Hallo Leute.
Meine Mutter ist Alkoholiker, seit ich im Kindergartenalter war.
Sie war immer sehr agressiv und hat mich und meine Geschwister häufig geschlagen und bedroht. Es gab nicht einen Tag, an dem ich nicht Angst hatte. Ich habe auf so vielen Wegen versucht Hilfe zu bekommen. Zum Beispiel als ich 12 war, da hab ich mich an eine Frau vom Jugendamt gewandt. Sie rief bei mir zuhause an und sagte: "Ihre Tochter sagt, sie wird von ihnen geschlagen, stimmt das?" Mit dem "Natürlich nicht" meiner Mutter war die Sache dann für sie erledigt. (Und ich hatte die Hölle auf Erden)
Ich war bei Pädagogen, bei Freunden meiner Mutter, einmal als es besonders schlimm war und sie drohte, mich umzubringen, ging ich zur Polizei. Der Polizist sagte mir, ich solle mich an die Frau vom Jugendamt wenden, die ich oben schon beschrieben habe. Da bin ich gleich wieder gegangen.
Ich habe nie nachvollziehen können, warum meine Mutter zu saufen angefangen hat. Mein Vater war immer sehr liebevoll und engagiert, (der feige Hund hat aber nie etwas gegen sie unternommen, sondern immer nur den Kopf in den Sand gesteckt. Ich glaube er hat sie trotz allem geliebt) wir hatten genug Geld, sie hatte mal einen guten Job, der ihr Spass machte, und all das hat sie weggeworfen.
Ich habe schon lange kein Mitleid mehr mit ihr, ich hasse sie von Herzen.
Ich habe seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr, sie ruft zwar ab und zu noch an um mich zu beschimpfen, aber ich gehe gar nicht mehr ran oder hänge sofort wieder auf.
Einfach alle wussten was bei uns zuhause los war, aber keine Sau hat etwas gemacht. Ich könnte vielen Leuten im Ort hier an die Gurgel gehen, weil sie mich immernoch mit mitleidigem Blick nach dem Befinden meiner Mutter fragen. (Meistens antworte ich: Wenn der Teufel will, lebt die noch ewig) Ich habe einen regelrechten Hass auf alle Menschen entwickelt. Dabei will ich das doch gar nicht. Ich will endlich mein eigenes Leben leben, ohne ständig alte Wut in mir zu haben.
Nun bin ich 25 und werde selber bald Mama.
Eigentlich geht es mir sehr gut, ich freue mich riesig auf das Baby, aber ich habe Angst, dass ich meine Scheiss-Kindheit in irgend einer Art an sie weitergebe.
Mein Kind soll unbefangen auf andere Menschen zugehen können, Freunde finden, einfach unbeschwert Leben. Ich habe Angst, dass mein Kind meine Abneigung gegen andere Menschen spürt und sich daran ein falsches Beispiel nimmt.
Ich bin nun in Psychologischer Behandlung, aber ich wache immernoch mitten in der Nacht auf und denke an die ganze Scheisse, die ich erlebt habe. Dann kriege ich Herzrasen und eine solche Wut, dass ich nicht mehr einschlafen kann.
Andere Alkoholiker erkenn ich aus einem Kilometer gegen den Wind, auch wenn sie gerade nicht voll sind. Ich muss mich dann beherrschen und die Strassenseite wechseln, sonst würde ich wohl mal noch einen totschlagen. Das alles macht mir Angst. Ich will gar nicht sowas denken müssen.
Ich will die ganze Scheisse endlich hinter mir lassen.
Danke fürs zuhören.