Esmeralda - Freiheiten und Ewigkeiten

  • Weißt Du, was mir bei diesem Text aufgefallen ist?

    Er könnte von einem Co.Abhängigen geschrieben sein (ist er ja auch :) ) aber auch von einem Alkoholiker.

    Genau das habe ich auch gedacht, aber nicht geschrieben, weil es ja nur ein Gefühl ist und kein Wissen. Jetzt hast du es bestätigt 😊

    Freiheit und ein echtes Leben, ja das ist ein Geschenk, vielleicht das größte überhaupt!

    Sonnige Grüße, Lea

  • Der Prozess die Realität anzunehmen wie sie ist und dann, mit dieser Akzeptanz, Veränderung durch das eigene Handeln herbeizuführen trifft wohl auf Co-Abhängige und Alkoholiker gleichermaßen zu.

    Die Augen nicht mehr vor der Realität zu verschließen und in den Spiegel zu sehen.

    Ist das für Gemeinsamkeit?

  • Die Augen nicht mehr vor der Realität zu verschließen und in den Spiegel zu sehen.

    Ist das für Gemeinsamkeit?

    Ich glaube die Gemeinsamkeit ist der tiefe Wunsch nach Veränderung/Besserung der Situation, oft ausgelöst durch einen Tiefpunkt.

    Die Augen vor der Realität hatte ich schon lange nicht mehr verschlossen und den Blick in den Spiegel konnte ich auch nur noch schwer ertragen.

    Dennoch brauchte ich noch eine Zeit, bis ich handeln konnte.

    Das war beim Aufhören mit dem Saufen der Fall und bei der Trennung.

    Der einzige Unterschied war:

    Als Alkoholikerin:

    Beim Aufhören zu saufen ging es nach dem Prozess im Kopf von jetzt auf gleich, denn das gibt es nur Ganz oder gar nicht, nass oder trocken.

    Als Co.Abhängige:

    Bei der Trennung zog es sich, da hab ich mich nach und nach abgenabelt bis zum Kontaktabbruch.

    Im Nachhinein gesehen war das falsch. Da hätte ich mir auch direkt „Ganz oder gar nicht“ sagen sollen und den Kontakt zum (Ex)-Partner sofort abbrechen sollen, so wie ein Alkoholabhängiger eben auch nicht weniger trinken kann, sondern eben gar nicht mehr.

    Eine abrupte Trennung mit keinerlei Rumgeeier hätte mir eine Menge Leid und Zeit gespart.

    LG Cadda

  • Dennoch brauchte ich noch eine Zeit, bis ich handeln konnte.

    Das war beim Aufhören mit dem Saufen der Fall und bei der Trennung.

    Vielleicht ist es Mut, denn man sammelt, um in die Veränderung aus der Abhängigkeit springen zu können?

    Die Frage, warum man nicht früher gehandelt hat, habe ich mir oft gestellt und die einzige Antwort, die ich gefunden habe ist: Angst.

    Aber vielleicht wird ja auch eine andere Angst größer und deswegen ist man dann plötzlich in der Lage zu handeln?

    LG Esmeralda

  • die Diskussionen, die Hartmut dazu gebracht haben, seinen neuesten Thread zu initiieren, haben mich sehr berührt und beschäftigt.

    Ich selbst stelle mich allen Fragen meiner Kinder. Wir pflegen einen sehr direkten und offenen Umgang mit unseren Gefühlen und Gedanken. Ich hoffe sehr, das geht uns niemals verloren und ich gehe davon aus, dass sie irgendwann zwischen 20 und 40, vielleicht, wenn sie eigene Kinder haben werden, mir all das an den Kopf werfen werden wollen, was ich aus ihrer Perspektive verbockt habe.

    Es kann unsere Beziehung nur verbessern, wenn ich den Raum öffne und halte, jetzt und irgendwann, sie sagen zu lassen, was in ihnen ist.

    Und für mich selbst: aus den Blickwinkeln anderer Menschen heraus, kann ich mich selbst besser erkennen und verstehen. Die Eigenwahrnehmung ist ja zwangsläufig begrenzt, oder hat blinde Flecken.

    Natürlich ist die Scham darüber, was man nicht getan hat, oder falsch gemacht hat, nicht leicht auszuhalten. Doch was bringt es mir vor mir selbst und der Realität die war oder ist, davonzulaufen?

    So viel am frühen Morgen. Jetzt beginnt der Alltag.

    LG Esmeralda

  • Gute Morgen Esmeralda,

    Es ist immer richtig, offen und ehrlich mit seinen Kindern zu sein, was das Thema angeht. So staut sich bei ihnen nichts an und sie haben das Gefühl, alles sagen zu können, was sie bedrückt.

    Meine Söhne waren 9 und 10, als ich aufhörte zu trinken und wir kurze Zeit davor auch beim trinkenden Ex ausgezogen waren. Ich habe damals direkt mit ihnen gesprochen. Das zieht sich bis heute. Wir reden jetzt nicht ständig darüber, aber so phasenweise kommt das Thema mal mehr, mal weniger auf. Sie sind jetzt 16 und fast 15 und gerade haben wir wieder öfter solche Gespräche, weil sie selbst in einem Alter angekommen sind, wo Alkohol eben Thema ist.

    Es ist sogar jetzt immer noch manchmal der Fall, dass sie mir Dinge erzählen, an die sie sich erinnern, wo ich innerlich zusammenzucke und es mir leid tut, bzw. ich mich schäme.

    Aber wie Du schon sagst, bringt es nichts, nach dem Motto "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" zu handeln und es nicht wissen zu wollen. Es ist ja eh passiert und in den Köpfen der Kinder drin. Ich sehe es eher so, dass es sicherlich Erleichterung für sie schafft, wenn sie von ihren Erlebnissen von damals eben erzählen können und Verständnis dafür bekommen bzw. eine Bestätigung, dass sie sich nicht getäuscht haben oder dass sie mit ihren Empfindungen richtig liegen. Ich denke, ihnen hilft das am meisten.

    Das ist mit Sicherheit besser, als es im Nachhinein klein zu reden. Ich muss auch nicht anfangen zu heulen, wenn es um damals geht und jedes Mal erneut um Verzeihung bitten. Aber mich hinterher hinstellen und sagen: "Ja, das war halt so, weil das und das....."(ähnlich hier schon mal gelesen im Forum) und eine Begründung für das damalige Verhalten finden... DAS hilft den Kindern mit Sicherheit nicht weiter.

    Ich wünsche Dir einen schönen Start in den Alltag. Meiner geht auch gleich los :)

    LG Cadda

  • Mein Leben ist sehr trubelig. Wie das eben so ist mit zwei Kindern: lustig, anstrengend, schön, sehr sehr anstrengend. Gestern saß ich mit Freunden zusammen und habe ein paar Worte über meinen Exmann, den Vater meiner Kinder erzählt. Dass er keinen Kontakt zu seinen Kindern hat. Dass er so tut, als würde er sie nicht wahrnehmen, wenn wir ihm zufällig über den Weg laufen. Dass er trinkt.

    Ich für mich bin unendlich froh, dass er kein Teil unseres Leben ist. Und für meine Kinder bin ich auch froh. Es würde sie nur traurig und wütend machen und in eine Verwirrung stürzen, die sie nicht auflösen könnten.

    Und trotzdem macht es mich für meine Kinder traurig, dass sie keinen Vater haben, der für sie da ist. Und für mich bin ich traurig, dass ich ganz alleine für meine Kinder verantwortlich bin: das ist zu viel für einen Menschen.

    Scheiss Alkohol!

  • Heute ist ein Tag an dem ich zufrieden bin. Zufrieden mit einer inneren Ruhe, wie ich sie nur selten habe. Heute kann ich das Leben mit all seinen Schrecken und Schönheiten umarmen und gräme mich nicht über meine eigenen Begrenztheiten.

    Dabei war heute ein normaler Tag. Gut, der Kinderstreit hielt sich in Grenzen und ich hatte nur mit angenehmen Menschen zu tun, aber ansonsten war heute nichts besonderes.

    Vielleicht ist ja morgen gleich nochmal so ein Tag, das wäre schön.

  • Hallo Esmeralda,

    ich drück die Daumen und wünsche dir noch viele " ganz normale" Tage. Denn ich habe erfahren, dass die kleinen Dinge des Lebens, so wie: die Kinder haben sich nur 3 Mal anstatt 10 Mal gestritten, das Fleisch war zart und keiner hat gemeckert, die Verkäuferin hat mich angelächelt, ich habe den Zahnarzttermin gut überstanden, ich hab mir Blumen gekauft... sehr wertvoll sind. Die großen Highlights sind dann das Sahnehäubchen.

    Alles in allem ist das Leben pur.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • nun habe ich doch ein halbwegs kühles und einigermaßen ruhiges Plätzchen gefunden, um zu schreiben.

    Die Hitze matschz zwar gehörig meinen Kopf, aber es muss ja nicht immer anspruchsvoll oder perfekt sein.

    Mein Sohn war die ganze letzte Woche und auch gestern und heute nicht in der Schule - krank. Das zerrt immer an meinen Nerven, da ich dann keinen kinderfreien Raum habe. Doch ich bin erstaunt, wie gut ich das diesmal aushalten kann. Scheinbar ist die Ruhe in mir von Dauer.

    Morgen höre ich das Rauchen auf und gehe davon aus, dass dann noch mehr Ruhe in mir sein wird. Endlich diese verflixte Nikotinsucht los sein.

    Ich fühle mich vorbereitet und bin fest entschlossen Nichtraucher zu werden!

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