• Es ist nicht so sehr die Frage, ob ich dich als Freund und Partner will, denn für dich habe ich mich vor über einem Jahr entschieden. Ich liebe dich, ich will glücklich sein mit dir .. das will ich! Aber ich bin mit der jetzigen Situation auch total überfordert, ich habe Angst und ich weiß nicht was ich machen und denken soll. Ich habe gelesen, ein Alkoholiker ist ein Mensch, der Probleme mit Alkohol hat und sein Leben, ob mit oder ohne Alkohol nicht mehr geregelt bekommt!
    Was bedeutet für dich denn der Satz „Ich bin Alkoholiker? Bist du arbeitslos, weil du trinkst? Oder trinkst du, weil du arbeitslos bist? Beides ist scheiße! Ich will nicht, wenn du zu mir kommst, kontrollieren .. hat er ne Fahne? Hat er keine? ... ich möchte mich auf dich verlassen können ... ich möchte einen Mann, mit dem ich Spaß haben und lachen kann und keine Angst vor der Zukunft haben muss ... so ungewiss sie auch ist! Ich möchten keinen Mann, der Streit provoziert, mir versucht ein schlechtes Gewissen einzureden, nur damit er einen Grund zum saufen hat. Ich möchte einen Mann, der mich respektvoll behandelt und mir gegenüber ohne misstrauen ist.
    Erst seit 2 Monaten kenne ich Dein Problem, vorher habe ich es vielleicht erahnt bzw. wollte es nicht war haben. Ich weiss nicht was es bedeutet, wenn du sagst „Ich bin Alkoholiker! ... Hilf mir bitte!“ du hast bisher dein Alkoholismus meistens ohne mich ausgelebt. Ich habe nur gespürt, dass du manchmal anders bist und war wütend und verletzt, jetzt macht es mich traurig, weil ich ja jetzt weiss ... warum das alles so gelaufen ist. Ich möchte keinen Mann, der immer wieder versucht, mich für sein Leben verantwortlich zu machen und ich möchte keine Schuldgefühle mehr! Du sagst, du liebst mich mehr, als dich selber! Ich würde mich mehr darüber freuen, wenn du dich selbst mal lieben lernst, denn nur wer sich selber liebt, kann auch andere Menschen lieben. Nur wer alleine mit seinem leben klar kommt, schafft es auch in einer gelingenden Zweisamkeit zu leben. Vor 2 Monaten hast du mir auf Knien versprochen .. du willst nicht mehr trinken, du willst mir zeigen, dass es auch anders geht. Seit ein paar Tagen trinkst du wieder, kannst nicht arbeiten, es geht dir schlecht, du isst nichts. Montag dein Hilferuf ... bring mich bitte ins Krankenhaus, aber du wolltest dann doch nicht! Gestern dein Versuch es alleine zu schaffen ... mit dem Entzug und mit dem „Nichtmehrtrinkenwollen“!
    Ok Du trinkst seit Sonntag abend nicht mehr und du bist dann auch alleine ins Krankenhaus zur Entgiftungsstation gefahren .. man hat dich abgewiesen, weil du noch nicht besoffen genug bzw. deine Entzugserscheinungen noch nicht so schlimm waren. Sie haben gesagt, du sollst wieder kommen und eine Kostenübernahme von der Krankenkasse mitbringen. Ok du hast dir gestern einen Termin in einer Suchtberatungsstelle geholt, wieder mal .. wie du sagst. Ich sage .. das ist ein Anfang! Du sagst, vielleicht kannst du ja wirklich nicht alleine sein und kommst mit Ablehnung nicht klar und das ist der Grund, weshalb du trinkst, wenn du trinkst. Und du sagst auch, ich habe Recht … unbewusst machst Du mich dafür verantwortlich.
    Ich war auch bei der Suchtberatungsstelle. Nächste Wochen gehe ich wieder hin ... diesmal aber nicht wegen Dir, sondern wegen mir!
    Ich wünsche mir so sehr das du mein Partner und Freund bist, aber im Moment und wenn du nicht endlich mal wirklich den Arsch hoch bekommst und wirklich was machst, sehe ich da leider keine Zukunft für uns!

    Ich bin traurig, weil ich nicht weiss, ob es eine Zukunft für uns gibt! Wie kann ich Dir helfen, ohne mich selbst aufzugeben? Ich bin so verunsichert. Ich kann das auch gar nicht so in Worte fassen .. eigentlich fängt es bei der Frage an „Möchte ich mit dir zusammen bleiben?“ und „Wie kann ich Grenzen setzen, wenn ich mich für ein Leben mit dir entscheide? über „Was heisst eigentlich Hilfe durch Nicht-Hilfe für mich persönlich?“ bis zu „Darf ich jetzt überhaupt noch das Wort „Alkohol“ in den Mund nehmen wenn wir zusammen sind?“
    Ich würde dich jetzt so gerne in meine Arme nehmen und dich einfach festhalten, aber das schlimme ist, ich weiss nicht ob das richtig ist, wenn ich dich doch vielleicht los lassen muss…

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Ein liebes Hallo an alle, die meinen Beitrag hier lesen!

    Diese Briefform habe ich gewählt, weil es mir so leichter viel, meine Gedanken und Fragen, die mir gerade so im Moment durch den Kopf schwirren, zu formulieren. Dieser Brief ist also nicht in erster Linien für meinen Schatz gewesen, sondern für mich und damit ich etwas klarer sehe, was mir aber irgendwie immer noch nicht gelingt.
    Ich lese seit ein paar Wochen oft hier im Forum und vieles hat mich Nachdenklich gemacht. Ein Satz ist mir besonders im Gedächnis geblieben „Wer will, sucht einen Weg! Wer nicht will, sucht Gründe!“
    Ich würde mich freuen, wenn Ihr für mich auch ein paar Anregungen, Gedanken, Fragen, konstruktive Kritik, liebe und ernste Worte habt.

    Liebe Grüsse und einen schönen Tag!

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Hallo Charmenida,

    wußte ja nich, ob Du überhaupt Antworten haben willst oder das persönlich an Deinen Partner gerichtet war…
    Aber wenn dat SO is… :wink:

    Viel kann ich dazu nicht sagen, es scheint bei ihm noch nicht klick gemacht zu haben, sonst würde er mit seinem Alkoholproblem wohl nicht so lax umgehen.
    Ich sehe da beeindruckende bis dramatische Schön-Labereien bei Deinem Partner, aber keine Konsequenzen in Form von Handlungen. Wenn ich ne Entgiftung brauche, lauf ich so lange verschiedenen Ärzten die Bude ein und mache das so dringend, bis ich ne Einweisung inner Hand halte. Oder ich frag vorher bei der Beratungsstelle nach, welche Ärzte mit Suchterkrankungen besonders gut vertraut sind, erspar ich mir Wege.

    Nun gut, ich rede hier allerdings auch schlau rum, ich hab das auch nicht getan, ich schämte mich zu sehr, als Frau Alkoholikerin zu sein, in gesicherten Verhältnissen, mit Job, Partner, Kind, Haus und Garten. Und trotzdem geschah es. Ich mußte erst auf der Intensiv landen, ehe ich Hilfe annehmen konnte und somit trocken werden.

    Was mich gleich zu meinem nächsten Punkt führt.

    Verstand, Logik, Liebe, sozialer Status, Berufsstand, Gesellschaftsstand, das ALLES hat so rein GAR NIX mit der Sucht zu tun. Es kann jeden erwischen, sicher gibt es Dinge, die ein Abrutschen in die Sucht begünstigen.

    Du versuchst hier etwas verstandesmäßig anzugehen, was so aber nicht zu erfassen ist.
    Die Sucht versteht wohl nur der, der sie am eigenen Leib erfahren hat.
    Aber Du willst helfen, darum versuchst Du zu verstehen, is mir schon klar.
    Das kannst Du aber leider nicht, das können nur dafür ausgebildete Leute, Ärzte und Selbstbetroffene.
    Auch ist die Sucht tausendmal stärker als die Liebe !
    Die Liebe ist bei vielen Krankheiten eine starke Waffe, manchmal sogar die einzige, aber niemals bei der Sucht, sie hat darin keinerlei Bedeutung mehr.

    Also mußt Du Dich um DICH kümmern, wie es Dir damit geht, das Dein Partner alkoholkrank ist. Kannst Du das so akzeptieren und ertragen ? Das er säuft ?
    Wenn ja, dann steht Dir aber sehr großes Leid bevor, an dem Du psychisch selbst zerbrechen kannst, zumindest aber Schaden nehmen wirst. Je schlimmer, je länger Du bleibst.

    Du kannst Dich aber auch trennen und Dein eigenes Fell retten. Dein Partner ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Er trinkt, nicht DU ! Es gibt in Deutschland genug Hilfsangebote, man muß nur hingehen, sein Anliegen manchmal dringend machen, dann bekommt man Hilfe. DU hast damit aber nix zu tun, denn DU kannst nicht helfen.

    Angehörige können erst unterstützen, wenn sich der Kranke selbst auf den Weg gemacht hat. Dann können sie sehr gute Wegbegleiter sein, und dem Alkoholkranken viel geben, indem sie fest zu ihm halten. Aber auch wieder nicht zu viel festhalten, gell :wink: ? Denn man darf sich auch nie selbst aus den Augen verlieren. CO-Abhängige müssen sich erst einmal selbst aus „ihrer“ Sucht befreien, und nicht ein Helfersyndrom am Trocken-werdenen auszuleben versuchen, dat geht grundsätzlich schief. Aber nicht jeder Angehörige ist auch CO.

    Siehtst Du Dich denn eigentlich als CO-abhängig ?

    LG an Dich
    Lilly
    (Alkoholikerin)

  • Lieben Dank für Eure Antwort! :)

    Ich könnte die Alkoholkrankheit meines Partners akzeptieren! Das er säuft ... könnte ich nie ertragen!
    Ob ich mich als co-abhängig sehe? Gute Frage!
    Wenn ich so zurückblicke, ich war eigentlich schon immer für andere da, habe mich für sie verantwortlich gefühlt und habe dies gerne gemacht Ich habe zwei Kinder. Meine große Tochter ist schwerstkörperbehindert und ich habe sie viele Jahre zu Hause gepflegt und ihr geholfen, alles organisiert und gemanagt, aber ohne meine eigene volle Berufstätigkeit dabei zu vernachlässigen. Meine Arbeit hat und macht mir immer wieder Freude. Vor 5 Jahren habe ich mir gesagt, ich kann nicht immer für mein Kind da sein, sie muss versuchen auch alleine durchs leben zu kommen .. egal wie viel schwerer sie es dabei hat. Glaubt mir, es ist mir super schwergefallen, meine süsse loszulassen, Heute ist sie 27 Jahre alt und ich bin mächtig stolz auf sie! Sie weiss, sie kann immer zu mir kommen, wenn sie Hilfe brauch, aber sie meistert ihr leben so gut es geht alleine. Nachdem meine Tochter nicht mehr ständig da war, habe ich nach fast 20 Jahren ehe so richtig mitbekommen, wie unglücklich ich doch eigentlich in dieser Beziehung bin. Nein, mein ex-Mann war kein Alkoholiker, unser auseinanderleben hatte andere Gründe. es hat aber eben noch mal ein Jahr gedauert, bis ich dann endlich die gutbürgerliche Scheinwelt mit Haus, Auto, Motorrad, 4 Fernseher und einen Kater verlassen habe. Jetzt habe ich mein Einkommen, nicht viel, aber es reicht mir, in meiner kleinen kuschligen Wohnung fühle ich mich sauwohl .. ich war angekommen. Ich habe es so genossen, endlich Zeit für mich zu haben. Könnt ihr euch vorstellen, wie wunderbar das Gefühl war, als ich das erste mal ein Buch lesen konnte, ohne gestört zu werden?! Am liebsten entspanne ich immer noch in meiner Badewanne... Kerzenschein, ein glas wein, Musik und einfach an nix denken! Ich pflege meine Freundschaften zu meinen Freundinnen, gehe ins Fitnessstudio, bastle an meiner Homepage rum fahre gerne Fahrrad .. gestern habe ich mir übrigens ein neues gekauft, mein altes wurde geklaut, aber das war eigentlich gar nicht so schlimm, denn das hatte keine Rücktrittsbremse :)

    Mein freund ist der erste Mann, den ich nach meiner Trennung wieder in mein leben gelassen habe und jetzt das. Gut im Moment steht er dazu, er will nicht mehr trinken, er sagt aber, dass er nicht weiss bzw. sich vorstellen kann, sein ganzes Leben keinen Alkohol mehr zu trinken. Das ganze Ausmaß habe ich noch nicht wirklich mitbekommen, denn wir leben nicht zusammen und haben uns auch nicht täglich gesehen, denn meine Freiheiten sind mir schon sehr wichtig. Wenn wir zusammen waren, hat mich sein Alkoholkonsum eigentlich nicht wirklich gestört, denn er hat nie „gesoffen“. Wir haben zusammen gekocht und gegessen, er hat meistens den wein mitgebracht und wir haben oft lange in der Küche gesessen und über Gott und die Welt gequatscht. Was mich aber gestört hat bzw. stört, sind seine Launen und das er regelmässig streit provoziert und sich dann einfach aus unserem leben ein paar Tage ausgeklingt hat, ich mich dann überhaupt nicht auf ihn verlassen konnte und ich eigentlich gar nicht wusste warum. Er sagt, dass ich wahrscheinlich recht damit habe, er kann einfach nicht alleine sein und kommt mit Zurückweisung nicht klar und gibt mir dann unbewusst die Schuld das er trinken muss bzw. kann und dann hat er gesoffen, heimlich und sich selber bemitleidet.
    Vor 2 Monaten, als ich seine Launen nicht mehr mitmachen wollte, hat er mir sein Alkoholproblem gestanden und ich habe mich noch mal auf ihn eingelassen, denn ich habe mir gedacht „ok, wenn das so ist, kenne ich dich eigentlich nicht wirklich, zeig mir, dass es auch anders geht, ohne den Alkohol!“ Er hat 6 Wochen nichts getrunken, was ich ihm auch glaube! dann hat er mir 2 Wochen was vorgemacht und heimlich versucht kontrolliert zu trinken und ich habe es schon geahnt und jetzt am Sonntag hat er es mir unter Tränen gesagt.
    Ich kenne jetzt ein wenig seine Suchtvergangenheit und jede andere Frau würde ihm wahrscheinlich nicht nur die Pistole auf die Brust setzen sondern einfach sofort abschießen.
    Was mache ich?! Ich versuche ihn zu verstehen, fühle mich schon wieder irgendwie verantwortlich und geben ihm den Raum, dass er nicht trinken muss indem ich für ihn da bin, jedenfalls hoffe ich das.

    Ist das nun co-Abhängigkeit oder bin ich einfach nur blöd?

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Hallo und guten Abend!

    Lieben Dank Erdling für Deine Antwort! Meine Gedanken schlagen irgendwie im Moment Purzelbaum, eigentlich weiss ich gar nicht so richtig, was ich denken soll. Ich lese mir hier im Forum die Augen blutig und statt gelassener, werde ich immer unsicherer.
    Die letzten Tage mit meinem Schatz waren eigentlich sehr schön und entspannt. Wir haben auch, wie schon so oft, über unser bisheriges Leben gesprochen und so wieder ein Stück weit mehr über den anderen erfahren. Jetzt weiss ich auch, dass er nach seinem ersten Entzug, der auf der Intensivstation im Krankenhaus begann und er mehr tod als lebendig war, 4 Jahre trocken war, und das ohne Selbsthilfegruppe und abgebrochene stationäre Therapie.
    Ich habe gefragt „Warum hast du wieder angefangen?“ seine Antwort „Es ging mir echt gut und ich dachte, ich komme damit klar!“
    Eigentlich müsste ich mich doch freuen, mein Freund trinkt seit Montag nicht mehr, nächsten Mittwoch hat er ein Termin bei der Suchtberatung, aber eine innere Stimme lässt mich ständig immer wieder in „Habachstellung“ gehen. Wenn er Abends kommt, ist die Versuchung einfach zu groß an ihm rumzuschnuppern …puuh … „xxx“ ..! ich liebe diesen Duft, aber ich finde es schrecklich, dass ich eigentlich einen andere erwartet habe und das habe ich ihm auch gesagt Er möchte mit mir zusammen sein, ich möchte auch mit ihm zusammen sein, aber irgendwie sagt mir die Stimme „Will er jetzt nur mit dir zusammen sein, damit er nicht trinken muss? Bin ich jetzt so was wie ein Notfallkoffer, oder schlimmer, ein Notnagel?“
    Heute am Sonntag habe ich einiges erledigen müssen und wir haben vereinbart, dass wir uns erst am Abend sehen und nicht den ganzen Tag miteinander verbringen. Am Abend kam eine kurze sms „tut mir leid, ich habe noch zu tun …. ! kuss“ und bei mir haben auf einmal alle Alarmglocken geläutet und so dann auch reagiert. Er stand dann vor meiner Tür … nüchtern und hat sich über meine Reaktion aufgeregt und ob ich schluss machen will. Ich habe ihm gesagt „ Merkst du nicht, wie krank das alles ist?! So will ich keine Beziehung! Ich habe kein Vertrauen und ich habe Angst vor einer gemeinsamen Zukunft und diese Angst und Unsicherheit kannst du mir nicht nehmen, das kann ich nur alleine und ich möchte im Moment überhaupt nicht darüber reden und deswegen ist es besser, wenn du heute nach Hause gehst!“ Er ist gegangen …
    Vorhin kam eine Nachricht von ihm „Ich hätte heue nicht anders reagiert wenn du in meiner Situation wärst!“

    Liebe Grüsse an Alle!

    edit summerdream: bitte keine markennamen - thx

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Guten morgen,

    ich lese nun schon seit Wochen hier in diesem Forum, ich fiebere mit Dagmar007 ihrem glücklichen unbeschadeten Auszug entgegen, hoffe, bange, freue ich mit skybird, claudi59, Crevette, alixx und all die anderen aktiven user hier, wenn ich ihr leben lese und auch wenn ich mich bisher noch nicht so aktiv beteiligt habe, ihr seit mir irgendwie schon richtig vertraut. Und durch euch habe ich auch angefangen langsam zu erkennen, was in meinem leben immer wieder schief läuft! Dank an alle!
    Ich habe sehr viel über mein bisheriges leben nachgedacht, die immer wiederkehrenden Muster, Katastrophen, Enttäuschungen, Schmerzen und habe erkannt, ich leben eigentlich das leben meiner Mama weiter. Mich hat es nicht gewundert, als ich begriffen habe, auch mein Vater war Alkoholiker. Ich habe viele dinge aus meiner Kindheit verdängt. das was ich mir bisher eingeredet habe, war das Bild von einer schönen behüteten Kindheit. Aber als mein Vater vor 20 Jahren gestorben ist, habe ich nicht wirklich um ihn getrauert. Meine Gefühle waren nur angst und sorge um meine Mutter und wie sie diesen Verlust gut übersteht, obwohl sie ja nun eigentlich ein Problem weniger hatte .. ! Als ich mich vor ein paar Jahren von meinen Mann getrennt habe, ist mir das gehen auch sehr schwer gefallen und das, obwohl ich superunglücklich in dieser Beziehung war. Da habe ich mal meine Mama gefragt „hast du eigentlich unseren Vater geliebt?“ ihre antwort war „er hat immer gut für uns gesorgt!“ ja das stimmt, gearbeitet hat er immer, aber er war eben auch jähzornig und tyrannisch und ich hatte oft angst vor ihm und er hat keine Meinung außer seine akzeptiert und mich, meine Mama klein gehalten. Und meine Mama hatte gedacht, sie könnte ihn kontrollieren und hat deshalb Macht über ihn. Auf solche Beziehungsspielchen habe ich keine Lust mehr!
    Heute sorge und kümmere ich mich wieder um meine Mama, aber diese Hilfe brauch sie nun wirklich, denn sie hatte einen schweren Hirninfarkt, seit März nicht mehr ansprechbar und ist eigentlich mehr tod, als lebendig und es ist mir ein Bedürfnis, sie auf ihrem letzten weg mit meiner liebe und meiner nähe zu begleiten und sie da nicht alleine zu lassen. ich war lange richtig wütend auf meine Mama und hatte auch Mitleid, aber heute habe ich ihr verziehen, den ich weiss, ihr leben mit meinem Vater hat sie sich selber ausgesucht und ich habe jede Möglichkeit nicht den gleichen weg zu wählen, es liegt alles bei mir!

    Von meinem Freund habe ich mich getrennt, bzw. eigentlich hat er sich ja von mir getrennt, nachdem ich keine zeit für ihn hatte, weil ich einfach auch ein eigenes leben habe. das hat ihm nicht gepasst, war ihm unbequem, er hat sich unbeachtet gefühlt und unverstanden also mal schnelle wieder Schluss machen und saufen! Ich habe sein Angebot dankend angenommen!
    Keine Ahnung, was er im Moment treibt. Er will mir noch bei der Auflösung der Wohnung von meiner Mutter helfen und sagt und schreibt, dass er mich liebt und sein leben mit mir verbringen möchte und er wird auf mich warten und nix mehr trinken und er tut was für seine Trockenheit, geht zur Tera in die Tagesklinik und und und …. Blablabla ….ich gehe davon aus, dass er sich so schnell wie möglich ne neue blöde sucht, denn er kann nicht alleine sein und ich funktioniere ja nicht mehr so und lasse mich nach ein paar Nettigkeiten und schönen, aber leeren Worten wieder von ihm um den kleinen Finger wickeln
    Aber selbst nach 3 Wochen Trennung kommen immer wieder Wut, weil er mich angelogen hat bzw. nicht .. nie ehrlich zu mir war, schmerz, das ich geliebt habe und da kam eigentlich nie wirklich und ehrlich was zurück, Trauer wegen der verlorenen Hoffnung und Scham, weil ich mich so lange hab hinhalten lassen und es nicht sehen wollte, obwohl es so offensichtlich war! Eineinhalb Jahre habe ich mir wieder mal fleissig eingeredet, ich lebe eine Beziehung Und gerade jetzt in der Trauer um meine Mama, wünsche ich mir nix sehnliches, als eine Schulter, an die ich mich vertrauensvoll anlehnen kann, wo ich einfach ich selbst sein kann, egal ob ich weine oder lache und es tut weh, zu wissen, man ist alleine und kann sich eigentlich nur auf sich selbst verlassen.

    Und dann lese ich hier und finde Beträge, wie diese von emmaP und das bringt mich wieder zum lächeln:

    Danke Emma, ich habe mir diesen betrag ausgedruckt und an den Spiegel gepinnt, als warnendes Zeichen :)

    Dank an alle!

    Und einen wunderschönen Tag!
    Charmenida

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Hallo Charmenida,

    Zitat

    Und gerade jetzt in der Trauer um meine Mama, wünsche ich mir nix sehnliches, als eine Schulter, an die ich mich vertrauensvoll anlehnen kann, wo ich einfach ich selbst sein kann, egal ob ich weine oder lache und es tut weh, zu wissen, man ist alleine und kann sich eigentlich nur auf sich selbst verlassen.

    Schultern zum Anlehnen bekommst Du ganz gewiß hier. Es ist sicher ganz hart für Dich, aber eines solltest Du Dir immer vor Augen führen:

    Sich auf sich selbst zu Verlassen, ist der Beginn, sich aus der Co-Abhängigkeit zu befreien und irgendwann eine stabile und glückliche Beziehung zu führen.

    Ich drück Dich in Deiner traurigen Situation mal, ja? [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/liebe/h050.gif]


    Liebe Grüße
    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Hallo Ihr Lieben,

    Ganz lieben Dank für Eure lieben, tröstenden und auch zum nachdenken anregenden Worte.
    In der Trauer um meine Mutter und da mein Schatz immer noch einen großen Platz in meinem Leben einnimmt, habe ich angefangen ganz tief in meine Kindheitserinnerungen zu graben.
    Mein Bruder hat mir vor kurzem erzählt, ich bin geboren, um die Ehe meiner Eltern zu retten!
    Das habe ich so bis jetzt noch nicht gewusst. Ich bin ein sogenannter Nachkömmling. In dem Jahr, als ich geboren wurde, hatte mein großer Bruder Jugendweihe. Auf dem Foto zur Jugendweihefeier, bin ich als kleines winziges Etwas zu sehen. Meine Mama hatte mich auf den einen Arm, in der anderen Hand hatte sie die Kaffeekanne. Ich fand meine Mama immer unheimlich hübsch. In meiner Phantasie war sie eine Zigeunerin mit schwarzem Haar. Sie hat auch Karten gelegt für andere und die Zukunft sah bei ihr immer rosig aus.
    Wenn ich mir heute alte Bilder von ihr anschaue, hatte sie immer irgendwie einen traurigen Blick um die Augen. Es gibt eigentlich nur wenige Bilder, wo sie richtig fröhlich ist. Ich liebe meine Mutter sehr, aber irgendwie mache ich ihr auch Vorwürfe! Sie hatte so eine Art, alles wusste und konnte sie besser und für alles und jeden hatte sie immer eine Entschuldigung oder Begründung. Ich habe sie immer sanft erlebt, wenn ich so zurückdenke, eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn meine Mama wütend ist, oder sogar rumbrüllt. Wenn sie etwas erreichen wollte, hat sie sich immer ein wenig dümmer gestellt, als sie in Wirklichkeit ist. Sie hatte eine ganz besondere Art und Weise Mensche zu manipulieren bzw. jemanden ein schlechtes Gewissen zu machen und sie hatte dieses MonaLisaLächeln, immer hilfsbereit und für jeden ein offenes Ohr. Weinen habe ich sie selten gesehen. Ich denke, sie hat oft immer nur alles runter geschluckt und hat nach außen die Tapfere Frau gezeigt und sie hat mir immer eine heile Welt vorgespielt.
    Ich kann mich erinnern, als ich größer war, haben wir beide fast jeden Abend im Bad „Frauengespräche“ geführt bzw. ich habe ihr von meinem Liebeskummer, meine großen und kleinen Freuden, alles was der Tag so gebracht hat, erzählt. Sie hat mir zugehört und mir auch Ratschläge gegeben und ich fand es immer sehr schön, diese Zweisamkeit, wo uns niemand störte.
    Mein Vater war zu dieser Zeit dann meistens schon im Bett. Ihn habe ich eigentlich immer nur arbeitend erlebt. Oder er war im Keller, in der Garage oder im Garten. Mein Vater war Diabetiker und musste sich morgens und abends Insulin spritzen und er war sehr Launisch und manchmal auch Jähzornig. Wenn mein Vater gut drauf war, waren wir auch gut drauf, war er schlecht drauf, dann bin ich ihm lieber aus dem Weg gegangen. Meine Mutter sagte immer, diese schlechte Laune liegt an seinem hohen Blutzucker und ich soll ihn nicht noch mehr aufregen, damit der Zucker nicht noch mehr steigt.
    So richtig trinken habe ich meinen Vater nie gesehen, oder ich habe es verdrängt, denn eigentlich durfte er als Diabetiker ja keinen Alkohol trinken. Mein großer Bruder hat mir jetzt erzählt, dass unser Vater im Keller heimlich getrunken hat. Mein Bruder wusste wo die Flasche stand und meine Mutter hatte es, glaube ich, auch gewusst, denn als mein Vater sich eigentlich das rauchen abgewöhnt hatte, habe ich irgendwann bemerkt, er raucht heimlich. Ich hatte meine Mutter darauf angesprochen und sie sagte mit, sie weiß das schon lange, aber wenn sie meinen Vater deswegen Vorhaltungen machen würde, würde er wieder richtig anfangen mit rauchen. Ihr ist es lieber, er raucht heimlich und deswegen nicht mehr so viel. Ich habe dies überhaupt nicht verstanden, aber was sollte ich machen, ich war erst 14 oder 13.
    Wenn wir auf Geburtstagsfeiern der Familie waren, wurde immer sehr viel getrunken. Mein Vater und meine Onkels haben dann immer jeder eine Flasche Schnaps getrunken, das war normal. Ich war ja noch klein und habe dann immer den lustigen Gesprächen der Erwachsenen gelauscht bis ich irgendwann auf einem Sessel eingeschlafen bin. Auf dem Nachhauseweg war mein Vater dann eigentlich immer ecklig zu meiner Mama, aber meine Mama hat sich nicht mit ihm gestritten, sondern versucht ihn zu beruhigen bis er im Bette war. Ich habe mir dann auch nie getraut irgendwas zu sagen, sondern war mucksmäuschen stille!
    An meinen Vater kann ich mich kaum richtig erinnern, aber als meine Mama mal zur Kur oder im Krankenhaus war, hatte er mich geschlagen. Ich weiß noch, ich war noch im Kindergarten und hatte dort einen Freund, Rainer. Der wohnte 3 Blöcke in unserer Straße entfernt und wir wollten zusammen spielen. Mein Vater hat gesagt, ich soll am Haus bleiben und ich bin aber zu meinem Freund gegangen und habe die Zeit verspielt. Als ich wieder nach hause kam, dreckig und glücklich, hat mein Vater mit mir geschimpft und mich dann einfach übers Knie gelegt und mir den Hintern versolen. Die Sonne hatte noch durchs Fenster geschienen!
    Als ich Kind war, hatte Ich eigentlich oft Angst und Respekt vor meinen Vater. Wir haben am Tisch gesessen und gegessen und keiner hat gesprochen, das war mir unangenehm und ich hatte immer das Gefühl irgendwas erzählen zu müssen, dass die Stimmung nicht so gedrückt war. Oder wir haben im Wohnzimmer gegessen zum Abendbrot und keine durfte Reden, weil im Fernseher die Nachrichten kamen. Es wurde auch immer nur das geguckt, was mein Vater wollte und wenn er in seinem Sessel eingeschlafen war, durfte auch keiner umschalten, weil er ja aufwachen könnte und dann hat er sich aufgeregt.
    Ich hatte Angst im Dunkeln einzuschlafen. Es musste immer die Tür ein Spalt offen sein! Selbst heute ist das noch so. Ich habe eigentlich noch sehr lange, ich ging schon zur Schule, im Schlafzimmer meiner Eltern geschlafen.
    Meine Eltern haben beide gearbeitet und mussten immer früh raus. Wenn ich krank war, bin ich alleine zu Hause geblieben und meine Mama hat mir immer Tee gekocht und ich habe im Bett mit meinen kleinen Puppen und den Holztierzoo gespielt. In meiner Phantasie habe ich mir eine Welt zusammengebastelt. Es gab immer die Guten und die Bösen! Ich hatte Angst alleine in der Wohnung zu bleiben und habe auf jedes Geräusch geachtet und dann ist mir immer ganz schlecht geworden. Ich hatte auch nachts oft Angst, dass Krieg kommt und wenn die Hubschrauber über unseren Häuserblock geflogen sind bin ich fast unter meiner Decke gestorben. Ich habe mir dann immer vorgestellt, wie es ist unten im Kohlenkeller zu leben und die Kartoffenmiete war mein Bett... da war ich dann in Sicherheit.
    Eines Nachts bin ich aufgewacht und die Nachttischlampe meiner Mama war an. Viele Leute und Ein Arzt waren da und ich hatte Angst. Meine Mama hat mich dann an ihr Bett gerufen und mir gesagt, dass ich immer artig sein soll und hören muss, wenn mein Papa was sagt. Sie lag in ihrem Bett und war ganz weis und schwach, dieses Bild sehe ich heute noch vor mir. Sie hatte einen Herzinfarkt und seitdem hatte ich immer irgendwie Angst um meine Mama, dass sie stirbt und ich alleine bin!
    In der Schule war ich immer eine gute Schülerin und das Lernen viel mir leicht und hat mir Spaß gemacht. Einmal, ich glaube es war in der vierten Klasse, habe ich auf dem Halbjahreszeugnis in Betragen eine 3 zu stehen gehabt. Ich hatte solche Angst nach Hause zu gehen. Meiner Mutter habe ich dann das Zeugnis gezeigt und sie hat bei meinem Vater dann ein gutes Wort für mich eingelegt. Aber ich musste versprechen, dass ich zum Schuljahresende wieder mindestens eine 2 auf dem Zeugnis hatte, ansonsten wollten meine Eltern ohne mich in den Urlaub an die Ostsee fahren und ich sollte dann in den Sommerferien solange ins Kinderheim. Vielleicht wollten sie mir ja auch nur Angst einjagen, aber Ich habe ihnen geglaubt und am Ende des Schuljahres hatte ich wieder meine gute Zensur und dürfte mit.
    Ich weiß so vieles nicht mehr aus meiner Kindheit und eigentlich hatte ich immer gedacht, es war eine schöne unbeschwerte Kindheit. Vielleicht ist es auch falsch, weiter zu graben, aber ich habe mich vor kurzen mit meiner Freundin unterhalten. Wir kennen uns schon aus der Schule und waren früher unzertrennlich. Sie meinte, sie hatte früher immer, wenn sie mich besucht hat, das Gefühl, bei uns Zuhause war alles irgendwie aufgesetzt und alles war immer problematischer als bei Ihr zu Hause. Wenn wir zum Beispiel zusammen raus spielen gehen wollten, musste ich meistens erst noch irgendwas im Haushalt helfen, oder mein Zimmer aufräumen. Alles war immer irgendwie an Bedingungen geknüpft. Sie hatte meine Mutter immer als liebe sanfte Frau in Erinnerung und mein Vater saß meistens in seinem Fernsehsessel und wenn ich dann endlich fertig war und raus wollte, rief mein Vater immer „Hast du nicht was vergessen?!“ Ich bin dann wieder zurück und zu ihm, hab ihn gedrückt und einen Kuss gegeben und dann erst dürfte ich raus! Ich kann mich daran überhaupt nicht mehr erinnern!!!
    Aber an ein Erlebnis kann ich mich noch ganz gut erinnern. Ich war 19 Jahre habe gerade meine große Tochter geboren und habe immer noch bei meinen Eltern gewohnt. Von dem Vater habe ich mich nach der Geburt getrennt und meine Eltern haben versucht mich auf ihre ganz besondere Art und Weise zu unterstützen. Meine Mutter war wieder zur Kur und eines Abends habe ich meinen Vater im Wohnzimmer in seinem Sessel voll betrunken gefunden. Er weinte Rotzblasen und wollte nicht mehr Leben. Die angefangene Pulle Schnaps stand auf dem Tisch und ich spürte diese Angst, nicht um ihn, sondern um mein Baby und um mich. Ich habe versucht ihn vom Trinken abzuhalten und ihm zugehört, damit er sich beruhigt und er erzählte mir in seinem Suff, das ich nicht sein Kind bin und meine Mutter wohl gerade wieder fremdgeht. Für mich ist damals eine Welt zusammen gebrochen. Das ging so ein paar Tage, jeden Abend saufen nach der arbeit. Ich bin dann irgendwann zu meinen Bruder gefahren und habe ihn um Hilfe gebeten, aber er hat nur gesagt, dass er das schon kennt, und der Vater sich schon wieder beruhigen wird. Ich kam mir so hilflos und alleingelassen vor. Und eines Nachts ist mein Vater auf einmal einfach abgehauen und ich wusste nicht wohin, tut er sich jetzt wirklich was an. Nein, er ist zu meine Mutter gefahren und ein paar tage später ist er dann zusammen mit meiner Mutter wieder aufgetaucht. Ich habe meine Mutter darauf angesprochen, aber sie hat alles nur abgewiegelt und wieder mal mit der Zuckerkrankheit meines Vaters entschuldigt!
    Mein Vater ist jetzt schon über 20 Jahre Tod. Er ist jämmerlich an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu grunde gegangen und meine Mutter hat ihn bis zu seinem Ende zu Hause gepflegt. Sie hat mir erst am Abend vor seinem Tod gesagt, wie es wirklich um ihn steht. Bis dahin his es immer, er hat wegen seiner Diabetes ne Bauchspeicheldrüsenentzündung und mit der richtigen Diät wird das wieder. Ich habe es ihr sehr übel genommen, dass sie mich einfach so dumm gehalten hat, aber es war eben ihre Art, alles alleine durchstehen zu wollen, fast wie ein Märtyrer und natürlich nur zu meinem Besten. Sie hat meinen Vorwurf bis heute nicht verstanden!

    Ich bin Mitte vierzig und stehe eigentlich mit beiden Beinen fest im Leben, jeder der mich kennt sagt, ich bin eine starke Frau.
    Und jetzt sitze ich hier mit meinen Erinnerungen, die langsam immer mehr werden und ich spüre wieder diese unbestimmte Angst. Eine Angst, die man nicht beschreiben kann. Vielleicht habe ich Angst vor Nähe oder vorm alleine sein, vielleicht, dass ich so wie meine Mutter oder mein Vater werde, oder vielleicht sogar schon bin? Angst nicht zu wissen, was richtig oder falsch ist .. ich weiß es nicht! Ich weiss nur, daß ich manchmal nicht so stark bin, wie ich scheine!
    Vielleicht klingt das ja auch alles sehr wirr, aber ich habe einfach frei von der Leber weg geschrieben und ich weiß nicht, wem ich das sonst so erzählen könnte, aber ich musste das einfach mal loswerden!

    Lieben Dank fürs zuhören!

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • hallo charmenida,

    bin immer noch ganz gefesselt von deiner geschichte, du kannst wundervoll lebendig erzählen.

    wir haben alle unsere wunden, unsere narben. einerseits knabbern wir ein leben lang an diesen verletzungen, andererseits sind genau die verletzungen und enttäuschungen unabdingbar, um aus uns eigen- und selbständige wesen zu machen. denn wäre unsere kindheit nur gute, heile welt, wir würden hoffnungslos scheitern in unserem späteren leben.

    deine mutter hat dich sehr lieb gehabt, das lese ich aus jeder deiner zeilen. egal was richtig oder falsch ist oder war, wichtig ist die liebe, die hinter allem steht.

    lebe deine trauer und sei dankbar für deine mutter

    eva

  • Hallo Eva,

    ganz lieben Dank für Deine Worte!
    Ja ich bin meiner Mutter dankbar, sehr sogar, sie ist für mich die beste Mutter auf der Welt, das weiß ich. Vielleicht konnte ich ihr das nur nicht immer so zeigen, oder ich habe erwartet, dass sie einfach mehr Dankbarkeit von mir erwartet und habe deswegen auch manchmal schon Schuldgefühle. Sie fehlt mir, obwohl sie mir manchmal ganz schön auf den Keks gegangen ist. Wenn ich sie so liegen sehe und ich nicht weiß, erkennt sie mich, bemerkt sie überhaupt, dass ich bei ihr bin, dann tut mir das Herz weh.
    In den letzten Monaten vor ihrem Schlaganfall hat sie mir viel aus ihrer Jugend erzählt, sie hatte beginnende Alzheimer und die Zeit während und nach dem Krieg wurde für sie sehr lebendig wieder. Ich habe ihr gerne gelauscht, obwohl es meistens um Entbehrungen, Hunger, Not und Überleben ging, aber es ist ja irgendwie auch ein teil von mir, meine Familie, und wie soll man die Zukunft bzw. Gegenwart verstehen, wenn man die Vergangenheit nicht kennt?!
    Was meine Mama an furchtbaren Dingen in der Nachkriegszeit wirklich erlebt hat, kann ich nur erahnen, denn es gab Sachen, die hatte sie immer nur angedeutet, aber nie ausgesprochen und dann hat sie meinen Vater kennen gelernt. Sie das arme Flüchtlingskind und er der Sohn vom Bäcker des Dorfes. Vielleicht war es für meine Mutter eine Zweckheirat, vielleicht … auf jeden fall gab mein Vater ihr damals Schutz, Sicherheit und einen satten Magen, zu damaliger Zeit war es das wichtigste, was man bekommen konnte.

    Ja meine Mama ist in einer anderen Zeit aufgewachsen, aber manchmal frage ich mich eben, würde ich heute anders in einer Partnerschaft reagieren, wenn sie nicht so gewesen wäre, wie sie nun mal war?!
    Ich bin ihr nicht böse, dass ich meine Grenzen so niedrig habe, ich oft nicht den Mut finde, zu sagen, „Stopp bis hier hin und keinen Schritt weiter!“, obwohl mir mein Gefühl genau das Gegenteil flüstert, dass ich vieles in mich hineinfresse und mir oft Gedanken mache, was andere Denken, wenn ich so oder so handele, dass es mir immer wieder schwer fällt nein zu sagen, dass ich ein Mensch der leisen Töne bin, der Konflikte lieber mit Reden und respektvollem Verhalten dem anderen Gegenüber austrägt, als mit Brüllen, List und Tücke.
    Das ich mich aus meiner 20jährigen Ehe gelöst habe, war für mich schon ein richtiger Rundumschlag, meine Mutter hat es bis heute nicht wirklich verstanden, warum ich das gemacht habe, aber eins habe ich Begriffen, Frauen die immer nur lieb, nett, fair und rücksichtsvoll sind, die sind am Ende meistens nur die in den Hintern gepickte … sorry für den Ausdruck! Ich hoffe sehr, ich klinge jetzt nicht zu sehr verbittert .. nein das bin ich ganz und gar nicht … Ich möchte nur die Verletzungen der Vergangenheit so unheimlich gerne hinter mir lassen. Ich weiß nur noch nicht wirklich wie!
    Mein Freund ist jetzt seit fast 8 Wochen trocken. Irgendwie hatte er es geschafft sich nach unserer Trennung wieder in mein Leben zu schmuggeln. Er bot mir Hilfe bei der MamaWohnungsauflösung an. Ich habe sie angenommen, denn ich kann dabei wirklich jede Hilfe gebrauchen und wir sind uns wieder näher gekommen. Und ehrlich, ein Freund, auf dem man sich wirklich verlassen kann, ist etwas Wunderbares. Aber ich merke immer wieder, dass mein Vertrauen noch ganz tief im Keller ist. Immer wieder dieses Gefühl, als ob man in Lauerstellung ist, dass wenn man glücklich ist, es doch auch irgendwann wieder vorbei sein muss. Freitagabend, trotz Dauerregen, ne richtig schöne Dampferfahrt zur Schlössernacht in Potsdam. Am Sonntagmorgen bin ich aufgewacht und habe mich so richtig sauwohl gefühlt. Und daran konnte auch nicht die etwas schweigsame Art meines Freundes ändern, auch nicht die Tatsache, dass ich das unbestimmte Gefühl hatte, ihm drückt etwas. Als er nach dem Frühstück zu sich nach Hause gefahren ist … da war sie wieder, diese Vorahnung! Und richtig … peng… abends dann die kurzfristige Absage per sms, heute kommt er nicht mehr und ich soll nicht rumheulen. Manchmal denke ich, ich habe es mit Mister Jekyll und Mister Hayd zu tun. Er sagte „Vertrau mir! Ich will nicht mehr trinken!“ Aber wie soll man vertrauen, wenn man gerade, wenn man wieder angefangen hat, ein wenig zu vertrauen, immer wieder mit kaltem Wasser überschüttet wird? Selbst wenn er keinen Rückfall hatte, ICH hatte einen und das macht mir ganz schön zu schaffen! Ich bin traurig, aber irgendwie noch nicht mal verletzt, mir fehlen einfach die Worte und ich habe noch nicht mal Lust, das alles verstehen zu wollen, geschweige denn, darüber zu reden.

    Lieben Gruss
    Marion

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • hallo charmenida,

    glaube mir, es ist nicht immer gut, wenn man so wie ich ist, sich immer wehrt, sich nie etwas gefallen lässt, eben immer noch die revoluzzerische 68erin ist, aneckt und sich selber schadet. aber wir wollen eben auch das sein, was wir nicht sind, wo wir unsere defizite haben. vielleicht ist das nur ein streben danach, vollkommen zu sein.

    deinen schmerz verstehe ich sehr gut und kann dir noch nicht mal etwas tröstlich dazu sagen.

    schlaf trotzdem gut
    eva

  • Danke Eva, ich habe gut geschlafen! :)

    Ein liebes Hallo an Alle!

    Die letzten zwei Wochen sind wie im Fluge vergangen, aber irgendwie kommt es mir so vor, als ob es zwei Monate waren. Aber trotzdem eine Menge passiert ist, beginnt mein Leben gerade etwas ruhiger zu werden, oder vielleicht werde ich auch nur ruhiger und gelassener.
    In der Trauer um meine Mama bin ich jetzt so weit, dass ich mir sage, das Leben geht trotz alledem weiter, dem Schmerz ist ein Gefühl der liebevollen Dankbarkeit gewichen und man weiß, man kann nichts machen, aber die Tatsache tut nicht mehr weh. Nennt man das Loslassen? Ich glaube ja! Vielleicht überträgt sich gerade diese Grundhaltung auch auf meine anderen „Baustellen“, auf jeden Fall fühle ich mich, trotz „Probleme“ immer wohler.
    Mein Schatz und ich haben nach unserer letzten Begegnung der unheimlichen Art noch mal die Kurve bekommen. Wir haben geredet, bzw. besser, ich habe ihm meinen ganzen Frust über seine Art und Weise entgegen geschrieen und als ich dann wieder aufnahmefähig war, haben wir festgestellt, dass wir beide sehr verletzt und dadurch sehr misstrauisch sind und viele Dinge zu Missverständnisse durch „einfach nicht darüber reden“ werden. In dem ich mir sage „Was soll passieren, außer das es besser wird?“ springe ich jetzt immer öfter über meinen Schatten und ich werde dadurch sicherer meine Gefühle, egal ob negativ oder positiv, auszudrücken und zu sagen was ich will und nicht will. Und wir wissen beide, diese Hoch und Tiefs tun uns auf Dauer nicht gut!
    Es ist komisch, aber Alkohol spielt in meinem Leben im Moment überhaupt keine Rolle, er lässt mich sozusagen kalt. Gut ich trinke selbst seit ein paar Wochen gar kein Alk mehr und dadurch ist wahrscheinlich, wie bei anderen auch hier, meine Sensibilität gegenüber der alkoholtrinkenden Gesellschaft gestiegen und es fällt mir sehr bewusst auf, wie viel und wie oft überall Alkohol getrunken wird. Ich genieße meine selbstauferlegte Abstinenz, habe Hochachtung für jeden trockenen Alkoholiker, lese hier täglich im Forum, gehe ein mal die Woche zu meiner SHG für Angehörige und in zwei Wochen gehe ich zusammen mit meinen Schatz zu seiner Psychologin aus der Suchtklinik. Er geht dort seit seinem Entzug regelmäßig hin und das letzte mal hatte sie ihn gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, mal mitzukommen. Ich habe Interesse und bin auch neugierig, denn ich weiß noch nicht so richtig, was mich dort erwartet.
    Und wisst ihr was, selbst der Gedanke, dass mein Schatz vielleicht irgendwann mal einen Rückfall haben könnte, hat im Moment seinen Schrecken für mich verloren. Ich stehe diesem nicht mehr so Hilflos gegenüber, denn ich weiß, wenn, werde ich es nicht verhindern können.

    Und jetzt gehen wir Pilze suchen!:-)

    Liebe Grüße und einen schönen Abend!
    Marion

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Der 11. November … was für ein Tag gestern! Ich muss das jetzt einfach mal loswerden! Mein Schatz hatte gestern einen Unfall! Er mit dem Motorrad .. ein Auto hat im die Vorfahrt genommen, er ist durch die Luft geflogen! … wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Zentrum für Unfallchirugie geflogen! Er hat echt Glück … „nur“ ein glatter doppelter Oberhalsschenkelbruch und ein Bruch des Hüftgelenk!
    Als heute Nacht um halbzwei der Anruf kam, konnte ich nicht mehr schlafen und habe irgendwann gedacht „Meine Güte … was hält das Leben denn noch für dich bereit?!“ ….

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • So jetzt noch mal ganz in Ruhe. Dieser Unfall kommt gerade wieder zu einem total falschen Zeitpunkt .. na ja .. wann kommen Unfälle schon richtig. Aber Wir hatten gerade unsere „zickige Phase“ …. Null Kommunikation jeder füllt sich im Recht und Verletzt und ICH fühle mich am meisten verletzt, unbefriedigt und unbegehrt durch seine Art und sein Verhalten hässlich und klein! .. obwohl ich fühle mich nicht eigentlich so! ich habe in den letzen anderthalb Jahren 24 Kilo abgenommen .. weiss der Geier wie ich das geschafft habe … ein wenig Sport, bewusster essen, Stress? Keine Ahnung, aber ich habe 3 Kleidergrößen weniger, brauche alles neue Klamotten fühle mich schlank und attraktiv und der Kerl hat einfach keine Lust auf Zärtlichkeit und nähe. Aber ich brauch das, wie die Luft zum atmen und von einem guten Kompliment kann ich mich mehrere tage ernähren. Und ich habe ihm gesagt, dass ich mich unbegehrt fühle und das begehren und liebe für mich in einer Partnerschaft einfach dazugehören und ich weiss auch, dass man so was nicht erzwingen kann. und er sagt nur, „er weiss auch nicht, was los ist, warum er so ist. es liegt nicht an mir! es liegt auch nicht daran, dass er keinen Alkohol trinkt“ und "ich bin ja auch nicht anders!" Hallo? Wenn man immer wieder zurückgewiesen wird, hat man irgendwann keine Lust mehr auf Zurückweisungen … das tut nämlich verdammt weh .. mir jedenfalls und dann ziehe ich mich zurück! das liegt nun schon ein paar tage zurück und jetzt dieser unfall. Wir habe es nicht wirklich geklärt, es gärt immer noch in mir, aber kann ich jetzt immer noch „böse“ mit ihm sein und rum zicken? er liegt im Krankenhaus, hat schmerzen … wäre das nicht irgendwie kleinlich von mir? sollte ich mich nicht einfach freuen, das er lebt, das es nicht viel schlimmer gekommen ist?
    Ich bin gestern gleich zu ihm gefahren und war irgendwie auch erleichtert, das ich ihm helfen konnte. er hat in den letzten Wochen sooo viel für mich getan … da muss ich doch jetzt einfach zu ihm stehen und ihm helfen. Aber eine innere stimme sagt mir auch „psssst du musst nicht alles jetzt für ihn regeln, er ist nicht auf den mund gefallen und kann selber für sich sprechen!“ und das er mich auch hängen gelassen hat, habe ich natürlich auch ganz schnelle vergessen.
    Manchmal bewundere ich meinen schatz richtig für seinen Egoismus… er macht nur das, wozu er Lust hat und es ist ihm egal, was andere Menschen darüber denken. wie es natürlich in ihm aussieht, das kann er nur selber wissen. Aber ich frage mich auch, ist es nicht normal, wenn man gerade in einer Beziehung auch mal seine Befindlichkeiten für den anderen zu liebe zurückschraubt und einen Kompromiss findet, mit dem beide leben können? Was meint Ihr? manchmal denke ich, ich bin überhaupt nicht beziehungsfähig und mache alles falsch und würde dann am liebsten gar nicht machen und weiss aber auch, dass ist das falscheste was man machen könnte … nix machen!
    Man lebt doch nicht in einen luftleeren Raum und Beziehungen sind schon ne komplizierte Angelegenheit, besonders wenn dann da immer wieder so Schlagwörte wie Alkoholismus „Hilfe durch Nichthilfe“ Helfersyndrom im Untergrund rumwappern. Wo hört eigentlich natürliches Mitgefühl und für einander da sein auf und fängt Verheizen an?
    Meine Gedanken schlagen im Moment ganz schöne Purzelbäume und ich merke, dass mich das leben gerade ganz schön überfordert und ich weiss nicht, wie ich mich dem entziehen kann!

    Lieben Gruss
    M.

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Liebe Marion,

    da kommt aber einiges knüppeldick angeflogen, ist daß eine Kacke. Von meinen Freunden weiß ich wie man fliegt und daß es Spezialisten für alles gibt, so lange wir den Flug überleben.

    Ich wünsche Dir von Herzen, daß Du diese Situation gut überstehst und für ihn gute Genesung.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • ach, daß hab ich doch vergessen: hat es etwas mit Abgrenzung, zwischen Deiner Menschlichkeit, der Liebe für den Partner und der Selbstaufgabe zu tun? LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Du sagst es … es ist ne große Kacke. Meine Mama würde jetzt sagen „…und wenn man in der selbigen steht, sollte man nicht auch noch den Kopf hängen lassen!“

    Guten Tag und ein liebes Hallo Karl, auf welche Frage bezieht sich deine Frage? Auf die, mit dem „verheizen“?

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Zitat von Charmenida

    Man lebt doch nicht in einen luftleeren Raum und Beziehungen sind schon ne komplizierte Angelegenheit, besonders wenn dann da immer wieder so Schlagwörte wie Alkoholismus „Hilfe durch Nichthilfe“ Helfersyndrom im Untergrund rumwappern. Wo hört eigentlich natürliches Mitgefühl und für einander da sein auf und fängt Verheizen an?

    joh Marion, das meinte ich, Schlüssel rein, umdrehen und gut ist, bei allem, bei neuen Krankheiten, neuen Menschen, neuen Jobs, neuen Irgendwas, wenn es denn so einfach ging, wäre es ja schön.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • ja du hast Recht, wenn es nur immer so einfach wäre, den Schalter einfach umzulegen. Zumal ich es als Frau den da auch lieber etwas sanfter mag und mir sage ... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns Hilft zu Leben! :)

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Abgrenzung heißt also das Zauberwort?!

    In meinem Horoskop stand übrigens heute:

    xxx

    Gut das ich in diesem Forum hier gelandet bin! Da reflektiert man doch gleich etwas anders … :)

    edit summerdream: siehe pn

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

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