Ich hab jetzt viel gelesen und vielleicht hilft es einigen, wenn ich die Geschichte von meinem Ex Partner erzähle, der Alkoholiker war.
Ich hab ihn damals als Rowdie kennengelernt. Jedes Wochenende Party, in der Woche mindestens oder wenigstens drei vier Bier.
Er hat mich fasziniert, ja, zu Beginn. Später war es eher abstoßend, weil jeder Kuss nach Bier geschmeckt hat. Er hat seinen Führerschein verloren und damit war ich wohl sein Chouffeur..
Es kam der Tag, wo er mich vor Weihnachten gefragt hat, was ich mir wünsche. Ich hab ihm gesagt, ich wünsche mir, daß er irgendwann mit mir in der Nacht an die Ostsee fährt. Das ER fährt. Es war ein wenig spitz gemeint von mir, zu der Zeit war ich schon sehr genervt von seiner Trinkerei.
Er fing zu meiner Überraschung an zu heulen. Und plötzlich wurde mein Partner offen und hat erzählt, er will das alles selber nicht mehr, das Trinken. Seit diesem Abend hat er aufgehört zu trinken. Und es war gefährlich. Sehr. Er lag eine Woche lang im Bett, hat viel geschlafen, war gereizt und hat oft gezuckt im Schlaf.
Heute weiß ich, dass es lebensgefährlich war. Damals war es mir nicht klar.
An dieser Stelle bitte der Hinweis, daß ein Entzug zu jederzeit kontrolliert sein muß.
In seinem Fall ging alles gut.
Nun zum Eigentlichen. Es hat ca einen Monat gedauert, bis er bessere Laune hatte. Er beschrieb den Entzug mit den Worten, das er jeden Tag an sein Feierabendbier gedacht hat. Das er sich gefühlt hat, als wenn sein Leben nun sinnlos ist und langweilig. Das er sich freudlos fühlt.
Nach dem zweiten Monat hab ich festgestellt, daß er erstaunlich fit war. Er hat ruhig geschlafen, war in seinem Verhalten ganz anders. Zum ersten Mal (und das hat er danach nie wieder) hat er mich angeschaut und gesagt, er ist so dermaßen stolz und er fühlt sich, als wenn er eine große Sache geschafft hat, für sich selber, von der er immer geträumt hat, aber es sich nie zugetraut hat.
Naja, leider ist die Beziehung auseinander gegangen. Aus anderen Gründen. Aber auch nach zehn Jahren ist er hier als Säufer bekannt, der plötzlich nicht mehr trinkt, sogar regelrechten Widerwillen gegen Alkohol gezeigt hat.
Seinen Führerschein hat er in unserer Zeit wiedererlangt.
Ich möchte mit der Geschichte erzählen, daß man alles Schaffen kann. Weniger mit starkem Willen, denn den hatte er auch beim Saufen. Vielmehr mit dem Blick auf das warum.
Er hat sich jeden Tag hinterfragt. Geredet mit mir. Sich selber immer wieder gespiegelt. Er war schwach und hat sich zugestanden, das er schwach sein darf. (nicht auf s trinken bezogen, eher auf seine Gefühle während des Entzugs).
Mit eisernen Willen kann man aufhören, aber ich glaube, das ist schwieriger, als wenn man für sich selber überlegt, wieso weshalb und warum.
Tausend Momente hat er aufgezählt am Anfang, warum er gerne trinkt, warum er den Rausch liebt und warum er nie aufhören will.
Zum Ende hin hat er keinen einzigen Grund mehr bestätigt von alledem.
Und auch er hat gesagt, daß Beste für ihn und diese Entscheidung war, das er mittlerweile eigenständig Dinge entscheiden kann, ohne sich vom Alkohol abhängig zu machen.
Optisch hat er sich auch sehr verändert. Diese Veränderung war innerhalb von zwei Monaten wahrnehmbar übrigens.
Ich wünsche euch allen hier dieses Gefühl, nach dem Liebeskummer wegen dem Alkohol, gestärkt in die Zukunft zu springen, zu rennen, zu hüpfen. Und feststellen, daß es tausend Dinge gibt, die sich absolut verändern.
Eine Co Abhängige