Beiträge von Muriel

    Heute habe ich telefonisch nun endlich meine Blutwerte, speziell Leber, in Erfahrung bringen können.

    Lediglich Cholesterin ist leicht erhöht! Ich konnte das gar nicht glauben und habe noch mal speziell wegen den Leberwerten nachgefragt und auch diese sind wirklich im grünen Bereich. Vor Aufregung habe ich vergessen zu fragen, ob ich die Ergebnisse in ausgedruckter Form haben könnte. Ich bin so so glücklich und erleichtert und gleichzeitig motiviert, meinen trockenen Weg weiterzugehen. Faszinierend auch, wie schnell sich speziell die Leber scheinbar regenerieren kann.

    Unter der Woche läuft es schon richtig gut, fiesen Saufdruck hatte ich schon länger nicht mehr. Dann habe ich festgestellt, dass die sogenannten Trigger urplötzlich und in eigentlich harmlosen und nicht vorhersehbaren Situationen auftauchen, obwohl ich konsequent Risikominimierung betreibe.

    Als Beispiel: Am Wochenende im Auto, Sonnenschein und ein bestimmtes Lied im Radio, welches mich an Strand, feiern und ausgelassene Stimmung mit viel Alk erinnerte, zack da isser.

    Das Klappern der Weinflaschen auf dem Kassenband vom Kunden vor mir, zack.

    Das Aufräumen und Ausmisten des Kleiderschranks ohne Wein oder Prosecco, zack.

    Schlechte Stimmung in meinem Umfeld.

    Diese Trigger scheinen ja am Anfang völlig normal zu sein und ich bin zuversichtlich, dass diese im Laufe der Zeit weniger werden.

    Einen Termin bei der Suchtberatung habe ich auch gemacht und werde mich erkundigen, welche Möglichkeiten es gibt, gerade langfristig mein Leben zufrieden und abstinent zu gestalten.

    So das war es erst einmal.

    @Carl Friedrich:Wir recht du hattest ;) Dann lese ich gerade deinen kompletten Werdegang. Wirklich ganz ganz stark und sehr beeindruckend!

    Heute Früh war ich endlich zum Blutabnehmen und habe explizit noch mal nachgefragt, ob auch sämtliche Leberwerte bestimmt werden. Morgen ist dann der Tag der Wahrheit und ich habe ganz schön Bauchschmerzen.

    Meine Hoffnung ist ja, dass die Werte - jetzt nach 7 Wochen ohne Alk - nicht mehr ganz so katastrophal sind.

    Habt einen schönen Tag

    Hallo liebe Wolke,

    ja, ich gehe nächsten Donnerstag wieder hin. Dann werde ich vermutlich auch deutlich weniger aufgeregt sein.

    Mit mir waren es gestern 10 Leute und was mich erstaunte, mit mir genau auch 5 Frauen. Auch alles normale Mittelschicht, jedoch zum Teil schon älter, also in oder vor der Rente. Und gerade bei den Frauen, hätte ich "diese Gemeinsamkeit" so gar nicht vermutet. Fast alle sind schon viele, viele Jahre trocken und gehen trotzdem immer noch regelmäßig zu ihrer Gruppe. Das finde ich total stark und erzeugt größten Respekt bei mir.

    Liebe Grüße

    Muriel

    Danke für eure Beiträge.

    Gestern überlegte ich ja den ganzen Tag, ob ich mal zu einer SHG gehe. Denn wenn ich nichts ausprobiere, kann ich nicht beurteilen, ob es mir gut tut und mich unterstützt. Hintergrund war auch, dass gestern Abend ein Treffen der AA stattfand. Jedenfalls habe ich all meinen Mut zusammengenommen (ich war wirklich sehr aufgeregt) und bin dann hingefahren und vor dem Eingang noch 2x drumrumgeschlichen und dann reingegangen.

    Die Begrüßung war ganz, ganz herzlich und man hat mich nur nach meinem Vornamen gefragt. Nachdem alle etwas erzählten, wollte ich nicht ganz so anonym und schweigend da sitzen und habe zum allererstsen Mal (!) im reellen Leben vor anderen Menschen meine Alkoholsucht eingestanden und den Verlauf grob umrissen.

    Joo, das hat schon was mit mir gemacht, teilweise fühlte es sich völlig unwirklich an, so als ob ich die Szene aus der Ferne nur beobachte. Und dann das Gefühl, dass dort um mich herum Menschen sitzen, die das was ich sage, nachvollziehen können oder ähnliches erlebt haben. Zum Schluss fühlte ich mich erleichtert und auch stolz den Mut gehabt zu haben, solch einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Danach bin ich zwar mit Kopfschmerzen (wg. der Anspannung) aber erleichtert und mit guter Laune nach Hause gefahren.

    Inwieweit das jetzt dauerhaft was für mich ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber es hat mir gut getan und ich fahre nächste Woche wieder hin :)

    Wie Carl Friedrich auch schrieb, sehe ich es als eins von mehreren Rädchen die optimaler Weise ineinandergreifen. Wegen Suchtberatung mache ich mir auch noch mal Gedanken, aber ich muss ein Schritt nach dem anderen machen, weil ich mich aktuell doch noch schnell überfordert fühle.

    Liebe Grüße

    Nun habe ich häufiger gelesen, man soll zu einer Suchtberatung gehen. Da ich nichts falsch machen möchte, frage ich mich, was man mir dort genau noch vermitteln kann. Denn mit dem körperlichen Entzug bin ich durch und eine Langzeittherapie kommt für mich aktuell nicht in Frage.


    Dann gäbe es u.a. noch die AA. Da werde ich mit diesem 12 Schritte Programm nicht so wirklich warm. Es klingt alles so demütig, ich weiß nicht recht. Vermutlich wird bei einem solchen Treffen ja doch erwartet, dass ich meine Geschichte erzähle. Und ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin. Andererseits möchte ich keine wichtigen Chancen verpassen.


    Cadda :

    "Mal in den Ort gehen und mich beim Bäcker einfach mit nem Kaffee oder Brötchen hinsetzen, in meinem Handy rumtippen, nebenbei die Leute beobachten und einfach mal die Zeit genießen" Stimmt, so etwas habe ich schon viele Jahre nicht mehr getan.

    Ja, die Dinge lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Trotzdem oder gerade deshalb fallen mir ständig die unterschiedlichsten Situationen ein, wie: "Als ich dies und das dass letzte Mal getan habe, war ich auch angetrunken" oder andersherum gesagt, es gibt aktuell soo viele Momente und Situationen, die ich seit langen mal wieder komplett nüchtern erlebe. Diese Erkenntnis ist für mich dermaßen erschreckend, dass ich aufpassen muss, mich nicht allzu sehr davon runterziehen zu lassen.

    Grundsätzlich prasseln gerade so viele neue Erkenntnisse auf mich ein und vieles ist so positiv , z. B. dass das nüchterne Erleben so viel schöner ist, dieses klar sein im Kopf und das realisieren , wie befreit ich mich fühle, nicht mehr saufen zu müssen. Endlich die Tage genießen können oder mal einen entspannten Wochenendtripp machen zu können..

    Der letzte Städtetripp ging letzten Sommer nach Dresden. Wie sehr hatte ich mich auf die Stadt gefreut und gleichzeitig war ich vorher schon gestresst, weil ich dachte, wie bekomme ich dort bloß diskret meine Sucht gestillt. Letztendlich war es genauso wie ich dachte, das Wenigste konnte ich genießen, weil ich immer nur daran dachte, wann und wo kann ich endlich wieder was trinken, ohne dass es den anderen auffällt.

    Und jetzt, jeden Morgen Freude wieder einen alkoholfreien Tag vor mir zu haben, und als wenn das noch nicht reicht, auch noch frisch und erholt aufzuwachen :)

    Unter der Woche läuft es schon ganz gut. Anstatt nach Feierabend sofort zur Weinflasche zu greifen, mach ich jetzt bewusst Pause und trinke 1 bis 2 Tassen Kaffee. Dann folgt der Haushalt, Essen machen. Nun mache ich nach dem Essen häufig einen kleinen Spaziergang, lasse den Tag noch mal vorbeiziehen oder erfreue mich einfach am Gezwitscher der Vögel. Was auch so schön ist, einen Tag später, kann ich mich jetzt an abendliche Gespräche, Telefonate, Details erinnern oder weiß, wie die Serie ausgegangen ist. Auch habe ich wieder angefangen Bücher zu lesen, denn Lesen und besoffen sein ging nicht.

    Die Wochenenden sind noch etwas hakelig, was daran liegt, dass ich seit dem Nüchtern sein oft sehr früh wach bin und der Tag somit noch mal deutlich länger ist, und sobald ich im Leerlauf bin, sich mein Suchtgedächtnis plötzlich und lautstark zu Wort meldet. Im Moment erledige ich noch Dinge, die ich seit Ewigkeiten vor mir her geschoben habe, aber irgendwann werde ich mir was überlegen müssen oder aber vielleicht ist das Nüchternsein dann auch normal geworden und es bedarf keiner Beschäftigungstherapie mehr?!

    Ich schrieb ja, dass es unter der Woche schon ganz gut geht. Jedoch gab es auch noch keine richtig üblen Situationen, wie extremer Stress, Ärger mit anderen o. ä. Ich hoffe, so eine echte und harte Bewährungsprobe lässt noch ein bisschen auf sich warten, bis ich etwas gefestigter bin.

    Gutes Nächtle

    Hallo Joline,

    wir müssten in etwa gleich lang trocken sein :)

    Wegen dem 1.Mai habe ich auch überlegt und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Feiern für mich (noch) keine gute Idee ist.

    Ich hoffe auf etwas gutes Wetter um endlich mal länger raus in die Natur zu können. Bewegung tut mir irre gut und stimmt mich positiv und gibt Kraft.

    Den Abend werde ich bewusst alleine verbringen und mich mit leckeren Dingen eindecken und mich von Netflix /Prime unterhalten lassen :)

    Liebe Grüße

    Muriel

    Hallo zusammen,

    vielen lieben Dank für eure lieben Worte und auch Links. Ich freue mich sehr!

    Da mir das mit meinen Blutwerten keine Ruhe lässt, habe ich in der Arztpraxis angerufen und gesagt, dass ich nächste Woche, wenn wegen dem kleinen Blutbild eh Blut abgenommen wird, ich auch meine Leberwerte überprüfen lassen möchte. Die Artzhelferin wollte das mit dem Arzt besprechen. Sie meinte, noch mal melden bräuchte ich mich nicht, denn Blut müsse ja eh abgenommen werden. Jedenfalls hoffe ich, dass das nun gleich mitgemacht wird.

    Puh, das liegt mir ganz schön im Magen und hat mich einiges an Überwindung gekostet. Zumal mein Angst vor schlechten Werten sicherlich nicht ganz unbegründet ist. Aber letztendlich muss ich jetzt da durch und auch endlich mal stark genug und mich dieser Angelegenheit stellen...


    Ansonsten habe ich eine Doku über alkoholabhängige Frauen gesehen. Alle beruflich erfolgreich und mitten im Leben stehend - Also weit entfernt von immer noch gängigen Klischees. Außerdem wurde recherchiert, dass Frauen mit einem höheren sozioökonomischen Status in höheren Anteilen und riskanteren Maß Alkohol trinken, als Frauen aus mittleren oder niedrigen Statusgruppen - Das stimmt mich heute sehr nachdenklich und zeigt wieder einmal, dass sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch viel ändern muss und Alkohol schon lange kein sogenanntes Randproblem oder gar Randgruppenproblem ist.

    Stern : 695 Tage! Boah... Das ist so, so toll!! Ich kann mir kaum vorstellen, wie unfassbar stolz du sein musst.

    Seid liebe gegrüßt

    Muriel

    Hallo Stern,

    wie viel nüchterne Tag darfst du mittlerweile verzeichnen?

    Das organisierte Beschaffen der Flaschen war wirklich mit das Schlimmste - Wie fremdbestimmt zu den unterschiedlichen Geschäften fahren, dann irgendeinen Unsinn zusätzlich kaufen, damit nur die Pullen alleine nicht so auffällig sind. Währenddessen diskretes Umgucken im Geschäft, ob irgendwo Kollegen, Bekannte oder Nachbarn ebenfalls einkaufen. Der nächste Blick ging dann zur Kasse...Wer sitzt da? Die selbe Person, die da vorgestern auch saß? Hat vielleicht auch ne zweite Kasse offen?

    Ich konnte auch schlecht mehr als 2 Flaschen kaufen, denn wenn, hätte ich die Dritte auch aufgemacht und bei mehr als 2 Flaschen, habe ich am nächsten Tag im Job nicht funktioniert. Alkohol auf Vorrat ging bei mir nicht, es wurde alles sofort niedergemacht. Selbst die teure Flasche Rotwein (Geschenk vom nichtsahnenden Vorgesetzten) wurde am selben Abend aufgemacht und ausgetrunken. Das war einfach wie "Perlen vor sie Säue werfen". Wein brauchte nicht teuer sein, war ja kein Genuss im eigentlichen Sinn.

    Nur am Wochenende habe ich 3 Flaschen getrunken. Das hieß Samstags 6 Flaschen kaufen und da bin ich auch gerne mal weiter weg gefahren, um die Gefahr jemand Bekanntes zu treffen, zu minimieren.

    Volle und leere Flaschen standen im Kleiderschrank, denn es hätte ja mal spontan jemand an der Tür klingeln können. Zum entsorgen habe ich die leeren Flaschen fast immer einzeln in Stoffbeutel gepackt und diese dann in einen Rucksack... Weil, die Flaschen hätten - ohne einzeln in Stoffbeutel verpackt - im Treppenhaus verdächtig aneinander schlagen können.

    Das klingt und ist alles so erbärmlich!! Selbst hier im geschützen Bereich ist dieses Gefühl von Scham unfassbar groß!

    Und welch ein riesen Aufwand ich betriebe habe, welch ein Stress, Organisation, Zeit, die Wege, das Geld, die Panik, wenn zum Wochenende auch noch zusätzlich Feiertage kamen, wie Weihnachten, Ostern oder jetzt, wo kommender Montag der 1.05. ist. Dann musste ich diese Tage auch noch einplanen, um mich ausreichend zu versorgen.

    Ein Albtraum! Nein, noch schlimmer - Mir fällt gerade keine passende Beschreibung ein. Ich weiß nur, dass ich da nie, nie wieder hinmöchte.

    Ich werde zum Arzt gehen, ganz bestimmt. Immerhin habe ich nächsten Mittwoch schon mal den Termin fürs Blutbild.

    Hallo Elly,

    ich weiß, du hast recht.

    Mein Hausarzt hatte im März schon angesprochen, dass er gerne ein kleines Blutbild machen möchte. Ich sagte ihm, dass ich mich melde..

    So weit ich weiß, werden im kleinen Blutbild die Leberwerte nicht bestimmt, sondern nur Entzündungswerte. Spätestens dann werde ich nach einem großen Blutbild fragen und mich ihm anvertrauen. Den Termin dafür habe ich schon gemacht.

    Hallo Elly, Aurora und Luscina,

    vielen Dank für euer Feedback und die Wünsche.

    An meinem ersten trockenen Tag, den 15.03. bin ich nur zum Arzt, damit ich eine Krankmeldung bekomme. Ich konnte in meinem Zustand nicht raus und erst recht nicht ins Büro. Und nein, ich habe von Alkohol nichts erzählt und ja ich weiß, dass das falsch ist!

    Ich war einfach nur von Panik erfüllt, dass mein Doppelleben nun auffliegt. Gleichzeitig war das mein erster ernster Versucht aufzuhören. Und ich habe mir gesagt, wenn du das nicht schaffst, säufst du dich tot oder du musst in die Entgiftung. Und damit habe ich meinen letzten Ehrgeiz zusammengekratzt.

    Die ersten 2 Tage habe ich viel geschlafen und Literweise Tee getrunken. Am dritten Tag war ich wirklich entzügig, bin draußen rumgelaufen, habe Blutdruck gemessen und das Handy griffbereit gehabt. Am vierten Tag bin ich frisch und erholt sehr früh aufgewacht und war meiner Meinung nach mit dem körperlichen Entzug grob durch.

    Es folgten sehr euphorische, energiegeladene Tage mit mehr oder weniger ausgeprägten Saufdruck. Heißhunger auf Süßes (Ich wusste gar nicht, wie viel Zucken in Wein enthalten ist) und generell viel Hunger und Appetit. Meine Strategien gegen Saufdruck, mein Tagebuch und das Lesen über die Wirkung von Alkohol und was dieser mit und in uns macht, sind mir wertvolle Stützen geworden.

    Luscinia :

    Das Zittern hörte nach einer halben/dreiviertel Flasche auf. Schlimm war auch meine Handschrift, krakelig, wie die eines Erstklässlers, gerade auf Arbeit, denn dort trank ich nie. Auf einer Jubiläumsfeier bat mich mein Chef, ein Foto von ihm zu machen, das war für mich Horror pur. Ich musste sein Handy schnell unter einem fadenscheinigen Grund an meine Kollegin weitergeben, denn ich hätte es nie geschafft, ein scharfes Foto zu machen.!

    Nach zu viel Kaffee am frühen Morgen, zittern meine Hände noch ganz leicht. Links mehr als rechts. Damals konnte ich auch nur schlecht mit der linken Hand die Gabel halten. Ich wünsche dir viel Mut und Kraft und Ehrgeiz für deinen neuen Lebensabschnitt

    Hallo zusammen,

    seit geraumer Zeit lese ich hier still mit und habe mich nun heute angemeldet, um mich vorzustellen.

    Ich bin weiblich und demnächst 50 Jahre alt und seit 41 Tagen nüchtern und habe währenddessen 95 Flaschen Wein nicht getrunken und 277 € dafür nicht ausgegeben. Ich führe ein Tagebuch darüber, jedoch könnte ich mir mittlerweile auch ein wenig Austausch vorstellen.

    Kurz zu mir: Meine ersten Erfahrungen mit Alk machte ich im Teeny-Alter. Recht schnell merkte ich, dass mit Alk vieles viel lustiger war, mich eingeschlossen.

    Zwischen 20 und 30 Jahren folgte eine ziemlich wilde Partyzeit mit durchtanzten Nächten und allem was für mich dazu gehörte. Während viele um mich herum kifften oder Drogen nahmen, soff ich. Kiffen konnte ich nichts abgewinnen, schließlich wollte ich nicht ruhiger werden und vor anderen Drogen hatte ich Schiss. Ich soff gerne bis zum Blackout oder soweit, dass ich Filmrisse hatte und mich anschließend tagelang schämte.

    Zu dieser Zeit soff ich nur an den Wochenenden.

    Zwischen 30 und 40 Jahren ist in meinem Leben viel passiert, die wilden Partynächte wurden deutlich weniger, die Leute wurden ruhiger, widmeten sich anderen (besseren) Dingen und ich begann immer häufiger für mich alleine zu trinken. Zwar nicht täglich, aber doch regelmäßig und insgesamt zu viel.

    Zwischen 40 und 45 nahm das alleine Trinken zu, war ich in Gesellschaft, trank ich moderat und unauffällig. Meist hatte ich eh schon vorher getrunken, nicht zu viel und nicht zu wenig, und nahm dann später zu Hause noch ein paar Absacker. Spätestens da war mir klar, dass ich abhängig bin. Zu diesem Zeitpunkt las ich bereits über Hilfsangebote und generell viel über Alkohol. Doch mein eigener Scham hat mich regelrecht aufgefressen oder ich habe die Augen wieder fest verschlossen.

    Die letzten Jahre trank ich dann täglich 2 Flaschen Wein. Samstag und Sonntag dann 3. Nach den 2 Flaschen war ich im eigentlichen Sinn nicht besoffen, ich torkelte und lallte nicht, ich wurde nicht laut oder aggressiv, ich fühlte mich "gut" und bin irgendwann zufrieden ins Bett.

    Ich war/bin funktionierende Alkoholikerin. Immer mit Job, Auto, gepflegten Äußeren und tunlichst darauf bedacht, die Fassade aufrecht zu erhalten.

    Was jedoch in mir vorging, konnte keiner ahnen. Der Beschaffungsdruck, sprich das tägliche Einkaufen in unterschiedlichen Geschäften, der Entsorgungsdruck, die Scham darüber und die Verachtung, die unzähligen Versuche "Morgen kaufst du wirklich nix ein" und die Feststellung bereits Mittags wieder zu überlegen, welches Geschäft ich nach Feierabend anfahren kann.

    Um es jetzt kurz zu machen.. .Das ich zunehmend vergesslicher wurde, mich immer häufiger an Gespräche oder zumindest Details nicht erinnern konnte, nüchtern oft nervös war, das morgendliche Händezittern immer länger dauerte, das alles merkte ich natürlich.

    Dann wurde ich seit Ende letzten Jahres mehrere Male krank und Haus-und Hautarzt hatten keine wirklichen Ideen, was die Ursache sein könnte. Beim letzten Mal war es so schlimm, dass ich tatsächlich nicht rauskonnte, um einzukaufen. Gleichzeitig wuchs in mir die Angst, dass der Auslöser vom jahrelangen (jahrzehntelangen) Alkoholmissbrauch käme, bzw. von den Histaminen, welche im Wein enthalten sind.. Zusätzlich hatte ich sowieso schon lange Angst vor Organschäden, speziell natürlich Leber. Ich las wieder viel über Alkohol und die körperlichen Folgen und dachte, wenn du jetzt nicht aufhörst, dann säufst du dich zu Tode.

    Und so kam es, dass ich seit dem 15.03.keinen Alkohol mehr getrunken habe.

    Das war es erstmal zu meiner Vorstellung. Ist eh schon sehr lang geworden.

    Wer es bis hierher geschafft hat: Danke fürs Lesen.

    Muriel