• hallo couchcool,

    ich kann einige punkte, die du nennst, voll unterschreiben.

    - vertrauen
    ist auch für mich schwierig. ich merke es dann, wenn vertrauen da ist und wenn es noch nicht da ist. ich brauche ziemlich lange, bis ich jemandem vertraue.
    - geringes selbstwertgefühl
    für mich die entscheidende frage, nehme ich mich so, wie ich bin oder nicht.

    - beziehungen, einzelkämpfertum, kontrolle
    ich ziehe viel alleine durch, beziehungen sind ein minenfeld.

    die probleme sind bei mir noch da, also ich bin da mitten drin.

    grüße simmie

  • Hallo couchcool,

    Erst mal glückwunsch da Du schon 1 1/2 Jahre trocken bist.Bei mir sind es fast 8 Wochen.
    Ich habe auch Probleme anderen zu vertrauen,kein Selbstbewustsein und Konflikten gehe ich aus dem Weg.
    Vieles oder das meiste kommt aus meiner Kindheit soviel weiss ich schon mal.
    Mein Vater trinkt auch schon seit ich denken kann und ich gebe ihm für fast alles die Schuld warum ich so geworden bin(auch meine trinkerei).Aber das weiss er natürlich nicht wie ich denke.
    Jedenfalls komme ich nicht zur Ruhe mit mir und diesem Wissen.Kann man oder soll man verzeihen?Vergessen wird man nie.

  • Hallo Couchcool

    Auch von mir eine grosse Achtung, dass du trocken bist. Ich stelle mir das nicht einfach vor.

    Das was du beschrieben hast, kenne ich alles nur zu gut.
    Sobald ich den kleinsten Fehler mache, verurteile ich mich, auch ich habe Angst anderen Menschen zu vertrauen und baue immer wieder meine kühle Fassade auf, um niemanden an mich ran zu lassen. Vertrauen habe ich vielleicht langsam zu drei Personen...aber eben, das ist bei mir auch zeitweise verschieden. Wenn ich schlecht drauf bin, dann geht nichts...

    Auch das ständige Kümmern um anderer Leute Probleme ist mir bekannt. Damit kann man ja so gut von den eigenen Problemen ablenken. Komischerweise weiss man auch immer, was für den anderen am besten ist, nur bei sich selbst ist dies schwierig. Soviel habe ich gelernt :-).

    Jedenfalls scheinst du ja auf einem guten Weg zu sein.
    Viel Glück hierbei.

    Gruss, Cari

  • Hallo Couchcool

    Also ein Patentrezept gibt es ja eh nicht gegen all diese Sachen, da jeder individuell andere Lösungen für sich braucht.

    Ich arbeite jetzt seit einem halben Jahr an mir und langsam begreife ich erstmal, was bei mir zu Hause so ablief und ich kann mir meine Verhaltensweisen erklären.
    Ich denke, dies ist für den Anfang sehr wichtig; schafft man aber am besten mit einem/r Therapeut/in. Es ist für mich wichtig, dass ich weiss, was los ist, damit ich mich nicht selbst verurteile für Dinge, für die ich an sich nichts kann oder Muster, die ich entwickeln musste, um zu überleben.

    Der weit grössere Schritt ist, die Dinge, die ich nicht ändern kann, so anzunehmen wie sie sind und andere Dinge, die ich verändern kann zuerst einmal zu erkennen. Dann kann ich etwas dran ändern.

    Werte ich mich z.B. selber ab, dies geschieht ja oft, wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann versuche ich mir "Einfühlung" zu geben, dass Fehler erstens menschlich sind und 2., dass ich mich dann nicht anfange zu rechtfertigen vor anderen, sondern selbstverantwortlich dazu stehe. Und oftmals sind die Fehler für einen Co-Abhängigen eh grösser, als es die Realität zeigt (typisch Perfektionist ;-).

    Ich versuche nichts mehr zu überspielen; das heisst, wenn mich Leute fragen, wie es mir geht, dann sage ich es auch wirklich, wie es ist.
    Vertrauen zu anderen zu haben funktioniert natürlich nicht auf Knopfdruck, aber wenn man jemanden sympathisch findet, kann man sich ja etwas darin üben, ein wenig von sich zu zeigen; d.h. Persönliches zu erzählen.
    Sich richtig andern mitzuteilen funktioniert sowieso erst, wenn man sich selbst etwas besser fühlen kann, weiss was mit einem los ist. Je mehr positive Erfahrungen man dann sammelt, desto mehr wächst das Vertrauen.

    Das mit dem "es jedem Recht machen" kenne ich auch. Man hilft sogar den Leuten, die es nicht einmal annähernd verdient haben. Und warum machen wir das? Weil wir Angst haben, verlassen zu werden, Angst davor, dass jemand anderes dann böse auf einen ist. Das heisst wir sind abhängig von diesen Leuten, von deren Meinung zu uns usw. Wie kann ich das ändern? Nicht einfach...Wie immer ist es wichtig es in den Momenten zu erkennen, wo ich mal wieder mein "Helfersyndrom" ausgelebt und nach Anerkennung gehascht habe und sich nicht dafür verurteilen! Das war ja die einzige Form, worüber wir in der Alkoholikerfamilie Anerkennung bekamen. Zumindest war es bei mir so.
    Ich schaue mir die Leute jetzt genau an, frage mich, ob ich dafür auch etwas zurück bekomme oder schon bekommen habe, ob ich der Person vertrauen kann usw. Ausserdem schaue ich, ob ich diese Aufgabe überhaupt lösen kann/möchte und nicht schon am Anschlag bin. Die Devise lautet - erst auf sich schauen und dann auf die anderen. Natürlich tappe auch ich immer wieder in die Falle ;-).

    Mmh...über sich die Kontrolle behalten. Noch so etwas, was ich kenne :-). Ja nicht heulen, immer stark sein, niemanden um Hilfe bitten, denn wenn ich schwach bin, bin ich ein richtiger Jammerlappen, dann kann ich anderen nicht mehr helfen und dann bin ich wertlos...Ja, ja. Schon traurig, wie selbstverachtend man in so Situationen ist.
    Ich habe bestimmt 2 Monate mit mir selber gekämpft, weil ich nicht einsehen wollte, mich mal schwach zu fühlen, müde zu sein und heulen zu müssen. Bis nach und nach alles raus kam. Wenn ich heute weinen muss, dann weine ich, wenn ich müde bin, lege ich mich hin und versuche mich nicht wie früher mit irgendwelchen Arbeiten abzulenken. Ich lasse meinen Schmerz zu, der mir zusteht, ich erkenne ihn an und tue mir dann etwas Gutes.

    Nun klingt das alles gar nicht so schwer, oder? Aber es ist hart, so ehrlich muss ich schon sein. Theoretisch weiss ich vieles, aber dies umzusetzen gelingt mir nicht immer. Ich muss vor allem aufpassen, dass ich nicht wieder in die perfektionistische Schiene komme, weil dann muss alles was ich erkenne sofort "funktionieren", ich muss alles wissen und alles können.

    So, für heute reicht es erstmal.
    Ich hoffe es hilft dir ein wenig. Mir hilft es auf jeden Fall darüber zu schreiben :-). Selbsterkenntnis tut ja sooo gut.

    Alles Gute
    Cari

  • hallo couchcool,

    ich finde auch, dass es in bezug darauf, vertrauen zu lernen, kein patentrezept gibt. vertrauen heisst für mich, ich kann dem anderen gegenüber offen sein, auch verletzliche seiten von mir zeigen, ohne angst. wenn ich das gefühl habe, ich kann mich schlecht öffnen, muss wesentliche anteile von mir vor anderen verbergen, kann ich auch schwer vertrauen aufbauen. die situation, denke ich, empfindet man selbst nicht so toll. es ist auch nicht so angenehm, sich damit auseinanderzusetzen.
    dennoch wird sich nur etwas ändern, wenn ich mich mit mir selbst und meinen baustellen beschäftige und vielleicht in kleinen schritten anfange, mich nicht mehr zu verstecken.

    grüße simmie

  • Hallo Couchcool

    Ja, ja, immer diese Ungeduld, dieser Perfektionismus.
    In der Alkoholikerfamilie musste man funktionieren, durfte keine Gefühle zeigen und auch nicht überfordert sein, sonst wäre das "System" zusammen gebrochen.

    Ich kenne es nur zu gut, wenn man keine Geduld mit sich selbst hat.
    Am Anfang meiner Therapie dachte ich, ich drehe durch, als ich den Berg von "Arbeit" vor mir sah, als ich sah, dass nicht mehr stimmte. Das verunsichert einen und verunsichert darf man ja nicht sein...
    Meine Therapeutin sagte dann einmal zu mir: So lange sie gegen sich selbst kämpfen, gegen ihre Gefühle und auch gegen die Zeit, die sie brauchen werden, bis alles verheilt ist, kommen sie keinen Schritt weiter.
    Von da an ging es bergauf. Klar habe ich teilweise noch Rückfälle, aber ich versuche mir dann immer diesen Satz in Erinnerung zurück zu führen.

    Ich glaube auch, dass man das Handwerkszeug, dass man sich bis jetzt erarbeitet hat, auch erst einmal lernen muss anzuwenden und die Gefühle kommen ja meist nicht so schnell mit, wie der Verstand. Ich glaube, dass es einfach Zeit braucht. Wir haben so viele Jahre gelitten und mussten Muster aufrechterhalten, die nicht gut waren. Aber dadurch bekommt man sie auch nicht innerhalb kürzester Zeit wieder los.

    Ich finde es jedenfalls toll, dass du gelernt hast, mehr Leuten dich zu öffnen.
    Bei wildfremden Leuten geht es mir auch oft so, dass ich total verunsichert bin, weil man halt auch nicht weiss, wie sie auf einen reagieren. Man versucht sich immer noch anzupassen, wie man es früher getan hat.
    Dabei verspielt man sich ja die Chance, dass der andere einen wirklich kennen lernen kann und auch einen selbst so akzeptieren kann, wie man ist. Aber eben; die Verlustangst ist oft grösser.
    Ich versuche mir in den Momenten immer bewusst zu machen, dass ich jetzt verunsichert bin und versuche dem anderen gegenüber auch so ehrlich und echt wie möglich zu sein. z.B. passe ich mich nicht mehr an, wenn ich nicht mit einem einer Meinung bin; ich habe meine eigene. Und ich lache auch nicht mehr über Dinge, die ich eigentlich gar nicht lustig finde. Früher habe ich dem anderen zu liebe gelacht, weil ich meinte, der erwartet das jetzt von mir.

    Und ich glaube, so kommt man Schritt für Schritt vorwärts.
    Ich muss sowieso sagen, dass es besser ist, wenn man langsam vorwärts geht.
    Ich hatte einen sehr hektischen Start, dass ich mich teilweise über mich selbst gewundert habe. Sogar meine Therapeutin war erstaunt, mit welchem Tempo ich alles angegangen bin. Ich muss da recht aufpassen, dass ich mich nicht wieder selbst überfordere. Denn so schnell kommen meine Gefühle nicht mit.

    Dir möchte ich gerne raten; grüble auch nicht zuviel, sondern tu dir auch etwas Gutes. Wenn ich bei einer Sache nicht weiterkomme, dann stelle ich sie beiseite und mach etwas Schönes.

    Liebe Grüsse

  • Hallo Lume, hallo Couchcool

    Gut, dass ihr das Thema "Besonders" und Hobby's ansprecht.
    Über Gedankenanstösse bin ich immer wieder froh und entdecke so manch eine Gemeinsamkeit.

    Wenn manch einer in meinem Alter wüsste, dass ich zu Hause sticke oder sonst irgendwelche Handarbeiten mache, würde er mich wahrscheinlich auslachen. Oder scheint mir das nur so?:-)
    Mich entspannt so etwas.
    Oder ich interessiere mich sehr für Gärten, für Pflanzen, möchte später selbst einmal einen grossen Garten haben, in dem ich viele verschiedene Blumen pflanzen kann.
    Interessen wie Disco und Party's kann ich einfach nicht nachvollziehen. Ich tanze sehr gerne und ein-/zweimal im Jahr gehe ich auch mal gerne mit, aber sonst...Wenn ich dann aber so viele in meinem Alter sehe, die genau das tun, frage ich mich wieder, ob ich "normal" bin.
    Ansonsten habe ich auch keine bestimmten Hobby's wie andere z.B. malen.
    Ich wollte es mal mit Gitarre probieren, habe mir auch eine gekauft, aber irgendwie steht sie nur in der Ecke und ich habe keine Lust, darauf zu üben.
    Ansonsten hätte ich richtig Lust, eine eigene Biographie zu schreiben, habe aber irgendwie auch Angst davor, all die Sachen wieder aufzurollen, die auch weh tun. Na ja, mal sehen...

    Manchmal wäre ich auch gern weniger besonders, etwas unbeschwerter und nicht ganz so ernst und nachdenklich, da ich das aber nun einmal nicht bin - vielleicht wird es ja irgendwann, wenn ich mich mehr annehmen kann - möchte ich es gerne so akzeptieren, wie es ist. Nicht immer einfach, versteht sich.

    Wie geht es dir Couchcool eigentlich damit, seit du so an dir gearbeitet hast? Hast du auch das Gefühl, vor allem gegenüber Leuten, die du Jahre kennst (Verwandte usw.), du hättest dich total verändert und die könnten dich jetzt komisch finden, nicht mehr mögen etc. Wenn ich daran denke, dass ich jetzt zu meinen Eltern/Grosseltern hochfahre, mit soviel neuem Wissen/neuen Erfahrungen, dann überfällt mich leichte Panik.

    Viele Grüsse

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