Danke für deine Antwort. Dann schreibe ich hier mal weiter.
Zuerst ist mir ganz wichtig:
Bin ich egoistisch? Darf ich nur an mich denken ? Darf es mir egal sein , obwohl es meiner Schwester offensichtlich nicht gut geht ?
Ein gesunder Egoismus ist Gold wert. Ich wünschte, ich hätte das schon viel früher erkannt und erlernt. Behalte dir diese Gabe.
Im Grunde ist es dir ja nicht egal, denn du hast ja leider ein schlechtes Gewissen. Sie ist dir nicht egal, aber du grenzt dich zu deinem Schutze ab und das ist gesunder Egoismus. Lass dir von niemanden was anderes einreden. So wie Lea schreibt, es wird immer Menschen geben die dich nicht verstehen und es vielleicht verurteilen. Das ist ABER deren Problem!!!
Ich vermute auch ,dass bei mir ein gewisser Schutz sofort anspringt ohne dass ich mich groß anstrengen muss.
Wie schon gesagt, ich wünschte ich hätte diesen Schutz/dies Gabe schon viel früher für mich erkannt und anwenden können. Egal in welcher Situation in meinem Leben. Ich musste das erst lernen. Und bin immer noch im Lernprozess.
Du sagst ,man müsse gehen, wenn Kinder darunter leiden.
Jedes Kind leidet doch ,wenn es in der Familie eine Suchtproblematik gibt.
Kinder spüren doch ,dass etwas nicht in Ordnung ist ,auch wenn sie es nicht unbedingt aktiv miterleben müssen, wenn ein Elternteil trinkt.
Berechtigte Frage. Ich habe beim antworten immer so viele Gedanken im Kopf und es fällt mir schwer die auf den Punkt niederzuschreiben. Ich bin eher die, die sich bei solchen Dingen leichter in einem Dialog ausdrücken kann .
Jedes Kind leidet, wenn etwas in der Familie nicht stimmt. In der Pädagogik habe ich gelernt, eine bestimmte Zeit kann das ein Kind er/tragen und verarbeiten ohne einen größeren Schaden davonzutragen. Die meisten von uns mussten bestimmt auch unschöne Situationen im Kindesalter durchleben ohne dass gleich jeder von uns einen nennenswerten Schaden davon trug..
Was ich mit meiner Aussage meinte war, wenn das Wohl des Kindes, sowohl psychisch wie auch physisch auf längere Sicht gefährdet ist dann muss/sollte man zum Wohle des Kindes handeln.
Du scheinst noch immer hin und her gerissen zu sein und weisst es bis heute nicht ,was besser gewesen wäre : bleiben oder gehen.
Das finde ich schon irgendwie interessant.
Inwieweit siehst du dich selbst ? Wie geht's dir mit dir ?
Wo bist du ?
Wo sind deine Grenzen ?
Nein, ich bin nicht hin und hergerissen. Ich weiß, dass ich zum Wohl und im Sinne unserer Kinder geblieben bin. Unsere Kinder haben kaum bis wenig mitbekommen dass eine Problematik besteht. Erstens, weil ich es gut abfangen konnte und zweitens, weil es in den ersten 10-15 Jahre nicht ersichtlich war. Ich glaube tatsächlich, die einzige die litt war ich. Darum bin ich eher hin und hergerissen dass ich mir nicht wert war besser hinzusehen bevor ich so einen Beziehung eingegangen bin. Könnte ich heute noch einmal beginnen, würde ich auf keinen Fall eine Beziehung mit einem Mann eingehen der trinkt. Mein Schwager trank nichts, nur weil sein Bruder und sein Vater Alkoholiker waren. Er hatte zu viel Angst, dass er die genetische Veranlagung hat und ihm das auch geschehen könnte. Seine Umgebung belächelte dass immer wieder. Ich muss gestehen, als ich noch jung war, auch ich. Wir nannten ihn alle Spezi. Wie dumm ich da noch war.
Ich stamm aus einem Haushalt wo kaum bis gar nicht getrunken wurde. Ich dachte das wäre nicht normal und wir sind komisch. Tja, heute weiß ich, bei uns war es wie es sein sollte.
Wie geht es mir mit mir? Also ich würde sagen es gab bis auf die letzten zwei Jahren nie ein mir. Verstehst du was ich meine? Oder nur selten ein MIR/ICH. Wenn die Kinder glücklich waren war ich es auch! So war es. Und ich bereue was das Betrifft nichts.
Wo bin ich? Jetzt bin ich hier bei mir angekommen, ich sehe mich, ich nehme mich wahr, endlich!. Außer eins unserer Kinder braucht mich.....dann springe ich *smile
Wo sind meine Grenzen? Früher, wenn er vor den Kindern getrunken hätte, wenn er aggressiv mir oder den Kindern gegenüber geworden wäre, wenn er mich oder die Kinder geschlagen hätte! Das waren meine Grenzen.
Heute, natürlich die selben wie früher und einige mehr. Wenn mein Mann nur ein Bier trinkt, spreche ich nicht mit ihm, drehe mich um und gehe in einen anderen Raum. Solang mein Mann keine Entscheidung treffen kann/will, sein leben ohne Alkohol zu führen, schlafen wir in getrennten Räumen. Er weiß auch, dass es irgendwann sein könnte, dass ich mich wieder trenne. Diese Grenzen hören sich vielleicht für dich/Außenstehenden sehr gering an, aber glaube mir, die Grenzen setzten, aussprechen und durchhalten ist für mich ein großer Meilenstein. Und darauf bin ich Stolz.