überall ist der Gesang der Vögel zu hören. Die Menschen schlafen noch und sind still.
Stille ist etwas, dass ich sehr genieße.
Vor ein paar Tagen habe ich mich beim Spazierengehen mit einer mir bis dahin unbekannten Frau unterhalten. Wir haben uns aus unseren Leben erzählt. Unsere Leben ähneln sich insofern, dass sie auch mit einem Alkoholiker verheiratet war und es auch geschafft hat ihn zu verlassen.
Dann hat sie selbst das Trinken angefangen. Inzwischen ist sie schon seit Jahren trocken und ist glücklich in und mit ihrem Leben.
Ich bin froh, dass mir das nicht passiert ist. Ich bin froh, dass ich ein selbstbestimmtes Leben führe. Manchmal bin ich glücklich in meinem Leben. Wäre die Welt insgesamt und für alle Lebewesen ein besserer Ort, wäre ich vielleicht oft glücklich.
Aber es ist wie es ist und ich bin froh nicht mehr ständig unglücklich zu sein.
Zufriedenheit mit mir selbst ist genug und mehr, als ich mir vor neun Jahren vorstellen konnte. Wäre ich damals nicht gegangen, was wäre aus mir geworden?
Ich denke mein Ex war schon vorher nicht der Mensch, mit dem ich hätte glücklich werden können. Aber die sechs Jahre, in denen er getrunken und gesoffen hat, haben aus ihm einem Menschen gemacht, an dessen Seite ich kaputt gegangen wäre. Schon die sechs Jahre haben Wunden in mir hinterlassen, die vermutlich nie ganz heilen werden.
Ich habe das große Glück, dass es mir egal ist was mit ihm ist oder was aus ihm wird.
Ich kann nach mir und nach meinen wunderbaren Kindern schauen und für uns Sorgen, so gut ich es vermag.
Erst seit ich durch dieses Forum begreifen kann, was Alkoholismus ist und bedeutet, kann ich ihn sehen. Von außen begreifen und, mit Wissen durch die Geschichten hier, ein bisschen verstehen, was es bedeutet alkoholkrank zu sein. Und auch und noch mehr begreifen, was es mit den Familien macht, die mit ihm leben oder leben müssen. Das macht mich noch viel dankbarer.
Ich danke mir selbst, dass ich mich und meine Kinder aus diesem Sumpf befreit habe und und die Chance gegeben habe Zufriedenheit und gelegentliches Glück zu erleben.
Gleichzeitig bin ich um so trauriger für die Menschen, die noch in diesem Sumpf stecken. Doch ihnen kann ich nicht helfen. Hoffentlich helfen sie sich selbst.
Dieses großartige Forum hilft zu erkennen und zu verstehen. Die Geschichten hier machen Mut und Angst und Hoffnung und öffnen vor allem die Augen für die Realität. Das, was hier steht, ist die Realität. Sowohl in ihren häßlichen Seiten, als auch in ihren schönen Seiten.