Ratlos an der Küste

  • Hallo Thomas,

    nur kurz. Verschiedene Dinge musst du erstmal für dich richtig verinnerlichen, denke ich..apropos denken, was ich dir schreibe ist sowieso alles total subjektiv, das ist ja klar. Ich denke, du wirst lernen, daß du nichts gegen ihre Sucht tun kannst, schlimmstenfalls diese noch mit unterstützt sogar, indem du ihr ein "Ruhekissen" lieferst. Sie hat dann keinen Grund, wirklich etwas zu ändern, denn daß es schwer ist, für sie, daran zweifelt keiner. Wenn du immer nett und lieb bist und ihr "zur Seite stehst" dann ist das schön, aber hilft ihr auch nicht. Ich habe mal einen Artikel gelesen, der mir sehr eingeleuchtet hat, nämlich über "liebevolle Konsequenz". Ihr klarmachen, daß du sie liebst und respektierst und achtest, aber daß du nicht bereit bist, ihre Sucht länger mitzutragen. Droh nur mit Dingen, die du auch durchziehen kannst! Z.B. daß du in einem getrennten Zimmer schläfst, wäre ein Weg, oder beispielsweise, daß du nicht mehr mit ihr ausgehst, dich distanzierst. Das gibt sicherlich erstmal Streß, sie wird dir Herzlosigkeit vorwerfen, erstmal vielleicht wieder mehr trinken, du seist schuld...etc...
    Daß sie dir vorwirft, du seist schuld, das aber nicht konkretisiert, ist sowas von typisch!!! Sie fühlt sich besch...weil sie weiß, daß ihre Sucht das Problem ist, sie kann nicht anders als dich beschuldigen, Zeichen von Hilflosigkeit. Sie sucht Unzulänglichkeiten bei dir, findet keine, daher diese diffusen Anschuldigungen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut ich das kenne. Ich nehme an, da gibt es nichts, was du dir vorwerfen kannst? Du denkst nach und findest nix? Du zweifelst irgendwann an dir selbst und fängst an, dich tatsächlich zu verbiegen und zu ändern...du glaubst, wenn du nur ganz ganz nett bist, dann hört sie auf? Alles Quark. Sie kann es alleine nicht schaffen, aber mit dir vermutlich auch nicht. Sie braucht eine Therapie. Zudem muss sie das wollen! Sie muss weg wollen von der Sucht. Sie darf nie nie mehr trinken! Kontrolliertes Trinken gibt es nicht (musste ich auch erst lernen, ich hab gedacht, das würde gehen...). Sie muss sich sagen, die Zeit ihrer Trinkerei ist jetzt vorbei, denn sie möchte ein glückliches unbeschwertes Leben (vor allem ein selbstbestimmtes) mit dir! Dann geht es. Mach ihr das klar. Nicht mit immensem Druck, aber mit Konsequenz! Ich wünsch Dir Glück! Lies dich hier mal durch, da findest du dich oftmals sicherlich wieder.

  • Hallo, lieber Thomas,
    jetzt kommt auf Dich die gedankliche Einlassung des Loslassens so zu wie auf uns andere. Es klingt so unverständlich und hartherzig jemandem dieses "Ruhekissen" zu entziehen.

    Ich kann nicht oft genug sagen, wie ich mich ärgere das nicht bereits zuvor gemacht zu haben. Jeder Tick früher gibt dem Suchtkranken eine Chance früher zu erwachen! Wir machen ihnen durch unsere Liebe und Besorgtheit das Leben leicht und die Tatsache sich nicht den Folgen ihrer Handlungen stellen zu müssen.

    Ich selber habe die Alkoholkrankheit unterschätzt - und zwar gnadenlos. Ich habe nicht begriffen, dass das Trinken nicht einfach so zu stoppen ist. Ich habe auch lange nicht begriffen, dass jahrelang eingeübte Ausweichmanöver nicht abgelegt werden können mit einem gespiegelten Promillehaushalt.

    Und ich habe nicht begriffen, warum man / frau mit Auszug oder Trennung drohen soll - nicht um den süchtigen Partner unter Druck zu setzen sondern um sich selber zu schützen. Um selber zu beginnen auf sich zu achten und sich selber zu schützen um nicht bei diesen gefühlsmässigen Boxenstop(p)s der Alkoholkranken beim Tanken überfahren zu werden.

    Hätte ich persönlich früher die gesagt: ich mache Deinen Alkoholismus nicht mehr mit, ich schäme mich in Deiner Gegenwart und ich bin nicht bereit mir Deinen Absturz anzusehen, wer weiß....

    Ich habe die Schlafzimmer getrennt - ich habe mir ein Häuschen gesucht, wobei der Einzug aber noch ein paar Wochen dauert. Ich habe mich um meine Gesundheit gekümmert (Brille, Allgemeincheck ect.) ich habe mir ein Wunschkleidungsstück gekauft und stelle mir wöchentlich selber meine BLumen hin. Mir geht es finanziell beschissen, mein Job wurde wegrationalisiert - mein Leben war in tausend Scherben ! Ich musste aufwachen und es für mich verändern!

    Hätte ich meinen Ex-Lover früher stürzen lassen, hätte er vielleicht noch die Chance gehabt aufzuwachen. Nun erscheint es so, als wäre er (auch gesundheitlich) in einem Stadium, in welchem evtl. vieles irreparabel ist. Davon mal abgesehen hat er null Einsicht in seine Sucht, wird sich also so und so nicht von Fachleuten helfen lassen.

    Aber hätte ich früher gehandelt - so hätte auch ich früher wieder gelebt.....

    Konsequenz - egal um was es geht - ist für mich persönlich das wichtigste. Immer wieder mal falle ich um und mache einen Schritt zurück, aber für mich ist die Hauptsache, ich finde meinen Weg wieder. Viele kleine Seitenwege führen mich zu meiner Hauptstraße.

    Die vielen Seitenwege seiner Sucht wie Lügen, versteckter Konsum, Agression, und vieles andere mehr führen mich weg von ihm und hin zu mir. Ein Leben mit einem Alkoholiker möchte ich nicht führen - ein Alkoholiker wäre schlecht bedient ein Leben mit einer co-abhängigen wie mir zu führen. Somit gibt es nur eine Möglichkeit: jeder findet seinen Weg auf seinen Seitenstrassen und ob es jemals eine gemeinsame Strecke auf der Hauptstraße gibt steht in den Sternen.

    Viel Kraft wünscht Dir Dagmar

  • Hallo Thomas,

    erstmal herzlich willkommen.

    Du kannst nichts machen, rein gar nichts, als Dich auf Dich zu konzentrieren und ihr ihre Verantwortung im Leben zu uebergeben. Sie alleine kann nur entscheiden, was richtig und falsch ist und ob sie sich helfen lassen moechte. Bei vielen von uns ist am Schluss immer die Trennung vom Partner, einfach weil wir nicht mehr das ganze Leid mitertragen konnten und der Partner keine Einsicht gezeigt hat. Es ist natuerlich nicht gut, dass Deine Frau sich keine Hilfe holen moechte und sich so vergraebt, aber kein Zureden oder Schimpfen hilft bei dieser Art von Suchterkrankung, man muss den Partner machen lassen und wichtig ist, dass man diese Erkrankung nicht verschweigt, unterstuetzt oder vertuscht. Konfrontation ist bis zu einem gewissen Grad gut und zwar, wie Du es schon gemacht hast, dass Du sie darauf angesprochen hast. Die Reaktion hat gezeigt, dass da keine Einsicht derzeit ist. Haeufig ist es bei nassen Alkoholiker so, dass der Selbstwert eh schon unten ist und sie in Verteidigungsstellung gehen, wer will schon gern als Versager dargestellt werden. Vielleicht gehst Du auch einmal zur Suchtberatungsstelle und laesst Dich dort beraten, das hilft sehr weiter.

    Wichtig ist, dass Du klare Grenzen setzt fuer Dich und wenn Du so nicht weiterleben kannst, Dich auch erstmal raeumlich trennst. Was sagt denn euer Kind dazu?

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Thomas,

    ich kann mich den Vorschreibern eigentlich nur anschließen... Helfen kann sie sich nur selbst.. der Alkohol hat Macht, aber du nicht!!! Ich habe 21 Jahre gebraucht und kann auch heut noch schlecht sagen"Ja, ich habe verloren!" Du kannst ihr nicht helfen, sie muss selber an den Punkt ankommen, wo sie erkennt, dass sie gegen den Dämon Alkohol nur verlieren kann.. sie muss kapitulieren und sich für eine Hilfe entscheiden..
    So lange wir Co-abhängigen mit ihnen diskutieren und scheinbar [erkläre gleich warum scheinbar] helfend am Rande verweilen, weil wir sie nicht loslassen wollen können, haben sie auch keinen Grund sich wirklich im Spiegel zu betrachten und ernsthaft was dagegen zu tun...Scheinbar, damit meine ich, dass wir glauben, wenn wir ihnen alles abnehmen (hat ja nüchtern betrachtet sogar was von entmündigen [war ich mir lange Zeit auch nicht drüber im Klaren]...wir lähmen ihren eigenen Blick.. sie spüren ja nur Kapitulation vor unserem Steine weg räumen.. die einzige Chance beider Leidenswege zu verkürzen ist ein Ausstieg aus dieser Spirale so schnell es geht!! Sie muss ihren persönlichen Tiefpunkt selber erreichen und dein Verhalten hält sie genau davon ab!

    Der Tiefpunkt ist für jeden Menschen ein anderer.. bei meinem Noch hat es nicht gereicht, ein behindertes Kind zu haben, auch nicht der Führerscheinverlust, nicht das erwischtwerden beim Klauen des Stoffs, nicht Abmahnungen auf der Arbeitsstelle (den Job hat er ja noch immer [bin ich auch froh drum, denn sonst fehlt der Unterhalt für uns drei], nicht die tatsachem, dass er sine Mädels nur im begleitetn Umgang sehen durfte...usw. du siehst, es geht immer noch nen Schritt weiter runter...und es tut verdammt weh, einen geliebten Menschen loszulassen und zuzushen, wie er sich weiter runtersäuft.. aber es liegt nicht in MEINER Macht.. verstehst du???

    Ich wünsche dir viel Kraft.. und es gibt für alles eine Lösung.....auch für das wohnliche Problem... kannst ja selber gehen.. oder ihr sagen, sie möge sich ein Zimmer nehmen...Du hast die ersten schritte getan....

    LG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • 8) ich bin kein Profi in "Sachen Hormone"...ich schreib` Dir, weil mir auffällt, dass sie 3 Monate trocken war und ich deshalb finde, dass die "Hormone" eine Ausrede sind. Weil in diesen drei trockenen Monaten hatte sie ja auch "Hormone" ... oder waren die auf Sommerurlaub?

    Dass sie sich hier scheinbar beim Lesen runtergezogen fühlt, kann ich eventuell nachvollziehen....ich bin z. B. immer geflüchtet, wenn ich etwas gelesen habe (in meinem Thread), das mir ordentlich aufgezeigt hat, wo`s bei mir nicht stimmt (Glaubenssätze, Lebensanschauung, ....), ... ich wollte nicht hinschauen, weil`s mir weh tat.

    Jetzt bin ich da...sehr gerne und heilfroh, dass ich geblieben bin und nicht so reagiert habe, wie ich es sonst im meinem Leben gemacht habe. Flucht und "Nicht-hinschauen-wollen" sind in meinen Augen keine gute Lösung, beidseitig, für den Alkoholkranken und für den Co-Abhängigen.

    Viele liebe Grüße,
    Ingrid

  • 8) ich würde mir vielleicht die Mondphasen (Neumond, Vollmond) und die Trinkgewohnheiten anschauen.

    Wir hatten am 13. 11. Vollmond....könnte passen, oder?

    Ich finde es halt sehr, sehr co, dass Du Dich für sie erkundigst, ... dass sie es halt nicht selbst macht.
    Außerdem würde ich mich, wenn ich wirklich aufhören wollte, nicht mit einer Pille von einem Arzt abspeisen lassen und vor allem würde ich nach einem anderen Arzt Ausschau halten.

    Ich finde das Ganze mehr als merkwürdig, halbherzig und nicht wirklich so, als dass bei mir der Eindruck entstehen könnte: SIE WILL! Es kommt eher so rüber: Du möchtest....

    Aber ich bin, wie gesagt keine Expertin, sondern eine Co, die noch mitten drinnen im Bearbeiten ist.

    Von Herzen alles Liebe,
    Ingrid

  • Hallo Thomas schön, dass du dich meldest..

    Zitat von Thomas65

    Nachdem meine Frau im Sommer 3 Monate trocken war, hat sie jetzt etwa einmal im Monat einen Rückfall.

    Sorry,Rückfall???? Ich würde die Zeiten zum Trinken hin eher trockene Momente nennen... und bist du sicher, dass sie nicht doch zwischendrin trinkt???

    Zitat von Thomas65


    Sie ist in ärztlicher Behandlung und sich Ihres Problems inzwischen sehr bewußt. ......Leider hat sie vom Arzt nur so eine Notfallpille bekommen, die sie sozusagen als Notbremse einwerfen soll.


    Hä??? Notfallpille???? so ganz ohne ärztliche Begleitung???

    Zitat von Thomas65


    Sie ist hier auch angemeldet, aber sie sagt, daß sie durch das lesen hier im Forum sehr runtergezogen wird. Und das bekommt ihr natürlich überhaupt nicht.


    In diesem Zusammenhang zitiere ich mal meinen Noch: ".....SHG? Nöö, das zieht mich nur runter...!"
    Heut seh ich, dass er mich stark manipulierte..an mein Verständnis appellierte, warum er nicht zur SHG gehen wollte (und wahrscheinlich immer noch will)

    Zitat von Thomas65


    Sie sagt, wenn sie trinkt, ist es, als wenn ein Schalter im Kopf umgelegt wird, der es ihr unmöglich macht, an die Konsequenzen zu denken. Sie weiß, daß es ihr hinterher sehr schlecht geht, aber in dem Moment ist das überhaupt kein Gedanke.


    Warum sollte sie an Konsequenzen denken..die Sucht wird doch ohne Konsequenz gelebt...du bist doch da...oder überseh ich da was? Welche wirklichen Konsequenzen drohen ihr??? ein schwerer Kopf?? Mal ehrlich...welche????

    Zitat von Thomas65


    Und offensichtlich ist "der Durst" immer dann da, wenn sie meint, daß es ihr gerade richtig gut geht.

    ist doch auch ein Grund... meinem Noch darf es nicht zu gut , aber auch nicht zu schlecht gehen... es gibt für ihn keinen Mittelweg... Und meine Co-Anteile rangelten immer um ihn herum und sondierten, die Waagschale zu erhaltren..aber es entzieht sich doch meinem einflussbereich..ich kann nur für mich etwas tun...nicht die Verantwortung übernehmen, ob er trinkt oder nicht...und das solltest du auch NICHT tun...du fragst hier für SIE nach anderen Lösungen...mein lieber Thomas,horch mal in dich hinein..du kennst die Lösung... sie wird auch genau wissen, was sie zu tun hat, wenn sie nicht mehr trinken will... da gibt es die Möglichkeit der ärztlich überwachten Entgiftung..und dafür sollte sie sich auch aus freien Stücken entscheiden..


    Zitat von Thomas65


    Ich bin total ratlos, da ich Ihr glaube, daß sie erkannt hat, wo ihr Problem liegt, sie aber in dem Moment wie ferngesteuert ist.


    sie hat erkannt, wo ihr Problem liegt??? Und sie handelt nicht...,aber s.o., braucht sie auch gar nicht, denn Thomas steht ja auch im vollen Suff noch neben ihr....(ein wenig sarkastisch..aber Thomas werd mal wach!!!!!!!!)

    Zitat von Thomas65


    Da das Problem alle 4 Wochen auftritt kommt uns schon fast der Gedanke, daß es ursächlich mit dem Hormonhaushalt meiner Frau zusammenhängt.


    Und wenn???? Ist es dann in Ordnung? Oder glaubst dum, dass eine Hormonkur den Beezelbub austreiben wird?????

    Zitat von Thomas65


    Meine Frau will UNBEDINGT aufhören.


    Ja???? Das sehe ich aber ganz anders...ein wenig Tagebuch schreiben reicht -wie du auch bemerkt haben wirst- nicht,um vom Alkohol wegzukommen......Aber sie sieht doch ganz klar, dass es ausreicht, um dihc bei Ihr zu halten....


    Ich hoffe, du schaffst es, den Schritt neben dich zu machen, um die Situation von außen zu betrachten...
    Ich wünsch dir, dass du dich nicht auf dem Weg verlierst....

    LG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • Servus Thomas65,

    ich schreibe Dir hier als Alkoholiker.

    Das, was Du in so wenigen Sätzen über Deine Frau und ihre Trinkgewohnheiten (vor allem aber über ihr Verhältnis zum aufhören) schreibst, läßt bei mir nur einen Schluß zu:

    Deine Frau will saufen, wenn ihr danach ist.

    Und um das Saufen zu "rechtfertigen", fallen einem nassen Alkoholiker viele "Erklärungen" ein.

    Wenn Deine Frau trocken werden und trocken bleiben will, dann wird sie
    a. wissen, wo es Hilfe gibt
    b. jede Hilfe dankbar annehmen
    c. diese Hilfe auch umsetzen.

    Mach was für Dich...

    LG
    Spedi

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