Hallo in die Runde,
ich bin zurück aus meiner Blase und wieder am Anfang meines Weges...
Mein Mann hatte die letzten Wochen nur noch heimlich und vermutlich weniger getrunken. Ich hab mich deshalb ein bisschen der Illusion, er hätte kein Alkoholproblem, hingegeben. Ehrlich gesagt, habe ich das bewusst getan, weil ich ne Pause gebraucht hab von diesen Sorgen um meine Familie. Es ging mir wieder besser und ich war wieder fröhlicher und zuversichtlicher.
Die Blase ist nun geplatzt und es geht mir wieder schlechter. Er trinkt zwar weiterhin heimlich, aber wieder so viel, dass er eine deutliche Bierfahne hat. Die Fahne widert mich an und es widert mich an zu sehen, wie sein Gehirn gar nicht mehr aufnehmen kann, was um ihn rum vor sich geht.
Vorgestern Abend, nachdem wir ins Bett gegangen waren, habe ich ihn gebeten, sich doch bitte den Mund auszuspülen oder die Zähne zu putzen, weil es für mich unangenehm ist, die ganze Nacht seine Bierfahne in der Nase zu haben. Hat er gemacht. Aber ich empfinde das als so respektlos, dass er sich überhaupt mit dieser Fahne neben mich legt. Das war schon seit einigen Abenden vorher der Fall, aber da habe ich nichts gesagt. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht schon früher für meine Bedürfnisse und meinen gesunden Schlaf eingetreten bin! Ich hab mir vorgenommen, das nun immer anzusprechen, wenn mich seine Fahne stört. Das sind schließlich nachvollziehbare Tatsachen, die kann er nicht einfach wegwischen.
Und ich habe festgestellt, dass ich mich einsam fühle. Wir sind vor ein paar Monaten aus beruflichen Gründen umgezogen und haben hier noch kein soziales Umfeld. Mein Mann hat leider kaum Interesse, neue Leute kennen zu lernen. Er pflegt stattdessen intensiv die Kontakte zu seinen langjährigen Freunden, was ja auch wichtig ist. Ich selbst bin in Vollzeit berufstätig und habe dadurch nicht so viel Zeit und Energie, ein Umfeld aufzubauen. Mit meinen neuen Arbeitskollegen fühle ich mich sehr wohl, aber mir fehlt jemand, mit dem ich mich privat austauschen kann. Mit unserem Kind besuche ich eine Eltern-Kind-Gruppe, dort haben sich allerdings leider noch keine Kontakte ergeben. Ich habe mir nun eine zweite Gruppe rausgesucht und hoffe, dass dort eher Bekanntschaften zustande kommen. Kürzlich habe ich eine andere Mutter mit Kind im gleichen Alter kennen gelernt. Das Treffen war nett, allerdings haben wir kaum gemeinsame Gesprächsthemen.
Mit meinem Mann kommt auch kaum noch ein Austausch zustande. Er kümmert sich wirklich vorbildlich um Haushalt und Kind, allerdings unternimmt nichts, von dem er mir etwas erzählen könnte. Und umgekehrt versteht er meistens nicht, was ich ihm erzähle. Gemeinsame Unternehmungen sind selten geworden, weil oft einer von uns müde ist. Meistens unternehme ich dann alleine was mit unserem Kind. Ich gönne meinem Mann zuhause die Ruhe und bin gerne mit unserem Kind unterwegs. Wenn wir nach Hause kommen, erzähle ich ihm, was unser Kind heute erlebt hat, aber darauf geht er nur selten ein. Ja, meistens hat er halt getrunken und ist nicht mehr aufnahmefähig.
Was hält mich bei ihm?! Die Erinnerung an die schönen Zeiten, der Wunsch nach einer intakten Familie und die hoffnungslose Hoffnung, dass er aufhört zu trinken und mit vollem Bewusstsein am Leben teilnimmt...