Ich habe jetzt Mittagspause und nutze mal die Zeit, um meine Gedanken etwas zu ordnen. Gestern bei meinem Arztbesuch kam nochmal das Thema Therapie auf den Tisch.
Letzte Woche Montag hätte ich sofort zugestimmt, heute bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob ich das will (wäre nachrangig) und brauche.
Alles was ich jetzt schreibe ist NUR meine Sicht der Dinge und mir ist klar, dass jeder andere Bewältigungsstrategien für sich verfolgt.
Ich bin eine Frau, die wenig damit anfangen kann, wenn aktuelle Umstände versucht werden mit einem Herumkramen in der Vergangenheit aufzulösen. Platt gesagt, es ist mir egal, warum jetzt ein Loch im Reifen ist. Ob’s nun eine Scherbe, eine Schraube oder materialermüdung war ist egal. Im Ergebnis ist der Reifen nun platt. Würde aber eine Therapie nicht genau diesen Ansatz verfolgen? Schauen, warum ich jetzt „einen platten“ habe? Das Lesen in dieser Gruppe hilft mir unheimlich, weil ich hier eher den Rat rausziehen kann, zukünftig lieber diese und nicht jene Strecke zu fahren, da bekanntermaßen viele Nägel auf der Strecke liegen, die ich eigentlich genommen hätte. Und es wird mir geraten Flickzeug bei der Hand zu haben oder mal ein Stückchen zu schieben, wenn die Kräfte schwinden. Nun traue ich mir aber nicht über den Weg…ist das meine suchtstimme, die mich von einer Aufarbeitung distanzieren will, um mich dann wieder anzuspringen? Ich bin mit einem schwerst alkoholabhängigen Vater aufgewachsen, der starb, als ich 14 war. Er hatte diverse Entgiftungen, Rehamaßnahmen, lang- und kurzzeittherapien. Am Ende hat es ihn keinen Schritt weitergebracht zu wissen, woher seine Alkoholabhängigkeit kommt. Ich habe nun einfach Sorge, dass da in meinem Unterbewusstsein eine Schlammlawine losgetreten wird. Irgendetwas, was mir den Eindruck vermittelt, dass es ja klar ist, dass ich so geworden bin und es vollkommen gerechtfertigt ist, dass ich gesoffen habe. 9 Tage sind ein Anfang und ich will und werde auch alles tun, was nötig ist, um weiter meinen abstinenten Weg zu gehen. Ich kann mir nur grad nicht vorstellen, dass es mir hilft, wenn ein Therapeut mein ganzes Leben vor sich ausgebreitet sehen will.