Hallo ihr Lieben,
Co-Abhaengigkeit, hat vor Jahren fuer mich bedeutet, dass ich es ja nur gut meine, ich wollte helfen und dachte, dass ich mit Liebe alles erreichen kann. Ich selbst war in einer Partnerschaft in der mein Partner alkoholkrank war, konnte mich davon loesen und habe viel daraus lernen duerfen.
Aber der eigentliche Grund warum ich mich heute auch hier eingeschrieben habe, ist meine Mutter. Meine Mutter hat 24 Jahre mit meinem Stiefvater zusammengelebt, sie selbst ist auch co-abhaengig, ueber all die Jahre hat sie sich entschieden nie etwas zu tun, sie dachte sie kommt da eh nicht raus und sie hatte ja noch ihre Kinder zu versorgen. Ich bin die Aelteste von vier Kindern. Die zwei Juengsten entstammen aus der Beziehung von meiner Mutter und meinem Stiefvater. Was eine Co-Abhaengigkeit fuer Folgen haben kann durfte ich letztes Jahr im Juni miterleben. Mein Stiefvater ist nach eigentlich besiegter Krebserkrankung einfach tot im Badezimmer umgekippt, mit 56 Jahren, er hat trotzdem noch stark getrunken und sein Koerper hat die Therapien mit dem Alkohol nicht mehr standgehalten, somit haben wir ihn sehr frueh viel zu frueh verloren.
Was das jetzt mit der Co-Abhaengigkeit meiner Mutter zu tun hat? Die Folge daraus war natuerlich, dass meine Mutter mit Schock ins Krankenhaus gekommen ist, einen Tag spaeter und ich bin an diesem Tag natuerlich sofort von England nach Deutschland geflogen. Was meinen Geschwistern und mir dann zwei Tage nach dem Tod unseres Stiefvaters mitgeteilt wurde, hat uns im wahrsten Sinne den Boden unter den Fuessen verlieren lassen. Unsere Mutter hatte innerhalb von kuerzester Zeit ziemlich viel an Gewicht verloren, meine Geschwister hatten erst an Stress, dann doch an eine Krankheit gedacht, aber unsere Mutter hat sich strikt gewehrt zum Arzt zu gehen. Tsja und nun lag sie mit Schockzustand im Krankenhaus und die Aerztin teilte uns mit, dass meine Mutter offenen Brustkrebs hat mit Metastasenstreuung und wie lange sie noch leben wuerde, wissen sie nicht, es muessten noch einige Untersuchungen abgeschlossen werden.
Krebs unsere Mutter, sie hat nie was gesagt, wie konnten wir das uebersehen? Aber tatsaechlich, all die Jahre hat sie es verheimlicht, niemand wusste etwas. Meine Mutter hatte uns mitgeteilt, dass sie seit 10 Jahren einen Knoten in der Brust hatte, es war wohl am Anfang ein hormoneller Knoten, der zu Krebs geworden ist. All die Jahre war sie nicht beim Arzt, hat es verheimlicht und wisst ihr warum???? Sie wollte meine juengsten Geschwister nicht mit meinem Stiefvater alleine lassen, da er Alkoholiker war. Nicht da hat sie irgendwann mal aufgegeben und hat gesagt, jetzt ist Schluss, jetzt muss ich die Beziehung beenden, nein sie hat gedacht, sie muss es noch solange durchhalten, bis die beiden juengsten erwachsen sind. Einfach unglaublich, es schossen mir die Traenen in die Augen, meine Mutter hatte mich nicht mal um Hilfe gebeten, ihr Co-Abhaengigkeit hat sie in diese Krankheit getrieben und sie hat immer noch daran festgehalten.
Meine Mutter lebt heute noch, sie hat ein paar gute Aerzte erwischt und eine gute Therapie erhalten, der Krebs ist nicht mehr heilbar, aber wir hoffen sie hat noch ein paar Jahre mit uns mit der Lebensqualitaet die sie heute noch hat. Sie ist erst 57. Meine juengsten Geschwister sind 22 und 23 und noch mitten in der Ausbildung.
Aber das Schlimmste eigentlich was mir immer wieder durch den Kopf ging, wenn meine Mutter irgendwann mal konsequent gewesen waere, was waere dann? Waere mein Stiefvater noch am Leben, weil er dann eine Therapie gemacht haette oder zumindestens meine Mutter waere zum Arzt gegangen und sie waere heute geheilt gewesen. Aber die Was-Waere-Wenn-Fragen helfen nicht weiter, denn es lag nicht in meiner Macht, es war die Entscheidung meiner Eltern und daraus haben wir Geschwister uns geschworen werden wir lernen.
Vielleicht habe ich euch damit zum Nachdenken gemacht, all ihr Co-Abhaengigen da draussen, die sich noch nicht entschieden haben, aber vielleicht sagt ihr auch:"Das ist ja nur ein Ausnahmefall, dass passiert mir nicht!"
Seid euch da nicht so sicher, ich hatte das auch mal gedacht.
Alles Liebe,
Jenny