Hallo Lila!
Ich finde du kommst gar nicht 'kühl' rüber. Meiner Meinung nach, hast du eure Geschichte sehr sachlich und gut beschrieben was ich gut finde und dennoch liest man deinen schmerz aus den zeilen, die mich sehr berühren!
Ich selbst bin alkoholiker und habe vergangenen herbst ähnliches erlebt. Womöglich hilft dir meine Geschichte weiter.
Ich habe zwar meinen job nicht verloren, schaffte es aber aufgrund meiner trinkerei, die mir dann auch psychisch und physisch stark zugesetzt hatte meine arbeit nicht mehr ganz richtig zu machen. Irgendwann gings dann nicht mehr und ich ging in Krankenstand.
Meine Hausärztin verwies mich zu einer psychotherapeutin, die mir burnout diagnostizierte, obwohl ich klar auf meinen hohen alkoholkonsum verwies.
So leicht öffnen sich türen durch die man wieder in eine ausrede fürs trinken flüchten kann.
Ich war damals so fertig, dass ich mich damit zum glück nicht zufrieden gab, gleichzeitig aber so weit weg vom Ausmaß des problems, dass ich zu diesem zeitpunkt noch fest glaubte 14 tage krankenstand und eine therapie, die ich nebenberuflich absolviere, würden mich wieder auf schiene bringen.
Dabei spielten natürlich gewisse ängste, jobverlust - finanzen - familie mit zwei kinder und nicht zuletzt der gesichtsverlust, also stolz auch eine rolle, das problem klein zu reden.
So richtig weiter half mir dann die alkoholberatung! Hier fand ich in einem diskreten umfeld gehör, verständnis und mir wurde dabei geholfen die krankheit alkoholismus zu verstehen.
Es dauerte eine woche bis ich einen platz in der suchtstation bekam. Während dieser zeit hatte ich termine bei der beratungstelle, die mich am plan hielten mich aber weder vom trinken abhalten konnten noch dazu brachten weniger zu trinken. Es wird sogar abgeraten plötzlich aufzuhören, dies wäre ein kalter entzug, der durchaus gefährlich verlaufen kann.
Mir dem problem voll bewusst, trank ich weiter. Ich war während den beratungen betrunken (nicht stark, sodass man es mir nicht ankannte wie ich später erfuhr) nach der Beratung ging ich entgegen der tips erst möglichst spät am tag und weniger trinken zu trinken, direkt ins nächste geschäft bier holen, dass ich gleich trank.
Ich kann es mir heute selbst nicht erklären aber meinen letzten schluck alkohol trank ich in der toilette des wc's im krankenhaus um 8.50.um 9.00 trat ich meinen entzug an.
Den entzug empfand ich als erleichterung. Im krankenhaus wurde viel darüber gesprochen und auch die ernsthaftigkeit dieser abhängigkeit vermittelt - was ich für furchtbar wichtig finde! Viele, ich auch, die dort ankamen dachten in 5 tagen ist es erledigt, ein großer fehler! Ich bin froh 16 tage dort verbracht zu haben. Die zeit nutzte ich einerseits zur Erholung aber noch wichtiger um das angebot zu nutzen wie man mit der allgegenwärtigen droge alkohol umgeht und sich schützt nicht umzufallen.
Im Anschluß erhielt ich die möglichkeit einer stationären entwöhnung in einer außenstelle für sechs wochen - es gibt aber auch ambulante angebote beides sehr sinnvoll. Um auf dauer (ich bins ja noch nicht so lange aber es ist mein ziel) trocken zu bleiben ist es meiner Meinung nach wichtig für die hilfe offen zu sein viele denken sich 'ach die übertreiben' und es ernst zu nehmen.
Für mich aber das allerwichtigste ist an eine nachsorge anzuknüpfen, hierfür solltest du deinen mann unbedingt motivieren sobald du ihn wieder 'erreichen' kannst.
Für mich ist eine nachsorgegruppe wie eine lebensversicherung. Es gibt verschiedenste angebote, wie zb dieses tolle forum . Einzel-, gruppenberatung, selbsthilfegruppen usw. So wie ich die verschiedenen möglichkeizen kennengelernt habe, gehtbes auch nicht immer nur um alkohol sondern auch um themen des lebens, was gut ist weil im leben der auslöser für einen rückfall steckt.
Ich denke wenn dein mann schon anknüpft ist es ein gutes zeichen. Sein trinken wird aber deshalb wahrscheinlich nicht gleich verschwinden. Ich denke wichtig ist zu erkennen ob er diesen weg auch ernsthaft gehn möchte, dann brauchts etwas bis die trinkerbrille ganz ab ist, dem problem ins auge geschaut wird und man sich daran gewöhnt.
Alles gute!!