Beiträge von koda

    Ein kurzes Update. Auch für mich selber, um nachzuvollziehen, was grad abgeht. Der Auszugstermin ist in zwei Wochen. Ich spreche es regelmässig an, auch um mich abzusichern und klar zu bleiben (für ihn und mich), daß es diesmal keine Verlängerung gibt, oder geben kann. Versuche mir grad keine Termine auf das Wochenende zu legen, um sicherzustellen, daß er auch wirklich auszieht, und einen Raum hinterlässt, der bewohnbar ist. Ich freu mich auf die neue Phase, und nach vielen Monaten hat auch endlich mein Vermieter sein Go für eine neue Person gegeben.

    Soweit der Teil was mich betrifft.

    Egal was ich vorschlage, für alles gibt es Gründe, wieso das eh nichts bringt, oder zu schwierig ist. Kampfgeist nicht vorhanden, stattdessen unendlicher Selbsthass, Antriebslosigkeit, und Schimpfen auf so ziemlich alle, die eigene Familie, Gesellschaft, Frauen, sich selbst. Es ist zum AusderHautfahren. - Mach ich nicht, weil ich weiß das bringt nichts, aber innerlich rolle ich mit den Augen, und frage mich, was hier überhaupt noch auf Resonanz treffen könnte. Welcher Tiefpunkt muss erreicht werden, damit ein Mensch sagt, so jetzt ist es genug, ich brauche Hilfe?

    Manchmal denke ich, der Tiefpunkt ist längst erreicht und ist einfach ein Dauerzustand geworden. Betäubt wird mit Alkohol, und dann wartet man bis alles vorbei ist. Mit Mitte dreissig. Echt jetzt?

    Das musste mal raus.

    Hallo NiLiHaMi,
    ich bin auch in einem Sucht/Co-Abhängigkeitshaushalt aufgewachsen. Für mich war das Schlimmste, daß meine Eltern zusammen geblieben sind - das wurde uns auch immer so kommuniziert - die Folge war das ich mich immer für das Wohlbefinden beider Eltern verantwortlich gefühlt habe. Nach meinem Auszug dann Angstattacken, zeitweise Magersucht, Depersonalisierungserfahrungen, und immer wieder Schuldgefühle. Das ich als Erwachsene nicht länger hilflos Situationen ausgesetzt bin, hat mich Jahrzehnte gekostet. Ich hab nie den Kontakt komplett abgebrochen, aber drastisch reduzieren müssen, weil mich jede neuerliche Kontaktaufnahme in den ersten Jahren immer nur fertig gemacht hat.
    Heute würde ich sagen, es hatte viel damit zutun, daß meine Eltern nicht voneinander loskamen. Und sich gegenseitig sehr unglücklich gemacht haben durch ihr jeweiliges Suchtverhalten.
    Alles Gute dir, ich wünsch dir einen klaren Kopf, schau auf dich und deine Kinder.

    ...die Zeit hat mir die Entscheidung abgenommen: In diesem Leben gibt es keine Kinder mehr. Vielleicht wollte ich auch nie eine Familie.

    Das kenn ich auch. Vater alkohol-, Mutter co-abhängig, da kam auch nie der Wunsch nach einer eigenen Familie auf. Bzw. der Wunsch war schon da, aber die Ablehnung hat immer gewonnen. Die heile Familie, das war klar, das es die nicht gab, nicht für mich. Und so hab ich mir auch immer Partner gesucht, die irgendwie nicht zu erreichen waren.

    Bei mir selbst eine hohe Sensiblilität für Stimmungen anderer. Lange keinen Zugang zur eigenen Wut. Oft um Stunden verzögerte emotionale Reaktionen. Äußerungen, die mich verletzt haben, hab das aber in dem Moment gar nicht gespürt, teilweise gelacht, um dann Nachts beim Wachliegen festzustellen, wie sehr mich etwas eigentlich getroffen hat. Angst vor Nähe, aber auch vor Distanz. Zieht sich jemand zurück, ist mein Interesse geweckt. Rückt er mir auf die Pelle, wird es mir schnell zuviel.
    Massive Selbstzweifel, wenn ich Fehler mache. Selbstzweifel im Beruf, obwohl ich eigentlich gut bin. Tiefstapeln bis hin zu, mich selbst sabotieren.

    Bessere und schlechtere Tage, scharren mit den Hufen, weil das Auszugsdatum näher rückt. Auch Traurigkeit, weil es für meinen Zimmernachbarn weiter nach unten zu gehen scheint.Trinken jetzt zumeist für sich. Und - Ich bin nachwievor nicht sicher, wieviel Unterstützung überhaupt sinnvoll ist. Ein für ihn wichtiger Termin stand an. Scheiterte wegen Zuspätkommen. Hab noch versucht ihn von der Arbeit aus zu wecken, (da ist dann wieder dieser Gedanke, ich wills wenigstens versucht haben, ihn zu unterstützen. Hadere da aber ziemlich mit mir, ist das noch ok, oder schon zuviel eingegriffen? Es klappt auch nicht, er hört nichts, steht viel zu spät auf. Termin kommt nicht zustande. Die Folge, erneutes emotionales Tief, Schuldzuweisungen an Andere, ich lasse es nicht gänzlich unkommentiert. Daß sein Verhalten Konsequenzen hat, ist aber für mich offensichtlicher als für ihn. Er winkt ab, will es nicht hören. Rückzug, beiderseits. // Wäsche, die seit 2 Tagen nicht aufgehängt wird, ich widerstehe dem Impuls die einfach aufzuhängen. Wäre das alles eine halbwegs normale nicht suff- und suchtverhangene Lage, würde ich sie wahrscheinlich einfach aufhängen. Keinen Wirbel machen, weil an anderer Stelle wäre ich vielleicht diejenige die sie vergessen hat. Hier ist allerdings der Unterschied. So wie die Lage ist, würde er meine Wäsche eben nicht aufhängen. Weil ich als Wesen mit ebenfalls Bedürfnissen gar nicht vorkomme.
    Also lass ich die Wäsche drin. Und leg ihm einen Zettel hin, dann Freunde treffen.

    Hallo Momo,
    ich kann mich auch bei einigem was du beschreibst wiederfinden. Mein Vater ebenfalls funktionierender Alkoholiker. Ich hatte auch ein sehr enges Verhältnis zu ihm, wollte ihn oft beschützen. Als Kind hat die Abgrenzung nicht funktioniert, ich wollte eine gute Tochter sein, hab gesehen, das beide Eltern leiden, und hab mich sehr lange verantwortlich gefühlt für ihr Wohlbefinden. Religiöse Vorstellungen und Ideale haben beide sich sehr ineinander verkeilen lassen, ins Handeln kam keiner.
    Ich musste massiv in den Rückzug gehen, um mich davon zu lösen. Räumliche Distanz, keine Kirche mehr, viele Jahre wenig Kontakt. Das waren die Sachen, die ich instinktiv angegangen bin. Es war ein Sich-Losreißen. Die feineren Umstellungen, an denen bin ich heute noch dran. Das schwerfällige Loslassen von Dingen, Personen, ist bis heute ein Thema, und wird mich vielleicht immer begleiten.
    Aber ich kann jederzeit gehen, Telefongespräche abbrechen, nicht drangehen, nicht alle Nachrichten bentworten, nicht auf alle Diskussionen eingehen,
    für mich Stopschilder definieren. Aushalten, daß mein Verhalten, zu meinem Schutz, andere vor den Kopf stoßen kann. Das war anfangs so schwer. Inzwischen geht es immer besser.

    Alles liebe wünsch ich dir

    Guten Morgen, ein Update. (Für mich auch, ich les mir meine eigenen Sachen hier auch noch mal durch.)

    Eingebettet in eure Antworten ist das irgendwie beruhigend. Es gibt einen Rahmen, oder nee, den Online-Stuhlkreis, das ist toll. - Tagebuch schreibe ich aber auch noch, da kann ich dann noch mal anders reflektieren, mich auskotzen, und das lese ich mir auch meistens nicht noch mal durch, ist eher zum loswerden.

    Die Frage nach der eigenen Grenze hat mich auch meine Kräfte befragen lassen.
    Ich kann ja niemandem eine Stütze sein, wenn es mir selbst nicht gut geht.
    Nachdem er mir signalisiert hat, daß meine Hilfsangebote einen immensen Druck ausgelöst haben, hat mich das erst mal ziemlich vor den Kopf gestoßen. Zurückweisung, die sich gegen mich richtet, so empfand ich das in dem Moment.
    Und daran merke ich dann auch, daß es in der Co-Abhängigkeit neben dem Suchtmittel des Helfens immer auch um einen selbst geht.

    Jetzt überlege ich, wie ich mir das restliche Zusammenleben vorstelle.
    Das habe ich mir vorgenommen:
    Hineinhorchen in mich, und zwar jeden Tag, wie es mir geht. Fühle ich mich nicht wohl,
    dann aus der Situation rausziehen. In mein Zimmer, oder, wenn es meine Zeit zulässt, Freunde draußen treffen.
    Ich bringe nicht mehr so gerne Freunde mit nach Hause, um der unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen,
    daß er betrunken sein könnte, (ist er meistens, aber dann noch so daß man es merkt, das stresst mich zusätzlich).
    Langfristig: ich möche so entspannt wohnen, daß ich gerne Menschen zu mir einlade.
    Auch ein Grund, wieso ich die Situation mit ihm zeitlich begrenzen muss, für mich.
    Eine Falle, für mich definiere ich sie zumindest als solche, ist daß ich, wenn ich mich als Zentrum aus den Augen verliere, auch die Gestaltungshoheit über Stimmungen abgebe. Und damit meine ich eine Stimmung im Raum. Setze ich selbst eine, fühlt es sich anders an, als wenn ich wie ein Seismograph eine vorhandene aufgreife und mich entsprechend schlecht fühle, wenn sie so negativ ist. (Das wäre sozusagen meine Co-Flasche, die ich dann ansetze, bildlich gesprochen. Das perfide ist ja, das es sich durch meine Prägung erst mal irgendwie ok (und vorallem auch empathisch anfühlt), und Mitgefühl und Nächstenliebe ist vertrautes Terrain. Gleichzeitig fühlt es sich aber auch nicht ok an, weil ich spüre, dass sich die Auswirkungen gegen mich richten können. Also: Seismograph ja, aber das Einmessen von Stimmungen, und Gefühlen vorrangig bei mir selbst. Dann schauen, was um mich herum passiert.
    Durchatmen, mich sehen und spüren, und schauen, was ich brauche. Und heute heißt das, ein Tag für mich.
    Kino. Meine Arbeit. Musik, und ein bisschen Schreiben. Rausgehen, auch wenns grau ist. Ich schlaf grad besser.

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    Zitat aus todoist. Google den Eintrag mal, vielleicht helfen dir die beschriebenen Anleitungen weiter. Je nachdem was du fürn browser hast.

    Guten Abend.

    Er muss. Es gibt ja einen Stichtag, und eine Nachfolge für sein Zimmer.

    Aber ich will mir gar nicht ausmalen, was bis dahin alles sein kann, oder danach. Seine Antriebslosigkeit hat ihn in ziemliche Bedrängnis gebracht. Wieviel hat ein Mensch denn selbst in der Hand? Vielleicht ist er auch tatsächlich in einer verrückten Schraubzwinge gefangen, aus Umständen, Sucht, und psychischer Erkrankung, die das Wollen in so unerreichbare Ferne rückt.

    Aber ich lass das jetzt bleiben, all mein Rufen und Warnen, Ziehen und Drücken hatte nicht die erwünschte Wirkung. Im Gegenteil.
    Wie ein Kind habe ich mir vorgestellt, wenn ich nur ganz fest dran glaube und immer wieder ausspreche, dann ist doch klar, was zu tun ist, je eher je besser. Aber das hier sind schwere Gegner. Sucht. Depression. Nix davon geht einfach weg, wenn man nur Tacheles redet und es dann gemeinsam angeht.
    Ungefähr so, als wollte man einen Baum mit blosser Hand aus der Erde reißen. Seit er mir signalisiert hat, daß Hilfsangebote, und seien sie auch noch so niedrigschwellig, nackte Panik auslösen, bin ich still geworden, und sehr nachdenklich. Und grade versuche ich den Gedanken auszuhalten, daß es vielleicht nicht gut ausgehen könnte.

    @Marta Plan B - nein, den hab ich nicht. Ich gehe aber auch nicht davon aus, das er sich weigern wird. Wenn ich den worstcase denken kann, ohne sofort in Aktionismus zu fallen, dann kann ich ihn glaube ich auch gehen lassen. Bestcase zu denken fällt mir leichter, das kann ich euch sagen.

    Ava , die sog. Profis denke ich jetzt zumindest für den Ernstfall mit, alles andere liegt in seiner Hand.

    Das Schreiben hier hilft. Lesen auch. Eure Worte hier, danke dafür.

    lütte69
    Ja, ist meine Wohnung. Eigentlich zahlt er Miete, wenn auch unregelmässig. Momentan traue ich mich allerdings nicht nachzufragen, weil in den letzten Tagen er wiederholt panisch wurde, wenn ich unangenehme Themen angesprochen habe. Und zur Zeit sind eigentlich alle Themen unangenehm, es sei denn man verlegt sich auf smalltalk. Eigentlich waren wir auch mal befreundet, fühlt sich aber grad gar nicht nach irgendwas auf Augenhöhe an.

    Cadda
    Ja, es ist mein Leben, und ich will diesen Zustand so schnell wie möglich anders haben. Weiß aber auch, das ich weder von heute auf morgen etwas verändern kann, noch das ich sofort aus der Situation herauskomme. Oder sagen wir mal, ich habe entschieden, das es noch die 2 Monate Frist gibt, damit er für sich eine Entscheidung treffen kann wie es weitergeht. (Wohlwissend, das ich mir mit dieser Frist auch die negativen Gefühle ins Haus hole). Ich habe abgewogen, mich gefragt, ob ich es für eine Zeitlang mittragen kann. Es ist schlimm, ihn so abdriften zu sehen, aber wenn ich ehrlich bin, dann war das wohl schon so, bevor er zu mir kam, und es wird vielleicht auch noch sehr lange weiter abwärts gehen. Das ist grad das woran ich mich halte, an mein Begreifen, daß meine Kapazitäten eine Grenze haben. Ich will mir selbst Kompass sein.

    Aber ach, ich bin traurig.

    Ich zucke zusammen, wenn ich aneinanderschlagende Flaschen höre, kennt das jemand? Dann das obligatorische Bier in der Hand mittags, ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ist schließlich sein Leben. Neulich hat er das Bier dann in meinem Beisein in den Abfluss gekippt, als hätte ich laut und deutlich gesagt, weg damit.

    Aber ich weiss genau, er hätte die Flasche nicht mal abgesetzt, wenn ich nicht im Zimmer gewesen wäre. Ich glaube fast, der Dunst zieht schon in die anderen Räume. GottseiDank ist er grad in seinem Zimmer und ich in meinem, das ist tatsächlich schwer zu ertragen, bzw. ich bin da die letzten Wochen sensibler geworden. Ich ertrage auch schwerer - mir gehts so schlecht tiraden, wenn ich vermute, daß es sich um Kater handelt. Bzw. muss ich auch nicht, ich gehe dann auf Abstand, werde kurz angebunden und gehe in mein Zimmer. Lässt sich aber finde ich schwer unterscheiden, die Not meines Gegenübers ist ja zwangsläufig an sein Trinkverhalten gekoppelt, jedenfalls seh ich ihn kaum je ohne Bier in der Hand.

    Wo sind meine Grenzen? Das muss ich mal noch genauer herausfinden. Trinken in meinem ZImmer? Ein No-Go. Trinken in der gemeinsamen Küche? Ist halt auch sein Space, also lass ich es zu. Die Rage beim Reden, das sich Hochpushen gabs jetzt auch ein paar Mal, birgt eine Unberechenbarkeit, die mich beunruhigt. Will nicht sagen ängstigt, weil dann müsste ich tatsächlich sofort die Reißleine ziehen, aber es gefällt mir nicht. Und ich dringe schwerer zu ihm durch. Als wäre alles viel zu laut, ohrenbetäubend, wie durch ein Vergrösserungsglas. Mit anderen Worten, ich möchte für ihn da sein, aber nicht jederzeit und auch nicht um jeden Preis.

    Der Co-Anteil in mir möchte Erfolge sehen, - durch meine Fürsorge gehts ihm besser. Totaler Quatsch, weiss ich auch. Emotional bin ich da aber noch nicht. Da trifft dann - Aurora hats auch schon geschrieben, ein Puzzleteil der Vergangenheit auf ein Puzzleteil der Gegenwart. Es ist verdammt vertrautes Terrain. Ein Mann der nicht klarkommt. Sich betäubt. Der sich dann öffnet, widerwillig, betrunken, ängstlich. Ich die mit den Lösungen, den Hilfsangeboten, dem offenen Ohr. Wenn ich das jetzt so schreibe, und in mich reinhorche, ist das ganz schön perfide. Wie sehr gehts da wirklich um ihn? Ich möchte gebraucht werden, so siehts aus, als Kind hab ich mir das nicht ausgesucht, und jetzt will ich sagen, ja gut jetzt auch nicht, aber das stimmt natürlich nicht, ich bin erwachsen, natürlich liegt es in meiner Hand.

    Mein Vater hat zumindest bis abends gewartet mit dem Trinken, ich glaube deswegen kam mir sein Verhalten auch nicht gleich auffällig vor, Stichwort Kind eines trinkenden Vaters, meiner hatte sich immer gut im Griff, die meiste Zeit habe ich ihn als Opfer wahrgenommen, es hat Jahre gebraucht, bis ich die Wirkung seines Verhaltens aus einer anderen Perspektive sehen konnte. Aber emotional passieren da andere Dinge offensichtlich. Das Opfer seiner Umstände, dieses Narrativ nervt mich zwar, gleichzeitig bin ich sehr empfänglich dafür, und werde von Beschützerinstinkten angeflogen.

    So ein paar Gedanken zu dem was mir grade so durch den Kopf geht. ist mehr so eine Art Diary geworden, ich hoffe das ist OK.

    Liebe ava, da hast du den finger gleich auf mehrere wunde punkte gelegt. Ja, es stimmt, die schuldgefühle kommen aus alten mustern, das um jemanden kämpfen hab ich glaube ich ziemlich internalisiert. Jetzt kommen mir auch die tränen während ich hier schreibe. Ich habe ihn mit mühe zu einem besuch bei einer ambulanz überreden können, er bekam dort eine diagnose, die normalerweise eine sofortige einweisung nach sich gezogen hätte, aber er fällt statusbedingt durch alle raster. Ähnlich wie ein obdachloser, nur das er bei mir (noch) ein zimmer hat. Ich kann hier nicht zu viel schreiben, nur das das klassische geflecht aus arbeit, freunde, geld, partner, versicherungsschutz, familie nicht existiert. Seine äusserungen sind teilweise alarmierend, gestern meinte er er ist kurz davor den verstand zu verlieren. Ich habe aber bei aller dramatik eine entscheidung getroffen, in 2 monaten zieht eine freundin bei mir ein, was auch schon seit monaten im raum steht. Es war von anfang an nur als vorübergehendes obdach gedacht, allerdings sah es anfangs noch so aus, als könnte er sich selbst organisieren, und sein leben in die hand nehmen. Stattdessen gings steil bergab. Das alkoholprobrem habe ich auch unterschätzt. Bzw. mich überschätzt.

    Unterstützung erfahre ich hauptsächlich durch freunde. Das thema therapie ist wie gesagt eine baustelle. Aber ich merke wie mein alter widerstand dagegen bröckelt. Ich werde aber jetzt mal den sozial psychiatrischen dienst kontaktieren.

    Danke fürs mitlesen und deine lieben worte, bin etwas ruhiger jetzt. Und seit ich das auszugsdatum kommuniziert habe, schlafe ich etwas besser.

    Hallo zusammen,

    ich möchte mich kurz vorstellen, ich bin Ü40, und lebe zur Zeit mit jemandem zusammen, der sowohl schwer depressiv ist als auch einen heftigen täglichen Alkoholkonsum an den Tag legt. Dazu kommt ein mehr oder weniger umgedrehter Tag-/Nachtrhythmus, mit heftigen Schlafproblemen. Die habe ich mittlerweile aber teilweise auch, weil mich die Sorge um seinen Zustand oft weckt. Ich habe keine Kinder, und wir sind auch kein Paar, es gibt aber eine gemeinsame jedoch lang zurückliegende Historie.

    Er ist stark suizidgefährdet, zumindest spricht er öfter davon nicht mehr leben zu wollen. Mich macht das zunehmend ratlos, manchmal auch wütend, zuweilen auch ohnmächtig. Es gibt bessere und schlechtere Tage, aber auf Dauer jemanden in meinem Zuhause zu wissen und zu erleben, der sich in den Abgrund trinkt, ist keine Option für mich. Ich habe ihm das auch schon kommuniziert, auch wenn mich allein bei dem Gedanken, nicht mehr für ihn dazu sein grosse Schuldgefühle plagen. -Als sei ich die einzige die ihn dauerhaft vom Trinken abhalten könnte.

    Die momentane Lage spült auch wieder Erinnerungen an meine eigene Kindheit an die Oberfläche, einiges auch von dem ich gar nicht dachte, das es noch eine Rolle spielt. (Vater Alkohol/ Mutter sehr unglücklich, phasenweise depressiv und psychotisch). Ich hab mich zeit meines Lebens gegen eine Therapie gesperrt, auf die Gründe würde ich an anderen Stelle mal eingehen wollen. Ich bin ziemlich offen mit meinem engen Umfeld über das was gerade bei mir los ist, was die innere Anspannung zumindest zeitweise abmildert.

    Meine eigenen Gefühle kann ich auch grade kaum greifen, ausser vielleicht eine permanente Halb-Acht-Stellung. Wenn ich merke, dass er zu betrunken ist, ziehe ich mich zurück. Auf dem Weg nach Hause wird alles eng in mir, Gefühle die ich lange nicht hatte, die ich aber noch aus meiner Kindheit kenne. Soweit erst mal, wenn das hier ein Stuhlkreis wäre, würde ich fragen, ob ich mich zu euch setzen darf. Und jetzt durchatmen, und mir selbst sagen, es ist OK, das hier zu schreiben.