...der Anfang ist gemacht...hoffentlich

  • Hallo Ihr lieben,

    ich lese schon seit Anfang diesen Jahres hin und wieder in diesem Forum und bin nun seit kuzem auch angemeldet. Dies ist mein erster Beitrag:

    Seit ca 4,5 Jahren sind mein Freund und ich ein Paar. Rückblickend ist mir schon in den ersten Wochen unseres zusammenseins ein merkwürdiger Umgang mit Alkohol seinerseits aufgefallen, was ich aber damals, dank der rosaroten Brille nicht sehen wollte.

    Als ich dann vor ca 3 Jahren schwanger war, machte er mir einen Heiratsantrag, den ich mit „Nein“ beantwortete. Mir wurde nach und nach klar, dass dieses „Nein“ unter anderem in seinem Alkoholkonsum begründet war. Aber irgendwie dachte ich, dass mit der Geburt des Kindes sein Verantwortungsbewußtsein erwachen würde und die Situation sich ändern würde. Trugschluss !!!

    Es folgten falsche Versprechen, Lügen, Streit, Trinkpausen….usw , das Programm, das hier soviele Beschreiben. Bis letzte Woche trank er täglich nach Feierabend zwischen 5-8 halbe (vielleicht inzwischen auch mehr??) Bier, um dann relativ zeitig schlafen zu gehen. Am Wochenende durfte es auch mal ein bißchen mehr sein.

    Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit mir, habe ich ihm in den letzten Tagen ein Ultimatum gestellt. Stichtag 15.11. : wenn er bis dahin nicht beim Arzt gewesen ist und sich um eine Therapie gekümmert hat, dann wird er hier ausziehen. Er sagt, er hätte vor diese Dinge zu tun. Naja, warten wir es ab. Immerhin hat er seitdem ( 5 Tage) nichts mehr getrunken.

    Ich meinerseits habe auch vor eine Therapie zu machen, denn je mehr ich mich mit dem Thema Co-Abhängig beschäftige desto klarer wird mir, dass ich bis jetzt sehr viele Dinge in meinem Leben fremdbestimmen ließ. Zumindest finde ich mich irgendwie im Co-Abhängigen Bereich wieder.
    Ich hoffe auf einen regen Austausch - denn ich muss noch viel über mich selbst lernen.

    Liebe Grüße Ritterin

  • Herzlich Willkommen Ritterin,

    Gut das du im ein Ultimatum gestellt hast, nun muss nur DU es dann auch durch ziehen.

    Was machst du wenn ER nicht auszieht?

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Ritterin

    Mal aus Alkoholikerinnen-Sicht:
    Ich halte von Ultimaten, die einem Alkoholiker gesetzt werden, gar nix. Denn er ist ein suchterkrankter Mensch und kann im nassen Stadium gar nicht mehr anders als saufen.
    Er wird dafür lügen und versuchen, den wahren Konsum zu verschleiern, damit erstmal wieder Ruhe im Karton ist.
    Er wird erst dann handeln, wenn SEIN persönlicher Tiefpunkt erreicht ist. Nicht Deiner !

    Von Ultimaten sich selbst gegenüber halte ich schon mehr, aber nur, wenn die betreffende Person dann auch bereit ist, sich selbst daran zu halten und die Konsequenzen zu tragen, auch wenn die zur Trennung führen könnten. Ist das so bei Dir ? Wie sieht dann DEIN weiterer Weg aus ? Hast Du da konkrete Vorstellungen für Dich ?
    Die werden dann nämlich nötig sein, Du wirst Kraft und Mut dafür brauchen, sammle das besser schonmal vorsichtshalber irgendwie (weiß nich, ob sowas geht?) für den „Ernstfall“
    Halbherzig gestellte Ultimaten, die dann nicht eingehalten werden, bringen nämlich niemanden etwas.

    Du schreibst, er trinkt seit 5 Tagen nicht, war aber noch nicht beim Arzt.
    Sowas nennt man dann einen kalten Entzug, sollte er wirklich nicht trinken, und der ist lebensgefährlich für einen alkoholkranken Menschen ! Er kann von jetzt auf gleich einen Krampfanfall bekommen oder in ein Delir rutschen, er gehört zum Arzt und wahrscheinlich in eine professionelle Entgiftung und nix anderes !! Es sei denn, er nimmt seinen eigenen Tod im Kauf, aus Scham, zum Arzt zu gehen, das wäre dann allerdings pure Dummheit, gibt’s allerdings auch, ich war auch so ein Fall.

    Wenn ich das recht verstehe, gibt es auch ein gemeinsames kleines Kind ?
    Dann geht das hier nicht mehr allein um Dich und Deinem evtl. alkoholkranken Partner, sondern Du hast auch eine Verantwortung Deinem Kind gegenüber. Ein nasser Alkie kann eine Elternrolle nicht mehr erfüllen, so wie das sein sollte, die Alkoholsucht macht da immer wieder n Strich durch die Rechnung.
    So wird Dein Kind aber auch schweren Schaden nehmen, nicht nur DU !!
    Wenn Du Dich traust, liest Du auch hierzu mal im Kinderbereich, was mit Kindern geschieht, wo ein Elternteil alkoholkrank ist. Es ist erschreckend und traurig, aber leider alles wahr.

    Also, warum geht Dein Partner nich heute zum Arzt ?
    Alle Praxen haben geöffnet, ein Anruf genügt, er ist jetzt ein Notfall, denn auf kaltem Entzug. Auch ein Anruf eines Rettungswagens ist möglich, wenn man sagt, was los ist, der nimmt einen dann mit, und Dein Partner kann evtl. sofort im KH entgiften.
    Wenn er es ernst meint, wird er das tun, wenn er Gründe findet, warum es nicht geht, kannste es gleich knicken.
    Denn wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.

    Es werden hier auch Nachfragen kommen, wie Du Dich nun um Dich kümmern willst, was Du für Dich tun willst und kannst, aber das überlasse ich jetzt mal den CO`s, die sind damit besser vertraut als ich und können somit auch besser raten.

    LG
    Lilly
    (Alkoholikerin)

  • Hallo Elocin,

    Danke für die Willkommens-Grüße.

    Wenn er freiwillig nicht das Feld räumen sollte, muss ich ihn halt mit Polizeigewalt rausholen lassen. Es ist meine Wohnung, er ist hier "nur" gemeldet.

    Ja ich bin selbst über meine Entschlossenheit erstaunt, gleichzeitig habe ich Angst wieder umzukippen. Mit der oben beschriebenen Szene kann ich mich nicht wirklich anfreunden.

    Ich war letzte Woche und auch vorhin bei einer Beratung für Frauen um mich zu stärken und um für mich eine geeignete Psychotherapie zu suchen. Wenn ich bis zum 15. 11 gewappnet sein möchte, muss ich jetzt Vollgas geben.

    Liebe Grüße Ritterin

  • Respekt Ritterin, wenn Du das so durchziehst, wie Du hier schreibst. Für mich war der Weg sehr, sehr schwer - und das obwohl ich ausgezogen bin. Es fiel mir sehr, sehr schwer nicht auf meine Co-Knöpfe zu reagieren, nicht auf alte Sehnsüchte reinzufallen und der Hoffnung "alles wird gut".

    Viel Respekt und viel Kraft wünscht Dir Dagmar,
    die derzeit öfters mal Polizeibesuch hat....

  • Hallo Lilly,


    das Ultimatum ist vor allem auch mein Ultimatum. Ich versuche bis dahin an mir zu arbeiten damit ich auch wirklich konsequent sein kann.

    Zitat

    Er kann von jetzt auf gleich einen Krampfanfall bekommen oder in ein Delir rutschen, er gehört zum Arzt und wahrscheinlich in eine professionelle Entgiftung und nix anderes !!

    Deine Beschreibung von kalten Entzug hat mit etwas Angst gemacht. Heute ist der 6 te alkfreie Tag meinst Du, dass es dann immer noch zu solchen Krämpfen kommen kann?

    Zitat

    So wird Dein Kind aber auch schweren Schaden nehmen, nicht nur DU !!

    Ja, die Kinder sind ein sehr großer Antrieb für mich etwas zu ändern - habe viel darüber gelesen.

    Liebe Lilly, ich danke Dir für Deine ehrlichen Worte. Auch wenn es in meiner Antwort vieleicht nicht so scheint, bringen sie mich doch zum Nachdenken.

    Liebe Grüße Ritterin

  • Oh wei, ich hoffe du hälst das Ultimatum auch durch und ein.

    Ist es dein erstes gestelltes Ultimatum?
    Nimmt er dich auch ernst?
    Die Polizei zu holen, wenn er nicht freiwillig geht, das ist ein gewaltiger Schritt und wird dich innerlich zerreißen.
    (Hab ich auch schon hinter mir, so eine Situation und nicht übers Herz gebracht)

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft (die wirst du brauchen)
    Er wird mit Sicherheit ein volles Aufgebot auffahren, um dich vom Gegenteil zu überzeugen.

    LG
    Verflixt

  • Zitat von Ritterin

    Deine Beschreibung von kalten Entzug hat mit etwas Angst gemacht. Heute ist der 6 te alkfreie Tag meinst Du, dass es dann immer noch zu solchen Krämpfen kommen kann?

    Hallo Ritterin,
    Meine Meinung dazu ist völlig irrelevant, weil ich keine Medizinerin bin und das somit weder beurteilen kann noch darf.
    Ich weiß aber, das er in medizinische Behandlung gehört, denn mit einer unheilbaren, chronischen Erkrankung geht man nicht zum Bäcker.
    Eine professionelle Entgiftung ist wichtig und vor allem sicherer, als ein kalter Entzug zuhause. Sie wird mit Medikamenten unterstützt und von Ärzten überwacht und ich hatte zu meinem Glück noch liebevolle Schwestern, die sich sehr um mich kümmerten und mir Mut machten, meine Krankheit stoppen zu können.

    Denn das ist es, was er hat, wenn er Alkoholiker ist: eine unheilbare Krankheit, die nur zu stoppen ist. Wir alle sind auch nicht von einem Rückfall gefeit, denn es ist auch eine Rückfallkrankheit.
    Dein Partner wird also nie wieder „gesund“, aber man kann mit dieser Krankheit sehr gut leben, wenn man sich an gewisse Regeln hält, siehe hierzu auch die Grundbausteine für Alkoholiker.

    Ein Alkoholiker verändert sich trocken auch sehr, wird wieder völlig selbstständig und entwickelt sich wahrscheinlich in eine Richtung, die einem CO erstmal gar nicht gefallen wird, weil der CO dann sein Helfersyndrom, was zu seiner eigenen Sucht gehört, nicht mehr ausleben kann.
    Er wird sich ungebraucht und somit ungeliebt fühlen und im schlimmsten Fall das Trockenwerden des Alkies boykottieren, um die „alte Ordnung“ wieder herzustellen, damit er nicht selbst an sich arbeiten muß. Oder sich ein anderes „Opfer“ suchen, es muß ja nich immer der Partner sein… oder „am besten“ gleich ein Ehrenamt oder einen pflegenden Beruf, eignet sich auch immer nett zum Ausleben des Helfersyndroms und man steht noch gut da vor anderen…

    Trotz allem gibt es gemeinsame Wege aus den beiderseitigen Süchten/Abhängigkeiten, wenn BEIDE an sich arbeiten, Hilfsangebote nutzen und wirkliche Liebe noch vorhanden ist, denn manchmal gibt es die gar nicht (mehr) und die Beziehung besteht im Grunde auf reiner Abhängigkeit. Sieht man dann…
    Und Alkies und CO`s finden sich meist auch nicht zufällig, sondern sie ziehen sich gegenseitig an wie Magneten.

    Wie CO DU nun bist, liebe Ritterin, wirst Du erkennen, wenn Du Dich hier einliest, Dich evtl. selbst wiedererkennst oder auch nicht, denn nicht jeder Angehörige ist automatisch auch CO.

    Und wie schwer es tatsächlich ist, Ultimaten auch einzuhalten, zeigt allein verflixt` Antwort. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt und wie gern möchte man auch glauben, das alles wieder "gut wird".

    LG
    Lilly

  • Hallo,
    ich muss zugeben, auch ich habe irgendwie immer noch einen Funken Hoffnung, dass evtl. alles wieder gut wird. Ich versuche dieser immer mal wieder aufkeimenden "Gefahr" in die Augen zu schauen und mich nicht von Ihr täuschen zu lassen. Täglich versuche ich mir bewußt zu machen, dass doch viel mehr Dinge zu ändern in meiner Hand liegen, als ich mir bisher zugestand. Es sind immer mindestens zwei Menschen beteiligt: einer, der macht und der andere, der es zulässt ( bzw aushält).

    verflixt : Ja, es ist mein erstes Ultimatum in dieser Art. Ich hatte davor schon öfter von Trennung und Auszug gesprochen, aber nie mit Datum und meistens im Streit. Bisher scheint er es ernst zu nehmen. Es fühlt sich jedenfalls so an. Aber eigentlich ist es auch für mich nicht mehr so wichtig ob er mich ernst nimmt oder doch "nur" mit spielt. Hauptsache ich nehme mich selbst ernst. Ich glaube, das ist der Knackpunkt.

    Ich hoffe, dass dieser Weg der richtige ist, den ich nicht aus dem Sinn verlieren werde.

    Liebe Grüße Ritterin

  • Hier mein Zwischenstandsbericht:

    Mein Freund hat bis jetzt (8Tage) keinen Alkohol mehr getrunken. Er berichtet mir, wie froh er selbst darüber sein endlich etwas zu tun. Morgen will er nun endlich zum Arzt gehen. Dafür hat er sich gestern den Überweisungsschein geholt.
    Hm, ich weiß nicht ob nicht wieder alles auf eine der sogenannten Trinkpausen hinausläuft......
    Ich für meinen Teil habe mir ein paar Adressen von verschiedenen Psychotherapeuten besorgt und werde sie heute alle antelefonieren um nach einem Termin zu fragen. (Habe gelesen, dass teilweise lange Wartelisten existieren sollen).
    Außerdem habe ich vor, mir eine Sportgruppe am Vormittag zu suchen um endlich was für mich zu tun.(bei einer war ich schon- leider überfüllt und ich durfte nicht mitmachen).

    Danke fürs zuhören

    LG Ritterin

  • Hallo Ritterin,

    Das hört sich doch alles schonmal positiv an !

    Den Psycho suchst Du für Dich, Ja ?
    Super Idee, hole Dir auch alle Hilfe, die Du bekommen kannst, sie steht auch Dir zu !
    Eine SHG hast Du hier schon gefunden, evtl. findest Du auch noch eine Reale, wirste ja dann sehen, wie das am Besten für Dich ist. Ich hatte auch 2,5 Jahre dieses Forum als Gruppe, es war gut und okay für mich, bis ich mich dann auch noch für eine Reale entschied.
    Das Gegenüber, die Mimik, die Gestik des anderen machts da noch für mich, die größere Authentizität, die dort sehr überzeugend ist. Ich schau mir da viel noch bei länger Trockenen ab, und das hat mich nochmals nach vorn katapultiert, der Zeitpunkt war der richtige für mich, diesen Schritt dann auch noch zu gehen.

    Er berichtet mir, wie froh er selbst darüber sein endlich etwas zu tun. Morgen will er nun endlich zum Arzt gehen. Dafür hat er sich gestern den Überweisungsschein geholt.

    Wenn Dein Freund das wirklich ernst meint, er jetzt schon froh ist, nicht mehr zu trinken, dann hat er gute Chancen. Denn es ist eine wahnsinnige Erleichterung, nicht mehr trinken zu müssen, bei mir wars jedenfalls so. Es entsteht aber auch ein großes Loch, er sollte beizeiten beginnen, daran zu arbeiten, das Verzichtsgedanken nicht zu groß werden, völlig gefeit sind wie anfangs wohl noch nicht davor.
    Ich hatte allerdings nie welche, das lag aber sicher an meinen damaligen Zustand, ich war körperlich völlig am Ende. Ich empfand nur noch unendliche Dankbarkeit, für die Hilfe, die ich von Seiten der Ärzte und Schwestern bekam, was sie für mich getan hatten. Für sie war es Beruf und somit selbstverständlich, für mich war es das größte Geschenk, was ich jemals bekam.
    Ich habe das nie vergessen und in schlechten Stunden habe ich auch das wieder abgerufen, und Gedanken an Alk waren wie weggeblasen.

    Und Dein Freund hat bisher nur einen leichten Vorgeschmack, wie das Leben ohne Alk sein KÖNNTE, es ist noch tausendmal schöner, kannste ihm mal ausrichten.
    Denn der Lohn dafür ist: FREIHEIT !
    Er weiß jetzt noch gar nicht, was das wirklich heißt, aber wird er trocken, wird er es immer mehr merken, was es bedeutet.

    Sicher gibt es weiterhin alltägliche Probleme, belastende Dinge, aber man kann völlig anders damit umgehen und sie gehen leichter von der Hand. Evtl. sind wir nicht mehr ganz so belastbar, der Alk hat auch Schäden an unserer Psyche hinterlassen, aber damit lässt sich leben, man muß nur gut auf sich aufpassen und kürzer treten, wenn notwendig, ich merke das auch manchmal. Aber die Menschen in meiner Umgebung wissen von meiner Krankheit, auch das ich psychisch nicht mehr heil bin und akzeptieren das auch so. Viel schlimmer war, als ich noch soff, auch das wissen sie ja noch, da nehmen sie lieber diese Variante in Kauf…
    Ich horche einfach mehr in mich rein, richte mich danach, was mein Körper mir sagt (oder sagen wir mal, fast immer, denn auch das kann ich nicht perfekt) und dann geht’s weiter.

    CO`s wollen ja immer gern helfen... :wink: helfen geht aber nicht wirklich. Aber Du kannst ihn heut in der Form unterstützen, das Du ihn nochmal ganz lieb und fest in den Arm nimmst, ihm für morgen Mut zusprichst, sowas hilft AUCH ! Denn unwohl ist ihm sicher... aber sag ihm mal, wenn er es wirklich will, schafft er das auch ! Und einen lieben Gruß von mir an ihn. :)

    LG
    Lilly

  • Da bin ich mal wieder!
    Mein Freund ist leider letzte Woche nicht beim Arzt gewesen. Die Wartezeit, ohne Termin war ihm einfach zu lang und da ist er wieder gegangen.( Hä?) Dafür hat er dort einen Termin, der nun morgen ist,
    gemacht. "Ist ja noch im Rahmen des Ultimatums", so seine Aussage.

    Ich selbst war ziemlich enttäuscht darüber, dass er nicht dort war und habe ihm das auch mitgeteilt.
    Bis jetzt hat er nicht wieder zum Alkohol gegriffen, aber ich spüre die Gefahr, die im Hinterhalt lauert. Irgendwie habe ich zur Zeit das Gefühl mich nur im Kreis zu bewegen und nicht von der Stelle zu kommen: ich habe keinen konkreten Termin für eine Psychoterapie (für mich), habe es bis jetzt nicht geschafft auch nur eine Sportgruppe zu besuchen, usw ich bin die letzten Tage einfach unmotiviert. Schaff es einfach nicht mich selbst in den Hintern zu treten.
    Dann meine blöden Co-Gedanken: ist es der richtige Arzt für ihn? wie ist er heute drauf?
    Ich stelle immer wieder an mir fest, dass tatsächlich meine eigene Gefühlswelt extrem von seiner Stimmungslage abhängt. Aber wie soll ich das abstellen? Das ist eine der Fragen, die mich zur Zeit am meisten Beschäftigen.

    Danke fürs zuhören
    LG Ritterin

  • Hallo,
    mein Freund war doch tatsächlich an dem besagten Termin (Do) beim Doc. Er kam mit einer Liste von verschiedenen SHG s, einem Rezept für Tabletten, die er jetzt täglich nehmen soll, und einer Überweisung zum Neurologen nach Hause.
    Seit diesem Arztbesuch sitzt er eigentlich nur noch abwesend rum oder gibt irgenwelche unfreundlichen Zurechtweisungen von sich. Sobald er von der Arbeit kommt legt er sich schlafen. Auch den Samstag und Sonntag- Nachmittag hat er im Bett verbracht. Dafür ist er dann bis tief in die Nacht wach und schaut Fern. Freitag und Samstag fand ich das schon recht nervig, aber ich dachte bei mir " lass ihn mal, er ist wahrscheinlich mit sich selbst beschäftigt".
    Von Samstag auf Sonntag hat mich dann eine fiese Magen-Darm Infektion erwischt und es ging mir echt übel wobei ich auch noch meine KLeine (2Jahre) versorgen musste, die mir die ganze Nacht nicht von der Seite wich, so dass ich nicht einmal alleine aufs KLo konnte. Er war einfach von der nächtlichen Aktion genervt, knallte die Tür zu bzw forderte mich unwirsch auf sie schließen.
    Da ist mir am Sonntagmorgen der Kragen geplatzt und ich fragte ihn, was ihn eigentlich in dem Glauben lässt nicht zuständig zu sein? Immerhin haben wir Kinder und ich fühle mich zur Zeit mehr als allein gelassen. Immerhin hat er sich darufhin entschuldigt und dann das Frühstück für uns gemacht und ich konnte mich dann noch mal hinlegen. (Heute gehts mir zum Glück schon wieder besser).
    Gegen Mittag bin ich dann wieder aufgestanden, damit ich die Kleine zum Mittagsschlaf hinlegen konnte, da er das nicht machen wollte/kann.
    Er hat sich daraufhin ab ca 14Uhr bis abends auch abgelegt und war auch bis ich abends ins Bett ging nicht mehr wirklich ansprechbar. Naja gut zwischendurch haben wir ein wenig gestritten- aber ohne Ergebnis- da er meint, er würde eh immer nur die falschen Anworten geben.
    Also ich weiß nicht, im Moment bin ich total verwirrt. Nicht das ich dieses Verhalten schon mal erfahren habe, aber bisher hatte ich viele Verhaltensweisen auf den Akohol geschoben...... Vielleicht ist es doch einfach " nur" sein Wesen ? Wer kann mir dazu was sagen?

    Ich für meinen Teil habe es doch tatsächlich geschafft letzte Woche noch zu einer Sportgruppe zu gehen und habe immer noch Muskelkater davon uff. Und habe mir vorgenommen, sobald ich wieder vollständig gesund bin noch bei ein oder zwei weiteren zu "schnuppern". Mal sehen.
    Einen Termin bei einem Therapeut habe ich leider immer noch nicht. Man ist das schwierig. Ich hoffe, dass ich hier auch im laufe der Woche weiter komme.
    LG Ritterin

  • Hallo Ritterin,

    Dein Partner ist auf Entzug. Das ist kein Spaziergang, sondern anstrengend für den Körper. Abgeschlagenheit und Lustlosigkeit gehören auch dazu.
    Darum wäre er auch viel besser in einem Krankenhaus aufgehoben, es werden ja nicht umsonst dort Entgiftungen durchgeführt. Ich weiß jetzt nicht, warum dieser Arzt so entschieden hat, wollte Dein Partner evtl. nicht ins KH ?

    Ich kann nur von den Erfahrungen anderer hier berichten, denn ich wurde bei meiner Entgiftung erstmal für 3 Tage „abgeschossen“, ich weiß nicht mehr viel von dieser Zeit. Und danach war ich auch sehr müde und erschöpft, aber bei mir wars auch n Härtefall, ging alles nich mehr anders. Andere empfinden eine Entgiftung auch als anstrengend, nicht nur körperlich, sondern auch besonders psychisch. So habe ich hier zumindest gelesen und weiß es aus meiner Realen.
    Vielleicht kann Dir ein andere trockener Alkie dazu mehr schreiben ?

    Darum erwarte jetzt mal bitte nicht zu viel von ihm, gib ihm doch einfach etwas Zeit ?
    Er wird auch nicht gleich wieder so „funktionieren“, wenn er trocken bleiben kann, wird sich vieles sicher bei Euch verändern. Ob für Dich zum Guten oder Schlechten, kann man vorher nicht sagen.
    Aber er wird wieder später alle seine Verantwortungen übernehmen können, ich konnte das zumindest, aber auch das brauchte seine Zeit. Ich hatte vieles schleifen lassen und mußte es erst wieder in den Griff bekommen.

    Was hast Du inzwischen so für Dich getan ?
    Gibt es da Möglichkeiten ?
    Vielleicht auch mal die Kinder bei ner Freundin unterbringen, damit Du was für Dich allein machen kannst ? Ginge sowas ?
    Sportgruppe ist auf jeden Fall schonmal klasse !!
    Denn wenn ich Deinen Beitrag hier lese, handelt der größte Teil von ihm. Ist jetzt sicher auch „normal“ so, aber wichtiger wäre hier im CO-Bereich für sich selbst Hilfe zu suchen.
    Wie willst Du an Dir weiterhin arbeiten, siehst Du Dich denn als CO-abhängig oder erkennst Du Dich in den Grundbausteinen dazu eher nicht so wieder ?
    Nicht jeder Angehörige muss auch CO sein, so meine ich das nicht, ist es aber so, brauchst Du auch Hilfe, oder ?

    Ein Besuch bei einem Therapeuten ist auch gut, vielleicht bekommst Du doch bald einen Termin ? Also am Ball bleiben, auch da. Hole Dir soviel Hilfe, wie Du kannst, sie steht Dir ja auch zu !!

    LG
    Lilly

  • Hallo Lilly,
    die Entgiftung hat er schon alleine, vor seinem Arztbesuch, hinter sich gebracht. ( er hat seit rund 3 Wochen nichts mehr getrunken) Deshalb meine Ratlosigkeit in Sachen wie es weiter gehen kann.
    Außer der Sportgruppe, lese ich zur Zeit sehr viel und schreibe in diesem Forum (muß dazu sagen, dass ich mich sonst so gut wie nie an irgendwelchen Foren aktiv beteilige), was ich sonst halt nicht getan habe.
    In den Grundbausteinen für Co´s kann ich mich teilweise wiedererkennen.
    LG Ritterin

  • Hallo, hier mal wieder ein Zwischenstandsbericht:
    Mein Männe ist morgen genau einen Monat lang trocken. Inzwischen ist er auch das zweite Mal auf dem Treffen einer SHG gewesen und es hat ihm sogar ganz gut gefallen. Ich bin richtig stolz auf ihn.
    Natürlich ist deshalb nicht alles in Butter. Gerade die Wochenenden gestalten sich bisweilen eher schwierig. Da hängt dann öfter der Haussegen schief.
    Tja, während er fast wie mit Meilenstiefeln in seiner Entwicklung voranschreitet, habe ich für mich nicht wirklich viel getan. Nicht, dass ich mich deshalb unwohl fühlen würde, aber auf Grund der vielen Berichte, die ich hier und auch woanders gelesen habe, hätte ich vielleicht auch etwas mehr an mir arbeiten können, aber irgendwie fehlt mir mit zwei Kindern die Zeit dazu. Ich hatte ja bei mehreren Psychotherapeuten angerufen aber einen Termin in absehbarer Zeit zu bekommen ist scheins nahezu aussichtslos.(Aber vieleicht brauche ich das auch gar nicht?)
    Naja, weg mit diesen trüben Gedanken, die Kinder werden größer und damit auch die Möglichkeiten - ich sollte meinen Focus auf die positiven Dinge lenken, die ich geschafft habe......auch wenn ich da nicht unbedingt die Hauptrolle spiele!
    Was meint Ihr? Sollte ich mehr für mich einfordern?
    LG Ritterin

  • Zitat von Ritterin


    Tja, während er fast wie mit Meilenstiefeln in seiner Entwicklung voranschreitet, habe ich für mich nicht wirklich viel getan. Nicht, dass ich mich deshalb unwohl fühlen würde, aber auf Grund der vielen Berichte, die ich hier und auch woanders gelesen habe, hätte ich vielleicht auch etwas mehr an mir arbeiten können, aber irgendwie fehlt mir mit zwei Kindern die Zeit dazu. Ich hatte ja bei mehreren Psychotherapeuten angerufen aber einen Termin in absehbarer Zeit zu bekommen ist scheins nahezu aussichtslos.(Aber vieleicht brauche ich das auch gar nicht?)
    Naja, weg mit diesen trüben Gedanken, die Kinder werden größer und damit auch die Möglichkeiten - ich sollte meinen Focus auf die positiven Dinge lenken, die ich geschafft habe......auch wenn ich da nicht unbedingt die Hauptrolle spiele!
    Was meint Ihr? Sollte ich mehr für mich einfordern?
    LG Ritterin

    Hallo liebe Ritterin,
    da ich eh grad in Stichellaune bin... :mrgreen:
    Soso, er schreitet da in Siebenmeilenstiefeln voran, das finde ich toll, und 1 Monat Abstinenz ist auch schon was, darauf darf er schonmal mächtig stolz sein, eine super Leistung. Und das meine ich vollkommen ernst !
    Von Trockenheit kann hier allerdings natürlich noch nicht die Rede sein, darüber kann man in einem Jahr nochmal reden, was er dann für Veränderungen in seinem Umfeld und in seinem Leben bewältigt hat.
    Und fein, das ist ihm die Gruppe gefällt, das ist viel wert. :)

    Nun aber zu Dir
    Jaaa neee, ne Therapie brauchst Du sicher nicht, wozu denn, er trinkt doch nicht mehr... dann ist doch eh alles gut. Und die Kinder und der Job und überhaupt alles, das Problem CO-Abhängigkeit kann man ja immer noch angehen, gelle ?
    Warum hast Du hier denn nicht öfters mal geschrieben, oder brauchst Du nun nicht mal mehr ne SHG ??
    Erstaunlich.... :shock:

    Für Dich getan hast Du nicht viel schreibst Du, warum eigentlich nicht ?
    Auch keine Zeit gehabt ?
    Alles nicht wichtig genug, die Arbeit an sich selbst mit Unterstützung einer Gruppe ?
    Aber nu mal weg mit den trüben Gedanken, denn ER trinkt ja nun nicht mehr, also eh alles in Butter.

    Liebe Ritterin, vielleicht kommen trübe Gedanken eher wieder, als Du denkst. Ich will Dir hier weiß Gott keinen Schreck einjagen, aber tust Du nix für Dich, tust Du nichts gegen Deine CO-Abhängigkeit, könnte es sein, das Dein Partner schon bald nix mehr mit Dir anzufangen weiß.
    Die Erfahrungen bestätigen das leider.
    Oder hast Du Deine CO-Abhängigkeit auch schon zur Seite geschoben ?
    Bist es vielleicht gar nicht "richtig" ??

    Du solltest aber Veränderungen an Dir nicht wegen Deinem Partner anstreben, das wäre ja nu auch wieder Mist, denn dann käme es ja nicht "von innen"... aus Dir selbst heraus und ist wahrscheinlich vergebliche Liebesmüh...

    Also mein Tipp, schau auf Dich selbst, und Ja, Du solltest mehr für Dich einfordern !!

    LG
    Lilly

  • Hallo Ritterin,
    vieles in deiner Geschichte kommt mir sehr bekannt vor.
    Zum Thema Psychotherapeut für Dich habe ich vielleicht einen Tipp:
    Ich bin vor zwei Wochen zu meiner Ärztin gegangen und habe ihr mitgeteilt, dass ich so schnell wie möglich Hilfe brauche, weil ich mich in meiner Co-Abhängigkeit total im Kreis drehe und meine Kraft dahinschwindet. Sie hat sich sofort ans Telefon gehängt und ich habe letzte Woche gleich einen Termin gekommen. Ärzte haben halt Einfluss.
    Das Erstgespräch war die reinste Befreiung.
    Seit einem Jahr kümmere ich mich mit diversen Hobbies und sehr offenen Gesprächen mit Freunden um mich, davor bin ich nur noch abgeschottet hier im Haus zwischen Kindern und betrunkenem Mann hin und hergeeiert, bis ich völlig antriebslos und depressiv wurde.
    Wie schauts bei dir mit Freunden aus? Seit ich nichts mehr verheimliche, ist auch wieder eine riesen Last abgefallen.
    Nach aussen gehen, ins Leben, für eine gewisse Zeit weg von der Fixation auf den Partner, die uns Co's ja auszeichnet.
    Ich denke einfordern, wie du schhreibst, kannst du momentan nicht viel, dein Partner ist wohl sehr mit sich selbst beschäftig. Diese schlechte Laune, der Rückzug in sich kommt mir so bekannt vor. Aber für den Alkoholiker geht es um alles: der ausstieg aus der bis jetzt alles bestimmenden Sucht, seinem Lebensinhalt.
    Es ist für beide harte Arbeit, aus diesem Kreislauf rauszukommen.
    Auf viele weitere Muslelkater,
    alles, alles Liebe und viel Kraft wünscht dir
    Thelma

  • Mh, also mit für Dich einfordern, meinte ich natürlich nicht, nun alles mögliche vom gerade trocken werdendem Alkie einzufordern, dazu wird er nciht in der Lage sein, der hat jetzt zuviel mit sich selbst zu tun, aber das gibt sich mit der Zeit wieder.

    Ich meine damit eher, Dir Zeit FÜR DICH zu nehmen, die Kinder evtl. mal einem Babysitter oder ner Freundin anzuvertrauen und in dieser Zeit ausschließlich was für Dich zu tun. Und auch delegieren lernen, Aufgaben abgeben, die Du nicht unbedingt erfüllen musst, nicht immer denken, ich kann nur selbst alles am besten, das issen Irrtum, bei dem man mit der Zeit selbst ausbrennt.
    Andere können auch was, evtl. müssen sie es erst lernen, aber beinah niemand ist völlig lernresistent :wink:

    LG
    Lilly

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