Beiträge von Pauli71

    Hallo Kommal,

    'aber' ist hier nicht als Erwiderung oder Negierung gedacht gewesen, sondern einfach als Füllwort ;)

    Die SHG ist wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden, ein Punkt von mehreren, der mein jetziges vom früheren unterscheidet. Wenn ich zurück blicke, glaube ich manchmal mein früheres Ich kaum noch zu kennen....

    Viele Freunde von damals sind es nicht mehr (wollte das erst nicht glauben, aber es ist tatsächlich so, dass mit dem Suff auch ein Großteil meiner Bekannten/Freunde wichen), mein Tagesablauf ist völlig anders, ich habe neue Hobbies.... Alles wurde v.a. auch durch Eure Hilfe umgestellt - auch mein Denken - so dass der Gedanke an den Alkohol immer weniger Platz in meinem Kopf fand. Ich will nicht behaupten, dass er ganz weg ist, aber er sitzt ganz weit hinten und hat sich jetzt schon eine zeitlang nicht mehr nach vorn getraut....

    Ich bin zufrieden.

    Pauli.

    Hi Leute,

    ich wollte mich mal kurz melden - ich weiß, es ist schon eine (lange) Weile seit meinem letzten Posting.... Aber es läuft alles ganz gut, am 27. Februar hatte ich mein einjähriges ;) , bin also immer noch trocken. Therapie habe ich soweit abgeschlossen, gehe aber immer noch in die SHG, außerdem mache ich weiter meine Meditationsübungen (ich glaube langsam, die haben mir am meisten weitergeholfen).

    Grüße an alle, die diesen Thread verfolgen/verfolgt haben - ich werde mich sporadisch weiter melden :)

    Gruß
    Pauli.

    Hallo Forum,

    nachdem ich nun schon wieder einige Zeit von "meiner Reise ins Ich" zurück bin, möchte ich nun meine Erfahrungen berichten.

    Ich war insgesamt gut 4 Wochen in Amerika, ganz allein, zu Fuß in den Apallachen unterwegs. Dabei habe ich insgesamt fast 850 km zurückgelegt, 12 kg abgenommen und eine Menge über mich gelernt. Die Strecke, die ich für meine Wanderung ausgewählt hatte, liegt größtenteils in Virginia/Tennessee/North Carolina und wechselt zwischen einfacheren, etwas ebeneren Abschnitten und gebirgigen Passagen.

    Meine Motivation, diesen Tripp zu machen, war, dass ich nach allem, was dieses Jahr passiert ist, das Gefühl hatte, Abstand gewinnen zu müssen. Wer meinen (unregelmäßigen) Thread verfolgt hat, weiß, dass ich neben meinem Entschluss, nichts mehr zu trinken auch andere Brocken - beruflicher, wie auch familiärer Art - zu schlucken hatte. Meine Beziehung war stellenweise auch nicht so, wie ich es mir wünschte, ich muss aber meiner Frau wirklich dankbar sein, dass sie am Ende zu mir gehalten hat und vor allem auch, dass sie mir diese Reise ermöglicht hat, während sie allein mit den beiden Kindern zuhause blieb.

    Meine Situation vor der Abreise war ein Gefühl des Ausgebrannt-Seins, leicht depressiv, orientierungslos und auch die Gedanken an den Suff schlichen sich mehr und mehr ein. Dass ich dann wirklich losgezogen bin, überrascht mich eigentlich immer noch :)

    Der Abflug war dann aber schon ganz anders, ich fühlte mich plötzlich frei, gelöst und offen für das, was kommen würde. Nach der Ankunft in den USA habe ich mich nicht lange aufgehalten, bin gleich in den Bus gestiegen (hatte absichtlich kein Hotel für den ersten Tag gebucht) und los gings durch die Lande. Von der Fahrt habe ich nicht viel mitbekommen - da ich im Flugzeug nicht schlafen konnte, bin ich im Bus gleich weggeknackt. Als ich dann in Roanoke (VA) ankam, war es 3:00 früh und ich wusste erst mal nicht, was ich tun sollte. Hab mich dann in die Wartehalle verzogen und die Zeit bis zum Sonnenaufgang dort verbracht.

    Die erste Etappe durch die Stadt und raus zum Trail war dann schon mal eine Zäsur, die Stadt zeigte sich von ihrer hässlichen Seite (dreckig, unsicher, laut...) und so schaute ich, dass ich wegkam. Als ich die Vororte hinter mir hatte, ging's dann besser - ich suchte ja Einsamkeit. Am ersten Tag riss ich gleich 40 km runter - ich wollte am liebsten rennen, wegrennen von allem, von meinem alten Leben und den alten Problemen. Abends war ich todmüde, konnte kaum noch das Zelt aufbauen und schlief wie ein Toter.

    Als ich am nächsten Tag um 6:00 aufwachte und mich zum Frühstück hinsetzte, spürte ich dann schon diese besondere Stimmung, die mich die nächsten Wochen begleiten sollte - Freiheit, Ruhe (innere wie äußere) - einfach wunderbar. Der Campingplatz lag mitten im Wald und war nur spärlich belegt. Nach und nach kamen andere aus ihren Zelten, die meisten auch Hiker wie ich. Einige ganz verrückte, die die ganze Strecke des Trails (über 3400km) gehen wollten, waren auch dabei. Alles ganz nette Typen, viele eher ruhig - aber alle sehr herzlich. Mir wurde angeboten, mich einer Gruppe anzuschließen, was ich aber ablehnte, weil ich zuerst allein ein Gefühl für den Trail entwickeln wollte.

    So vergingen die ersten Tage, meinen anfänglichen Übereifer musste ich aber am dritten, vierten Tag büßen, ich hatte meine Leistungsfähigkeit deutlich überschätzt. Die Folge war ein wahnsinniger Muskelkater, Überlastungserscheinungen in Knien und Hüftgelenken und einige nette Blasen. Ich muss in der Zeit ein wirklich bemittleidenswertes Bild abgegeben haben und habe dann auch meinen "Trailnamen" bekommen. Er wurde mir von einer Gruppe Australier verliehen, die selber langsam unterwegs waren - was sie aber nicht abhielt, mich als "Snail" (Schnecke) zu verspoten.

    Nach ein paar Tagen habe ich mich von der Gruppe dann wieder getrennt und bin allein weiter. Meinen Beinen ging es wieder besser, die Hälfte meiner Ausrüstung hatte ich verschenkt um den Rucksack zu entlasten und so kam ich in eine etwas wildere, bergigere Gegend. Die Landschaft war grandios, hinter jeder Ecke wartete eine neue Erfahrung, ich habe Wölfe und Bären gesehen, eine Vielzahl von Vögeln, Pflanzen ... Hier lebte ich wirklich auf. So verbrachte ich fast eine Woche allein (mit Ausnahme von kurzen Begegnungen auf dem Weg). Ich habe wild Gecampt, weil ich mich vom Betrieb der Campingplätze fernhalten wollte - was natürlich nicht ohne Risiko war.

    Ich war also voll gut drauf als ich mich entschloss, einen Abend wieder auf einem belebten Campingplatz zu verbringen. Mein Äußeres war inzwischen in das übliche Outfit des Trails übergegangen: Bart, ungekämmtes Haar, nicht mehr ganz sauber... so fand ich bald Anschluss an eine Gruppe, die selbst erst ein, zwei Tage unterwegs waren und mich wohl als alten Hasen ansahen. Es wurde viel geredet am offenen Feuer gesessen - als plötzlich einer neben mir eine Flasche "Old Turkey" auspackte und mir anbot.

    Den Schock, der mir da durch den Leib fuhr kann sich niemand vorstellen. Tief drin hatte ich mir eingebildet, alle meine Probleme weit hinter mir gelassen zu haben und dann dies. Der Typ muss wohl gemerkt haben, dass was nicht stimmte und hat sich erkundigt, was los sei. Da habe ich dann zum ersten Mal, seit ich nichts mehr saufe, zu einem Wildfremden gesagt, dass ich Alkoholiker bin und nichts mehr trinke. Das war für ihn - aber auch den Rest der Gruppe - dann sehr unangenehm, "private" Probleme derart nach außen zu tragen, scheint in Amiland nicht so erwünscht zu sein, aber der freundliche Herr packte wenigstens seine Flasche weg. Ich habe mich dann bald verabschiedet, ich war so aufgewühlt, aber auch stolz, dass ich das so gut überstanden hatte.

    Ab da habe ich mich dann nur noch mit solchen Hikern zusammengetan, die offensichtlich schon eine längere Strecke hinter sich hatten - da konnte ich sicher sein, dass keiner überflüssiges Gewicht (sprich Stoff) im Rucksack hatte.

    Langsam ging es dann auch dem Ende zu. Die letzten Tage versuchte ich, möglichst viel von der ganzen Umgebung und dem Feeling aufzusaugen. Ich war aber auch froh, dass es dem Ende zuging. Als ich dann im Bus nach Charleston saß, freute ich mich schon wie ein kleines Kind auf's Heimkommen. Flug war wieder nicht so toll - die Airlines sind einfach nicht auf Leute über 190 eingestellt.

    Dann in Deutschland am Flughafen der große Augenblick: meine Frau mit den beiden Kids und meinen Eltern haben mich abgeholt. Als ich sie stehen sah, kamen mir die Tränen, so habe ich mich gefreut, wieder da zu sein. Anders herum waren meine Leute aber sehr erschrocken, wie ich aussah. Ich hatte sehr abgenommen und obwohl ich mich wieder für die Zivilisation hergerichtet hatte, sah ich wohl doch noch schlimm aus. Wenigstens haben mich meine Töchter gleich erkannt ;)

    So, jetzt bin ich schon ein paar Wochen zurück, wieder in die übliche Tretmühle eingespannt - was hat mir dieser Egotripp gebracht? Er hat mir gezeigt, dass du alles schaffen kannst, dass egal wie schlimm der Tag ist, du deinen Weg gehen kannst - wenn du nur daran glaubst. Für mich persönlich wurden viele Dinge wieder auf die korekte Größe gestutzt und in die richtige Perspektive gesetzt. Meine Prioritäten wurden neu gemischt, meine Ziele teilweise radikat umgesetzt. Mein Verhältnis zu meiner Frau ist inzwischen besser als je zuvor. Mein Umgang mit meiner Umwelt viel offener - ich habe keine Angst mehr davor, was andere denken könnten. Und vor allem anderen nehme ich mich selbst nicht mehr so wichtig. Wie egomanisch diese Reise auch scheinen muss - sie hat mich letzten Endes vor allem eines gelehrt: Bescheidenheit.

    Gruß
    Pauli.

    Hallo aus Amerika!

    bin jetzt seit zwei Wochen zu Fuß (und allein!) in den Appalachen unterwegs. Die Landschaft ist echt Wahnsinn und ich habe in dieser Zeit viel über mich gelernt. Tage der absoluten Einsamkeit wechseln sich mit unverhofften Begegnungen (sei es mit Menschen, Tieren oder auch der Landschaft selbst) ab.

    Seit meiner Ankunft, bzw. meinem Abmarsch, herrscht bei mir ein absolut entspanntes Feeling, ich ruhe richtig in mir selbst und ich hatte überhaupt kein Verlangen nach Stoff. Mir geht es richtig gut, habe ziemlich abgenommen (kein Wunder bei 25 - 30 km pro Tag). Abends im Zelt finde ich viel Zeit, über mich, das Saufen, meine Vergangenheit und Zukunft nachzudenken - das bringt mir wirklich viel.

    Einzig der fehlende Kontakt zu meiner Familie und den Kids schmerzt manchmal, aber in knapp einer Woche bin ich ja wieder zuhause.

    Mehr über meine Erfahrungen und wie mich dieser Tripp weitergebracht hat, wenn ich wieder daheim bin.

    Grüße
    Pauli.

    Hallo Forum,

    wollte kurz was von mir hören lassen, um mich gleich für drei Wochen abzumelden. Ich bin auf dem Sprung nach Amiland um mich auf dem Apalachian Wandering Trail umzutun. Das ist ein Fernwander-Trail, auf dem ich gute 300 km runterreißen will.

    Wenn ich an einem Internet-Cafe vorbeikomme, melde ich mich zwischendurch - ansonsten dann Erfahrungsbericht nach meiner Rückkehr ;)

    Alles Gute an Eu alle - bleibt sauber, wir lesen uns nach meiner Rückkehr.

    Gruß
    Pauli.

    Hallo S.day,

    ahhh, das tut gut, wenn man vermisst wird ;)

    Danke der Nachfrage, mir geht es wirklich gut. Der Stress von vor ein paar Wochen ist überstanden und ich habe mich in meinem Leben ohne Alk weiter gut eingerichtet.

    Den Notfallkoffer von Andreas habe ich mir sehr zu Herzen genommen und tatsächlich eine Liste gemacht, die ich in meiner Geldbörse bei mir trage. Dazu ein paar kurze Ausdrucke von Berichten hier im Forum. Ab und zu lese ich die Texte durch und fühle mich dann immer in meinem Entschluss bestärkt. Ich habe mir letztens auch Bücher zum Thema Suff gekauft und lese wenn ich Zeit habe, um mir auch von anderer Seite ein bisschen was anzueignen. Vor allem im Umgang mit meiner Umwelt bin ich weiter etwas unsicher und hoffe, aus entsprechenden Beschreibungen was lernen zu können.

    Mein Tagesablauf ist ja schon länger strikt organisiert, zur Zeit aber noch etwas mehr, weil ich mich auf einen Fern-Treck Ende des Monats vorbereite. Da will ich eine längere Strecke zu Fuß hinter mich bringen, so mit Tagesetappen von ca. 30 km und muss deshalb fit sein. Dazu verbringe ich viel Zeit mit den Kids und der Rest des Tages geht mit der Arbeit drauf ;)

    Wie geht's Dir so? Sorry, ich habe leider nicht mehr die Zeit, alle Beiträge regelmäßig zu verfolgen und bin deshalb nicht ganz auf dem Laufenden.

    Grüße an alle
    Pauli.

    Hi Andreas,

    interessant, dass du konkret die gleiche Erfahrung gemacht hast. Ich habe in der Situation überhaupt nicht damit gerechnet und fühlt mich die ganze Zeit bis dahin "sicher" in meiner Entscheidung.

    Was ist das für ein Notfallpaket, von dem Du sprichst?

    Gruß
    Paul.

    Hallo S.day, Elisabeth und alle anderen,

    Danke für Eure Nachfragen, Anregungen und Schreie (S.day ;) ). Wie ich schon letztes Mal geschrieben habe, ging es bei mir eine zeitlang äußerst eng zu. Vater und Mutter krank, Betrieb in Abwicklung daneben noch der Job mit großem Abgabetermin. It never rains, it pours!

    Inzwischen ist alles wieder im ruhigeren Bereich, Vater wieder einigermaßen auf dem Damm, Mutter auch, Betrieb aufgelöst, Arbeitspacket abgegeben

    UND

    - immer noch abstinent
    - immer noch in der SHG
    - immer noch beim Therapeuten

    Gelegenheit also, ein bisschen Rückschau zu halten. In der Zeit, in der ich maximalen Stress hatte, mit teilweise 16-17 Stunden Arbeit am Tag habe ich wochenlang keinen Gedanken daran verschwendet, etwas zu trinken. Ich lief wie ein Uhrwerk, alles ging von selbst, für Saufgedanken war gar kein Platz. Und ich war richtig stolz auf mich, als ich das realisiert habe. Ich fühlte mich in der Hinsicht so gut und sicher wie lange nicht mehr.

    Dann waren meine Eltern versorgt, ich hatte den Betrieb mehr oder weniger verkauft und ich nahm mir zwei Tage frei. Mit der Familiy saßen wir am Abend zusammen, alle noch etwas zittrig ob des überstandenen Chaos' und wir haben uns unterhalten. Mein Vater warf dann irgendwann ein, "nach den ganzen Wirren der letzten Wochen hätten wir uns eigentlich alle einen Schnaps verdient". Er hat es zwar gar nicht ernst gemeint - darf sowieso nichts trinken - aber ich habe tatsächlich einen Moment lang überlegt, ob ich es mir nicht wirklich verdient hätte.

    Man muss sich das mal vor Augen führen: ich bin jetzt fast 5 Monate weg vom Stoff, fühlte mich gut und sicher und BAMMM - plötzlich denke ich in Seelenruhe darüber nach, wieder zu saufen. Ich habe dann nichts getrunken, lag die ganze Nacht wach und habe darüber nachgedacht, an welcher Katastrophe ich da (wieder) vorbeigeschrammt bin.

    Also ich bin ja wirklich nicht in der Position, anderen Ratschläge zu geben, aber vielleicht hilft es jemand, meine kleine Geschichte zu lesen und dadurch WACHSAM zu bleiben!!

    Alles Gute an Euch und einen schönen Tag!
    Pauli.

    Hallo Forum,

    sorry, dass ich mich jetzt so lange nicht mehr gemeldet habe. Zuerst also mal der Status: immer noch clean, nächste Woche werden es damit 4 Monate.

    Meine Situation ist zur Zeit äußerst stressig, im Job ist jetzt dann wieder ein Termin am ablaufen, meine Eltern sind beide im Krankenhaus/auf Kur und dazu kommt jetzt, dass ich den Betrieb meines Vaters abwickeln muss, weil er gesundheitlich nicht mehr arbeiten kann. Das führt dazu, dass ich seit dem Urlaub um 4:00 aufstehe um im Betrieb zu arbeiten, gegen 6:00 in die Arbeit düse und dann am Abend wieder in den Betrieb gehe. Auf der einen Seite fülle ich so zwar den Tag komplett aus, andererseits ist vor allem das Schlafdefizit inzwischen ein wirkliches Problem geworden.

    Vor allem aber weil ich so viel zu tun habe, vergehen inzwischen Tage völlig ohne einen einzigen Gedanken an Alkohol zu verschwenden. In der Therapie meinte der Typ das letzte Mal, dass das zwar auf der einen Seite positiv sei, ich aber aufpassen muss, dass das Ganze nach einem Entspannen der Situation wieder umschlägt, oder ich später in eine Art von Belohnungssaufen renne (von wegen "wo ich jetzt soviel geschafft habe, kann ich schon eine Halbe trinken").

    Wegen des Zeitmangels halte ich zwar die Therapiesitzungen ein, die SHG habe ich aber jetzt zweimal geschwänzt, das muss ich noch irgendwie hinkriegen.

    Alles in allem bin ich zwar totmüde, aber trotzdem gut drauf und zuversichtlich.

    Gruß
    Pauli.

    Hallo Forum,

    nach gut einer Woche Urlaub bin ich wieder da. Für die Kinder war es eine tolle Zeit, für mich... naja.

    Zuerst mal fand ich es sehr schwierig, von den gewohnten Aktivitäten runterzufahren. Zuhause habe ich meinen Tagesablauf so organisiert, dass immer was zu tun ist. Im Urlaub hing ich nur so rum und wusste, während ich die Kinder beim Spielen beaufsichtigte (sind noch zu klein, um allein gelassen zu werden), nicht, was ich tun sollte. Am dritten Tag hat's mich dann voll erwischt, ich habe ewig darüber sinniert, warum ich mich jetzt nicht auf die Terrasse setze und ein Bier bestelle, die anderen tun's doch auch usw. Das war ein harter Nachmittag/Abend, der mich voll an den Abgrund geführt hat. Im Nachhinein hätte ich vielleicht überhaupt keinen Urlaub im Hotel machen sollen, denn in dieser Umgebung wird davon ausgegangen, dass Du trinkst.

    Letztendlich bin ich dann doch eine Stunde Schwimmen gegangen, dann hatte ich den Anfall überwunden - knapp war es aber schon. Jetzt bin ich richtig froh, wieder in meinem gewohnten Umfeld und dem "sicheren" Ablauf mit Therapie und SHG zurück zu sein. Gleichzeitig bin ich noch wachsamer, was Umgebung und Leute angeht, um solche Versuchungen zu vermeiden.

    Gruß
    Pauli.

    Hallo Leute,

    nach eine Pause mal wieder ein Lebenszeichen von mir ;)

    Bin weiter gut unterwegs, immer noch abstinent und fühle mich gut dabei. Bis auf kleinere "Aussetzer" spüre ich keinen Saufdruck - nur manchmal schießt sowas wie ein Flashback durch's Hirn, wenn ich den Nachbarn am Abend beim Grillen mit einem Bier auf der Terrasse sitzen sehe - kann aber gut damit umgehen.

    Situation zwischen meiner Frau und mir hat sich nach dem Gespräch mit den Freunden entspannt, sie hat auf alle Fälle bis jetzt keine solchen Aktionen wie am Vatertag abgezogen, d.h. ich denke, sie akzeptiert, dass ich da ein Problem habe und etwas dagegen tue. Mir erleichtert das die Sache natürlich ziemlich, weil ich mich dann zuhause nicht ständig rechtfertigen muss.

    Jetzt geht's dann erst einmal in Familienurlaub - bin gespannt, wie's wird.... wahrscheinlich bringen mich die Kids um den Verstand ;)

    Gruß an alle
    Pauli.

    Hallo Pleajden, Darksoul, Harmut und der Rest,

    - ich weiß, dass ich Alkoholiker, Trinker, Säufer bin und versuche etwas dagegen zu tun

    - ich weiß, dass ich keine Chance habe, die Sucht je zu kontrollieren - logisch, sonst wäre es keine Sucht, ich glaube deshalb nicht, dass ich versuche, irgendwo Hintertüren für mich einzbauen/offen zuhalten.

    - ich will nicht auf "einem hohen Roß sitzen" und alle Mit-Säufer - egal in welchen Lebensumständen und Phasen der Sucht sie leben - haben meine Anteilnahme - gleichwohl gestehe ich mir zu, neben dem Blick auf die Krankheit persönliche Sympatien und Antipatien einzelnen Menschen gegenüber zu haben (bin weder Jesus noch Buddha ;) )

    ABER: ich will nicht, dass mein Umfeld, meine Mitmenschen aus der Tatsache, dass ich Säufer bin voyeuristisch Kaptial schlagen und vor allem meine Familie/Kinder herabsetzen, indem sie MICH mit dem besoffenen Penner unter der Brücke gleichsetzen, den sie in ihrem Weltbild als das untere Ende der sozialen Skala empfinden, ohne sich über die Hintergründe Gedanken zu machen!

    Ich habe meinen engsten Freundeskreis inzwischen eingeweiht. War ziemlich hart für mich (auch für meine Frau, aber sie hat's anscheinend jetzt gerafft, nachdem sie bei den Gesprächen mit drin saß) und bei einzelnen ging es auch nicht so einfach in's Hirn, aber ich hab's getan - wir werden sehen wie es weitergeht. Weiter werde ich mit meinem Problem aber nicht hausieren gehen und ich habe alle Freunde, mit denen ich sprach, gebeten, es nicht an die große Glocke zu hängen. Das Thema gehört zu meiner engsten Privatspäre und ich behandle es genauso wie ich andere, schwere Krankheiten handeln würde . Wenn ich Krebs oder AIDS hätte, wäre es auch meine eigene, persönliche Entscheidung, wie ich die "Öffentlichkeitsarbeit" dahingehend gestalten würde - und so mache ich es mit dem Suff auch.

    Danke für Eure Gedanken und Anregungen - ohne Euer Interesse, Euren Beistand und Eure Hartnäckigeit ;) wäre ich sicher total in die falsche Richtung gestolpert oder schon wieder hingefallen!

    Einen schönen Feiertag Euch allen!

    Pauli.

    Hi Plejaden,

    ich mache keinen Unterschied zwischen "Trinker" und "Säufer" - sondern für mich gibt es einen Unterschied, ob der Trinker/Säufer sich schon total blöd gesoffen, sein Umfeld zerstört und sein Leben versaut hat - oder ob er noch nicht soweit abgestiegen ist und aus eigenem Antrieb versucht, was zu ändern.

    Gruß
    Pauli.

    Hi Skye,

    Zitat

    weil Du Deinen Weg weiter gehst, obwohl Du, wie mir scheint, manchmal an der Richtigkeit Deines Tuns zweifelst, an dem Sinn.

    hmm, wenn dieser Eindruck entsteht, dann weiß ich nicht warum. Ich habe für mich die Überzeugung dass es selten eine Entscheidung gegeben hat, die mir so wichtig und mit der es mir so ernst war, wie die, nichts mehr zu trinken.....

    Zitat

    Doch versteckst Du Dich nicht hinter Deiner Familie? Was ist mit Dir? Ist es nicht eher so, dass Du von anderen nicht als Säufer angesehen werden willst.

    Über das Verstecken hinter der Familie muss ich nachdenken - ich sah bisher die Äußerungen, dass es wichtig sei, zuerst an sich zu denken (hinsichtlich der Abstinenz), immer als tendenziell egoistisch und damit nicht uneingeschränkt positiv. Und mit dem letzten Satz hast Du recht - ich will nicht in die asoziale Kategorie der Säufer eingeordnet werden. Ich bin Trinker, aber ich sehe da doch einen Unterschied, wie weit es mit dem Säufer gekommen ist, bevor er hops geht oder aufhört.

    Das mit "Überzeugung-ausstrahlen" kann ich nicht beurteilen, weil ich mich in der Hinsicht ja nicht selbst beobachten kann. Wie definiere ich denn "Überzeugung" anders als dadurch, dass ich konsequent nichts trinke und alle Angebote dahingehend ablehne? Gut, der Vatertag - ja, das war dumm und das könnte man wirklich von außen als Riss in der Überzeugung sehen......

    <nachdenklich werd> ich werde weiterhin nicht zu den Leuten gehören, die aggressiv die Tatsache verbreiten, alkoholabhängig zu sein. Ich werde aber doch, vor allem nach der Beinahe-Katastrophe von letzter Woche, den Kreis der Leute, denen ich es sage, erweitern müssen. Vor allem die Leute, mit denen ich öfter in Kontakt bin und die in der Vergangenheit zu den Saufkumpanen gehörten, müssen es wohl wissen. Mein Nachbar, mein Geschäftsparner, mein was-weiß-ich wird davon weiterhin (von mir) nichts erfahren. Wird mir zwar schwer fallen, die alten Freunde damit zu konfrontieren, aber..... wird schon irgendwie gut gehen... Meine Frau wird auch nicht begeistert sein... ;(

    Danke für Eure Gedanken zu dem Thema - ich seid eine große Hilfe!

    Gruß
    Pauli

    Uff Andi, harte und deutliche Worte....

    Vielleicht habe ich mich aber nicht richtig ausgedrückt. Ich habe in der Situation am Vatertag keinen Verzicht gespürt, genausowenig wie ich im Alltag das Gefühl habe, ich verzichte auf etwas. Sicher gibt es ab und an einmal Gelegenheiten, bei denen mir ein Bild durch den Kopf schießt, in dem ich mich in der gleichen Situation vor ein paar Monaten mit einer Halben Bier hingesetzt und den Tag damit abgeschlossen hätte. Ich war gar nicht in Versuchung, wegen dem Saufen mitzugehen - es war mehr der Gruppenzwang, jedes Jahr waren wir gemeinsam unterwegs, warum nicht auch heuer?

    Der Konflikt kam nur deshalb auf, weil ich es in gewisser Weise allen recht machen wollte: die Erwartungshaltung meiner Kumpels nicht enttäuschen, das bestehende, alte Bild gegenüber meiner Umwelt aufrecht erhalten usw. Dabei hätte ich fast meine eigene Priorität (nichts zu Trinken) fallen lassen. In der Hinsicht hast Du recht, da stand die Trockenheit für ein paar Stunden nicht an erster Stelle und im Nachhinein wird mir immer noch Angst, wenn ich daran denke...

    Allerdings muss ich auch sagen, dass es für eine Person, die den Schritt mit dem Problem in die Öffentlichkeit bereits hinter sich hat, natürlich einfacher ist, das zu fordern, als für jemanden wie ich, der verzweifelt darum kämpft, das Leben, so wie er es kennt, nicht noch durch das Trocken-werden zu zerstören, diesen Schritt zu tun.

    Wow, Monstersatz, ich hoffe, Du verstehst was ich meine - nichts für ungut.

    Pauli.

    Hi Spedi,

    ich bin mit der Art und Weise, wie ich diese Klippe gerade so umschifft habe nicht glücklich und hatte und habe immer noch Gewissensbisse deswegen

    Zitat

    4.) Ich werde den Verdacht nicht los, dass Du selbst "noch hoffst", das "irgendwie in den Griff zu kriegen". Vorsicht! Schon viele haben aus dieser Mischung heraus sich einen Rückfall "zusammengebastelt".

    Natürlich versuche ICH, das Problem in den Griff zu kriegen, ICH habe doch das Problem, also muss ICH es auch in den Griff bekommen - sei es durch Änderung meines Lebens, sei es durch Inanspruchnahme von Hilfe Dritter. Ich möchte aber nicht meiner ganze Familie das Fanal des Säufers umhängen. Das geht niemand außerhalb des engsten Kreises etwas an, wenn es nicht reicht, zu sagen, "ich trinke nichts", dann gehe ich dem Kontakt aus dem Weg. Die Vatertagssituation war wirklich scheiße und ich habe sie fast versemmelt. In Zukunft muss ich von Anfang an standhaft bleiben, dann brauche ich auch keine Notlügen.

    Du meinst damit aber wahrscheinlich eher, ich wollte mir mittel- und langfristig den Weg in einen erhofften kontrolierten Konsum offen halten. Das sehe ich für mich nicht so - ich bin fest entschlossen, nie mehr was zu Trinken. Die Überzeugung, dass ich nach dem Vatertagsrausch nicht mehr in die Nüchternheit hätte zurückkehren können und die Erkenntnis, dass ich damit die ganzen letzten 10 Wochen weggeschmissen hätte, haben mich auch dazu gebracht, es nicht zu tun. Meine Motivation sehe ich also als voll gegeben an.

    Was meine Therapie angeht, komme ich mit dem Betreuer wieder ganz gut klar, obwohl es mir manchmal einfach nicht zügig genug vorwärts geht. Es ist oft ein Wiederholen von Hilfestellungen und endloses Analysieren von Situationen und Mustern - ab und zu habe ich das motivierende Aha-Erlebnis, es kommt halt einfach manchmal etwas zu selten.

    SHG ist ein anderes Blatt, dort komme ich mir viel besser aufgehoben vor - da steht nicht so sehr der psycho-soziale Quatsch im Vordergrund, den der Therapeut manchmal (nicht immer) auspackt. Ich habe von Zeit zu Zeit das Gefühlt, dass mir eigentlich nur einer helfen kann, der die Sache auch selbst mitgemacht hat. Dann gibt es wirklich Hilfestellung für die Praxis und nicht soviel psychotherapeutische Theorie.

    Sorry, bin ein bisschen in's Therapeuten-Bashing geraten - war nicht so gemeint. Die wöchtentliche Therapiesitzung ist neben dem Bewusstsein, ein Problem zu haben, harter körperlicher Arbeit und der SHG auch zu einem Standbein meiner Abstinenz geworden.

    In diesem Sinne allen noch einen schönen Tag

    Pauli

    Hallo Spedi,
    Hallo alle,

    danke der Nachfrage - ich lebe noch, hatte sehr viel um die Ohren und kam einfach nicht dazu, hier zu schreiben, obwohl es wohl besser gewesen wäre... Aber der Reihe nach.

    Wie ich letzte Woche schon geschrieben habe, fehlt es doch noch arg am Verständnis meiner Frau für meine Situation. Das war der Anlass für einige harte Diskussionen, Weinen usw. Sie scheint es aus ihrer Sicht aber gut zu meinen, sie meint, ich solle mir doch nicht auch noch mit dem Alkohol (bzw. dem Wegkommen davon) weitere Belastungen aufbürden, es sei doch alles gut gelaufen...

    Im Vorfeld des Vatertages bekam ich dazu massiv Druck von ihr und auch von den Kumpels, mit denen ich sonst immer zu diesem Anlass zum Saufen gegangen bin. Ich wurde täglich angerufen, was ich denn an dem Tag nun mache und als ich sagte, ich käme dieses Jahr nicht mit, wurde ich noch mehr bearbeitet (auch von meiner Frau). Sie meinte, es täte mir doch gut, wieder mit den Freunden zusammen zu sein und solle mir doch mal eine Auszeit gönnen. Zwei Tage davor war ich dann soweit, dass ich für mich gesagt habe, "Gut, ein Tag im Jahr ist ja wohl nicht so schlimm, da mache ich jetzt mal Pause" und hab zugesagt.

    Die Nacht drauf konnte ich dann überhaupt nicht schlafen, die Sache ging mir nicht aus dem Kopf und ich wälzte mich hin und her. Ich war mir sicher, dass ich wenn ich einmal wieder angefangen hatte, so schnell nicht wieder aufhören würde. Wie aber da wieder rauskommen? Ich wollte und will nicht jedem in meinem Umfeld auf die Nase binden, dass ich ein Problem mit Alk habe (ich weiß, es gibt hier Leute, die das nicht verstehen, für mich ist es aber so). Also habe ich mich dann am Donnerstag (auch gegenüber meiner Frau) "krank gemeldet" und bin zuhause geblieben. Sie ist mit den Kids zu ihrer Verwandtschaft und ich hatte einen ruhigen Tag.

    Ich bin heilfroh, dass ich diese Krise gerade noch so gemeistert habe und obwohl es nicht ganz ehrlich ging, bin ich doch trocken geblieben!

    Gruß
    Paul

    Meine Situation hinsichtlich des Umgangs meiner Frau mit meinem Problem verschärft sich wieder. Wir hatten vor ein paar Wochen ein intensives Gespräch über das Thema und ich hatte den Eindruck, dass sie verstanden hat, wie ernst es mir damit ist und dass meine Sauferei wirklich ein Problem war.

    In letzter Zeit kommen nun immer mal wieder Spitzen von ihrer Seite. Z.B. war ich am Vatertag immer mit Kumpels zu einer Sauftour unterwegs. Sie fragt mich nun, ob ich das dieses Jahr wirklich ausfallen lassen will. Auch bei anderen Gelegenheiten steht sie jetzt wieder auf dem Standpunkt, dass ich die Sache zu extrem angehe, will heißen, dass ein bisschen Alk doch nichts ausmache.

    Vor ein paar Tagen habe ich durch Zufall einen Teil eines Telefongesprächs mitbekommen, in dem sie meine Abstinenz in die Ecke einer Midlifecrisis gestellt hat.

    Ich weiß nicht, wie ich es ihr noch begreiflich machen soll... ist schon ein ziemlicher Schei* wenn nicht mal zuhause Verständnis für einen aufgebracht wird.

    Gruß
    Pauli.

    Hallo Karl,

    auch ich frage mich manchmal, wo die Unbekümmertheit, Lockerheit geblieben ist. Ich habe erst am Wochenende ein bisschen darüber nachgedacht. Bei mir ist es so, dass ich bei passender Gelegenheit nüchtern nicht weniger witzig, schlagfertig und zum Albern bereit bin, als vorher unter Alk - teilweise finde ich sogar, dass ich besser und schlagfertiger reagiere. Was irgendwie weniger geworden ist, sind die Gegebenheiten, wo ich in diesen "Modus" komme. Früher waren das die üblichen Verdächtigen: Kneipenbesuche, Parties, Feiern usw. Seit ich dem aus dem Weg gehe, um nicht in Versuchung zu kommen, fehlt mir manchmal irgendwie der Auslöser. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich meinen Altag noch nicht wirklich komplett umgestellt habe. Wo ich früher oft den oben genannten Beschäftigungen nachgegangen bin und unter Leute kam, ist mein Kontakt z.Zt. noch ein wenig eingeschränkt, ich brauche noch Zeit um neue, "sichere" ;) Kontakte aufzubauen.

    Gruß
    Pauli.