• Hallo Fabian! Herzlich Willkommen!

    Gut, daß du uns gefunden hast! Wenn du weiter in diesem Forum liest, wirst du feststellen, daß es sehr viele Menschen hier gibt mit ähnlichen Problemen! Aber eine Rucki-Zucki-Pauschallösung wird dir keiner anbieten können, leider.

    Ich bin ja etwas älter als du, aber auch meine Mutter ist Alkoholikerin. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie schrecklich die ganze Situation zuhause für dich ist. Es tut unendlich weh, wenn man Menschen, die man ja liebt, in so einem würdelosen Zustand auffindet.

    So schwer es dir fällt, aber versuch bitte, dich zurückzuhalten. Es nützt nichts, deine Mutter zur Selbsthilfegruppe zu "prügeln". Wenn sie nicht freiwillig aus Einsicht dahingeht, kommt der nächste Rückfall mit Sicherheit. Es nützt nichts zu versuchen, ihr das Trinken abzugewöhnen, mit ihr zu streiten, den Alk wegzuschütten (sie kauft frischen), ihre Verstecke zu suchen und zu finden (sie sucht sich neue).

    Alkoholismus ist eine Sucht, die nur der Alkoholiker selbst beenden kann, wenn er es wirklich will. Manche brauchen ihren ganz persönlichen Tiefpunkt dazu. Als Familienangehöriger ist man machtlos.

    Du hast zum großen Glück eine Schwester, bei der du kurzfristig unterkommen kannst. Da dir auch dein Vater in dieser Zeit keinen stabilen Rückhalt bietet, wäre es gut, wenn du bei ihr erst mal 'ne Weile bleiben könntest.

    Weißt du: so wie das Leben deiner Mutter um die Alkoholflasche kreist, so kreist du mit deinem Leben, deinen Gedanken, deinen Gefühlen im Moment um deine Mutter herum, verstehst du?! Das darf nicht sein! Du bist so jung, dein Leben ist ganz am Anfang und du hast das Recht es so zu führen, wie es DIR gut tut! Deine Mutter ist für ihr Leben selbst verantwortlich. Lasse ihr diese Verantwortung, was auch immer sie daraus macht ist IHRE Entscheidung. Das hat jetzt nichts mit Egoismus zu tun, sondern damit, daß du aus einer für dich unerträglichen Situation herausgehst und gut für DICH sorgst.

    Du hast dir den Braunbären als Nick gewählt und das gefällt mir!

    Erst mal viele liebe Grüße,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Fabian,

    ich bin im gleichen Alter wie du und meine Mutter ist auch Alkoholikerin, ich kann deine Situation in vielem also sehr gut nachvollziehen.

    Ich kann nur aus eigenen Erfahrungen berichten, aber seitdem ich ausgezogen bin geht es mir sehr viel besser. Meine Schwester ist ebenfalls ausgezogen und auch mein Vater taucht kaum noch zu Hause auf. Gegen die Co-abhängigkeit meiner Oma lässt sich leider nichts tun, aber wie gesagt der Rest von uns hat den Ausweg in der Distanz gesucht.
    Und es tut uns allen gut, inklusive meiner Mutter.

    Meine Mutter hat schon seit meinen frühen Teenagerjahren des häufigeren mal gedroht sich umzubringen und es gab auch Situationen in denen wir den Krankenwagen gerufen haben oder sie schwer gestürzt ist und sich Hirnblutungen hätte zuziehen können. Schon seit etwa 8 Jahren habe ich immer wieder nachgeschaut, ob sie noch atmet, wenn sie in ihrem Zimmer schlief. es ist also bestimmt nicht leicht sie alleine zu hause zu lassen, denn passieren kann immer was.

    aber sie ist erwachsen, muss auf sich selber aufpassen. ich habe in meiner kindheit viel zu lange ihre rolle übernommen...sie ins bett gebracht etc. und das hat mir bestimmt nicht gut getan, nie war jemand für mich da und ich immer für sie.

    jetzt bin ich für mich da, kümmer mich um mich.

    die angst geht nicht weg, dass was schlimmeres passiert, aber schuldig fühlen will und werde ich mich niemals weder für ihre krankheit, noch dafür, dass ich sie nicht heilen kann und auch nicht dafür falls jemals etwas passiert.

    mein rat also: zieh zu deiner schwester, dass is das beste was du tuen kannst, um nicht in co-abhängigkeit zu geraten, eine verhaltensweise, die kinder von alkoholikerin häufig ihr lebenlang mit sich herumschleppen.

    was das heimlich trinken angeht. wenn dein gefühl dir sagt, dass sie das tut, dann bin ich mir sicher, dass dem auch so ist. und zur selbsthilfegruppe gehen, um die sucht zu verheimlichen, das wäre nur zu typisch, so traurig es ist.

    meiner meinung nach ist das "fallen lassen" des alkoholikers von seiten der familie auch häufig der einzig mögliche weg, dass der alkoholkranke merkt, dass es so nicht weiter geht und von sich aus den ausweg aus der sucht will.

    wobei ein "ich trink nicht mehr, wenn du zurück kommst" eine aussage wär, der niemals glauben zu schenken ist. deine mutter sowie auch meine, die müssen für sich selbst wieder 'leben' wollen.

    ich wünsch dir einen schönen abend und hoffe mein beitrag konnte dir ein wenig weiterhelfen, roa

  • Hallo Fabian,

    ja, das gilt auch für deine Schwester und deinen Vater! Wenn ihr euch weiter "hauptberuflich" um eure Mutter/Ehefrau engagiert, dann seid ihr auf dem besten Weg, co-abhängig zu werden! Das ist eine große Gefahr. Lies mal unter diesem Stichwort hier im Forum weiter, dann wird sich das Wort 'Co-Abhängigkeit' noch deutlicher erklären.

    Alkoholismus ist eine Krankheit, die die ganze Familie betrifft, leider. Aber wenn ihr alle darauf wartet, daß eure Mutter/Ehefrau die Sache in Angriff nimmt, dann wartet ihr evtl. jahrelang vergebens. Ich weiß, das tut weh. Meine Mutter trinkt seit etwa 40!! Jahren. Es ist ihre Entscheidung, das zu tun und wir Familienmitglieder können uns und vor allem müssen uns um uns selber kümmern! Damit es UNS gutgeht. Damit wir UNSER selbstgewähltes Leben leben können.

    Vorhin habe ich ja schon den 'persönlichen Tiefpunkt' angesprochen, den manche Alkoholiker erleben. Manche nehmen ihn zum Anlaß, genau jetzt in dieser Minute endlich ihr Suchtproblem anzugehen. Klar hast du Angst, daß ihr was passiert, daß sie sich weh tun könnte, verletzten könnte, wenn sie trinkt und keiner von euch daheim ist. ABER: willst du die nächsten Jahre damit verbringen, auf sie aufzupassen? Wirklich?! Das ist IHR Job! Sie muß auf sich aufpassen. Wenn sie es nicht tut, dann erlebt sie halt auch mal die Konsequenzen: dann wacht sie vielleicht mal in ihrem Erbrochenen auf oder hat 'ne Riesenbeule am Kopf...

    Das ist dann IHRE Chance, sich selbst mal zu betrachten und endlich was für sich zu tun. Was sie daraus macht ist ihre Entscheidung. Dein Vater ist erwachsen und du solltest dir nicht auch noch um ihn Sorgen machen. Auch er ist für sich selber verantwortlich und muß für sich schauen, was ihm in dieser schwierigen Situation am besten helfen könnte.

    Jetzt mal was anderes, was machst du sonst so? Schule, Lehre..

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Fabian,

    lies dich einfach weiter hier durch, und du wirst merken, daß es den anderen hier auch ganz schön schwerfällt, mit ihren alkoholkranken Eltern umzugehen.

    Jeder hat so seine eigenen Ideen, sein eigenes Tempo, wie er an die Sache rangeht. Da gibt es keine allgemeingültige Lösung...Mit dem 'in die Tat umsetzen' kannst du Stück für Stück anfangen, wie es gerade für dich gut ist. Das muß ja keine Hauruck-Aktion sein.

    Was aber immer wieder hier genannt wird, und was auch ich selbst gut finde ist, daß man endlich aufhören muß, um den alkoholkranken Elternteil herumzukreisen, ihn zu kontrollieren usw. Man darf sein eigenes Leben nicht zu kurz kommen lassen. Es ist toll, daß du eine Lehrstelle hast. Darauf kannst du dich jetzt konzentrieren.

    Und was auch gut ist, daß du kurzfristig zu deiner Schwester gehen kannst, auch wenn's dann mal bissel eng wird. Nutze ihr Angebot ruhig rechtzeitig, wenn du es daheim nicht mehr aushälst. Sonst zieht dich das alles zu weit runter. Manchmal braucht man einfach Abstand... Wie isses bei der restlichen Verwandtschaft - irgendwo ein Zimmer frei? Oder eine Lehrlings-WG mit deinen Leuten von der Berufsschule gründen, fällt mir gerade noch ein.

    Mach dir keinen Druck, daß da in den nächsten 5 Minuten eine Lösung her muß. Du bist ja an dem Thema dran; du merkst, daß dir daheim so manches nicht gut tut. Und dann wirst DU auch spüren, wie es für DICH weitergeht.

    tschüß, bis bald,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Fabian!

    Wie geht's dir inzwischen? Magst du dich mal wieder hier melden?

    Liebe Grüße von Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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