.

    Es ist so, man kann seinen Frieden machen, aber man kann es ja nicht vergessen. Es ist eine sehr tiefe Narbe die eine Mutter hinterlässt, die ihren süchtigen Mann über das Wohlergehen ihres eigenen Kind stellt, die ihre Energie in Vertuschung und Vortäuschung falscher Tatsachen steckt, die dir vorlebt, dass du nicht schützenswert und überhaupt auch sonst nicht viel Wert bist, wenn du nicht reibungslos funktionierst.

    Es gibt eine ebenso tiefe Narbe die ein Vater hinterlässt, der entweder schläft oder betrunken ist, oder sich "rumtreibt", das ganze Geld in Alkohol steckt und lebt wie ein Single, jeden Freitag bis Sonntag auf Sauftour. Der dann Montagmorgens geweckt wird, wieder und wieder von einer hysterischen Frau, die ihn anschreit dass er seine Arbeit verliert wenn er wieder nicht hingeht. Ein Vater, der dich durch sein Verhalten in Existenzängste bringt, die ein Kind gar nicht kennen sollte. Ein Vater, der bis zum Schluss nicht weiß, wann du Geburtstag hast. Der dich für eine Flasche Bier stehen lässt, oder dich für ein Bier und einen Korn auf die Kneipentheke stellt und die anderen Männer unter deinen Rock gucken lässt.

    Als mein Bruder noch nicht geboren war, hat meine Mutter auch getrunken. Dann waren sie beide auf Sauftour und ich wurde eingesperrt. An den Wochenenden haben sie dann ewig geschlafen und ich habe mich schick gemacht und bin auf die Suche nach neuen Eltern gegangen. Hab bei Leuten geklingelt und gefragt, ob sie für mich noch Platz hätten, oder hab Paare beobachtet und wenn sie mir gefielen bin ich hinterher gegangen um zu gucken wo sie wohnen und hab dann am nächsten Samstag oder Sonntag dort angeschellt.

    Als meine Eltern das dann erzählt bekamen, haben sie meine Tür gar nicht mehr aufgesperrt wenn sie besoffen nach Hause gekommen sind. Ich hab dann ewig davon geträumt, dass jemand klingelt und sagt ich wäre vertauscht worden und komme jetzt zu meiner richtigen Familie. Kam aber nie jemand.

    Ich hab dann früh im Leben mein eigenes Ding gemacht, habe meine Eltern verachtet und verabscheut und mich um mich selbst gekümmert.

    Viel später wurde dann erst mein Vater krank und ich habe mich gekümmert und als er gestorben ist, habe ich mich um meine Mutter gekümmert. Allerdings nicht aus lauter Liebe, sondern weil ich ein anständiger Mensch bin. Ich habe immer nur das nötigste getan, mehr war mir nicht möglich. Ich bin weder ein Co geworden noch süchtig, wobei ich in meiner Jugend sehr exzessive Phasen hatte, da hab ich wohl einfach Glück gehabt.

    Jetzt hab ich den ganzen Sermon hier geschrieben, sorry.

    Aber ich bin heute ganz zufrieden mit meinem Leben, ich habe mich mit vielem abgefunden. Das ich keine Beziehung führen kann, dass ich manchmal ziemlich sperrig bin, dass mir Gerechtigkeit über alles geht. Ich genieße mein Leben so wie ich es kann und ich lebe gerne und lass es mir gut gehen. Vielleicht klinge ich manchmal bitter, aber das ist meistens nur eine realistische Sichtweise der Dinge.

    Gute Nacht :)

    Liebe Sansl, das du so denkst, sollte dich nicht traurig machen. Es zeigt nur, dass du in der Realität angekommen bist und das ist wichtig, weil man dann die Dinge so sehen kann, wie sie sind. Dein Vater hat sich für diesen Weg entschieden und das ist sein gutes Recht. Vielleicht kannst du schon mal einen Antrag auf rechtliche Betreuung für ihn stellen, dann hast du alles getan, was zu tun ist. Und wenn er das alles ablehnt und mit seiner Mutter so weiterleben möchte, dann ist das so und du solltest dich zurück ziehen.

    Liebe Rennschnecke, es ist alles in Ordnung, ich war unbeherrscht, es tut mir leid.

    Diese Co-Mütter hier machen mich stellenweise einfach fassungslos, da bekomme ich eine große Wut und bin gleichzeitig frustriert. Diese armen Kinder.

    Danke für Eure Anteilnahme, ich bin therapiert, meine Eltern sind gestorben und ich habe, außer meinem Bruder, keine Suchtkranken um mich herum. Ich bin zum Glück resilient genug, um nicht auch in eine Sucht gerutscht zu sein, wobei ich auch starke Raucherin war, dieses Laster aber ablegen konnte.

    Ich hatte auch nie einen alkoholkranken Partner, ich könnte schon niemanden mit Bierfahne küssen, wohl aber einen Mann gewählt, der, wie ich, aus einer belasteten Familie kam. Diese Ehe ging nicht gut, warum ist mir heute auch klar. Bezeichnend finde ich, dass seine nächste Wahl auch wieder eine Frau war, die aus einem alkoholkranken Elternhaus kam.

    Dieser ewige Kreislauf, gerade von EKAs, die ihr Leben lang etwas suchen, was es nicht mehr geben kann, ist einfach auch erschütternd.

    Du fragst mich jetzt nicht allen Ernstes, was ein alkoholkranker Vater mit meinem Leben zu tun hat?

    Ich habe mich gefragt, wie das sein kann. Diese ganzen Jahre, diese Kindheit, diese Verzweiflung, diese Verletzungen die nie wieder gut zu machen sind, diese Hilflosigkeit, dieses Entsetzen, diese Enttäuschungen. Ich war kein Co, ich war ein Kind. Ich konnte nichts dafür.

    Und am Ende seines Lebens sitzt er da, fröhlich und nüchtern. Das ist wie ein Schlag mit der Keule. Gewesen.

    Sorry, von einem Psychologengespräch hab ich auch nicht geschrieben, aber es gibt psychosoziale Beratungsstellen, auch in deiner Stadt, ich bin mir sicher. Vielleicht hattest du da gerade nicht die kompetenteste Mitarbeiterin am Telefon, gibt es in deiner Stadt die Diakonie oder die Caritas? Oder einen privaten Träger? Normalerweise gehört das zur sozialpsychiatrischen Versorgung und ist Aufgabe der Stadt so ein Angebot vorzuhalten.

    Liebe Mine,

    ich hoffe, ich täusche mich, aber mir kommt es vor, als würdest du noch in einer Art Traumwelt leben. Ich würde dir dringend raten, mit dem sozialen Dienst des Krankenhauses eine sogenannte Kurzzeitpflegestelle zu suchen und dir dann dort ansehen, was alles nötig ist um einen so pflegebedürftigen Menschen anständig zu versorgen. Mit 2 kleinen Kindern im Haushalt und deiner seelischen Verfassung ist das, glaube ich, nicht zu schaffen. Sei mir nicht böse, aber das ist mein Eindruck.

    Du kannst auch die Nummer des Sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt/Gemeinde googeln, dort anrufen und erzählen, dass du so lange auf einen Termin beim Psychiater warten musst. Es gibt in jeder Stadt auch sogenannte psychosoziale Beratungsstellen, bei denen du bis zu deinem Arzttermin, Entlastung durch Gespräche finden kannst. Der Soz.psych. Dienst kann dir da Adressen und Telefonnummern an die Hand geben, weil er alle Einrichtungen dieser Art koordiniert und finanziert, das Ganze ist für dich kostenfrei.