Ich zucke zusammen, wenn ich aneinanderschlagende Flaschen höre, kennt das jemand? Dann das obligatorische Bier in der Hand mittags, ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ist schließlich sein Leben. Neulich hat er das Bier dann in meinem Beisein in den Abfluss gekippt, als hätte ich laut und deutlich gesagt, weg damit.
Aber ich weiss genau, er hätte die Flasche nicht mal abgesetzt, wenn ich nicht im Zimmer gewesen wäre. Ich glaube fast, der Dunst zieht schon in die anderen Räume. GottseiDank ist er grad in seinem Zimmer und ich in meinem, das ist tatsächlich schwer zu ertragen, bzw. ich bin da die letzten Wochen sensibler geworden. Ich ertrage auch schwerer - mir gehts so schlecht tiraden, wenn ich vermute, daß es sich um Kater handelt. Bzw. muss ich auch nicht, ich gehe dann auf Abstand, werde kurz angebunden und gehe in mein Zimmer. Lässt sich aber finde ich schwer unterscheiden, die Not meines Gegenübers ist ja zwangsläufig an sein Trinkverhalten gekoppelt, jedenfalls seh ich ihn kaum je ohne Bier in der Hand.
Wo sind meine Grenzen? Das muss ich mal noch genauer herausfinden. Trinken in meinem ZImmer? Ein No-Go. Trinken in der gemeinsamen Küche? Ist halt auch sein Space, also lass ich es zu. Die Rage beim Reden, das sich Hochpushen gabs jetzt auch ein paar Mal, birgt eine Unberechenbarkeit, die mich beunruhigt. Will nicht sagen ängstigt, weil dann müsste ich tatsächlich sofort die Reißleine ziehen, aber es gefällt mir nicht. Und ich dringe schwerer zu ihm durch. Als wäre alles viel zu laut, ohrenbetäubend, wie durch ein Vergrösserungsglas. Mit anderen Worten, ich möchte für ihn da sein, aber nicht jederzeit und auch nicht um jeden Preis.
Der Co-Anteil in mir möchte Erfolge sehen, - durch meine Fürsorge gehts ihm besser. Totaler Quatsch, weiss ich auch. Emotional bin ich da aber noch nicht. Da trifft dann - Aurora hats auch schon geschrieben, ein Puzzleteil der Vergangenheit auf ein Puzzleteil der Gegenwart. Es ist verdammt vertrautes Terrain. Ein Mann der nicht klarkommt. Sich betäubt. Der sich dann öffnet, widerwillig, betrunken, ängstlich. Ich die mit den Lösungen, den Hilfsangeboten, dem offenen Ohr. Wenn ich das jetzt so schreibe, und in mich reinhorche, ist das ganz schön perfide. Wie sehr gehts da wirklich um ihn? Ich möchte gebraucht werden, so siehts aus, als Kind hab ich mir das nicht ausgesucht, und jetzt will ich sagen, ja gut jetzt auch nicht, aber das stimmt natürlich nicht, ich bin erwachsen, natürlich liegt es in meiner Hand.
Mein Vater hat zumindest bis abends gewartet mit dem Trinken, ich glaube deswegen kam mir sein Verhalten auch nicht gleich auffällig vor, Stichwort Kind eines trinkenden Vaters, meiner hatte sich immer gut im Griff, die meiste Zeit habe ich ihn als Opfer wahrgenommen, es hat Jahre gebraucht, bis ich die Wirkung seines Verhaltens aus einer anderen Perspektive sehen konnte. Aber emotional passieren da andere Dinge offensichtlich. Das Opfer seiner Umstände, dieses Narrativ nervt mich zwar, gleichzeitig bin ich sehr empfänglich dafür, und werde von Beschützerinstinkten angeflogen.
So ein paar Gedanken zu dem was mir grade so durch den Kopf geht. ist mehr so eine Art Diary geworden, ich hoffe das ist OK.