Wie kann ich als coabhängige Mutter meinen Kindern helfen?

  • Ihr Lieben,

    ich war 14 Jahre mit einem Alkoholiker zusammen, wir haben 2 Töchter (12 und 10 Jahre alt). Seit 3 Jahren bin ich nun weg von ihm, er trinkt immer noch. Die Kinder gehen immer noch zu ihm, mal mehr, mal weniger, aber sie wollen... Ich habe drüben bei den Coabhängigen gepostet, habe nun aber das Gefühl, dass ich hier mit meiner Frage vielleicht besser aufgehoben bin. Jetzt kopiere ich einfach mal meinen letzten Beitrag zu Euch Erwachsenen Kindern von Alkoholikern. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir das Durcheinander und habt den einen oder anderen guten Gedanken für mich!


    ...ich hoffe, dass meine Kinder den Weg hinaus finden und den Mut, ihm irgendwann seine Schimpferei um die Ohren zu schlagen und ihn links liegen lassen.

    Ich trage eine große Angst in mir, dass sie auch coabhängig sind und sich bei ihm sehr angepaßt verhalten, um nicht seinen Unmut zu wecken.

    Das WE bei ihm war wohl wieder eines, wie es schon seit längerem nicht mehr vorkam. Aber kein Wunder, sie waren ja auch selten dort. Wir haben erst seit kürzerer Zeit wieder regelmäßigeren Umgang. Er hat jedes Mal beim Frühstück Schimpftirraden über mich losgelassen. Meine Große meinte, fies Mama, immer dann, wenn wir uns eine Semmel gerade geschmiert haben, legt er los.. Sie war dieses Mal mutig (war ja auch seit längerer Zeit wieder das erste Mal, dass er so richtig heftig losgelegt hat), hat ihn angeschrien, er soll aufhören, aber er war nicht zu stoppen. Die Kleine dagegen sagt, sie traute sich nicht, etwas zu sagen.

    Dann spielen sie den ganzen Tag miteinander, verziehen sich nach oben, in der Hoffnung, dass er sie dann in Ruhe läßt. Und wollen aber wieder hin! Das macht mich so wahnsinnig, dass sie trotzdem wieder noch zu ihm wollen? Sie zahlen so einen hohen Preis für ein paar schöne Stunden mit ihm.

    Die Große hat kein gutes Selbstbewußtsein, findet schwer Freunde, ist zurück gezogen, versteckt sich häufig in ihren Büchern. Fast meine ich, dass das jetzt, wo sie weniger und kürzer bei ihm war, besser wurde.

    Ist das möglich, dass das sein Einfluß ist? Hier leben wir ein normales Leben ohne Spannungen. Aber dort ist es alles andere als normal. Er hat sich auch mit den Nachbarn zerstritten, schimpft los, sobald die Nachbarn etwas lauter sind.

    Immer angepaßt sein, kein Aufsehen erregen, was seine Willkür anstacheln könnte. Und trotzdem passiert es immer wieder, dass er hoch geht!

    Immerhin hat sie ihn dieses Mal bei der Verfahrenspflegerin verpfiffen, gleich als sie nach Hause kam, hat sie ihr eine email geschrieben.

    Achja, er hat mir jetzt mitgeteilt, dass die ihm vom Gericht auferlegte Untersuchungen bei einer Ärztin, die "Alkohol zum Spezialthema" hat, abgeschlossen sind. Es sei herausgekommen, dass er kein Alkoholproblem, sondern eine Existenz- und Sorgerechtsproblem habe!!!
    Das Jugendamt sei aufgrund einiger Vorkommnisse zur Zeit leider etwas zu vorsichtig!

    Aber ich hatte schon bei Gericht gesagt, dass es nichts bringt, einen Alkoholiker zur Therapie zu zwingen. Wenn er nicht will, dann wird er nicht aufhören. Das haben die anderen nicht geglaubt.

    Was kann ich denn für meine Töchter tun? Wieviel soll ich mit ihnen über die Krankheit ihres Vaters reden? Reicht vorleben? Eine SHG für Kinder in dem Alter gibt es hier leider nicht.

    Ich wäre Euch wirklich für jeden Tipp sehr dankbar.

    LG Jule

  • Liebe Jule,

    erst einmal, schön dass du dich aus deiner Co-abhängigkeit gelöst hast, oder dabei bist!

    Das sich Kinder eine Vaterfigur in ihrem Leben wünschen ist ja verständlich, da nimmt man so einiges in Kauf.

    Ich denke wichtig ist immer offen über die Alkoholkrankheit zu sprechen, natürlich altersgerecht, aber auch 10 und 12jährige verstehen da ja schon so einiges. Denn gerade verleugnen, den Schein wahren, all das ist so ein großer Teil der Familienkrankheit.

    Vielleicht gibt es eine Alateengruppe in eurer Nähe, aber ich vermute, dass deine Kinder das in dem Alter noch nicht wollen. Ich zumindest habe sowas immer abgelehnt als ich jünger war.

    Lesen die beiden denn gerne? Es gibt sicher auch Bücher für Kinder in dem Alter, die können vielleicht auch schon so einiges vermitteln.

    Am allerwichtigsten ist aber für deine kinder dass sie eine gesunde und glückliche mutter haben . Je mehr du für dich tust und ausgeglichen bist, je mehr Energie und Kraft du dann hast um mit deinen Kindern herumzutoben, um so besser. Ganz abgesehen, ob sie immer noch zu ihrem Vater wollen oder nicht. Sie werden sicher irgendwann für sich selbst die richtige Entscheidung treffen. Vielleicht könnt ihr eine Vereinbarung treffen, dass sie dich anrufen können wenn es Streit gibt oder ER was getrunken hat und du sie in dem Falle direkt abholst?

    Liebe Grüße, Roa

  • schön dass du dich jetzt auch hier hinwendest jule :D ich glaube die erwachsenen Kinder können dir hier auch toll helfen. Ich bin da leider nicht ein sooo geeigneter Kandidat für, weil meine Mutter erst seit dem letzten Jahr trinkt.
    Trotzdem lese ich bei dir mit und bin gespannt was die Zukunft für dich bereithält (hoffentlich nur gutes!!!)

  • Liebe Toa,

    das mit den Büchern ist eine gute Idee, dass ich da nicht schon längst drauf gekommen bin... dabei liest doch vor allem die Große so gerne und hat auch schon in meinen Büchern über Alkohol und Begleiterscheinungen herum geschmökert. Ich werde gleich heute versuchen ,etwas altersgerechtes für beide zu finden! Danke für den Tip.

    Über Alkoholismus reden ist sehr schwierig. Erst mal fassen sie alles immer gleich als Geschimpfe auf oder sagen schon gleich zu Anfang, dass sie da nicht drüber sprechen möchten. Mal die eine, dann die Andere. Sie schützen ihn und wollen, wenn sie hier sind, einfach nur ihre Ruhe haben, nicht dran denken.

    Nach dem WE erzählte mir die Große, dass die Kleine am WE die Biere gezählt hat, die er getrunken hat. Das ist schrecklich, das habe ich doch auch immer gemacht.

    Das ist genau mein Punkt, warum ich mich manchmal ertappe, dass ich es tot schweige, weil ich nicht möchte, dass sie anfangen, sein Trinkverhalten zu beobachten. Aber ob das gut ist?

    Toa, du hast sicherlich recht, das wichtigste ist, dass ich glücklich bin. Das bin ich natürlich nicht immer, aber ich glaube, relativ oft :? ! Ich habe einen neuen Partner seit eineinhalb Jahren, der gut zu mir ist und auch zu ihnen ein meist herzliches Verhältnis pflegt. Er wohnt nicht hier, aber er besucht uns oft und wir machen auch viel zusammen. Aber auch meine Mäuse und ich alleine unternehmen viel und wir haben immer wieder schöne innige Momente. Ich glaube, sie fühlen sich geliebt, geschützt und aufgehoben bei mir. Natürlich gibt es immer wieder schwierige Momente, weil ihr Vater noch mit aller Macht versucht, Einfluß auf unser Leben zu haben, aber die bekomme ich fast immer nach kurzer Zeit wieder in Griff.

    LG Jule

  • Liebe Jule,

    Zitat von jule1

    Ich glaube, sie fühlen sich geliebt, geschützt und aufgehoben bei mir.

    Das ist das allerwichtigste und beste was du für sie tun kannst

    Zitat

    Natürlich gibt es immer wieder schwierige Momente, weil ihr Vater noch mit aller Macht versucht, Einfluß auf unser Leben zu haben, aber die bekomme ich fast immer nach kurzer Zeit wieder in Griff.

    Wenn sie eine gesunde Familie haben zu der sie immer nach Hause kommen können, wenn sie ihren Vater nicht ertragen, dann ist das der beste Schutz den du ihnen geben kannst und ich bin mir sicher, dann kommen sie aus all dem ziemlich unbeschadet raus.

    Freut mich dass ich dir mit dem Tipp was Bücher betrifft weiter helfen konnte.

    Ich würde nicht aufgeben sie darauf anzusprechen, ab und an, irgendwann werden sie darauf eingehen, denke ich.
    Versuch es vielleicht mal in dem du auf deine Wortwahl achtest "Die Krankheit eures Vaters" so dass du gleich signalisiertst, du willst dich nicht über ihn aufregen. Irgendwie sowas, nur ne Idee.
    Ich fand es auch immer schwer mit meinem Vater betrefflich meiner alkholkranken Mutter zu reden, er hat sich da leider nie sehr angeschickt angestellt und ich wünschte manchmal er hätte es auf noch andere Weisen versucht, auch wenn ich weiß er hat getan was er konnte.

    Einen schönen Tag wünsch ich dir! Roa

  • Hallo Jule,

    Kindern fällt es meist schwer mit der Mutter über den Vater zu reden und umgekehrt. Solche Gespräche wären mit einer dritten, "parteilosen" Person sicherlich einfacher und besser für die Kinder. Eltern können mit sowas einfach nicht objektiv umgehen. Was ich völlig verstehen kann.

    Das mit dem Bierflaschen zählen ist echt shocking :? die arme kleine Maus. :(

  • Liebe Roa,
    Buch schon bestellt. So ein reines Kinderbuch habe ich leider nicht gefunden, aber eins, das ich zumindest meiner 12jährigen hinlegen kann und das mir auch Tips gibt, wie ich mit ihnen sprechen kann.

    Ich denke, es geht auch darum, dass ich ihnen signalisiere, dass sie jederzeit zu mir kommen können, wenn sie Gesprächsbedarf haben und ich selbst muß mich zurücknehmen. Nicht immer gleich nachfragen, wenn sie nach Hause kommen. Na, wie war es? Hat er wieder geschimpft? Hat er getrunken? Da muß ich mich an der Nase fassen, das kann ich oftmals einfach nicht lassen.

    Immerhin sind sie aus dem Spannungsfeld draußen.

    Wie hättest Du es Dir denn gewünscht, dass Dein Vater mit Dir spricht?

    LG Jule

  • Hallo Almacya,

    ja, das stimmt, das ist heftig. Genau das wollte ich immer verhindern. Und am Ende habe genau ich es provoziert, indem ich gefragt habe, ob der Papa getrunken hat am Wochenende.

    Ich kann mich noch lebhaft erinnern, das Geräusch des Flaschenöffners hat mich bis ins Schlafzimmer im 2. Stock hinauf verfolgt... eins .. zwei... drei...

    LG Jule

  • hi jule,

    also erst einmal finde ich gut, dass du dich nach 14 jahren von deinem mann getrennt hast.
    deine kinder erleben ja weiterhin unschöne dinge, wenn sie zeit bei deinem ex verbringen und sie zahlen in der tat dafür einen hohen preis.
    aber sie haben es ja bisher auch nicht anders gelernt.
    ich würde zusätzlich auch für die kinder eine therapie andenken.

    in dem buch familienkrankheit alkoholismus habe ich zweierlei gelesen: einmal, dass kinder sich gerne in phantasiewelten flüchten und dann, dass sie die schlimmen ereignisse nur selten ausdrücken, sondern sich eher an die zeiten halten, in denen es einigermaßen erträglich ist und halbwegs normal zugeht. ich finde, das sind alles abwehr- und überlebensstrategien, um in einer bedrückenden umwelt klar zu kommen.

    ein wichtiger punkt ist auch: alkoholismus in der familie isoliert kinder. auch von ihren altersgenossen, sie haben einen erfahrungs- und erlebnishintergrund, den sie mit niemandem teilen können.

    das kind wird niemandem erzählen, dass sein vater seine mutter fertig gemacht hat oder dass es angst gehabt hat, weil der vater laut war und getrunken hat.

    also ich persönlich würde auf die art der treffen mehr einfluss nehmen und zusehen, dass dies an die bedingung nüchtern geknüpft ist bzw. die kinder nicht alleine ihrem vater überlassen.

    ich finde das schlimmste dabei ist, einer situation einfach ausgeliefert zu sein, auch wenn es nur ein paar stunden sind.

    grüße simmie

  • Hallo Jule,

    na du legst ja ein tempo vor :lol: Find ich gut, dass du Worten gleich taten folgen lässt :wink: !!

    und ich denke da liegst du absolut richtig, dass was du tuen kannst ist mit deinem verhalten zu signalisieren, sie können zu dir kommen.

    Zitat von simmie

    also ich persönlich würde auf die art der treffen mehr einfluss nehmen und zusehen, dass dies an die bedingung nüchtern geknüpft ist bzw. die kinder nicht alleine ihrem vater überlassen.

    wie vorher schon erwähnt. ich würde auch treffen nur unter der voraussetzung arrangieren, dass du sicher weißt, dass er nüchtern ist und dass falls er dann was trinkt die kinder jederzeit da weg können. vor allem, dass sie auch wissen, dass sie sich in so einem fall melden sollen.

    so nun zu deiner frage jule

    Zitat von jule1


    Wie hättest Du es Dir denn gewünscht, dass Dein Vater mit Dir spricht?
    LG Jule

    das ist wirklich nicht leicht zu beantworten. und mag auch vielleicht auf deine kinder überhaupt nicht zutreffen! da ist jeder anders!!!

    ich glaube für mich wäre es wichtig gewesen, dass mein vater sich nicht zufrieden gibt mit meiner antwort alles sei in ordnung. dass er es mir glaubt, weil er es für sich glauben will.
    in dem alter deiner töchter kreisten meine gedanken oftmals um einen satz "ich will sterben", ich bin auch vor überforderung einfach mal umgekippt, später habe ich mich selbst verletzt, als ich vllt 14 war und lügen erzählt woher die narben kämen. meine hilfeschreie wurden nicht ernst genug genommen.

    ich denke aber, dass das auf die situation deiner kinder weniger zutrifft, da sie ein gesundes elternteil haben und dem anderen nicht dauern ausgesetzt sind, ich will dir hier keine angst machen.

    Was du vllt eher aufnehmen könntest: ich hätte mir gewünscht mein vater hätte das alles deutlicher ausgesprochen weniger umschifft. natürlich muss man nicht eiskalt und knallhart zu seinem kind sein.

    aber, es wurde so viel vertuscht "wie ging es mama heute" wurde gefragt, das sagte schon alles. aber ein offenes "war mama heute betrunken" ich glaube das wäre mir lieber gewesen. und auch nach außen hin, die lügen vor seiner familie "mama gings nicht gut, die wollte nicht mit" das hat mir gar nicht gut getan.
    Inzwischen versuche ich offener darüber zu reden mit meinem Vater. auch das Wort Familienkrankheit das fällt von meiner seite häufig.

    ich hätte mir aber gewünscht, dass es nicht aus meiner initiative heraus erst zu einem offenen dialog kommen kann.

    also: offen sein, ehrlich sein (ohne zu verängstigen natürlich) das ist meiner meinung nach das beste, was man für seine kinder tuen kann. und sensibel sein dafür wie es ihnen geht. sich nicht immer von einem "mir geht es gut" abwimmeln lassen, wenn man eigentlich spürt, dass das nicht stimmt. sich auf sein gefühl verlassen und nicht das was man gerne fühlen will. natürlich ohne zu viel druck auszuüben oder gar zu 'nerven'.

    von dem was du erzählst, habe ich aber das gefühl, dass du das meiste davon schon sehr gut meisterst, mach dir also nicht zu viel sorgen, aber bleib dran ;)

    und wie gesagt. feste vereinbarungen was die besuche betriffr, ich denke da liegt simmie absolut richtig, dass macht unheimlich viel aus.

    und versuche ihnen zu vermitteln, dass sie jederzeit sagen können, dass wenn sie ihren vater nicht mehr sehen wollen, sie jederzeit den kontakt abbrechen dürfen und sollen.

    kinder von alkoholikern übernehmen viel zu schnell verantwortung für die eltern, wahrscheinlich in deinem fall nur für ihren vater, aber vielleicht denken sie "wenn ich nich hingehe gehts papa noch schlechter, er braucht mich" versuch das mal heraus zu finden, denn wenn das der fall ist, dann solltest du ihnen verbieten ihren vater zu sehen. Ihnen die verantwortung diese entscheidung zu treffen abnehmen!!!!

    ich weiß man soll hier eigentlich nicht so direkte und konkrete ratschläge geben. aber deine kinder haben unheimlich glück, dass sie eine mutter haben die sich und sie befreit hat aus diesem teufelskreis.
    und meinen eltern die verantwortung für ihr leben zurück zu geben, dass war der wichtigste schritt für mich aus all den schlimmen zeiten (siehe oben) herauszukommen, dass is der einzige weg für mich gewesen glücklich und gesund zu leben. niemals sollten deine kinder mit der begründung hingehen, sie wollen ihrem vater helfen, er wäre dann glücklicher oder sonst irgendwas!!

    alles gute, Roa

  • Zitat von jule1

    Hallo Almacya,

    ja, das stimmt, das ist heftig. Genau das wollte ich immer verhindern. Und am Ende habe genau ich es provoziert, indem ich gefragt habe, ob der Papa getrunken hat am Wochenende.

    Ich würde mir an deiner Stelle jetzt nicht die Schuld geben. Versuch deinen zwei Mäusen einfach eine nicht-Co-Mama vorzuleben. Ich glaube das mit dem Flaschenzählen wäre früher oder später eh mal passiert, die beiden werden sich da schon genug Gedanken machen.

  • Hallo Jule,

    ich möchte Dir mal Danke sagen, daß Du Dich in den Kinderbereich begeben hast, um Deinen Kindern beistehen zu können.

    Auch ich bin ja eine Co-Mama, die sich bisher noch nicht in den EKA-Bereich getraut hat, weil es so sehr weh tut.
    Du gibst mir gerade die Chance, mich an dieses Thema heranzutrauen.Danke!

    Den Aspekt, den Roa da aufgezeigt hat, finde ich ganz wichtig:

    Zitat

    Ihnen die verantwortung diese entscheidung zu treffen abnehmen!!!!

    Das ist etwas, was mir der Kinder-Therapeut auch geraten hat, nämlich nicht die Grenzen zu verwischen und, wenn nötig, klare Grenzen aufzuzeigen, die Verantwortung zu übernehmen!
    Ich bin froh, daß meine Kiddys selbst entschieden haben, nicht mehr zu Ihrem Stiefpapa zu gehen, ihn nicht mehr sehen wollen solange er trinkt und schlägt.

    Ich hoffe, ich kann hier weiter lesen, denn es fällt mir schon sehr schwer, weil damit auch meine Kindheit hochkommt, die ich 38 Jahre lang nicht wirklcih ansehen konnte.

    Danke!

    Lieben Gruß

    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Ihr Lieben,

    jetzt freue ich mich wirklich sehr, dass hier ein so reger Austausch zustande kommt!! Bei den Coabhängigen war das noch etwas schleppend, da sind wir hier schon ganz gut aufgehoben. Und ich denke, Ihr EKvA seid hiefür die allerbesten Ansprechnpartner. DANKE!!

    Hab mir auch Gedanken gemacht, ob ich denn im Gegenzug dann auch etwas geben kann. Mittlerweile ist mir klar, dass ja. Weil ihr so die Gelegenheit bekommt, Eure Kindheit aufzuarbeiten, indem diese unangenehmen Erinnerungen wieder aufgeweckt werden.

    Ach, ich würde den Umgang manche Male verbieten wollen, hab ich auch schon. Aber erstens ging es keine 4 Wochen, bis die Sehnsucht übergroß wurde und sie wieder hin wollten und zweitens mischen hier noch Jugendamt und derzeit auch Verfahrenspflegerin (= Anwältin der Kinder, die im laufenden Sorgerechtsverfahren vom Richter einberufen wurde) mit. Sie befürworten Umgang mit dem Vater um nicht jeden Preis, aber um einen sehr hohen Preis!

    Dann gab es die Regelung, dass die Kinder nur hingehen, wann sie wollen und das selbst mit ihrem Vater ausmachen über email mit der Verfahrenspflegerin im Verteiler. Damit hat aber die Große sich total überfordert gefühlt und die Kleine hat gar nichts mehr gemacht. Dann haben sie wieder vor dem Richter ausgesagt, dass sie regelmäßig alle 2 Wochen hin wollen....

    Aber ihr habt recht, hier ist noch Spielraum, den ich einfach einräumen werde. Er ist etwas lockerer geworden, pocht nicht mehr ganz so auf sein Umgangsrecht. Und wenn sie nicht wollen, dann werde ich sie bestärken im Nichthingehen.

    Er macht so einen Druck, seine Laune ist nie vorhersehbar. Mal superlieb, mal so schlecht gelaunt..

    Manchmal habe ich das Gefühl, er ist wirklich persönlichkeitsgestört und es kommt in Wellen.

    Verantwortung übernehmen ist gut, Käferchen, das mache ich manchmal auch ganz bewußt und da kann ich die Erleichterung der Kinder förmlich spüren. "Das ist jetzt nicht deine Sache, das entscheide ich". "Und wenn der Papa fragt, dann sage, das hat die Mama entschieden".

    Und Simmie, das was Du hier schreibst, kann ich nur bestätigen. Immer dann, wenn es sehr unangenehm ist, verkriecht sich meine große Tochter in ihre Bücher. Und ihren Alkoholiker-Papa hat sie noch mit keiner Freundin besprochen, das weiß ich, dieses Thema teilt sie nicht.

    Es ist mühsame Arbeit, sie immer wieder nach draußen zu stossen, sie ist ein sehr intelligentes Mädchen, ein Sonderling, das oft ganz andere Themen hat als Mädchen in ihrem Alter.

    Zur Zeit geht es ganz gut, endlich schaut sie auch mal nach den Jungs, macht sich etwas hübsch und nimmt auch mal Alltägliches war, nicht nur ihre Bücherwelt. Da bin ich aber ständig am Hinausstossen, was aber derzeit Früchte zu tragen scheint. Auch hat sie endlich eine beste Freundin, darüber bin ich sehr glücklich!

    Vor dem Kindertherapeuten schrecke ich noch zurück. Sie will nicht wieder einer/m Fremden alles erzählen. Zudem sind wir in homöopathischer Behandlung und die Heilpraktikerin ist selbst erwachsenes Kind eines Alkoholikers. Mit ihr telefonieren meine Mäuse immer wieder und das tut ihnen sehr gut.

    Und Simmie, wie schön wäre es, wenn ich Einfluß auf die Art der Treffen nehmen könnte... Erst jetzt nach 3 Jahren kam der Alkohol vor dem Gericht auf den Tisch (Sorgerechtsverfahren) und er wurde vor die Wahl gestellt "Sorgerecht oder Therapie". Irgendwie hat er eine Ärztin gefunden, die ihm bestätigt hat, dass er kein Alkoholproblem, sondern eine Sorgerechts- und Existenzproblem habe!! Das, obwohl er zu Zeiten, als ich weg ging, 5 - 8 Biere pro Tag getrunken hat (die ich mitbekommen habe) , und das seit Jahren!

    Er ist beruflich immer noch erfolgreich und hält sich wacker. Als ob er zwei Leben führen würde, ein seriöses bei der Arbeit und ein zweites, in dem er seine Exfrau tyranisiert und bestalkt und seine Kinder als Waffe für diesen Kampf benutzt.

    Huch, jetzt hab ich aber viel geschrieben.

    Liebe Grüße an Euch alle, Jule

  • Hallo Jule,

    wenn ich an die krassen Stimmungswechsel meines Vaters denke wird mir übel. Das kann halt auch ein Zeichen für eine Persönlichkeitsstörung sein, muss es aber nicht, vielleicht kommt das auch vom Alkohol, ich hab da nicht so die Erfahrung.

    Das Abdriften in die Bücher und diese Fantasiewelten, was deine Tochter macht, habe ich auch sehr häufig. Auch ein Zeichen für mich dass sie Hilfe braucht. Aber du kannst sie natürlich nicht zwingen und wenn sie da mit der Heilpraktikerin reden kann ist das natürlich schonmal sehr gut.

  • Hallo Jule,

    auch ich möchte mich bei dir bedanken das du hier diesen Thread aufgemacht hast.

    Mir tut es wahnsinnig weh wenn ich bei meinem Sohn das Co-Verhalten sehe welches sofort sichtbar wird wenn es um seinen Vater geht.
    So wünscht er sich das sein Vater in unsere Nähe zieht damit er ihm helfen und unterstützen kann.

    Auch mir fällt es sehr schwer hier bei den Kindern zu lesen. Meine Schuldgefühle in diesem Punkt scheinen nicht weniger zu werden auch wenn ich sagen kann, ich bin gegangen und habe nicht noch länger unseren Leidesweg hinaus gezögert.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Liebe Almacya,

    jetzt bist Du die zweite, die mir das hier bestätigt, dass diese Bücher-/Phantasiewelt etwas mit ihrer Herkunft aus einer Alkoholfamilie zu tun haben könnte. Das gibt mir zu denken... Das erklärt mir jetzt auch meine Hilflosigkeit, die ich oft spüre, wenn sie mit dem Buch in der Hand zum Frühstück kommt... Oder mit 10 Büchern in den Urlaub fährt..

    Zwingen mag ich sie wirklich nicht. Aber falls sie mir wieder wegkippt (momentan geht es wirklich ganz gut, sie waren aber auch über den Sommer nicht sehr oft dort), dann werde ich doch vielleicht noch einen Therapeuten aufsuchen. Oder wenigstens mal ein Beratungsgespräch bei einer Alkoholberatung. Vielleicht gibt es das ja auch für Kinder?

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht sehr viele Therapeuten gibt, die sich mit Alkohol und den Folgen auskennen.

    Zudem ist das bei uns alles so schwammig, weil er draußen ja nicht auffällig wird (außer mit den Nachbarn, die behandelt er auch so schlecht).

    LG Jule

  • Liebe Elocin,

    sei froh, dass er so weit weg wohnt und es so beim Wunschgedanken bleiben kann und die Distanz ihm Schutz geben kann. Wir wohnen nur 300 m entfernt und er schleicht seit neuem wieder ums Haus!

    Ich werde mich bemühen, das Alkoholthema jetzt wieder öfters anzuschneiden. Ganz vorsichtig, ohne Wertung. Schwierig!

    Aber wir sind draußen, Elocin. Allein das ist Gold wert für unsere Kinder, dessen bin ich mir gaanz sicher. Damit tröste ich mich. So haben sie die Wahl, was sie vorher nicht hatten!

    Manchmal, wenn die Stimmung ganz schlecht war bei Tisch und man die Spannung förmlich spüren konnte, dann sagte die Großen zur Kleinen : komm, M., wir gehen spielen. Und weg waren sie.

    Das gibt es jetzt nicht mehr. In unseren 4 Wänden gibt es keine Spannung mehr, die wir nicht über kurz oder lang besprechen könnten!

    Und wenn der Moment kommt, sie alt genug sind, die Wahrheit ansprechen zu wollen, dann können sie das. Denn sie müssen nicht mit ihm leben.

    Das leben wir Ihnen vor. Und das ist verdammt viel. Immer alles relativ! Kommt ganz darauf an, aus welcher Warte man es betrachtet.

    LG Jule

  • Hallo ihr Alle!

    Zitat von jule1

    Hab mir auch Gedanken gemacht, ob ich denn im Gegenzug dann auch etwas geben kann

    selbstverständlich: die andere seite kennen lernen zu verstehen , schon allein das hilft ungemein. es vervollständigt das bild und hilft somit die familienkrankheit besser zu durchschauen.

    und es ist schön zu hören, wie ihr euch um eure kinder kümmert, wie ihr ihnen versucht so gut wie möglich alles zu erleichtern. denn auf irgend eine weise repräsentiert das unsre co-abhängigen eltern, wenn sie es doch geschafft hätten raus zu kommen oder wenn sie es eines tages schaffen.

    außerdem ist es schön zu wissen, dass die eigene geschichte irgendwelchen kindern dort draußen vielleicht zusätzlich ein klitzekleines stück helfen kann, nicht verloren zu gehen im sog dieser krankheit.

    "persönlichkeitsgestört". ich denke in den seltensten fällen liegt vorher eine störung vor, meist ist es resultat der sucht. auch meine mutter konnte liebevoll und toll sein, jemand auf den ich mich verlassen kann. aber sie war auch die mutter, die ich nachts ins bett brachte und die treppe hinauf stützte. da schlimmste ist vielleicht die ungewissheit "welche der beiden erwartet mich heute". man muss lernen sich auf alles einzustellen, nicht zu vertrauen, die hoffnungen niedrig halten...das alles übernahm ich auch in mein restliches leben, manches mehr manches weniger.

    Zitat

    jetzt bist Du die zweite, die mir das hier bestätigt, dass diese Bücher-/Phantasiewelt etwas mit ihrer Herkunft aus einer Alkoholfamilie zu tun haben könnte. Das gibt mir zu denken...

    ja, bücher...ich hab auch immer gern gelesen, und mir häufig eine parallelwelt erträumt, ganz viele tolle geschichten, mit mega-happy-end :) tu ich immer noch manchmal :wink: meine eltern kriegen aber keinerlei rolle mehr darin. ein bisschen fantasie ist ja nicht schlecht.

    natürlich ist es auch eine art flucht, aber keine so ungesunde denk ich, zumindest nicht vergleichbar mit der entwicklung eigenes suchtverhaltens (bei jungen mädchen besonders häufig das essverhalten betreffend). aber ein anzeichen ist es wahrscheinlich nichts desto trotz.

    Zitat

    Aber wir sind draußen, Elocin. Allein das ist Gold wert für unsere Kinder, dessen bin ich mir gaanz sicher. Damit tröste ich mich. So haben sie die Wahl, was sie vorher nicht hatten!

    viel mehr braucht es nicht. die sucht ihres vaters, daran lässt sich nichts ändern, dass ihr da alle reingeraten seid auch daran nichts, es gibt auch nur extrem wenige möglichkeiten dem zu entrinnen. EKAs gelingt das vielleicht durch frühe aufarbeitung und der entwicklung eines "frühwarnsystems" und kindern aus funktionierenden familien, die gegen die abläufe der familienkrankheit eher resistent sind, weil sie für sie unnatürlich, unnormal sind.

    verzeih dir, dass es nicht früher gelungen ist, dass es so weit kommen konnte. das ist alles nicht mehr vordergründig. JETZT seid ihr da ja raus. keine sorge, deine kinder werden das genauso sehen. schuldzuweisungen bringen keine familie weiter, die kinder wissen das meist am besten.
    wie oft habe ich meiner mutter gegenüber schon den satz geäußert "vergiss es einfach, dass es alles vergangenheit.", hat sie allerdings nie aus ihren depressionen rausgeholt. für mich ist es das, vergangenheit, ich will meinen eltern nicht bitter und mit vorwürfen entgegentreten.
    trauern um das was mir meine eltern nicht geben konnten, das tu ich. aber das muss ich auch können, um abschließen zu können um voran zu kommen.

    Was die Offenheit über das Thema betrifft. ich glaube wenn du immer offen mit ihnen spricht, dann werden sie ganz von sich auch offen darüber reden können. wenn ihnen deutlich wird, sie müssen sich nicht schämen, es ist eine krankheit. lebe ihnen diese offenheit vor, das wird ihnen da raus helfen. und was die beste freundin betrifft, in dem alter hab ich meiner damaligen besten freundin auch zum ersten mal von allem erzählt, das war ein unheimlich wichtiger schritt für mich.

    ich finds toll, dass du dich so mit dem thema auseinandersetzt und was du dir alles für gedanken machst. aber du selbst schreibst es in deinem letzten beitrag, das wichtigste hast du längst getan :)

    gruß, Roa

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