@ Damar
ZitatSag liebe Lilly,
bedeutet das dann in der Konsequenz, dass der Großteil der Dinge, die im Rausch geschahen dem Ausführeden gar nicht mehr in die Erinnerung zurück gelangen?
Sag liebe Daggi, willst Du mich veräppeln ??
Ich dachte, sowas sei bekannt ?
Nein, man weiß es wirklich nicht mehr, ich wußtes beispielsweise gesagtes nicht mehr, oder nur noch Bruchstücke, ich wußte aber wohl noch, das es Ärger gab… aber nix genaues mehr…
ZitatDa hält sich eventuell jemand für einen liebesnwerten Zeitgenossen, während er gestern jemanden halb tot geschlagen hat? Die eventuellen Kampfspuren werden dann mit einem Treppensturz erklärt?
Jo. Bei einem Blackout weiß man gar nix mehr, bei Filmrissen halt nur noch Bruchstücke.
Ich kenn beides.
Stürze hatte ich übrigens reichlich, oft blaue Flecken, wo ich nicht mehr genau wußte, woher die kamen.
Richtig üble Stürze wußt ich allerdings schon noch. Rückwärts inne Badewanne, weil ich im Bad so torkelte etc. Und natürlich verdeckte ich möglichst die blauen Flecken, sollte doch keiner wissen. Ich sagte sicher nicht, woher die kamen.
Und wenn man sich im Suff geprügelt hat, wird man das wohl auch eher nich so zugeben, denk ich mal ?
ZitatVielleicht dumm gefragt, aber ich hatte oft den Eindruck, dass im Suff gesagtes entweder nicht mehr im Gedächtnis ist oder einfach aus dem Hirn gestrichen wird oder wurde.
Nö, isses auch nicht mehr, das is schon keine billige Nummer. Und hören will man das natürlich am nächsten Tag nicht mehr, is ja peinlich.
ZitatNun, wenn es aber einfach "weg" ist, dann gibt es wohl in Sachen Moral/Gewissen wenig Gründe zum Aufwachen - dann gibt es tatsächlich nur den Punkt das eigene Leben nicht mehr bewältigen zu können oder zu ertragen.
Ja, so ist das, Dagmar. Moral und Gewissen hatte ich am Ende nicht mehr. Ich hätte sogar für Alk gestohlen, denke ich mal, kam aber nie in diese brenzlige Lage.
Und Nein, man kann sein Leben immer weniger bewältigen, is so. Man lässt alles schleifen oder drückt es dem Partner auf.
Diese ganze Unfähigkeit ist aber trotzdem belastend. Ich denke, jeder Alkoholiker kennt auch Suizidgedanken, bzw. unternahm auch Versuche in diese Richtung. Man ist immer verzweifelter über die eigene Unfähigkeit, das trinken sein zu lassen, nix mehr im Griff zu haben, die Partnerschaft is eh meist schon im Eimer.
Ich wünschte mir in den letzten beiden Jahren, wo ich exzessiv soff, nur noch, morgens mal nicht mehr aufzuwachen. Ich vegetierte nur noch. Das Leben hatte für mich einfach seinen Sinn verloren, weil ich dachte, ich komm da nie wieder raus.
ZitatD. h. in der Konsequenz das Loslassen von Hilfeleistungen ist die einzige Möglichkeit (Moral scheidet ja wohl aus und Gewissen auch) die Fehlleistungen zu spüren und die Tatsache, nichts mehr im Griff zu haben.
So ist es. Keine Konsequenzen des eigenen Handelns zu sehen, heißt weitersaufen in den meisten Fällen. Mein Saufen hatte im übrigen noch keine weitreichenden Konsequenzen, Job, Trennung etc. aber mein Körper war am Ende. Hätte mein Partner damals nicht den Notarztwagen gerufen, hätt ich nur noch 2-3 Wochen gehabt, sagten mir später die Ärzte.
Also wäre es besser, wirklich Konsequenzen zu sehen, erhöht den Leidensdruck und evtl. die Bereitschaft, auszusteigen. Manchmal aber auch nicht. Ich hatte mich schon für das andere entschieden, weil ich mich zu sehr schämte, mir selbst Hilfe zu holen. Aber wie gesagt, ich spürte auch vorher nie wirkliche Konsequenzen, vielleicht hätt ich sonst eher aufhören können zu saufen, als ich noch Lebensmut hatte ? Aber is nur Spekulation, ich kann es nicht sagen.
ZitatEigentlich auch logisch: Worte haben weniger Konsequenzen als eine nicht bezahlte Miete oder Stromrechnung.
Richtig.
LG
Lilly