Co-Abhaenigkeit und ihr Folge

  • Hallo ihr Lieben,

    Co-Abhaengigkeit, hat vor Jahren fuer mich bedeutet, dass ich es ja nur gut meine, ich wollte helfen und dachte, dass ich mit Liebe alles erreichen kann. Ich selbst war in einer Partnerschaft in der mein Partner alkoholkrank war, konnte mich davon loesen und habe viel daraus lernen duerfen.

    Aber der eigentliche Grund warum ich mich heute auch hier eingeschrieben habe, ist meine Mutter. Meine Mutter hat 24 Jahre mit meinem Stiefvater zusammengelebt, sie selbst ist auch co-abhaengig, ueber all die Jahre hat sie sich entschieden nie etwas zu tun, sie dachte sie kommt da eh nicht raus und sie hatte ja noch ihre Kinder zu versorgen. Ich bin die Aelteste von vier Kindern. Die zwei Juengsten entstammen aus der Beziehung von meiner Mutter und meinem Stiefvater. Was eine Co-Abhaengigkeit fuer Folgen haben kann durfte ich letztes Jahr im Juni miterleben. Mein Stiefvater ist nach eigentlich besiegter Krebserkrankung einfach tot im Badezimmer umgekippt, mit 56 Jahren, er hat trotzdem noch stark getrunken und sein Koerper hat die Therapien mit dem Alkohol nicht mehr standgehalten, somit haben wir ihn sehr frueh viel zu frueh verloren.

    Was das jetzt mit der Co-Abhaengigkeit meiner Mutter zu tun hat? Die Folge daraus war natuerlich, dass meine Mutter mit Schock ins Krankenhaus gekommen ist, einen Tag spaeter und ich bin an diesem Tag natuerlich sofort von England nach Deutschland geflogen. Was meinen Geschwistern und mir dann zwei Tage nach dem Tod unseres Stiefvaters mitgeteilt wurde, hat uns im wahrsten Sinne den Boden unter den Fuessen verlieren lassen. Unsere Mutter hatte innerhalb von kuerzester Zeit ziemlich viel an Gewicht verloren, meine Geschwister hatten erst an Stress, dann doch an eine Krankheit gedacht, aber unsere Mutter hat sich strikt gewehrt zum Arzt zu gehen. Tsja und nun lag sie mit Schockzustand im Krankenhaus und die Aerztin teilte uns mit, dass meine Mutter offenen Brustkrebs hat mit Metastasenstreuung und wie lange sie noch leben wuerde, wissen sie nicht, es muessten noch einige Untersuchungen abgeschlossen werden.

    Krebs unsere Mutter, sie hat nie was gesagt, wie konnten wir das uebersehen? Aber tatsaechlich, all die Jahre hat sie es verheimlicht, niemand wusste etwas. :shock: Meine Mutter hatte uns mitgeteilt, dass sie seit 10 Jahren einen Knoten in der Brust hatte, es war wohl am Anfang ein hormoneller Knoten, der zu Krebs geworden ist. All die Jahre war sie nicht beim Arzt, hat es verheimlicht und wisst ihr warum???? Sie wollte meine juengsten Geschwister nicht mit meinem Stiefvater alleine lassen, da er Alkoholiker war. Nicht da hat sie irgendwann mal aufgegeben und hat gesagt, jetzt ist Schluss, jetzt muss ich die Beziehung beenden, nein sie hat gedacht, sie muss es noch solange durchhalten, bis die beiden juengsten erwachsen sind. Einfach unglaublich, es schossen mir die Traenen in die Augen, meine Mutter hatte mich nicht mal um Hilfe gebeten, ihr Co-Abhaengigkeit hat sie in diese Krankheit getrieben und sie hat immer noch daran festgehalten.

    Meine Mutter lebt heute noch, sie hat ein paar gute Aerzte erwischt und eine gute Therapie erhalten, der Krebs ist nicht mehr heilbar, aber wir hoffen sie hat noch ein paar Jahre mit uns mit der Lebensqualitaet die sie heute noch hat. Sie ist erst 57. Meine juengsten Geschwister sind 22 und 23 und noch mitten in der Ausbildung.

    Aber das Schlimmste eigentlich was mir immer wieder durch den Kopf ging, wenn meine Mutter irgendwann mal konsequent gewesen waere, was waere dann? Waere mein Stiefvater noch am Leben, weil er dann eine Therapie gemacht haette oder zumindestens meine Mutter waere zum Arzt gegangen und sie waere heute geheilt gewesen. Aber die Was-Waere-Wenn-Fragen helfen nicht weiter, denn es lag nicht in meiner Macht, es war die Entscheidung meiner Eltern und daraus haben wir Geschwister uns geschworen werden wir lernen.

    Vielleicht habe ich euch damit zum Nachdenken gemacht, all ihr Co-Abhaengigen da draussen, die sich noch nicht entschieden haben, aber vielleicht sagt ihr auch:"Das ist ja nur ein Ausnahmefall, dass passiert mir nicht!"

    Seid euch da nicht so sicher, ich hatte das auch mal gedacht.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Jenny,

    erstmal Herzlich willkommen! :D

    Ich denke, daß Deine Mutter da leider keine Ausnahme ist.

    Ich selber schiebe seit über einem Jahr eine Operation vor mir her, weil ich die Kinder während des Krankenhausaufenthaltes nicht allein bei ihrem Vater lassen wollte und das ich sie woanders unterbringe, hätte er nie zugelassen, solange wir noch zuammengelebt haben.

    Ich habe mehrere Knoten in der Schilddrüse, von denen man nicht sagen kann, ob sie bösartig sind. Die Gefahr besteht durchaus, da erst vor kurzem in meiner direkten Verwandtschaft ein Fall von Schilddrüsenkrebs aufgetreten ist. Erst habe ich das wenigstens noch regelmäßig per Ultraschall untersuchen und mir Blut nehmen lassen. Als sich einer der Knoten verändert und Auswucherungen gebildet haben, bin ich einfach nicht mehr zum Arzt gegangen. Aus Angst, die Kinder nicht nur wegen eines einmaligen KH-Aufenthaltes beim Vater zu lassen, sondern noch sehr viel häufiger stationär behandelt werden zu müssen.

    Ich muß sagen, da mir das keine Schmerzen verursacht, habe ich oft einfach nicht daran gedacht, es hinten angestellt. Und jetzt, wo ich gerade mitten in der Trennung stecke, habe ich mich wieder noch nicht darum gekümmert.

    Ich bin froh, das Du diesen Thread eröffnet hast und mir damit ins Gedächtnis gerufen hast, das endlich mal in Angriff zu nehmen. Auch wenn es (hoffentlich) nicht so schwerwiegend ist, wie bei Deiner Mutter. Man sieht ja auch am Beispiel Deiner Mutter sehr deutlich, wohin das führen kann. Wäre ich noch bei meinem Mann, würde ich mich auch in den nächsten Jahren nicht dieser OP unterziehen.

    Liebe Grüße Lenjana

  • Hallo Jenny2,

    erstmal herzlich willkommen hier . :)

    Ich bin gerade einmal ziemlich sprachlos, wie offen Du hier Deine Geschichte schreibst. Das, was Du erlebt hast und erleben mußt, macht mich sehr nachdenklich.

    Die Art und Weise, wie Du hier Deine Gedanken schreibst, ist sicherlich eine große Bereicherung für uns alle. Ich bin sehr berührt und freue mich, noch viel von Dir zu lesen.

    Ich wünsche Dir erst einmal viel Kraft für den heutigen Tag.


    Liebe Grüße
    Melina P.

  • Liebe Melina,

    Dank Dir fuer Deine Begruessung.

    Ich selbst habe mal vor Jahren aktiv in meinen Haertezeiten als Co-Abhaengige auch Alanon-Treffen besucht. Ich habe mich durchgekaempft und wuerde heutzutage sagen, dass ich meine Co-Abhaengigkeit gut in den Griff bekommen habe.

    Ich selbst war Zuschauerin des Szenarios meiner Eltern, zum Teil hat es immer sehr weh getan und der traurige Abschluss noch viel mehr. Wir als Co-Abhaengige fuehlen uns hilflos, wollen eingreifen, aber wir muessen uns eingstehen, dass wir andere nicht helfen koennen und sie machen lassen muessen. Also habe ich meine Eltern machen lassen und ich verstehe Gottseidank auch, dass es nicht meine Schuld ist, was passiert ist, darueber bin ich froh.

    Mir ist es wichtig meine Geschichte zu teilen, mit all den Menschen, die in der Co-Abhaengigkeit oder in der Alkoholabhaengigkeit sind. Selbst wenn ich damit nur einen einzigen Menschen wachruetteln kann, dann ist es einer mehr und ich finde es wichtig mich nach wie vor mit einzubringen, auch wenn ich meine Co-Abhaengigkeit nicht mehr so aktiv auslebe.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo ihr Lieben,

    zu meinen aktiven co-abhaengigen Zeiten habe ich immer sehr oft festgestellt, dass es mir schwerfiel Grenzen zu setzen, nicht nur bei meinem Ex-Partner, der nasser Alkoholiker war, sondern auch allgemein. Ich quaelte mich z.B. jahrelang in einen Job rum, in dem ich mich nicht wohlgefuehlt hatte. Ich wollte einfach nicht glauben, dass ich tatsaechlich einen anderen Job finden koennte. Genauso war ich sehr harmoniesuechtig in meinem Freundeskreis und habe oft Streits vermieden, einfach der Harmonie wegen. Oft ist es so auch bei uns Co-Abhaengigen, dass wir glauben uns eine eigene Wohnung nicht leisten zu koennen und, dass wir alleine gar nicht existieren koennten, denn wir haben Angst, Angst vor unserer Verantwortung, Angst vor der Veraenderung.

    Es hat ganz schoen lange gedauert bis ich gemerkt habe, dass sich mein ganzes Verhalten aendern musste, dass mein ganzes Leben eigentlich eher Selbstbetrug war. Der Anfang war gemacht als ich meinen damals alkoholkranken Partner verlassen hatte, ich hatte den Mut aufgebracht mir eine eigene Wohnung zu suchen, ich war frei aufeinmal, ich hatte Naechte in denen ich durchschlafen konnte und eine alkoholfreie Luft daheim, es war ein einfach wunderbares Gefuehl.

    Viel ist passiert von dem Zeitpunkt an, ich habe meinen zukuenftigen Mann kennengelernt, habe meinen Job geschmissen, eine Abfindung sogar dafuer kassiert, bin nach England gezogen und lass mir heute nicht mehr so doll in meinen Grenzbereichen rumwueten. Ich habe gerlernt auch mal "Nein" zu sagen und wenn ich ungluecklich in einem Bereich meines Lebens bin, dann versuche ich selbst aktiv zu werden. Das war ein langer Weg fuer mich und ich muss heutzutage immer noch aufpassen, dass ich auf mich achte in meiner Mitte bleibe und mich ermahne mich an erster Stelle zu setzen ohne das Gefuehl von Egoismus zu bekommen. Co-Abhaengigkeit ist fuer mich eine innere Einstellung, die wir immer kontrollieren muessen, ich auch heute noch, aber diesmal in anderen Bereichen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • hallo jenny,

    heute schreibe ich einmal in deinen thread

    das mit der co-abhaengigkeit ist so eine sache, ich glaube, wie bei jeder abhaengigkeit braucht jeder betroffene seine eigene zeit, seinen eigenen "tiefpunkt" bis er merkt, dass es so nicht mehr weitergehen kann

    wenn ich es so sehe, dann stecke ich schon fast mein ganzes leben in einer co-abhaengigkeit

    leider habe ich durch meine etwas schraege kindheit eine ziemlich hohe schmerzgrenze, das heisst, was andere zum umbruch bringt, da brauch ich noch ein gutes stueck mehr, stolz bin ich darauf nicht, denn das bedeutet, dass ich mich selbst am wenigstens achte und meine gefuehle keinerlei ernst nehme, aber dies von anderen verlange...

    wer sich selbst nicht liebt, kann auch keinen anderen lieben...
    diesen satz hoere ich immer und immer wieder, das heisst, nicht nur nicht-geliebt-werden sondern nicht-lieben-koennen musste ich feststellen

    alles, was ich konnte, war aushalten und alle retten wollen, ausser mich selbst...

    ich konnte nie verstehen, wie denn die anderen nicht sehen, dass sie sucht-krank sind und ich selbst steckte mitten drin... suechtig nach anerkennung, nach liebe, nach menschlicher naehe, nach helfen-koennen

    das war fuer mich ein schock, als ich das feststellte... ich wollte zuerst in ein tiefes loch fallen und nie wieder rauskommen, so sehr habe ich mich geschaemt...

    dann kam ich doch fuer einen augenblick an die "frische luft", konnte schnuppern, wie schoen es ist, sein leben in die eigene hand zu nehmen und machte mich auf nach spanien, alle hielten mich fuer verrueckt, so ganz alleine durch die welt zu reisen und noch als frau, aber ich meinte nur, mein weg ist das ziel und startete durch, bis ich hier dann nach ungefaehr einem jahr wieder einen rueckfall in die direkte co-abhaengigkeit hatte, wobei ich mich doch gerade am loesen von der familiaeren co-abh. war, wegen der entfernung fiel es mir etwas leichter, kaum war die weitestgehend besiegt, kam mein freund, es war wie ein test, den ich nicht bestanden hab... so kam ich mir vor...

    nun ja... und den rest kennste ja....


    ich sende dir liebe gruesse nach england
    in spanien ist es heute windig mit richtig kalter luft... brrrrhhhhh

    ps. habe noch einige sachen in die neue whg. gebracht und es noch nicht geschafft, zu reden, morgen ist allerdings der letzte tag wegen dem muss der mietzahlung... ich bin einfach zu muede heute... das baby saugt ganz schoen energie, wenns am wachsen ist... laechel

  • Hi ihr Lieben,

    ich krame nochmal meinen eigenen Thread hoch. Einfach weil ich nochmal mitteilen und erinnern moechte.

    Bald ist es ein Jahr her als mein alkoholkranker Stiefvater verstorben ist, am 04.06.2007 hat meine Schwester ihn im Badezimmer tot aufgefunden, er ist einfach umgekippt, tot, den Krebs hat er besiegt, seinen Alkoholismus nicht, er ist 56 Jahre alt gewesen. Er ist einfach umgekippt, Gottseidank konnte meine Schwester die Badezimmertuer nicht komplett oeffnen, denn das ganze Bad war voller Blut, er ist einfach komplett bewusstlos auf den Boden aufgeschlagen.

    Meine Mutti selbst hat Brustkrebs, sie hat sich all die Jahre nicht getraut zum Arzt zu gehen, ihre Co-Abhaengigkeit hat sie davon abgehalten, sie wollte ihren Mann nicht alleine lassen. Ihr Brustkrebs ist nicht mehr heilbar und wir haetten sie fast zwei Monate nach dem Tod unsers Stiefvaters/Vaters verloren.

    Ich selbst bin mit der Co-Abhaengigkeit meiner Mutter und auch mit dem Alkoholismus meines Vaters aufgewachsen, anstatt daraus zu lernen, habe ich mich erst mit 22 Jahre in eine Ehe gefluechtet, die mir nicht gut getan hat, ich bin von vorn bis hinten ausgenutzt worden bzw. hab mich ausnutzen lassen, er selbst war kein Alkoholiker, aber durch mein Minderwertigkeitsgefuehl und angelerntes Co-Verhalten, hab ich mir jemanden angelacht, der mir all das widerspiegelte. Mit 26 hab ich die Scheidung eingereicht, mit 27 hab ich meinen Ex-Lebenspartner kennengelernt und dieser war Alkoholiker, ich hab diese Beziehung 2.5 Jahre gelebt, bis ich gemerkt habe, dass ich mich in einer absoluten Opferhaltung befand, habe es aber mit 29 bemerkt und habe mit fast 30 mir eine Wohnung gesucht und die Beziehung beendet.

    Der Tod meines Stiefvaters hat mir nochmals klargemacht, dass ich meine Co-Abhaengigkeit ein lebenlang haben werde und sie fuer mich erkennen muss, zum Teil will ich immer noch heute helfen, bei meinen Geschwistern, bei meiner Mutter, will ihnen Sorgen, Aengste, Lebenserfahrungen abnehmen, ich muss mich immer wieder wie einen Hund zurueckpfeiffen.

    Wichtig ist mir aber, Co-Abhaengigkeit kann toedlich enden genauso wie Alkoholismus. Das habe ich erkannt und das wollte ich weitergeben. Wartet nicht auf euer Leben, handelt, lebt im JETZT und nicht in der Zukunft.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Jenny,

    Zitat

    Wichtig ist mir aber, Co-Abhaengigkeit kann toedlich enden genauso wie Alkoholismus. Das habe ich erkannt und das wollte ich weitergeben. Wartet nicht auf euer Leben, handelt, lebt im JETZT und nicht in der Zukunft.

    ja das seh ich genauso.

    Unser Leben können nur, wir leben, wenn wir es leben lassen, ist es nicht unser Leben.

    Wir müssen agieren und nicht mehr reagieren, raus aus der Passivität und rein in die Aktivität.

    Wir haben es in der Hand wie es uns geht, wie wir mit den Situationen umgehen, wie nah wir sie an uns heran lassen.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hi Elocin,

    damit hast Du Recht. Bei uns Co's gerade in aktiven Co-Zeiten, vermischen wir unsere Probleme mit den Problemen anderer. Irgendwo findet dort keine Abgrenzung mehr statt, wir uebernehmen dann das Problem und wollen es loesen ohne zu sehen, dass es nicht unser Problem ist.

    Ich denke wir Co's muessen immer wieder da aufpassen, auch wenn wir unsere Co-Abhaengigkeit nicht an einem alkoholkranken Partner ausleben. Ich habe fuer mich gemerkt, dass ich viel zu passiv mit mir umgegangen bin, im Job, im Freundeskreis, in der Partnerschaft und auch bei meiner Familie. Ich musste mir erstmal klarmachen, dass ich das Ruder fuer mein Leben in der Hand habe und kein anderer.

    Auch heute noch muss ich manchmal aufpassen, dass ich bei meinen juengeren Geschwistern oder bei meiner krebskranken Mutter nicht wieder Probleme mituebernehme, dass ist ein antrainiertest Verhalten und ich muss mir bewusst machen immer und immer wieder bei mir selbst zu bleiben.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Jenny!

    Ich kann mich nur der Daffi anschließen. Wahnsinn...

    Das was sie hier geschrieben hat, kommt auch direkt aus meiner Seele. Nur das ich leider noch nicht so weit bin wie sie...

    Ich musste gerade daran denken, dass ich evtl. mit meiner Co-Abhängigkeit mein Baby umbringen könnte.

    Der ganze Stress ist nicht gut und ich kann immer noch eine Fehlgebut bekommen. (Was aber nicht passieren soll...)

    Ich wäre mein Leben nicht mehr glücklich, wenn ich mein Baby wegen so einer Sache verlieren würde.

    Ich merke zur Zeit immer mehr wie tief ich drin stecke und ich weiß, dass ich schon sehr lange Co-Abhängig bin. Schon bevor ich meinen jetziegen Freund kannte. Viel zu lange, wird mir grad bewusst.

    LG lohokla

  • Liebe Lohokla,

    Co-Abhaenigkeit kann toedlich sein, dass mag vielleicht erstmal komisch klingen, aber es entspricht dem was ich erlebt habe in meinem Leben. Tu etwas fuer Dich, andere Muetter haben auch noch schoene Soehne ohne Alkoholproblem. Momentan siehst Du nur Deinen Ex als potentiellen Vater, aber das ist er nicht, nicht mit diesem Problem. Mein Stiefvater war auch kein potentieller Vater, durch seine Alkoholsucht war er fuer uns Kinder der Erzeuger, aber nicht der Vater, den wir gebraucht haben. Die Sucht war einfach zu stark. Meine juengsten Geschwister haben auch noch daran sehr zu knabbern und ich hoffe irgendwann mal koennen sie das alles verarbeiten und rutschen nicht in die Co-Abhaengigkeit oder Alkoholsucht. Du musst etwas tun, als erwachsenes Kind eines nassen Alkoholikers kann ich Dir nur sagen, es war keine schoene Kindheit und ich hab heute mit manchen Sachen noch Probleme und bin schon durch viele Sachen in meinem Leben gegangen, die ich mir haette sparen koennen. Ich werde wohl immer wieder meiner nicht vorhandenen Kindheit nachtrauern, tu es Deinem Kind nicht an, denn es sind keine schoenen Erinnerungen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe Jenny

    Solche Geschichten, wie die deiner Mutter hört man öfter im Kreis Abhängiger. Vielleicht nicht ganz so krass, ich meine so ohne Behandlung.

    Du hast vollkommen recht, jeder hat das Ruder für sein Leben In der Hand. Den Problemen im Leben den Rücken kehren bringt nichts, denn sie werden einen verfolgen, also muss mann sich dem entgegenstellen und wenn es auch noch so schwer sein mag. Nur so kann man zu einem besseren Leben finden.
    Ich denke man darf niemanden die Schuld für das eigene Unglück geben.

    LG

    vergissmeinnicht :wink:

  • Hi Vergissmeinnicht,

    ja das hast Du recht, wir Co's leben gerne in Opferrollen und glauben, dass normal ist, dass wir ja nur hilfsbereit und freundlich sind und die Welt da draussen hart, schlecht und gemein. Meine Mutter hat sich diese Welt geschaffen und es ist wirklich ziemlich hart gewesen zu sehen, wie meine Mutter und mein Stiefvater sich selbst zerstoert haben. Meine juengsten Geschwister haben damit ziemlich viel Probleme und es war wie ein dramatischer Paukenschlag letztes Jahr. Aber dadurch, dass ich wusste, dass es mal schlimm enden wird, hat es mich Gottseidank nicht ganz so schlimm wie meine Geschwister getroffen, die sind ja in diesem ganzen Theater richtig nach wie vor noch verstrickt.

    Co-Abhaengigkeit kann toetlich enden und ich will gar nicht wissen, wieviele Co's vielleicht dem gleichen Schicksal wie der meiner Mutter entgegengehen. Ich hab bei meiner Mutti gesehen, was passieren kann, wenn man nicht loslaesst, auch sie hat immer gedacht, sie macht Fortschritte, raus aus dieser Co-Abhaengigkeit, dabei hat sie sich leider selbst angelogen und was vorgemacht. Ich selbst hab schon vor geraumer Zeit vorher aufgegeben noch irgendetwas zu sagen, denn sie musste es selber wissen, sie war sozusagen komplett beratungsresistent.

    Viele Co's glauben einfach Augen zu und durch, bleib bei Deinem Partner, denn wegen dem Eheversprechen oder so schlimm ist er ja nicht, all das wird immer vorgeschoben oder noch besser, man kann doch den Kindern nicht ihren Vater nehmen. Tsja, Vater ist tot, Mutter sterbenskrank, die juengsten sind jetzt 22 und 23 Jahre alt. Meine Mutter muss jetzt mit dieser Konsequenz leben, was ihr sehr schwer faellt.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hej Jenny

    Ich kann mir vorstellen das sie sich unendlich schuldig fühlt?
    Hast du deine Mutter mal mit den Fakten konfrontiert?
    Oder ist das alles noch zu frisch?
    Kannst du überhaupt mit ihr darübersprechen?
    Über die Vergangenheit?
    Über euere Kindheit?

    Aber du schreibst ja sie ist beratungsresistent.
    Manche sind unbelehrbar. Das liegt auch vielleicht ein bisschen an der Generation wie ich vermute.

    Als Tochter muß das unheimlich weh tun zu sehen wie sich die Mutter systematisch kaputtmacht.
    Auch jetzt noch, wo es doch eigentlich vorbei sein sollte, Oder?

    Liebe Grüsse

    vergissmeinnicht

  • Hi Vergissmeinnicht,

    klar hab ich mit meiner Mutter darueber gesprochen, auch die Aerzte haben mit ihr darueber gesprochen. Gottseidank war sie in einem sehr guten Krankenhaus bei denen die Aerzte auch noch psychologisch ausgebildet sind und sie solche Sachen verstehen. Meine Mutter wollte denen ja erklaeren, dass sie ja gar nicht anders handeln konnte und das Leben ja so schlimm ist. Ja, da haben die Aerzte ihr auch erstmal gesagt, dass meine Mutter immer eine Wahl hatte und sie hat sich fuer eine davon entschieden hatte, ob die nun richtig ist, sei dahingestellt, aber das sie selbst die Verantwortung dafuer traegt. Meiner Mutti hab ich das auch nochmal gesagt, aber ich lasse sie machen, sie muss selbst wissen. Ich kann ja nicht immer wie ein Wanderprediger predigen und das hab ich auch seit 15 Jahren gemacht, aber das hat nicht geholfen, ausser dass es mich fast in den Wahnsinn getrieben hat. Irgendwann muss man loslassen, denjenigen selbst machen lassen auch wenn er ins Unglueck laeuft, man kann nur bis zu einem bestimmten Punkt etwas sagen und dann muss man machen lassen, wir Co's verbeissen uns da manchmal.

    Klar ist der Fall in meiner Familie ziemlich krass, aber bestimmt kein Ausnahmefall. Aber auch ich muss loslassen und machen lassen koennen, denn es lag an meinen Eltern etwas zu tun und sie sind ganz allein fuer ihr Leben verantwortlich.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Jenny

    Das ganze Leben steckt voller Loslassen und Veränderungen, man muss das zulassen, oder es lernen. Wichtig ist das an das für sich erkennt.

    Ich finde es total super, das du für dich einen Weg da raus gefunden hast und das du eine glückliche Beziehung führst.

    LG

    vergissmeinnicht

  • Hi Vergissmeinnicht,

    ja darueber freue ich mich auch. Ich selbst muss aber noch heute immer wieder aufpassen meine Co-Abhaengigkeit nicht auszuleben, an meinen Geschwistern oder an meiner Mutti, da muss ich mich ganz bewusst immer wieder zurueckziehen und machen lassen und ihnen nicht ihre Verantwortung absprechen und ueberdimensional helfen. Man muss ein gesundes Mass entwickeln, gerade in dieser Situation in der sich meine Familie befindet, aber trotzdem ist es auch fuer mich manchmal schwer, dort einfach machen zu lassen, gerade weil meine Mutti unheilbar krank ist.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Jenny

    Ich finde es erstaunlich, das sich jemand mit so einer Familiengeschichte wie du, so entwickeln kann.
    So ins Leben findet.
    Oder gerade deswegen?

    Du verbreitest so was positives.

    LG

    vergissmeinnicht

  • Hi Vergissmeinnicht,

    Dank Dir. Tsja wir haben ja auch immer wieder die Moeglichkeit, entweder lerne ich aus dem ganzen Drama und integiere das Gelernte in mein Leben oder ich gehe wieder in die Opferhaltung und bemitleide mich.

    Ich hab auch geweint, als mein Stiefvater gestorben ist, ich hab getrauert um das was passiert ist um das Leben meiner Eltern, so wie sie es gelebt haben. Aber ich hab die Verantwortung bei ihnen gelassen. Man kann selbst trotzdem noch ein gutes Leben fuehren. Mit meinen Geschwistern hab ich auch darueber gesprochen, mein juengster Bruder wollte da anfangen Verantwortung fuer das passierte zu uebernehmen und wir haben damals lange Gespraeche gefuehrt, bei denen ich ihnen meine Sicht erklaert habe. Ich glaub es hat ihnen etwas geholfen, den Tod ihres Papas zu ertragen und die Erkrankung meiner Mutti zu akzeptieren und nicht die Verantwortung dafuer zu uebernehmen. Was sie jetzt aus ihrem Leben machen liegt bei ihnen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo ihr Lieben,

    wollte doch auch nochmal was berichten.

    Wer denkt das sich die Co-Abhaengigkeit einfach so verschwindet weil wir keinen nassen Alkoholiker mehr an unserer Seite haben, der hat sich wahrlich getaeuscht.

    Ich sehe es tagtaeglich bei meiner Mutter. Unser Stiefvater, sprich ihr Mann, der seit Beginn ihrer Beziehung nasser Alki war, ist ja letztes Jahr gestorben, aber meine Mutti lebt immer noch ihre Co-Abhaengigkeit aus. Selbst ihre unheilbare Krebserkrankung haelt sie nicht davon ab. Wie es sich zeigt??? Ganz klar durch ein andauerndes Beschuetzen und Sorgenmachen um ihre Kinder. Irgendwo hat sie da immer noch nicht gemerkt, dass wir alle Erwachsen sind. Sie will nach wie vor immer noch das Gefuehl haben gebraucht zu werden, sie will immer helfen, sei es in geldlichen Situationen oder einfach weil sie ihre Kinder total verwoehnen moechte. Nun geht das natuerlich nicht, sie selbst lebt von Sozialhilfe und hat die Pflegestufe 2 durch ihre Krebserkrankung, sie kann sogar selbst nicht mehr alleine kochen. Nun macht sie sich also immer schoen so ihr Koepfchen gerade um die Jungs in unserer Familie wie es denen geht und wie schwer sie es doch haben und hoert und hoert nicht auf mit ihrer Opferhelferrolle.

    Fuer mich als Tochter ist das furchtbar, aber ich grenze mich davon ab, auch wenn es mir noch so wehtut zu sehen. Durch diese Situation wird mir immer mehr bewusst, wie sehr wir Co's an uns arbeiten muessen und wie sehr die Co-Abhaengigkeit eine Erkrankung ist. Wir muessen jeden Tag immer wieder fuer die naechsten 24 Stunden trocken Denken und uns trocken und selbstaendig verhalten.

    Alles Liebe,

    Jenny

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