Hallo alle zusammen,
ehrlich gesagt weiß ich nicht genau wie ich anfangen soll. Also schreib ich einfach mal drauf los und hoffe dass sich der Rest von allein ergibt. Ich bin ein 32Jähriger Mann, im Ruhrpott geboren und aufgewachsen. Ich trinke regelmäßig seit ca.17 Jahren. Meine Ausbildung im Restaurantfach hat da einen großen Anteil dran. Hab mir mit Alkohol alles kaputt gemacht was so geht. Jobs, Beziehungen, Wohnungen u.v.m.
Mein Trinkverhalten kann man als Pegeltrinken bezeichnen welches schon Morgens beginnt und durch meine Maßlosigkeit meistens im Vollrausch endet. Hab im Laufe der letzten 6Jahre 2Mal versucht ganz auf Alkohol zu verzichten. Immer nach krassen Fehltritten die selbst meinen Rahmen gesprengt haben. Ging höchstens 1-2Monate gut und endete schneller wieder in den alten Gewohnheiten als es nötig gewesen wäre.
Jetzt bin ich bei Versuch Nr. 3
Inzwischen sind es über 6Monate auf die ich echt stolz bin. Ich habe auch dieses Mal kalt entzogen, obwohl ich mir der Risiken vollstes bewusst bin. Aber mal ehrlich, ich hab so lange und so viel unkontrolliert getrunken, ohne auf die deutlichen Signale meines Körpers zu hören dass es so herlich ironisch, fast schon witzig gewesen wäre, wenn der Entzug mich im Endeffekt umgebracht hätte. Auserdem brauch ich dieses richtig miese Feeling um nochmal vor Augen zu haben was ich mir selber antue wenn ich weiter so mache. Nicht schlau und ehrlich gesagt auch echt erniedrigend. Würde jedem davon abraten ohne ,wenigstens ärztlichen Rat, besser noch im Krankenhaus zu entgiften.
Jetzt bin ich trocken und komm ganz gut klar damit(besser als erwartet)Ich habe extra meinen erlernten Beruf aufgegeben und arbeite als Lagerist damit ich nicht wieder mit offenem Alkohol hantieren muss. Natürlich muss ich Abstand von meinen ehemaligen Arbeitskollegen und Bekannten halten. Es ist auf Grund der Art, der Menge und der Dauer meines Konsums und vorallem wegen der erfolglosen Abstinenzversuche für sie einfach nur nen guter Joke über den sich auch gerne mal lustig gemacht wird.
Ernst nehmen geschweige denn unterstützen ist nicht drin.
Da ich aber fast meine ganze Zeit im Restaurant verbracht habe, nach Feierabend noch in Kneipen war und das mein halbes Leben lang, fehlen mir einfach irgendwie Menschen mit denen ich mich vernünftig Unterhalten kann. Versteht mich hier jetzt bitte nicht falsch, es ist nicht so, dass ich alleine Zuhause vereinsame. Nur möchte man solche Sachen ja z.B. nicht mit den neuen Arbeitskollegen besprechen. Noch weiß da ja zum Glück keiner von ihnen was ich für eine wandelnde Vollkatastrophen sein kann. Auserdem bin ich mir sicher dass man mich danach ganz anders wahrnimmt und behandelte. Auserdem wohne ich mit meiner besten Freundin und ihrem 9Jährigen Sohn in einer WG. Nur sind wir wegen meine jahrelangen Eskapaden, die unzähligen Vertrauensbrüche, Lügen und auch da durch dass dies nicht mein erster Versuch ist trocken zu bleiben so verblieben, dass ich nicht drüber rede da bei dem Thema zu oft gelogen wurde und sie mir dafür nicht immer alle alten Scheiße vorhält den ich über die Jahre so verbockt habe. Und das ist nüchtern betrachtet echt viel und extrem gewesen.Sie ist echt ein herzensguter Mensch, hatte die letzten 8Jahre viel Stress wegen mir und hat sich trotzdem immer sehr um mich bemüht. Nur den Bogen habe ich bei ihr natürlich auch überspannt. Passenderweise mit der selben Aktion die mich dieses Mal zum trocken werden bewegte hat.
Womit wir bei dem Punkt sind warum ich mich hier angemeldet habe. Zeit für eine regelmäßige SHG habe ich leider nicht, bzw. passen die Termine in meiner Umgebung nicht zu meinen Arbeitszeiten und anderen Verpflichtungen. Großartige Beratung benötige ich auch nicht. Alles in allem möchte ich mich einfach gelegentlich über meine Empfinde, Sorgen, Erfahrungen und auch positive Erlebnise zum Thema "trocken sein, trocken bleiben" austauschen können. Und zwar ohne belächelt, bemitleidet, verurteilt oder danach anders behandelt zu werden. Zum Beispiel werden es Morgen genau 200Tage sein die ich nichts getrunken habe. Für mich voll die krasse Leistung auf die ich echt stolz bin. Nur interessiert das niemanden. Hab letzte Woche beim durchschauen des Kalenders, wohl aus Verwunderung laut zu mir selber gesagt, dass es bald 200Tage sind. Worauf als Antwort von einem anwesenden kam, dass 200Tage im Vergleich zu der Zeit die ich gesoffen habe doch lächerliche sind und alleine daran dass ich die Tage zähle merkt man doch schon dass das eh zum scheitern verurteilt ist.
"Denn wenn man wirklich aufhören will hört man einfach auf und zählt nicht Tage um anderen irgendwas erzählen zu können."
Hat mich nochmal auf den Boden der Tatsachen zurück geholt und mir gezeigt dass ich dringend Gesprächspartner brauche von denen ich sowas dummes nicht zuhören bekomme. Und Wenn es persöhnlich nicht geht dann halt online.
Und ich denke hier habe ich einen sehr guten Ort für mich gefunden.
Bin nicht ganz sicher ob das nicht vieleicht zu lang für ne Vorstellung ist aber jetzt hab ichs endlich geschrieben also wird es auch gepostet.
Ich hoffe auf viele Interessante Gespräche, Meinungen und Erfahrungen und Wünsche allen eine gute Zeit und viel Kraft für alles was noch so kommt. Ganz besonders den Leuten die es durchgezogen haben bis zum Schluß zu lesen...
Mit besten Grüßen,
Smiling Sadness