Wie kann ich als coabhängige Mutter meinen Kindern helfen?

  • Mir fällt immer wieder auf dass die Störung von meinem Dad viele Parallelen zum Verhalten eines Alkoholikers hat. Dieses "nicht wissen, was einen erwartet" das kenne ich auch nur zu gut.
    Also wird das bei deinem Mann vielleicht doch nur durch den Alk verursacht Jule. Außerdem änderte es ja auch nichts an der Situation. Krankheit bleibt schließlich Krankheit. Und nichteinsehen bleibt nicht einsehen.

  • Zitat von Roa

    "persönlichkeitsgestört". ich denke in den seltensten fällen liegt vorher eine störung vor, meist ist es resultat der sucht. auch meine mutter konnte liebevoll und toll sein, jemand auf den ich mich verlassen kann. aber sie war auch die mutter, die ich nachts ins bett brachte und die treppe hinauf stützte. da schlimmste ist vielleicht die ungewissheit "welche der beiden erwartet mich heute". man muss lernen sich auf alles einzustellen, nicht zu vertrauen, die hoffnungen niedrig halten...das alles übernahm ich auch in mein restliches leben, manches mehr manches weniger.

    Diese Angst des nicht-wissen-wie-wird-es-heute-sein kenne ich als Ex-Partnerin natürlich auch. Ja, das wird ihnen so gehen, dessen bin ich mir sicher. Da kann ich sie nur ermuntern, nach Hause zu kommen, wenn es gar nicht geht.. aber das trauen sie sich bis jetzt NOCH nicht!

    Zitat von Roa


    verzeih dir, dass es nicht früher gelungen ist, dass es so weit kommen konnte. das ist alles nicht mehr vordergründig. JETZT seid ihr da ja raus. keine sorge, deine kinder werden das genauso sehen. schuldzuweisungen bringen keine familie weiter, die kinder wissen das meist am besten.
    wie oft habe ich meiner mutter gegenüber schon den satz geäußert "vergiss es einfach, dass es alles vergangenheit.", hat sie allerdings nie aus ihren depressionen rausgeholt. für mich ist es das, vergangenheit, ich will meinen eltern nicht bitter und mit vorwürfen entgegentreten.
    trauern um das was mir meine eltern nicht geben konnten, das tu ich. aber das muss ich auch können, um abschließen zu können um voran zu kommen.

    Ich habe kein schlechtes Gewissen meinen Kindern gegenüber, ich bin ja draußen. Und weggegangen, bevor es wirklich eskaliert war... Nicht meinen Kindern gegenüber, immer nur ihm gegenüber, da steckt meine Coabhängigkeit. Und darin wühlt er, er weiß, dass ich hier immer noch empfänglich bin. Aber gerade deshalb tut es mir so gut, hier zu lesen, mit Euch EK ins Gespräch zu kommen, zu erfahren, dass es richtig war, dass ich Schlimmeres verhindert habe. Oh man, da fühle ich mich Euch gegenüber gleich wieder ganz schlecht, weil das wohl bei Euch nicht so war, weil eure Eltern geblieben sind...

    Es gibt keinen Alkohol in meiner Familienanamnese. Vielleicht habe ich es deshalb so früh geschafft wegzugehen. Es gibt eine Schwäche, es jedem recht machen zu wollen, eine Mutter, die sich aufgearbeitet hat, früh vertobrben ist und einen schwachen Vater, der nie mit ihrem Tod zurecht kam.. und zum Kind wurde und mir 16jährigen Tochter alle Verantwortung für eine 8köpfige Familie in die Hände gelegt hat...
    Aber ich war es nicht gewöhnt, soo schlecht behandelt zu werden ,bin dann erst mal erstarrt, habe dann aber relativ schnell gemerkt, dass ich da weg muß.

    Das ist sicherlich ein Unterschied zu den Coabhängigen, die schon als Kind Alkohol-Familienstrukturen erlebt haben. Die können viel mehr aushalten, viel mehr erdulden - das kennen sie ja schon.

    Ich weiß nur, dass ich eine wahnsinnige Angst gespürt habe, obwohl er mich nie geschlagen hat. Helfen wollte ich auch, aber nicht in dem Maße, wie es hier viele beschreiben. Dazu hat er mich viel zu schlecht behandelt. Und vertuscht habe ich gar nichts, ich habe es vielen Leuten erzählt. Und mich oftmals danach schlecht gefühlt, weil ich wieder mein Herz auf der Zunge getragen hatte. Es mußte einfach raus...

    Jetzt bin ich vom Thema abgeschweift....

    LG Jule

  • Almacya,
    dir mag ich auch noch etwas sagen: Unterschätze nicht die Angst Deiner Mutter, wenn Dein Vater so aggressiv ist. Angst kann lähmen! Und wie!

    Das nur, weil Du mir irgendwann geschrieben hast, dass Deine Mama sich aus materiellen Gründen nicht wehrt.

    LG Jule

  • Hallo Jule,

    hast Du die Bücher "Um die Kindheit betrogen" und "Familienkrankheit Alkoholismus" gelesen?

    Hier erfährst Du wie Deine Töchter sich fühlen, kannst Dich dadurch besser einfühlen in die beiden.Denn je besser sich Kinder verstanden fühlen, umso eher öffnen sie sich ihrem Gegenüber.

    Sie lieben auch ihren Papa, rede Du nicht abfällig über ihn, in ihrem Beisein, Ausfragen finde ich hinderlich, wenn sie Dir vertrauen sollen.

    Ich finde es positiv für ihre Entwicklung, dass sie nicht tagtäglich ihrem alkoholkranken Vater ausgesetzt sind, und Du sie dadurch schützt und ernst nimmst.

    Hast Du Deine Jugend aufgearbeitet? war sicher nicht einfach in so jungen Jahren die Mutter zu verlieren, ein Vater der zum Kind wurde hat ja auch die Rollen verdreht, als 16 -jährige für 7 Personen verantwortlich zu sein, das kann doch nur Überforderung und Ängste bei Dir hinterlassen haben.

    Und prompt suchst Du Dir einen schwachen Mann (Alkoholiker) aus.

    Bist Du in Therapie?. Starke Mütter = starke Töchter.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Liebe Weitsicht,

    abfällig rede ich eigentlich nicht über ihn, oder sagen wir mal, ich bemühe mich, es nicht zu tun. Das eine oder andere Mal wird mir schon ein Ton herausrutschen, der grenzwertig ist... Ausfragen ist schon eher mein Thema. Soll ich denn einfach darauf vertrauen, dass sie es mir erzählen, wenn es nicht ok war beim Papa? Das fällt mir so schwer, könnte ja auch sein, dass sie es schlucken.. Wobei, wenn dann schluckt eine und die andere läßt es raus.. Passiert wahrscheinlich eher selten, dass beide in der gleichen Stimmung sind.

    Gestern war Elternabend, da habe ich die Nachbarin des Vaters getroffen. Sie bestätigte meinen Eindruck, dass er zur Zeit wieder ganz heftig drauf ist. Dann wird er auch mit den Nachbarn so aggressiv, macht Lärm, sobald er sie sieht, sie hatte den Eindruck, dass er dann im Haus irgendetwas auf den Boden schmeißt, damit es Lärm macht... Manchmal trampelt er die Treppe auf und ab (Reihenhaus). Wirklich, das ist nicht übertrieben.

    Ist das denn so, dass Alkohol nur phasenweise aggressiv macht? Oder liegt da doch noch eine andere Störung vor?

    Wenn er so ist, läuft meine Coabhängigkeit zur Hochform auf, dann fange ich an zu überlegen, was ich falsch gemacht haben könnte! Es geht hier ja immer ums Finanzielle, er muß Unterhalt für mich und die Kinder bezahlen und sieht das in meinem Falle so gar nicht ein. Verzichten? Nein, das bezahlen dann meine Kinder. Dann muß ich noch mehr arbeiten und habe gar keine Zeit mehr für sie.

    Weitsicht, ich glaube schon, dass ich meine Jugend aufgearbeitet habe. Ich habe einige Therapien gemacht, jahrelang. Und habe schon das Gefühl, dass ich diese Phase ausgiebig beleuchtet habe.

    Zuletzt hatte ich das Gefühl, dass es schwer ist, einen Therapeuten zu finden, der sich mit dem Sucht- und Coabhängigkeitsthema auskennt. Da war mir die AlAnon-Gruppe hilfreicher.

    Aber Du hast recht, starke Mütter haben starke Töchter. Deshalb bin ich hier. Danke Euch!

    LG Jule

  • Zitat von Jule

    Ausfragen ist schon eher mein Thema. Soll ich denn einfach darauf vertrauen, dass sie es mir erzählen, wenn es nicht ok war beim Papa? Das fällt mir so schwer, könnte ja auch sein, dass sie es schlucken.. Wobei, wenn dann schluckt eine und die andere läßt es raus.. Passiert wahrscheinlich eher selten, dass beide in der gleichen Stimmung sind.

    Hallo Jule,

    Vertrauen generell ist ein grosses Thema bei Co-Abhängigen Menschen, wem konnten wir in unserer Kindheit vertrauen?
    Dieses Hinterfragen ist wichtig, besonders wenn für eigene Kinder, Verantwortung im Vordergrund stehen sollte.

    Mir war es wichtig neue Erziehungsweisen kennenzulernen, war in Gruppen von Frauen und Männern unterwegs, um andere Umgangsweisen mit Kindern zu lernen. Besuchte Seminare, Krabbelgruppen in denen wir uns austauschten. Besonders die Bücher von Alice Miller, Kindheitsforscherin, (Am Anfang war Erziehung, Das Drama des begabten Kindes), sind mir wichtige Begleiter gewesen. Meiner Intuition konnte ich auch vertrauen, was möchte der Mensch und besonders das Kind anderes als zu lieben und geliebt zu werden. Wenn das unsere Richtung und Haupterkenntnis ist, werden wir zwar nicht fehlerfrei sein, sondern als Lernende unterwegs sein.

    Und gerade von meinen Kindern konnte ich viel lernen, was empathisches Miteinander angeht. Sie sind so liebens- uns schützenswerte Geschöpfe, schöneres Geschenk gibt es nicht. Das sollte uns immer bewusst sein und bleiben, besonders wenn sie eigene Meinungen und Wege gehen möchten, die nicht unbedingt unseren Vorstellungen entsprechen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Zitat von jule1

    Almacya,
    dir mag ich auch noch etwas sagen: Unterschätze nicht die Angst Deiner Mutter, wenn Dein Vater so aggressiv ist. Angst kann lähmen! Und wie!

    Das nur, weil Du mir irgendwann geschrieben hast, dass Deine Mama sich aus materiellen Gründen nicht wehrt.

    LG Jule

    Liebe Jule,

    ich habe das von vorne bis hinten durchleuchtet. Er hat uns nie geschlagen, auch meine Mutter nicht, das hätte er sich nicht getraut, meine Mutter ist da auch nicht ohne. :wink: die wüsste sich dann schon zu wehren.
    Es geht wirklich nur um die Angst, dass er ihr das Geld abdrehen könnte.

  • Liebe Almacya,

    mein Ex hat weder mich noch die Kinder geschlagen, aber ich hatte trotzdem eine wahnsinnige Angst vor ihm. Er hat mich mit seinen Worten verletzt, es war so abwertend.. Davor hatte ich Angst!

    LG Jule

  • Das Buch, das ich bestellte, ist nun da und ich habe einiges wiedergefunden, was ich bei meinen Kindern erlebe.

    Heute morgen habe ich versucht, mit meiner großen Tochter darüber zu reden. Ihr versucht zu erklären, dass es besser ist, nicht zu helfen, dass soviel Schuld übertragen wird und dass der Alkoholiker so willkürlich in seinem Handeln ist. Da hat sie genickt und bestätigt, dass er manchmal in der einen Minute fröhlich pfeift und in der nächsten Minute anfängt zu schimpfen.

    Als ich ihr dann nochmal gesagt habe, dass sie jederzeit zu mir kommen können, dass es vielleicht auch besser ist, wenn sie nur ein paar Stunden zu ihm gehen, weil er sich für so kurze Zeit vielleicht besser zusammen reißen kann, fing sie an zu weinen und sagte mir, sie wolle da nicht drüber sprechen...

    Da habe ich aufgehört.

    Es wird aber doch trotzdem vielleicht ein kleines Samenkorn in ihr austreiben.

    Ich werde nicht müde werden und immer mal wieder das Gespräch darauf bringen. Außerdem hatte ich bei allem, was ich ihr gesagt habe, das Gefühl, dass sie es sowieso schon wußte. Hier liegen einige Bücher über Alkohol und ich denke, sie hat darin gelesen.

    Mir wird in diesen Tagen bewußt, dass ich dieses Thema wieder monatelang verschwiegen habe. Einmal sogar hat mich die Kleine gefragt, über was wir eigentlich bei Alanon sprechen, da habe ich ihr nur eine ausweichende Antwort gegeben. Dabei wäre das doch die Gelegenheit gewesen....

    Co läßt grüßen!

    LG Jule

  • Hallo Jule,

    um welches Buch handelt es sich?

    Ich finde es hilfreich für Deine Töchter, wenn ihr euch offen und ehrlich austauschen könnt, und jede die Grenzen der anderen beachten kann.

    Das hast Du gut gemacht, nicht weiter nachzufragen, wenn sie in diesem Moment sich nicht öffnen konnte.

    Ihr habt Zeit, und wenn sie merken, dass Du sie ernst nimmst in all ihren Gefühlen, um so leichter fällt es den beiden offen zu Dir zu sein. Vertrauen in andere haben zu können (gerade auch in Mutter und Vater) benötigen Zeit und erlebte Erfahrungen.

    Kindern sollte und kann man immer ehrlich antworten, besonders wenn sie von sich aus fragen, Kinder lernen von Eltern, Eltern können viel von Kindern lernen, besonders was ehrliches, offenes und lebendiges Leben angeht.

    Alle Antworten für unser Leben sind in unserem Inneren zu finden, achten und hören wir darauf, ist unser menschliches Miteinander liebe- und verständnisvoller.

    Jule, Du und Deine beiden Töchter, ihr werdet Lösungen finden. Hab Vertrauen in Dich, Deine Töchter und das Leben.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Zitat Jule im Thread Schnuddel geschrieben

    Ach, es tut mir auch so gut, die Seite des betroffenen Kindes mitzulesen, es wächst eine Empathie für die Seelen meiner Töchter. Das tut mir gut und den beiden sicherlich auch!

    Liebe Jule,

    als ich diese Sätze von dir gelesen habe, weinte ich, danke Dir dafür. Empathie das ist es, was uns allen fehlt, das wurde uns in unserer Kindheit nicht entgegen gebracht. Auch heute als Erwachsene erleben wir es selten, dass dieses, sich einfühlen können, in sein Gegenüber wenig Beachtung findet.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Zitat von Weitsicht


    als ich diese Sätze von dir gelesen habe, weinte ich, danke Dir dafür. Empathie das ist es, was uns allen fehlt, das wurde uns in unserer Kindheit nicht entgegen gebracht. Auch heute als Erwachsene erleben wir es selten, dass dieses, sich einfühlen können, in sein Gegenüber wenig Beachtung findet.

    Ich möchte Euch auch danken, dafür, dass ihr mich so spüren läßt, was Theoretisches in den Büchern steht. Da steht, dass der Alk-Partner so auf den Alkoholiker fixiert ist, nichts anderes mehr wahrnimmt. Und aus Euren Beiträgen kann ich genau das lesen, dass es euch gefehlt hat, dass sich die Mama oder der Papa mal für eure Belange interessiert, sich Zeit nimmt.. Oder aber eure Eltern haben wohl gespürt, wie es in euch aussieht, aber nicht die Kraft gehabt, es anzusprechen!

    Ich kann das nachvollziehen, merke ich doch, wie schwer es ist, das Thema auf den Tisch zu bringen. In mir sind da soviele Zweifel, dass ich ihm unrecht tue, weil er es so vehement abstreitet, ein Alkoholproblem zu haben. Dabei ist es ganz sicher so und trotzdem lasse ich mich hier verunsichern.

    Immer schön alles unter den Teppich. Heile Welt spielen.

    Es wird mir immer klarer, was es bedeutet, dass Alkohol eine Familienkrankheit ist. Die Theorie kenne ich schon lange...

    Ich hab so ein Bedürfnis nach Klarheit, nach Entrümpelung, die letzten dunklen Ecken erhellen... Da ist noch viel versteckt!!

    Danke Euch, Ihr Lieben!

    P.S. Das Buch, das ich gelesen habe, heißt "wenn Eltern zuviel trinken"

  • Zitat von jule1

    Liebe Almacya,

    mein Ex hat weder mich noch die Kinder geschlagen, aber ich hatte trotzdem eine wahnsinnige Angst vor ihm. Er hat mich mit seinen Worten verletzt, es war so abwertend.. Davor hatte ich Angst!

    LG Jule

    Hm, is vielleicht noch nicht so deutlich geworden. ^^ Meine Mutter hat weder Angst vor körperlichen Attacken noch vor verbalen. Das kann sie selbst sehr gut.

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