Wie mache ich es ihr klar?

  • Hallo Jörg,

    Du kannst ihr nicht helfen, nur Dir selbst.
    Kein Angehöriger, Freund oder was auch immer kann helfen, wenn sich ein Mensch fürs Saufen entschieden hat. Ich habe auch alles ignoriert und bin sogar noch verbal aggressiv geworden, auf meinen Alkoholmissbrauch, spätere Abhängigkeit, von anderen mal vage drauf hingewiesen.

    Die einzige Hilfe ist die Nichthilfe, bis jemand seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht hat.

    Tja Jörg, das ist nicht das, was Du gern hören möchtest, gelle ?
    Aber alles andere wäre gelogen. Wer trinken will, wird trinken, auch wenn Du in der Nähe wärest, könntest Du kein bisschen dagegen „einschreiten“. Dann wird halt heimlich weitergesoffen. So hab ichs auch gemacht, um den wahren Konsum zu verschleiern. Mein damaliger Partner schritt allerdings nicht ein, denn er wußte gar nicht, das ich schon längst abhängig geworden war. Und es hätte auch nix genützt, denn ich wollte damals nicht aufhören, konnte mir schon lange ein Leben ohne Alkohol nicht mehr vorstellen. Es beängstigte mich, nur daran zu denken, ohne Alk leben zu müssen, ein typisches Anzeichen von Abhängigkeit.

    Deine Freundin ist krank, wenn sie Alkoholikerin ist und braucht Hilfe. Und die muß sie sich selbst suchen, aus eigenem Antrieb, alles andere taugt nix. Würde sie nur für Dich trocken, würde es wohl nur eine Trinkpause werden…
    Trocken werden wollen kann nur von einem selbst aus kommen, und es wird das gesamte Leben verändern. Aber zum Besseren, ich bin wieder frei und nicht mehr abhängig von einer chemischen Droge.
    Und trocken werden ist auch nix einfaches.

    Zitat

    Aus meiner Sicht ist das schon reichlich heftig und ich habe die Sorge, dass in recht naher Zukunft sehr viel schlimmere Folgen auftreten werden.

    Jörg, so fies wie sich das auch anhört, es ist zu hoffen, das in naher Zukunft noch SEHR viel schlimmere Folgen auftreten werden, umso eher kann sie evtl. den Weg aus der Sucht finden.
    Und der geht über einen Arzt, eine Entgiftung, eine SHG und evtl. einer Thera.
    DU kannst nicht helfen, diese Hilfe muß von außen kommen und der Süchtige muß drum bitten, nicht anders herum. Anlaufstellen gibt es in der BRD ausreichend, wer um Hilfe bittet, dem wird sie auch zuteil.

    Zitat

    aber ich würde sie gerne davor bewahren, sich selber völlig zu ruinieren.

    Auch das kannst Du nicht. Vernünftige Argumente etc. bringen in der Sucht nicht, sie folgt eigenen Regeln, die mit Logik oder Verstand nichts zu tun haben.

    Was gedenkst Du nun für Dich zu tun ?
    Wie kannst Du Deine Lage zum Positiven verändern ?
    Denn darum geht es hier im CO-Bereich, nicht etwa um die Hilfe für einen nassen Alkie….

    LG
    Lilly
    (Alkoholikerin)

  • Lieber Jörg,
    sei mir nicht böse, aber ich kann Dir nur sagen, schütze Dich so gut wie es geht!!!!

    Ich selber hatte auch eine solche Fernbeziehung, die ganz böse endete. Ich habe über diese Wochenendbeziehung/Fernbeziehung niemals die Partnerschaft neutral sehen können. Sehnsucht von Montag bis Donnerstag, überschäumende Freude am Freitag.

    Naiv wie ich war übersah ich kleine Probleme, wie solche von denen Du sprichst und zog zu ihm. Ab da wurden die Probleme immer größer, aber ich hatte bereits meine Familie und angestammte Freunde verlassen.

    Ein Ausstieg schien immer schwerer, zumal ich in der neuen Region nicht heimisch wurde, in der alten aber nicht mehr zu hause war.

    In meinem Fall schien sich nachträglich heraus zu kristallisieren, dass genau meine Akzeptanz vom Alkohol ein wichtiger Punkt für das Zustandekommen der Beziehung war. Eltern wollten oder konnten den tatsächlichen Konsum keinesfalls abschätzen sondern nur die "gesehenen" Mengen. Ich habe darauf verzichtet mich näher mit seiner Familie ect. darüber zu unterhalten, es stünde Wort gegen Wort. Und wem würde es helfen diese Geschichte auszubreiten? Dir nicht schätze ich, Deiner Partnerin auch nicht.

    Ach Jörg, alle Deine Fragen haben sich wohl viele von uns gestellt und lange gekämpft bis sie ihren Weg fanden (wie auch immer dieser war) "tue ich dem anderne Unrecht" "Schätze ich sie falsch ein". Eines hätte ich viel früher machen müssen, mich zu fragen ob es gut ist, was ich in dieser Beziehung erfahre oder nicht.... ob ich mich wohl, sicher und geborgen fühle ....

    Wie fühlst Du Dich?

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Jörg,

    antworte ich doch mal gleich, aber Dir schreiben bestimmt auch noch einige andere aus ihrer Sicht, bin ich mir sicher.

    Zitat

    Mich würde interessieren, wie weit die eine oder andere gesunken ist, bis sie zu dem Entschluss kam, sich Hilfe zu suchen, sind da Unterschiede zwischen Männern und Frauen bzw. jung und älter? Ich befürchte mal, dass es da kaum feste Schranken gibt und dass quasi alles passieren kann, richtig?

    Richtig !
    Bei mir war es so, ich konnte erst trocken werden, als ich körperlich am Ende war, und auf der Intensivstation landete, wo die Ärzte mit mir um mein bisschen Leben kämpften.
    Bei einem anderen kann der persönliche Tiefpunkt ein Führerscheinentzug sein, um aufzuwachen, und sich Hilfe zu suchen. Bei einem anderen evtl. wieder, wenn der Partner ernsthaft gehen will, weil er das Leid nicht mehr ertragen kann. Ich meine jetzt, wirklich aufwachen, nicht nur ne Trinkpause einlegen, bis sich die Wogen geglättet haben. Manch ein Alkie wird davon auch wach, mancher aber auch nicht.

    Kurzum, erst wenn richtiger Leidensdruck da ist, wird der Alkie handeln und Leidensdruck empfindet halt jeder anders.
    Darum ist es auch wichtig für einen nassen Alkie, die Konsequenzen seines Handelns, der Sauferei, zu erleben. Das erhöht den Leidensdruck und hilft evtl., eher aus der Sucht wieder rauszukommen.
    Darum tut kein Angehöriger einem nassen Alkie nen Gefallen, wenn er ihm immer wieder hilft und was abnimmt, er verlängert so evtl. das Leiden des Alkoholkranken im akut nassen Stadium.
    Verstehst, wie ich das meine ? Ansonsten schreib ich das nochmal genauer… aber ich denke, Du verstehst schon.

    Und Nein, am Alter kann man nix festmachen, ich kenne Menschen, die jung sind und schnell ihren Tiefpunkt erreichten, ich kenne Menschen, die 15-20 Jahre in der Sucht hingen und noch länger (dazu zähle ich mich persönlich) und manch einer trinkt sich auch zu Tode, entscheidet sich hierfür. :(

    Unterschiede bei Männern und Frauen ? In der Trinkzeit mal eher nicht, würd ich mal sagen, aber sehr wohl unterscheiden sie sich im Saufverhalten, Frauen neigen dazu, heimlicher zu trinken. Eine Frau die trinkt, schämt sich sicher in der Öffentlichkeit sehr dafür, gilt schnell als XXXRegelnbeachtenS.Käferchen während ein Mann noch als toller Kerl gesehen wird, wenn er sich regelmäßig die Breitseite verpasst.

    Zitat

    Kann ich davon ausgehen, dass ich die Situation richtig einschätze und sie wirklich Alkoholikerin ist?

    Jörg, die Diagnose : Alkoholiker ! … gibt es so nicht. So eine Diagnose kann nicht mal ein Arzt stellen, er kann nur die typischen Begleiterscheinungen diagnostizieren, erhöhte Leberwerte, ne kaputte Bauchspeicheldrüse, Nervenschädigungen etc.
    Nur man selbst kann beurteilen, ob man Alkoholiker ist. Aber dazu gehört dann schon einiges, ich habe das viele Jahre lang verdrängt, nix davon wissen wollen. Diese Verdrängung kann natürlich die akute Suchtphase stark zeitlich verlängern.

    Zitat

    Neben ihrem Trinkverhalten sind natürlich noch etlliche (ich vermute überwiegend typische) Begleiterscheinungen da, z.B: sehr niedrige Aggressionsgrenze, praktisch keine Kritikfähigkeit, so gut wie kein Verantwortungsgefühl für fast nichts, sehr rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen (auch Familie und enge Freunde), kaum Entscheidungsfähigkeit, Depressionen, wenig Konzentrationsfähigkeit und die Angewohnheit wirklich alles Wichtige im Leben zu verschieben auf "später".

    Ja, das alles sind typische Begleiterscheinungen von nassen Alkies. Ich erkenne mich in allem wieder, was Du da beschreibst. Aber es sind „nur“ Hinweise, denn wie gesagt, wissen tut sie es nur ganz allein. Und nur sie ganz allein kann auch was dagegen tun, sich Hilfe suchen.
    Geschieht das, können ab dann Angehörige unheimlich unterstützend wirken, am besten natürlich, wenn sie nich schon CO`s geworden sind oder überhaupt CO.
    Ich bekam diese Unterstützung von meiner Familie, meiner Tochter, meinem damaligen Partner und meinem Bruder, und das hat mir sehr viel geholfen, ich bin dankbar dafür, das ich sie bekam. Aber wie gesagt, sie unterstützten nur, gehen mußte ich meinen Weg aus der Sucht allein. Sie ließen mich da machen, ohne mir reinzuquatschen.

    Zitat

    Kann ich also praktisch davon ausgehen, dass sie aus der Situation ohne eigenen Willen UND professioneller Hilfe nicht mehr entkommen kann?

    Ja, davon kannst Du ausgehen. Ich persönlich kenne zumindest niemanden, der allein wieder aus der Sucht herauskam. Da geht nix mehr ohne professionelle Hilfe, und den eigenen Willen gibt es in der Sucht auch nicht mehr. Nur noch den Willen, auch noch nachts zur nächsten Tanke zu marschieren, wenn der Stoff alle is. :roll:
    Ich würde mich als ziemlich willensstark bezeichnen, aber in der Sucht half der mir GAR NIX mehr, ich war nur noch eine Marionette des Alkohols, er kontrollierte mich und nicht ich ihn.

    Zitat

    Und würde es Sinn machen ihre engen Vertrauten dazu zu animieren sie fallen zu lassen? (Ich denke eher nicht, aber Eure Meinungen würde ich gerne lesen.)

    Ob man dazu animieren sollte, weiß ich nicht. Man sollte ihnen evtl. den Sachverhalt erklären, das es nix bringt, den Alkie zu decken, sondern das Nichthilfe die einzige Möglichkeit der Hilfe ist.
    Das macht aber auch jeder Suchtberater.

    Jörg, ich kann Dir nu raten, involviere Dich da nicht zu stark, sonst besteht die Gefahr der CO-Abhängigkeit.
    Was meinst Du, neigst Du zur CO-Abhängigkeit ? Wolltest Du schon öfters anderen Menschen helfen, bist Du schon mehrmals an suchterkrankte oder anderweitig hilfsbedürftige Menschen geraten ? CO-Abhängigkeit wird nämlich eigentlich schon sehr früh angelegt, ein Helfersyndrom ist beispielsweise ein Symtom für CO-Abhängigkeit.

    Darum frage ich nochmals, was willst Du nun für DICH tun ?
    Wie kannst Du DEINE Lage verbessern ?
    Dafür kannst Du hier ganz sicher Unterstützung bekommen.
    Häng Dich nicht zu sehr in die Krankheit Deiner Freundin, so kann ich nur raten, schau jetzt besser auf Dich.

    LG
    Lilly

  • grüss dich jörg !

    sei froh auf dieses forum gestossen zu sein, hier kannst du dir vieles erlesen aus anderen beiträgen...

    du sagst:

    Zitat

    Es ist einfach bitter einem so jungen und eigentlich lieben Menschen bei Ihrem Untergang tatenlos zusehen zu müssen und auch wenn es wohl scheinbar das Beste für mich wäre einfach die Augen zu schliessen, das geht nicht so einfach, schliesslich verbindet uns ja was...
    Meint Ihr, ich sollte den Kontakt einfach aufgeben oder ist es besser ihr nur noch als "normaler" Freund beiseite zu stehen, wenn sie um Hilfe ruft (sprich bis dahin, sofern es denn passiert, zumindest in Kontakt bleiben um ihr dann den Rücken zu stärken?)

    ich frage:
    wie sehr "liebst" du sie, so sehr dass DU DICH SELBST dafür aufgeben würdest ?
    du hast sicherlich schon vernommen, dass nass denkende menschen geniale schauspieler sind....sie sind fast nicht zu toppen was das lügengeflecht angehen mag.....hmmm...
    ich gebe dir recht, es reisst einem das herz heraus....
    möchtest du auf dem sinkenden schiff weiter mit fahren, wenn SIE nicht zu ihrer einsicht kommt ein trockenes leben anstreben zu wollen ?
    möchtest du jeden tag / jede stunde / jede minute (!) zwischen hoffen / bangen / verzeihen / alles wird gut irgendwann leben ?
    ist das dein lebensinhalt ?
    was möchtest DU für DICH und deine ZUKUNFT ?
    ist es DIR dieser mensch wert, dass du all das auf dich nehmen möchtest ?
    was sagt deine rationale ebene ?
    was sagt deine emotionale ebene ?
    fühlst du dich stabil genug dass du dich genug abgrenzen kannst für dich ?kannst du dich aus dem bann / der magie eines nass denkenden menschen entziehen wenn du immer wieder den kontakt zu ihr aufsuchst ?
    denkst du, du kannst im moment "ein guter freund" für sie sein und sieht sie dich nich weiterhin als ihren partner / freund an ?

    hilf ihr, indem du ihr nicht hilfst (!)
    die andere seite wenn du sie wirklich liebst, was denkst du über "sowas wie in liebe" loslassen ?!?!?!?!?!?

    ich wünsche IHR, dass sie es schafft sich ein trockenes zufriedenes leben aufbauen zu wollen und zu können.....
    wie du deine situation beschreibst, ist es für den moment zum scheitern verurteilt, ganz ehrlich ?....nein ?
    was erhoffst du dir weiterhin für dich ?

    pass auf dich auf und habe den fokus auf DICH gerichtet.......
    du bist ganz ganz schnell in einem strudel / im sog des elenden verreckens mit an bord wenn SIE nich trocken leben will !!!!!!!

    wünsch dir ganz viel kraft und mut, dass DU für DICH entscheidest welchen lebensweg du gehen willst.......

    lg
    fuego

  • Hallo Jörg,

    also ich halte es nicht für grundsätzlich verkehrt, sich die ganze Sache bis Januar aus der Entfernung anzusehen, glücklicherweise wohnt ihr nicht zusammen. Denn ich denke auch, es ist ein überschaubarer Zeitraum. Und das Du da einen Freund involviert hast, der Dich stoppen kann, halte ich auch für eine gute Idee.

    Deine Freundin kann sich bis dahin genug Hilfsangebote suchen, sie könnte allerdings auch sofort eine SHG aufsuchen, einen Arztbesuch halte ich aber erstmal für das wichtigste. Warum tut sie das nicht erst einmal und was ist das für eine Thera, dafür müßte sie ja auch vorher beim Arzt gewesen sein ? Um entsprechende Schritte einzuleiten… Therapien gibt es viele, ne Verhaltenstherapie wäre beispielsweise jetzt ja unangebracht, für sowas müßte man erstmal trocken sein. Ich hab keine Ahnung, was das für eine Thera sein soll, ob sie speziell auf ihr Alkoholproblem ausgerichtet ist ? Denn vor so einer Thera steht erstmal eine Entgiftung, es gibt die Möglichkeit, danach sofort in Thera zu gehen, bei mir wäre das beispielsweise gegangen, meist muß man aber erstmal ne Weile trocken sein und es gibt oft auch Wartelisten… darum trau ich diesen Aussagen da von Deiner Freundin nicht so recht.

    Es könnte wirklich sein, das sie nur Zeit schinden will, darin sind wir Alkies nämlich Experten. Und viele Versprechungen sind auch durchaus ernst gemeint, aber nur solange, bis man heftig auf Entzug kommt, dann siegt die Angst, das es noch schlimmer wird, noch heftiger und man trinkt wieder, was die Entzugssymtome ja innerhalb kürzester Zeit zum Verschwinden bringt. Ich weiß nicht, wie tief sie schon drinhängt in der Sucht, ob sie schon mit heftigen Entzugssymtomen zu tun hat ?

    Zitat

    und schrieb mir, sie habe sich eine Auszeit genommen und versucht die letzte Zeit ohne Alkohol zu leben. Dieses wäre ihr weitgehend gelungen

    Mh, das is auch sone typische Alkie-Masche :roll: … „weitgehend gelungen“ hört sich nach runtersaufen an für mich. Das habe ich viele Male praktiziert, dachte, ich trink einfach immer weniger, bis ich keinen Alk mehr brauche. Hat allerdings nie wirklich funktioniert, mal ein paar Tage oder ne Woche, dann wieder Breitseite, denn ich hatte den Alkohol doch dann „im Griff“, so dachte ich, was für ein Irrglaube :roll: er hatte MICH im Griff und sicher nicht umgedreht. Also bald wieder totale Breitseite und wieder voll drauf gewesen.

    Ein Alkoholiker kann NIE WIEDER kontrolliert trinken, ab einem gewissen Punkt ist ein Schalter in unserem Oberstübchen umgelegt, und das machen wir nie wieder rückgängig. Darum ist ja auch unsere Krankheit UNHEILBAR, nur zu stoppen. Ein bisschen Alkoholiker gibt’s nämlich nicht, allerdings ist der Übergang von Missbrauch zur Abhängigkeit schleichend.

    Und Jörg, sollte Deine Freundin abhängig sein und von jetzt auf gleich aufhören, zu trinken, wäre das ein „kalter Entzug“ und der ist lebensgefährlich, es kann von plötzlich zu einem Krampfanfall kommen, sie kann sich dann nicht mehr selbst helfen, und somit auch keinen Notarzt rufen, oder sie könnte in ein Delir rutschen, sie spielt bei einem kalten Entzug mit ihrem Leben. Entzogen wird professionell im KH, evtl. unterstützt mit Medis und auf jeden Fall unter fachärztlicher Kontrolle. NIEMAND muß einen kalten Entzug machen, das ist eine gefährliche und unnötige Qual, nicht nur für den Körper, sondern ebenso für die Psyche.

    So, nun aber mal zu Dir. Ich lese CO-Tendenzen bei Dir heraus, lese Dir bitte einmal diese CO-Grundbausteine durch, ob Du Dich darin evtl. wiedererkennst.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…bhaenigkeit.php

    Zitat

    ….kommen auch viele Leute zu mir und lassen sich quasi helfen. Sprich: mir ging es zwar in der letzten Zeit nicht mehr so gut dabei, weil mich das ja persönlich betrifft, daher habe ich reagiert, aber ich könnte durchaus noch eine ganze Weile durchhalten…

    CO`s versuchen, Anerkennung durch Hilfeleistungen anderen gegenüber zu bekommen.
    Könnte das auch auf Dich zutreffen ?
    Dieses „durchhalten“ zehrt unheimlich, könnte auch mal zum Burn-Out führen, zu körperlichen Symtomen mit anschließenden Krankheiten.
    Warum reagiertest Du ?
    Was trieb Dich dazu ?
    Was wäre schlimmes passiert, hättest Du nicht reagiert ? Meist passiert nämlich garnix schlimmes :wink: CO`s denken immer nur, sie müßten JETZT eingreifen, dabei ist das kaum der Fall. Ihr Helfersyndrom treibt sie meist dazu, immer und überall eingreifen zu wollen, Menschen auch so steuern zu wollen, auch zu ihrem eigenen Vorteil, sie frönen damit aber nur ihrer eigenen Sucht, ihrer Abhängigkeit !

    Schau mal bitte tief in Dich rein, ob etwas davon auf Dich zutreffen könnte und viel lesen hier in den anderen Threads könnte Dir auch auf die Sprünge helfen… evtl. erkennst Du Dich auch dort wieder. Es sind hier auch einige Männer, vielleicht erkennst Du Dich auch eher dort wieder, obwohl sich auch CO-Verhalten ähnelt, bei Männern und Frauen.

    LG
    Lilly

  • Hallo Jörg,

    ich habe nich den gesamten Thread gelesen, mein Eindruck ist auch, dass das Wesentliche schon gesagt wurde. Da ich ein ähnliches Trinkmuster hatte, wie Du es bei Deiner Freundin beschreibst, und da das alles bei mir noch nicht so lange her ist, weill ich trotzdem noch kurz meine Erfahrung ergänzen.

    Zitat von joebo

    Mich würde interessieren, wie weit die eine oder andere gesunken ist, bis sie zu dem Entschluss kam, sich Hilfe zu suchen, sind da Unterschiede zwischen Männern und Frauen bzw. jung und älter?

    Ich habe mir zum ersten Mal Hilfe geholt, als ich 26/27 Jahre alt war. Eigentlich lief bei mir alles immer ganz gut an der Oberfläche, aber ich habe immer wieder Abstürze erlebt, die mir selber am nächsten Tag unangenehm waren. Und einmal war hab ich dann jemand mit nach Hause genommen, und am nächsten Tag wusste ich nichtmal mehr in welchem Club ich die Kleine aufgelesen hatte. Richtig peinlich. Das war der erste Punkt, an dem ich dachte: Shit, das geht so nicht weiter. Ging dann aber nach ein par Wochen doch wieder weiter. Da muss ich so 25 gewesen sein. Ich habe seitdem ein bisschen drauf geachtet, aber nicht wirklich was geändert. Erst etwa 2 Jahre später gab es wieder einen Vorfall, wo ich mich am nächsten Tag richtig schlecht gefühlt habe (damit meine ich nichtmal die körperlichen Alarmsignalen) , und meine damalige Freundin auch "not very amused" war. Ich habe daraufhin beschlossen etwas zu unternehmen, und war für ein paar Wochen in einer psychologisch geleiteten Gruppe. Das hat mir schon was gebracht, und ich war danach für einige Monate alkoholfrei. Ich glaube aber heute, dass ich es damals nicht ausschließlich für mich gemacht habe, sondern auch, um meiner Freundin damals zu gefallen. Nach der Trennung hat es nur ein paar Wochen gedauert bis ich wieder im alten Rhythmus getrunken habe.
    Was ich damit nur sage will: Es ist richtig und wichtig zum Ausdruck zu bringen, dass Dich ihr Trinkverhalten ernsthaft stört. Das hast Du ja ausch schon deutlich gemacht. Für mich war das damals zumindest ein Impuls, wenn auch kein ausreichender. Trotzdem war es eine Vorstufe zu meiner heutigen Einsicht, die notwendig war.

    Bei mir ging es dann nochmal 2 Jahre weiter mit Alkohol und Drogen wie vorher, aber ich bin keineswegs völlig "tief gesunken" wie das oft beschrieben wird. Ich glaube die meisten Abhängigen können lange, lange sehr unauffällig sein. Ich habe sogar viel erreicht in der Zeit, habe keine Freunde verprellt, keinen Job verloren, kein Studium geschmissen, keine Beziehung geschrottet. Ich habe sogar meine aktuelle Freundin ziemlich betrunken auf einer Party kennengelernt, worüber ich immer noch seh froh bin. Aber ich habe dann letztes Jahr gemerkt, dass mein Trinkverhalten mich immer wieder in riskante Situationen bringt, und dass es ein Frage der Zeit ist, bis ich mich selber mal richtig Ärger einhandel. Ich habe nichtmal täglich getrunken, und unter der Woche auch ganz normal, höchstens 1-2 Drinks. Meistens gar nichts. Aber es war für mich normal, zweimal im Monat loszuziehen und mir nach allen Regeln der Kunst die Kante zu geben - bis ich es grade noch so nach Hause schafft. Das machen viele so, ich habe oft den Eindruck gehabt, dass es ALLE so machen. Gerade heute morgen als ich um 8 Uhr joggen war, waren die Straßen noch voll von berauschten Partypeoples. Das hätte ich vor einem Jahr noch seien können.

    Ich erzähle das nur, um dir einen Vergleich zu bieten. Alkoholmisbrauch und Alkoholismus gehen im wahrsten Sinne fließend in einander über. Nach dem was Du von Deiner Freundin erzählst, trinkt sie schon deutlich mehr als ich es getan habe. Ganz sicher sollte sie Hilfe für sich in Anspruch nehmen. Aber: da muss sie wirklich selber drauf kommen. Sie zu überreden bringt nichts, sie muss selber die Aktive sein. Du kannst sie nur auf ihr Problem hinweisen, vor allem aber musst Du für Dich die Konsequenzen daraus ziehe, die Dir richtig erscheinen.

    Es ist schwer vorherzusehen wie der Weg Deiner Freundin danach weiterverläuft. Es hängt von extrem vielen Faktoren ab, wann sie sich eingestehen kann, dass es so nicht weitergehen kann oder soll. Nach dem was ich hier so lesen, bin ich geradezu ein Softie, der schon vergleichsweise früh angefangen hat, sich Sorgen zu machen und daraus Konsequenen zu ziehen. Ich habe jetzt seit 7,5 Monaten keine Rauschmittel mehr konsumiert, und muss gestehen, dass mir das nicht immer leicht gefallen ist. Auch wenn ich keinen körperlichen Entzug erlebt habe, ich weiß jetzt, dass ich mich über die Jahre in eine starke psychische Abhängigkeit begeben hatte, mit der ich mich auch noch eine ganze Weile auseinadersetzen werde. Grundvorraussetzung dafür ist natürlich völlige Abstinenz. Für mich war entscheidend zu verstehen, dass alle hier mal so angefangen haben wie ich. Je früher man den Absprung schafft, desto besser. Allerdings ist der Richtungswechsel schon auf meinem Abhängigkeitsniveau nicht nebenbei passiert. Ich habe einiges dafür getan, weil ich es so will.

    Du kannst nur einen Impuls geben, und Deine Sicht auch in ihrem Freundeskreis mal darstellen. Vielleicht bleibt ja was hängen. Mehr kannst Du leider nicht erwarten. Trotzdem ist jeder Impuls wichtig.

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!