Gibt es Gründe, weshalb man Alkoholiker wird?

  • Guten Morgen Susanne.

    Du hast Recht wenn Du sagst das Du mit dieser Frage nichts daran änderst Alkoholkrank zu sein.

    Wofür brauchst Du also eine Erklärung?
    Es geht ja darum die Krankheit für mich anzunehmen,Sie zum Stillstand zu bringen,und mein weiteres Leben so auszurichten,das dieses auch so bleibt.

    Zu viele Erklärungen warum es so ist wie es ist,könnten nur Verwirrung stiften,weil jene auch unterschiedlich dargestellt werden.

    Nehme deine Krankheit einfach so an wie es eben ist,Du bist Alkoholikerin,da gibt es nichts zu erklären,lebe danach,und Du wirst sehen.das Du überhaupt keine Erklärungen benötigst!

    Schönes Wochenende!

    Gruß Andi

  • Hallo Susanna,

    also ich finde die Frage auch gar nicht so unberechtigt, und mich interessiert es auch, was so alles dazu geführt hat. Was ich bei mir bisher herausgefunden habe ist, dass verschiedene Dinge einfach in meinem Lebenslauf richtig daneben gegangen sind. Warum ich nun bereits als Kind mit Sucht darauf reagiert habe, weiß ich nicht. Da könnte ich mir vorstellen, dass ein Erleben im Elternhaus und die Erbanlagen bei mir eine Rolle gespielt haben könnten.

    In Therapien wird doch oft davon gesprochen, dass es ein Ziel ist, die Zusammenhänge zwischen Sucht- und Lebensgeschichte zu begreifen. Wenn ich begriffen habe, was vielleicht hätte besser laufen können, kann ich es zwar nicht rückgängig machen, aber ich kann dafür sorgen, dass es in Zukunft eben anders läuft. Dafür mache ich eine Therapie. Ich rege mich zwar nicht unbedingt über Dinge auf, die ich nicht mehr ändern kann, aber ich kann nach vorn schauen, und versuchen, die Dinge besser zu gestalten.

    Liebe Grüße
    Mone

  • Hallo,

    also ich persönlich finde diese Frage sehr interessant. Es kann viele Gründe geben. Bei mir vermute ich eine genetische Disposition, in Verbund mit einer verfehlten und unerfüllten Sinnsuche im Leben. Die Ursachen-Aufarbeitung interessiert doch irgendwie jeden, weil jeder sich irgendwann mal gefragt hat: Warum gerade ich? Und ausserdem ist die Aufarbeitung der Ursachen/Vorgeschichte der persönlichen Suchterkrankung ein zentraler Baustein jedes Therapieansatzes - gleich ob bei Psychoanalyse, Verhaltenstherapie oder bei der (von mir bevorzugten) Logotherapie.

    Gleichwohl bleibt die Frage nach dem "Warum" nur eine der zu beantworteten Fragen - quasi um ein Minimum an Verständnis für die eigene Krankheit zu gewinnen - und sie daher auch besser annehmen zu können!!

    Hat man die Krankheit dann voll und ganz angenommen und akzeptiert, sollte sich der Blick nach vorne richten. Und da gehe ich z.B. mit Karsten völlig konform, wenn er darauf hinweist, wie man selbst aus so etwas bitterem wie der Alkoholkrankheit noch eine menschliche Leistung machen kann - und damit sich selbst und anderen zeigen kann, dass selbst eine durchgemachte nasse Karriere ihre positiven Seiten hat. Ich bin zwar jetzt gerade mal ein Jahr trocken - aber in dieser Zeit hat mein Leben sich um 180 Grad geändert und in so vielen Bereichen so intensiviert und positiv verändert, das auch ich behaupten möchte, das ich viel intensiver lebe als viele Menschen um mich herum.

    Das ist das, was Viktor Frankl als zutiefst menschliche Eigenschaft bezeichnet hat: Menschliches Leid in einen persönlichen Triumph zu verwandeln!

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,

    ich finde Dein Post hier sehr interessant, denn auch ich bin der Meinung, dass meine Trinkerei mich letztlich an meinen heutigen Stand gebracht hat. Und diese Entwicklung dort hin ist auch der Beginn, den Weg an mein Ziel gehen zu können. Damit meine ich: Mir war als Kind schon klar, dass mit mir etwas völlig anders läuft und dass mit Sicherheit "mal jemand, der sich mit so Psycho-Sachen auskennt da mal schauen müsste". Wobei mir das Wort Therapie oder Psychoanalyse damals völlig fremd war. Letztlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Therapien zu machen, die mich bis heute dazu bewegt haben, mein Leben gut zu betrachten, intensiv wahrnehmen zu können, wie es mir geht und meine Sensibilität endlich schätzen zu lernen.

    Aber es lässt sich aus der nun abstinenten Sicht natürlich leicht sagen, dass ich den gegangenen Weg nicht bereue. Denke ich mal daran, wie jemand sich in der aktiven Suchthandlung fühlt. Als Beispiel meine Nikotinabhängigkeit: Ich habe unheimliche Schwierigkeiten das Rauchen ganz einzustellen. Damit ärgere ich mich nun schon seit Jahren rum. Aber im Moment finde ich kein Argument, das dafür spricht zu sagen: Gut, dass es so gelaufen ist. Ich könnte mich zum Teil schon dafür in mein Hinterteil beißen, dass ich damit angefangen habe. Auf der anderen Seite betrachtet ist es widerum so, dass es mir mit Sicherheit irgendwann einmal als Hilfe zur Verfügung gestanden hat, mein Leben als Kind und Jugendliche zu überstehen. Aber nun ist mein Leben ein Anderes, und es wäre schön, wenn ich einen anderen Weg finde, mit dem umzugehen, was mich so sehr an den Zigaretten festhalten lässt. Es ist sehr erstrebenswrt, den Weg genauso gesund zu gehen, wie ich ihn seit fünf Jahren im Bezug auf Alkohol gehe: Abstinent und aufarbeitend.

    Um aber etwas aufarbeiten zu können, ist die Frage nach dem Warum schon sehr bedeutend für mich.

    Liebe Grüße
    Mone

  • Hallo Susanna,

    Zitat

    Gibt es Gründe, weshalb man Alkoholiker wird?


    NEIN!

    Aber es gab Ursachen, warum ich Alkoholiker wurde.

    Und es gibt Menschen, die mir geholfen haben, diese Ursachen zu finden.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Servus @Alle !

    Alkoholismus ist eine körperliche, geistige und seelische Krankheit.
    Das heißt Ursachenvorschung könnte man in allen drei Teilbereichen betreiben aber verbindliche Antworten wird man trotzdem nicht finden.
    Der Wissenschaft ist es bis heute nicht gelungen fundiert nachzuweisen welche Faktoren zum Entstehen einer Alkoholsucht führen.

    Wenn man jedoch die Lebensgeschichten der Alkoholiker, auch hier im Forum, her nimmt kann man feststellen, dass gewisse Verhaltensmuster in den Abläufen der "Trinkerkarrieren" prägend waren und sind.

    Auch ich habe mir immer wieder den Kopf darüber zerbrochen warum ausgerechnet ich zu den "Auserwählten" gehöre - gebracht hat es nichts.
    Erst als ich meine Krankheit akzeptieren und bedingungslos annehmen konnte war der Weg dafür vorbereitet, der aus der Sucht herausführt.

    LG
    Andreas

    carpe diem

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