Hallo Ihr,
eine interessante Diskussion, die ich leider erst heute entdeckt habe!
Ich denke auch, dass man nicht alle Alkoholiker über einen Kamm scheren kann. Und ich kann Ayki sehr gut verstehen. Der Mann säuft nicht, wenn die Kinder bei ihm sind, hat eine neue Beziehung und macht wohl auch schöne Dinge mit seinen Kindern. Er enttäuscht sie auch immer wieder, hält sich nicht an Abmachungen, kommt einfach nicht, sagt kurzfristig ab.. Aber die Kinder wollen trotzdem hin.
Meine Töchter sind 10 und 13. Zur Zeit gibt es keinen Umgang. Solange bis ein psychiatrisches Gutachten erstellt sein wird, das Aussage über seine Erziehungsfähigkeit geben soll.
Wir sind seit 4 Jahren getrennt. Es gab immer wieder keinen Umgang. Aber immer dann, wenn die Kinder 4 Wochen oder länger ihren Vater nicht gesehen hatten, wollten sie wieder hin! Und sagten so auch vor Gericht aus! Und dann setze mal bei Gericht durch, dass sie trotzdem nicht hin gehen! Begleiteten Umgang hätte mein Ex nie im Leben akzeptiert. Er tritt gekonnt als Opfer auf und ich denke, das ist eine Fähigkeit, die viele Alkoholiker besitzen. In all diesen Prozessen, die ich geführt habe, treten immer wieder neue Menschen im Helfersystem (Jugendamt, Verfahrenspfleger, Richter, Therapeuten) auf, die erst mal geblendet sind von seinem Auftritt als armer Vater, dem die Kinder entzogen werden.. Das kostet immense Kraft. 2 Schritte vor, einen Schritt zurück.
Für mich war und ist es eine Gratwanderung. Ich bin gegangen, bevor es richtig heftig zuhause wurde. Er ist ein Alkoholiker, der noch voll im Beruf steht, erst ab nachmittag trinkt und noch Kraft zum taktierenden Kämpfen hat.
Den Kindern geht es für meine Begriffe recht gut. Wir führen viele gute Gespräche und sie fühlen sich geborgen bei mir. Ich stütze sie und gebe ihnen je nach seinem Verhalten die Möglichkeit, ihren Vater zu verstehen. Das ist sehr anstrengend, jeder Umgang war mit Ängsten verbunden. Wie werden sie zurück kommen? Da gab es immer Gespräche und sie waren stets offen. War es nicht ok, haben wir abgebrochen.
Aber wenn sie wieder hin wollen, dann sollen sie gehen. Und wieder kommen, wenn er sich daneben benimmt. Beim letzten Umgang kurz vor Weihnachten hatten sie zum ersten Mal die Kraft, ihm zu sagen, dass sein Verhalten nicht ok sein und haben selbstständig den Umgang vorzeitig abgebrochen. Seither waren sie nicht mehr dort.
Ich kann sie nicht vor allem schützen. Sie müssen begreifen, wie ihr Vater tickt. Ich kann sie nur aufklären. Und mit meinem Weggehen habe ich ihnen die Wahl gegeben: Sie können auch hierbleiben, jederzeit. Ich bin da und schicke sie nicht weg.
Es wird wieder zum Umgang kommen ,dessen bin ich mir ziemlich sicher. Aber ich werde dafür kämpfen, dass keine Übernachtung mehr auf dem Papier stehen wird. Ein paar Stunden kann er sich zusammen reißen, seine Ausraster passierten in der Regel am Morgen des letzten Umgangtages.
In mir ist beim Lesen Eurer Beiträge der Eindruck entstanden, dass ihr nicht richtig informiert seid, wie schwer es ist, bei Gericht begleiteten Umgang oder gar Umgangsaussetzung durchzusetzen. Da gebe ich Chanell schon recht ,auch wenn mir ihre Art eindeutig zu aggressiv ist, es muß schon fast eine Straftat vorliegen, dass das Gericht dem zustimmt!
Meine Kinder sind mächtig gewachsen in den letzten Jahren, auch wenn sie Umgang mit ihrem Vater hatten, dessen bin ich mir ganz sicher. Sie haben einiges gelernt und sie wissen, dass sie sich 100%ig auf ihre Mutter verlassen können. Und das ist meines Erachtens der Unterschied zu den vielen EKA's, die sich von BEIDEN Elternteilen verlassen gefühlt haben...
Oder liege ich hier falsch?
LG Jule1