Ist er Alkoholiker ? Brauche dringend Hilfe!

  • Servus Artep,

    ich möchte Deine Fragen erst mal unbeantwortet lassen, weil es
    a.) rein spekulativ wäre, ob er oder ob er nicht Alkoholiker ist
    b.) seine Abhängigkeit hier nichts zu suchen hat. Du bist für Dich hier, nicht für ihn.

    Aber ich möchte dir eine andere Frage stellen. Lies Dich dazu bitte mal in die vielen, vielen Berichte von Angehörigen, Kindern und Co-Abhängigen ein und dann beantworte Dir selbst diese eine Frage:

    Möchtest Du auch so ein Leben an der Seite eines alkoholkranken Menschen führen oder ist dir Dein eigenes Leben ohne derartige Beeinträchtigungen lieber?

    Und dann entscheide Dich. Ein halbes Jahr "zusammen sein" ist ja nun beileibe nicht "die Welt", da ist es gut, dass Du Dir schon am Anfang Gedanken machst. Und dass er die Beziehung beendet hat, kann Dir eine weitere Erleichterung sein, wenn Du es zulässt.

    Also, finde für Dich heraus, was Du willst.

    LG
    Spedi

  • Servus Artep,

    nun gut, der Ordnung halber: Sucht ist nie mit dem Verstand zu erfassen, es ist eine Krankheit. Der eine wird krank, der andere nicht. Die Grenzen zwischen Genuss, Missbrauch und Sucht sind fliessend, es gibt keine "verbindlichen Werte".

    Ich kenne Alkoholiker, deren Trinkmengen sehr niedrig lagen - und ich habe "Missbräuchler" kennen gelernt, die trotz immenser Trinkmengen scheinbar noch rechtzeitig "die kurve gekriegt" haben und ihren Missbrauch einstellten.

    Es ist müssig, sich Gedanken darüber zu machen wo die Grenzen liegen könnten. Fakt ist: sind sie einmal überschritten, gibt es für uns Alkoholiker kein Zurück mehr. Ab dann hilft nur die lebenslange Abstinenz, um unsere Krankheit zum Stillstand zu bringen. "Heilung" im klassischen Sinne gibt es nicht.

    Ich wünsche Dir alles Gute, lies Dich ruhig trotzdem mal hier durch, damit Du eine Ahnung gewinnst, was Dir erspart geblieben ist. :)

    LG
    Spedi

  • Hallo Artep,

    Zur Alkoholabhängigkeit:
    Charakteristisch ist halt, die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum verloren zu haben.
    Auf die Menge kommts nicht an, sondern, nicht mehr aufhören zu können.
    Beispielsweise 1 Bier trinken zu wollen, und bei 6 enden oder so.
    Dein Freund will weitertrinken, das ist eindeutig, es ist ihm bereits wichtiger als Eure Partnerschaft. Später wird das aber noch viel extremer. Der Partner wird einen schei*-egal, nur noch die Droge zählt.

    Ich verstehe, das Du verstehen willst, aber das alles ist nicht rein verstandesmäßig zu erfassen, die Sucht folgt ihren eigenen Gesetzen, die mit Verstand und Logik nix mehr zu tun haben. Das Hirn ist vergiftet vom Alk, die Realität beginnt sich zu verzerren, die Gefühle stumpfen immer mehr ab, es ist eben so, weil es so ist. Sucht halt, und wirklich nachvollziehen können es nur Betroffene selbst, die das alles am eigenen Leib erlebten. Für Nicht-Betroffene bleibt es zum großen Teil immer theoretisch.

    Hier geht’s aber um Dich, Du kannst hier nur für Dich Hilfe suchen, denn Deinen Partner kannst Du nicht helfen, das muß er selbst von sich aus tun. Und dazu erst seinen persönlichen Tiefpunkt erreichen, das kann noch viele Jahre dauern. Nur mal so als Beispiel, ich hing sicher 10 Jahre voll in der Sucht, mit dem vorhergehenden Missbrauch vorher waren es wohl locker 15 Jahre. Ich mußte erst in der Notaufnahme des KH landen, ehe ich trocken werden konnte.
    Willst Du Dir sowas antun ? Du würdest erheblichen psychischen Schaden daran nehmen.
    Noch ist Zeit, sich rechtzeitig vom Acker zu machen, und zwar JETZT !

    Für einen CO ist es aber besonders schwer, loszulassen, würdest Du Dich denn als CO sehen ? Dazu kannst Du in den Grundbausteinen für CO`s nachlesen, ob Du Dich da evtl. wiedererkennst…
    Dann solltest Du daran arbeiten, aus dieser Abhängigkeit (die nicht erst in Beziehung zu Suchterkrankten entsteht) herauszukommen, um nicht wieder in so eine Situation zu kommen.

    Lese hier die Geschichten den anderen Betroffenen, das wird Dich am meisten weiterbringen.

    Ach so, und kämpfen ist bei Alkoholismus völlig fehl am Platz, Kapitulation ist das Zauberwort, und zwar für den Betroffenen. Und für den Angehörigen gilt das ebenfalls, falls er CO ist, auch da muß erst Krankheitseinsicht dasein, um etwas verändern zu können. Einfach is nix davon, verspricht auch niemand hier, aber es gibt Wege !

    LG
    Lilly

  • Hallo Artep,

    was für Fehler :shock: ? An Krankheiten hat NIEMAND schuld !

    Besser wäre, ehrlich hinzuschauen, welches Verhalten macht mich krank, hat mich krank gemacht und wie kann ich das für mich abändern, um nicht weiteren Schaden zu nehmen.

    LG
    Lilly

  • Hallo Artep,

    dann frag ich nochmal... :wink: würdest Du Dich denn selbst als CO sehen, hast Du Dich in den Grundbausteinen für CO`s wieder erkannt ?

    Ich will hier niemanden einreden, es zu sein, das liegt mir völlig fern, aber wenn es so ist, wärest Du wahrscheinlich so oder so diese Beziehung eingegangen oder hättest einen anderen, hilfsbedürftigen Partner gesucht.
    Alkies und CO`s ziehen sich beispielsweise an wie Magneten.
    Da läuft viel unterbewußtes ab, was man auf den anderen ausstrahlt und man erkennt sich gegenseitig als passendes Pendent.
    2 Kranke ergeben aber nie einen Gesunden, sie machen sie gegenseitig immer noch kranker.

    Man wird auch nicht durch einen alkoholkranken oder sonstwie hilfsbedürftigen Partner CO, die Wurzeln liegen woanders.

    LG
    Lilly

  • Hallo Artep,
    ich sitz genauso da wie du und versteh die Welt net mehr.
    Ich liebe einen Mann , wir haben uns so viel aufgebaut und er zieht es vor zu gehen, nur um meinen Vorwürfen aus dem Weg zu gehen.
    Er beklagt, dass wir kein tolles Sexualleben mehr hatten, das stimmt, aber ich konnte nicht wenn da einer rumtorkelt oder mich nach 12 Stunden auf Achse sein nur betitelt hat. Ich sitz noch immer hier und wünsch mir den Mann zurück, welchen ich kennen und lieben gelernt habe. Leider hab ich damals net genau gesehen, das Problem bestand bereits. Erhat seit 13 Jahren keinen Führeschein, er hat auch sonst net viel, er ist lieb und handwerklich sehr begabt, aber je mehr Alkohol um so mehr Selbstmitleid und umsomehr alles schleifen lassen. Ich konnte damit net umgehen, leider, ich hab nur gemeckert, und dachte er muß es begreifen!!! Das einzige was er begriffen hat, es trinkt sich leichter, wenn er sich aus meiner Gegenwart entfernt!! Schade, ich hab wohl voll den Zonk gezogen, aber ich liebe ihn und vermisse ihn so sehr, das es mich bald zerreißt!
    Vernunft ist hier gefragt, ich habs mir vorgenommen, aber wie lange halte ich das durch?
    Ich bin auch verzweifelt!!
    Liebe Grüße SMILE

  • Tja Ihr Lieben,
    ich selber dachte für mich am Anfang der Beziehung es sei super harmonisch, ich war der Meinung es passt und und und.

    Nicht stutzig machte mich, das er gleich der Mutter sagte mich würde es nicht stören wenn er ab und zu mal was trinkt. Nee, wäre es ab und zu wäre es ja "normal". Unnormal ist aber, aus jetztiger Sicht, das überhaupt zum Thema zu machen. Oder war das früher oft ein Thema bei Trennungen? Nun, ich weiß es nicht....

    Kann es sein, dass ich meinen Expartner nie richtig kannte, weil er sich schon selber nicht kannte? Seit Jugendjahren wattiert durch die Sucht war er sich doch wohl schon selber fremd, wie hätte ich da tatsächlich ein Gefühl für uns als "Paar" haben sollen, welches der Realtität entspricht.

    Habe ich persönlich einfach nur den Schauspieler geliebt, der er war. Der eine Rolle übernahm, von der er meinte die Gesellschaft fordere sie von ihm? Ich selber weiß für mich überhaupt nicht mehr was ich glauben soll, kann oder darf oder wie ich die vergangene Partnerschaft - oder den Menschen -einschätzen soll....

    Aber ich weiß, dass ich so nicht weiterleben wollte...

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat

    Kann es sein, dass ich meinen Expartner nie richtig kannte, weil er sich schon selber nicht kannte? Seit Jugendjahren wattiert durch die Sucht war er sich doch wohl schon selber fremd, wie hätte ich da tatsächlich ein Gefühl für uns als "Paar" haben sollen, welches der Realtität entspricht.

    Zitat

    Habe ich persönlich einfach nur den Schauspieler geliebt, der er war. Der eine Rolle übernahm, von der er meinte die Gesellschaft fordere sie von ihm?

    @ Dagmar

    Ich denke, Du siehst das richtig so, kann nur von mir berichten, aber ich kenne auch andere Erfahrungsberichten, die sich denen stark ähneln…

    Schau, ich begann auch, in meiner Jugend ab und zu was zu trinken, so mit 16, 17… die Clique, es war die Droge unserer Zeit etc.
    Ab Anfang 20 wurden Partys besucht, es kam mal jemand vorbei und immer wurde was alkoholisches getrunken. Ich hatte meinen Beruf, war schon so früh Mutter, war überforfert und setzte damals sicher schon den Alk ein, um zu „entspannen“. Ab Mitte 20 betrieb ich Alkoholmissbrauch, ich würde sagen, 5 Jahre später war ich richtig drauf. Denn Einsamkeit kam noch hinzu, ich trank regelmäßig Abends, später auch, wenn es ging, tagsüber.

    WANN bitteschön war ich mal nüchtern ?? Eine Entgitftung dauert 7-10 Tagen, solange war ich garantiert nicht ohne Alk. Also war ich NIE nüchtern, seit Anfang 20 !!
    Und wann bitteschön sollte ich sehen, wie ich WIRLKICH bin, ich nahm mir ja die Möglichkeit dazu.

    Mal abgesehen davon, das wir uns nie „realistisch“ sehen, da spielt uns unser Unterbewußtsein eh große Streiche, nur ein kleiner Teil nimmt die „Realität“ wahr, der Rest spielt sich eh woanders ab. Darum sehen uns andere Menschen auch meist anders und wir denken oft bei anderen „hey, der ist aber ganz anders, als er sagt oder sich selbst sieht“.
    Erst die Gesamtheit des eigenen Eindrucks und die Widerspiegelung bei anderen sozusagen, die einem evtl. ehrlich sagen, wie sie einen sehen, ergibt ein vages Bild, was wirklich ist.
    Darum hat auch jeder „seine“ Realität, so wie er sie wahrnimmt, ein anderer wundert sich und denkt, mh… so is der/die doch aber gar nicht :roll:

    Ich sehe hier in den letzten Tagen Glorifinzierungen der Beziehung, das mir ganz schwindelig wird, da wird sich was vorgegaukelt, das sich die Balken biegen, sorry, ich glaub davon nur einen Bruchteil. Der Alk spielt meist schon sehr lange eine tragende Rolle, dann müßte man seinen Partner schon in frühester Jungend gekannt haben, um ein Bild davon zu haben, wie er ohne Alk ist.

    Und Alkies sind nun mal außerdem die besten Schauspieler der Welt, weiß jeder, der sie etwas kennt. Die Droge macht das, man lügt und betrügt und schauspielert dafür, um an sie ran zu kommen oder den Konsum zu verschleiern.

    Ich wünsche jedem, endlich aufzuwachen, die Glorifizierung zu beenden, die Realität zu sehen, soweit uns möglich und dann nach SICH SELBST zu schauen.
    Und sorry, keine CO ist ein Engel, steuert, kontrolliert, verfolgt AUCH eigene Interessen, der eigenen Sucht zu frönen, is nu ma so… das zu sehen, tut aber sicher weh.

    Und es tut auch weh, alle seine Hoffungen, Zukunftspläne und Träume mit dem Partner aufzugeben, is mir schon klar, aber weiter einem Traum hinterherhängen, ist es das, was ihr wollt ?? Ein Traum, der mit einem nassen Alkie nicht wahr werden KANN !!

    Jeder Süchtige wird erst handeln, wenn der Leidungsdruck irgendwelche noch vermeintlichen Vorteile überwiegt. Das ist beim Alkie ebenso wie beim CO.

    So sehe ich es als Chance, wenn der Partner immer öfter besoffen auffer Couch liegt, keine gemeinsamen Unternehmungen mehr möglich sind, die inner Einsamkeit und Verzweiflung immer größer wird, den Leidendruck derart hochzubekommen, das auch der CO ENDLICH erkennt, auch SEINE Sucht und da rauskommen kann.
    Ohne Erkenntnis keine Heilungschance, so einfach ist das.
    Auch wenn es so bittere Erfahrungen sein müssen.

    Falls hier jemand denkt, die Lilly is immer so böse, Nein, das ist sie gar nicht, sie will nur wachrütteln, denn sie wurde auch wachgerüttelt, als sie nicht mehr länger die Augen zumachen konnte, und sich von dem Traum lösen mußte, sie sei keine Alkie.
    Erst dann konnte ich trocken werden.

    Und ich habs auch nicht allein geschafft, ich hatte Ärzte, meine Familie (da hatte ich großes Glück) und mein damaliger Partner mußte mich auch erst ins KH schubsen, weil ich selbst zu feige war.
    Ich bin froh, das ich derart geschubst wurde, denn sonst würde ich heut hier kein Wort mehr schreiben können, weil ich ne Etage tiefer wäre.

    LG
    Lilly

  • Das "wachrütteln" der "bösen Lilly" ist auch ganz wichtig weil ich selber beispielsweise noch nie einen Rausch hatte. Ich kenne also nicht dieses weiche Wattegefühl, welches mich so in wohlige Gefühle pudert dass man/frau es immer wieder will.

    Ich dachte über Alkohol aufgeklärt zu sein. Witz, Witz, Gelächter .... Der Spiegeltrinker, der unauaffällig sein Leben zu meistern scheint, der war mir doch glatt im Bewußtsein untergegangen.

    Die Veränderungen, die Auswirkungen von jahrelangem Missbrauch (der vielleicht noch keine Sucht war) der auf den Körper einwirkte, den wusste ich nicht, kannte ich nicht und hätte ihn mir in den schlimmsten Träumen nicht vorstellen können.

    Nein, wenn jemand Moral hat, dann hat er sie! Blödsinn, Irrwitz, irgendwann geht es um das Überleben mit der Droge, dann wird alle Moral ausgeschaltet - als Überlebenstrieb und Drang.

    Sexualtität, eigentlich das NonplusUltra bei Menschen, die sich achten und lieben. Auch hier finden Wandlungen in fielfältiger Form statt. Anstatt aber genau zu hinterfragen schiebt man/frau es auf langjährige Beziehungen, die eben vom Alltag überrollt werden.

    "Brauche dringend Hilfe" ist richtig! Für sich selber - aber das konnte ich überhaupt nicht realisieren. Erst als es mir ans "Leder ging" erst da musste ich aufwachen. Ich wollte nicht, nein ich hätte noch weiter geträumt wäre nicht von heute auf morgen ein Drama inszeniert worden.

    Hätte mich jemand in der Form gewarnt, so hätte ich gesagt - bei anderen ja, bei meinem Partner doch nicht! Ja, ja, ich wollte Hilfe ! Ich wollte ihm helfen.... Das ich schon lange ausgebrannt war, psychisch fertig und gar nicht mehr helfen konnte (egal wem und egal bei was!) das hatte ich schon lange selber nicht mehr realisiert.

    Bei neuen Postings, bei denen um Hilfe gefragt wird, würde ich so gerne schreien und schütteln "Tut Euch das nicht an, was ich mir angetan habe".

    Aber auch Ihr werdet sagen "bei jedem anderen, aber nicht bei meinem Partner kann das passieren"....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Der Alkohol, die Flasche... ich denke trinken heißt nicht mit seinen gefühlen umgehen. Vor sich und anderen flüchten, aber eigenlich auch die suche nach Liebe für sich für anderen. Annehmen geben...etc. Irgendwann das Gefühl für ich selber verlieren. Nicht mehr Sorge für sich zu tragen... irgendwie ist Trinken ein Protest... aber einer der immer nur gegen etwas ist und dadurch einfach nur zerstörerisch. :roll:

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo, liebe Artep,
    als Lüge möchte ich es in der Form nicht bezeichnen.

    Ich denke mal, da ist ein Mensch, der seit Teenagerzeiten getrunken hat (warum, wieso, weshlab lassen wir einfach dahingestellt). Somit konnte er sich nicht so entwickeln, wie es bei anderen Menschen geschieht, die sich mit dem Leben und darin befindlichen Situationen entwickeln. Im Falle meines Ex kommt noch hinzu, dass der allmächtige und tyrannische Vater alle Verantwortung abnahm und im Notfall auch mal Schmiergeld bezahlte damit der Führerschein nicht abgenommen wurde. Vielleicht musste er als Gegenleistung "still" sein? Nach all dem was ich von ihm weiß hat er schon damals nicht Verantwortung für sein Handeln übernommen, musste es nicht lernen, da Elterns Hädchen bis jetzt 43 noch immer die größten Schäden abwenden.

    Dieser Mensch also musste (damit ihm die Verantwortung abgenommen wird) eine Rolle spielen. Wie soll er sich also selber finden? Wie soll er sich entwickeln? Wie soll er mir gegenüber anders sein als gegenüber den Eltern: Tauschgeschäft - Hol mich aus der Patsche, und ich spreche von "Liebe".

    Das könnte so gewesen sein: nicht aus Böswilligkeit, nicht aus Lieblosigkeit - einfach weil nichts anderes bisher gekannt war.

    Der Alk seit Teenagertagen verändert ganz sicherlich das Gehirn, die Denkfunktion und die Aufnahmebereitschaft - vom Stoffwechsel mal ganz abgesehen.

    Mein Herz sehnte sich während der Zeit auch nach ganz viel, aber zu viel was für uns beide möglich war. Wir waren wohl zwei ängstliche Menschen, die dachten sich ergänzen zu können. Ich musste mich schon immer durchboxen, da könnte ich doch auch ihn durchboxen? Ich war nie aggressiv, wurde anders erzogen, er aber zu viel. Somit glichen wir uns hier auch wieder aus. Ich trank nie - er häufig, auch hier kommen wir dann wieder auf den Pro-Kopf-Durchschnittsbedarf.

    Wenn es nicht so traurig wäre, dann wäre es zum Lachen. Ich denke, bei uns haben ein Blinder und ein Tauber sich gefunden. Der Taube konnte nie verstehen was der Blinde schildert während der der Blinde nicht sehen konnte was der Taube sah.

    Grausames Resümee....

    Lieben Gruß von Dagmar

    Ob eine Beziehung Zweck hat? Wenn sie so ist wie meine ganz sicher nicht! Wenn du genau weißt, was Du für Dein Leben willst oder nicht willst, wenn Du mit Dir im Reinen bist kannst Du darauf hinarbeiten, aber wie oder wie tief Ihr beide verstrickt seid kann ich nicht sagen. Mir selber fallen meine Verstrickungen erst jetzt nach rund 2 Monaten Kontaktabbruch und getrenntem Leben auf.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Artep,

    Zitat

    Hat er die Beziehung beendet um mich oder um sich zu schützen?

    Die Beantwortung diese Frage ist von seiner Seite aus schon erfolgt, Du hast sie nur evtl. nicht richtig gedeutet.
    Und zwar hiermt:

    Zitat

    Aussagen von ihm wie: "Ich habe heimlich eine Schnaps getrunken, weil ich mich von dir beobachtet fühle und hatte ein schlechtes Gewissen dabei und das will ich nicht" oder "Was mir sehr zu denken gegeben hat, war, dass du mir im Urlaub gesagt hast, ich würde jeden Tag trinken"

    Er hat Dir schon die Wahrheit gesagt:
    Er will als einzigstens sein Saufen schützen, denn er will ja weitersaufen.
    Er will nicht hören und sehen, was wirklich los ist. Vermeidungshaltung.
    Er will kein schlechtes Gewissen beim Saufen haben, dann soll besser der nervige Partner gehen.
    Er will von seinem regelmäßigem Konsum nix hören, denn dann müßte er darüber nachdenken,
    Das alles MUSS tunlichst vermieden werden, um in Ruhe weitersaufen zu können und keine Konsequenzen ziehen zu müssen. Völlig typisches Alkoholikerverhalten.
    Einzig auffällig daran, er hat Dir ehrlich gesagt, was er denkt.

    Zitat


    Soll ich ihn direkt auf das Thema ansprechen???

    Aber natürlich ! :mrgreen:
    Ich kann Dir aber jetzt schon sagen, was passieren wird:
    Er wird alles abwiegeln, sollte er noch Rest-Interesse an Dir haben als CO, denn eine Partnerin hat er doch schon, die Pulle.
    Gegen die hast Du null Chance, sie ist tausendmal schöner als Du, gibt ihm die Wärme, die er braucht, ist immer da, wenn er sie will und braucht, nimt ihn in den Arm, wenn es ihm schlecht geht, löst alle Probleme für ihn.
    Aber sie ist eine heimtückische Geliebte, zerstörerisch, besitzergreifend, sie will den ganzen Menschen bis in seine letzte Zelle besitzen, sie verspricht alles, und hält nix.

    Nach dem Gespräch wirst Du außerdem denken, Du hättest Dich geirrt, er ist gar kein Alkie. Wir nassen Alkies können das ganz hervorragend. :wink:

    Zitat

    Hätte eine Beziehung zweck?

    Liebe ist grundlos. Auf diesen Satz haben und Amai und ich geeinigt :wink: , ich las ihn vorher so: „Liebe sollte grundlos sein“ … „sollte“ verstehe ich für mich persönlich so: das sollte das persönliche Ziel sein, es zu können. Ich kann es mittlerweile, meine letzte Liebe war grundlos, ich habe begriffen, was es wirklich bedeutet. Den anderen genau so annehmen zu können, wie er nun mal ist. Mit all seinen Stärken und Schwächen, ohne ihn irgendwie verändern zu wollen.
    Eine Beziehung sollte ebenso grundlos sein… auf völliger Freiwilligkeit beruhen… keinerlei Bedingungen an den anderen stellen, fertig, Aus. Habe ich im Hinterkopf „Gründe“ oder kommt da ein „ich möchte gern mit Dir eine Beziehung, aber…“ sind für mich diese Voraaussetzungen nicht erfüllt und ich gehe sie nicht ein.

    Aber Du meinst wohl eher, ob sie Sinn macht und ihr Beide darin glücklich werden könnt ?
    Das weiß ich nicht…

    Wenn Du es ertragen kannst, oft allein zu sein ?
    Wenn Du es ertragen kannst, das sich der Konsum noch erheblich steigern wird ?
    Wenn Du es ertragen kannst, wenn er evtl. im besoffenen Kopp unflätig wird ?
    Wenn Du es ertragen kannst, viele Unternehmungen allein zu machen, weil er besoffen auffer Couch liegt ?
    Wenn Du es ertragen kannst, das alle „Schuld“ immer auf Dich geschoben werden ?
    Wenn Du es ertragen kannst, das Du Dich sehr oft für ihn schämen wirst ?
    Wenn Du es ertragen kannst, dauerhaft, jeden Tag angelogen zu werden ?
    Wenn Du eine Alkohol-Dauerfahne ertragen kannst ?
    Wenn Du es ertragen kannst, mit einem Mann zu schlafen, der dabei halbbreit ist ?
    Wenn Du es ertragen kannst, das er im späteren Stadium oft ins Bett pinkelt ?

    Und besonders solltest Du Dich mit dem Gedanken anfreunden, keine Familie gründen zu „können“, „sollen“ wäre angebrachter hierbei…

    Denn ein nasser Alkoholiker kann kein verantwortungsbewußter Vater sein, seine Krankheit wird ihn daran hindern. Und ein Kind wird schwerste psychsiche Schäden nehmen, siehe hierzu viele Geschichten im CO-Kinder-Bereich.

    Wenn Du das alles auf Dich nehmen willst, dann greif zu und bettel ihn beim nächsten Gespräch an, Dich „zurückzunehmen“. Du bleibst aber immer zweite Wahl, denk dran, denn eine erste hat er schon getroffen.
    Die Bedingungen stellt aber ab dann ER !

    Du hast die Klappe zu halten über seinen Alkkonsum, Dich in nix einzumischen, kannst evtl. mal das vollgepisste Bett beziehen oder die Kotze aufwischen, das Leergut entsorgen, und wenn alles für ihn gut läuft, den Alk besorgen,aber lass IHN ja in Ruhe saufen.
    Ich hatte meinen Partner jedenfalls schon soweit, mir Schnaps zu besorgen… damit ER endlich mal seine Ruhe vor mir hat, denn ansonsten wurde ich unausstehlich…. Hilflosigkeit bzw. Verzweiflung kam auch noch dazu.

    Ich wünsche viel Spaß !

    LG
    Lilly

  • Ähem, Artep,
    sorry, aber ich erlebte recht selten in allen den Jahren einen Vollrausch! Von einen Moment auf den nächsten änderte sich das in tägliches Spiegeltrinken und 2 - 3 x Vollrausch pro Woche.
    Schneller, als ich es raffen konnte waren Dinge da, an die ich nie hätte denken können.....

    Und mein Ex war über Jahre nicht einmal abends betrunken.....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Artep,

    ich seh schon, bei Dir macht es noch keinen Sinn.
    Schwebe weiter, Du bist noch länst nicht soweit, zu erkennen, da fehlen wohl noch einige Runden, dann ist das eben so.
    Das ist kein Vorwurf an Dich, nur meine persönliche Feststellung.
    Es ist noch kein Leidensdruck da, ohne den handelt kein Süchtiger der Welt, also auch kein CO.

    Lebe noch eine Weile weiter im Wolkenkuckucksheim, lass die rosa Brille auf, ist so schön muggelich damit, gelle ?
    Er ist sich kein Alkie, trinkt doch nur ab und zu, gelle ?
    Du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wieviel es wirklich ist... denn Du hast recht, ihr seid noch nicht lange zusammen.
    Ich konnte sogar meinen Alk-Missbrauch vor meinem Partner noch 2-3 Jahre verschleiern, ehe er was merkte, das da irgendwas nicht stimmt.
    Viele weitere vergingen, in denen ich weitersoff, er wußte vieles nicht...

    So kann Dir auch noch niemand helfen, bzw. beiseite stehen, da muß erst noch mehr passieren.
    Wir lesen uns mal wieder irgendwann hier, ich habe schon viele wiederkommen sehen, aber wir sind auch trotzdem dann noch hier ! :wink:

    LG
    Lilly

  • Zitat von Lilly12


    Er ist sich kein Alkie, trinkt doch nur ab und zu, gelle ?


    sollte : "Er ist sicher kein Alkie...." heißen, sorry, vertippt :oops:

    LG
    Lilly

  • Ach Artep,
    ist er Alk oder nicht? Ist das wirklich die Frage??? Bei mir war sie es - eine bombige Ausrede für mich mich nicht trennen zu müssen.

    Für mich war es aber unerträglich, dass er tagtäglich nach Alk roch. Ich konnte das Geschnarche vor dem Fernseher nicht ertragen, wenn er vollalkoholisiert einschlief. Die Fernbedienung und der Fernseher im Schlafzimmer war nie mein Fall - aber dann sturzbetrunken einschlafen und die Fernbedienung unter sich begraben, damit ich auch nicht schlafen kann, einfach nur geil. Kein Willkommenskuss, man hätte ja riechen können, dass da ausser Pfefferminz noch was war.

    Sich zu schämen, wegen einem Vollrausch auf dem Weihnachtsmarkt, ein geniales Gefühl.

    Nein, bei Dir ist das noch nciht so schlimm? Herzlichen Glückwunsch! War es bei mir auch bis zum Dezember 2007 nicht.

    Mir hätte es so was von egal sein sollen ob er Alkoholiker ist oder nicht - ein Zusammenleben war nicht möglich. Lag es am Alk? An mir? An ihm? Nach 7 Jahren war es bei mir eben so.

    Nicht nach 6 Monaten - nicht nach 6 Jahren

    aber nach 7 !

    Auch ich habe gegrübelt, ich tue es noch - ich brauche es um zu verstehen, zu ver- und bearbeiten. Auch ich war verletzt. Nun beginne ich meine Wunden zu versorgen und zu pflegen. Ich meine - nicht mehr seine!!!!!

    Lieben Gruß und viel Kraft wünscht Dagmar

    ****Herr Gott, ich wünsche jedem, dass es Euch nicht so geht wie mir, und dennoch, fast alle Geschichten der anderen Partnern von Suchtkranken lesen sich ebenso wie meine.***

    Überlegt Euch gut was IHR EUCH wert seid!!!

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat

    Hallo Lilly,

    danke für deine Offenheit.

    Irgendwie hat er sein Trinken im Griff, er trinkt nicht jeden Tag und war in dem halben Jahr nur einmal wirklich betrunken.
    Aber er trinkt wöchentlich regelmäßig an 2 - 3 Tagen.


    Na, dann is doch alles in bester Ordnung :wink:
    Woher weißt Du das alles so genau, das wäre meine Frage ?
    Überwachst Du ihn Tag und Nacht ?
    Alkoholiker verschleieren ALLE ihren wirklichen Konsum.
    Aber vielleicht ist er auch wirklich keiner ?
    Weiß eh nur er allein.

    Ich will niemanden diese schreckliche Krankheit unterstellen, denn ich weiß nur zu genau, wie sie ist. Jeder, der sie nicht hat, soll dem Herrn im Himmel danken.
    Und doch war sie ein Geschenk für mich, sie ermöglichte es mir, Fähigkeiten zu entwickeln, von denen ich nix ahnte denn wußte.
    Aber das is ne andere Geschichte, geschieht auch nur bei trockenen Alkies und ein langer Erkennungs-und Entwicklungsprozess.
    Manchmal kann Krankheit auch eine Gabe sein...

    LG
    Lilly

  • Zitat

    Nein irgendwie will ich es auch nicht glauben - weil es weh tut,
    aber auf der anderen Seite, wäre ich hier, wenn ich die Augen ganz schließen würde???

    Mh, die Augen nicht mehr verschließen zu können, ist einfach noch lange nicht genug Leidendruck, liebe Artep.
    Ich meine das nicht böse, es ist typisches Verhalten von Süchtigen, die Augen so lange zu verschließen, bis es nicht mehr geht. Der Alkie tut das ebenso wie der CO. So nach dem Motto: Es KANN nicht sein, was nicht sein „darf“.

    Darum muß der Leidensdruck auch erst noch viel höher bei Dir werden, Du blinzelst sozusagen erstmal vorsichtshalber nur ein wenig, und dann schnell nochmal die Augen zumachen, weils bequemer ist und keine Konsequenzen erfordert. Denn vielleicht ist er ja gar kein Alkie ???
    Vielleicht ist er auch wirklich keiner, NIEMAND hier kann Dir diese Frage beantworten, nicht mal ein Arzt. Er kann auch nur Symtome und typische Verhaltensweisen sehen und seine Schlüsse daraus ziehen, mehr nicht. Ob jemand ein Alkie ist, alkoholabhängig geworden, weiß er nur ganz allein.
    Und auch wenn man es weiß, handelt man oft noch lange nicht. Erst wenn der Leidensdruck hoch genug ist.

    Das alles ändert aber nix dran, das Du offensichtlich CO bist, denn Du schreibst ja selbst :

    Zitat

    Ja wenn der Leidensdruck noch nicht so stark ist, und das Schlimme ist, die Grenze meines Leidensdruckes ist aus Erfahrung "leider" ziemlich hoch.

    Wenn Du dagegen nix tust, kannst Du Dich zwar von diesem Alkie trennen, der nächste ist aber evtl. auch wieder einer oder eine andere Hilfsbedürftige Person. CO`s + Alkies, CO+Hilfsbedürftige Personen, manchmal auch CO+CO…. ziehen sich nu ma an wie Magneten, strahlen das alles auf den anderen aus und der springt geradezu automatisch drauf an.
    Krank und krank gesellt sich gern, schrieb ich ja schon, glaub ich… das Endergebnis ist aber nie ein Gesunder.

    Und hier ist auch niemand böse, wenn Du noch einige Runden drehen mußt, mußten viele hier erst.
    Bloß Hilfestellung ist nicht möglich, solange der andere nicht erkennt und handeln will. Dann kann man nur dabei zuschauen, aber auch das ist für mich okay.
    Bin ja nicht Ich, den es trifft… also mir im Grunde völlig gleich.

    LG
    Lilly

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