25 Jahre CO-Abhängigkeit sind genug!

  • Für mich auch, Käferchen,
    der Spruch passt an vielen Ecken!

    Die "Normalität" scheint sich wieder einzuschleichen.

    "Normalität" heißt:

    Wir haben eine nasse Phase hinter uns, der Absturz kam, die Klinik, das Aufwachen, er will die Scheidung, aber doch mit mir zum Schwimmen gehen, gemeinsam einkaufen, jeden Abend telefonieren, emails, "was wünschst Du Dir zum Geburtstag und wann feierst Du?"......

    Und ich?

    Bin froh, dass ich meine Ruhe habe, keine Aggressionen zu spüren bekomme, keinen Zoff habe und spiele das Spielchen mit. Und weiß doch genau, dass wir wieder dorthin steuern, dass sich der ganz normale Alltag wieder einschleicht, bis zum nächsten Absturz.

    Therapie?
    Weit gefehlt.
    Hilfe anderer in Anspruch nehmen?
    "Wer will mir schon helfen? Die haben doch keine Ahnung, was in mir vorgeht!"

    Er liest in Broschüren über das Verhalten von Alkoholikern: Aggressives Imponiergehabe...
    "Was soll das? Da finde ich mich nicht wieder. Was soll ich also da?"

    Ich habe heute Abend ein langes email an ihn geschrieben,
    dass ich den Weg meiner Heilung ohne ihn fortsetzen will und werde, weil ich mit ihm gemeinsam mein Ziel nicht erreichen kann.

    Nun sitze ich hier und bibbere.
    Es hat mich eine immense Überwindung gekostet, ihm das mitzuteilen.

    Meine Therapeutin sagte:

    So wenig wie ein Alkoholabhängiger in der Lage ist, kontrolliert zu trinken, so wenig sind Sie in der Lage, den kontrollierten Kontakt zu ihm zu halten. Was ist das Ziel?

    Da stand ich wie ertappt da.
    Und nun knabbere ich daran rum.

    Also muss ich mich doch selbst vergewaltigen und unter Druck setzen,
    wie ich das hasse.

  • Hallo maddison

    du hast grad auf den Punkt gebracht, was ich die ganze Zeit überleg.

    Viele schreiben, sie machen mit ihrem Ex-Partner dies und das, telefonieren miteinander und, und, und. Ich kann das nicht. Wenn ich mit m,einen Mann red, dann kurz und bündig, meistens red ich mit ihm als wenn ich bös mit ihm wär. Oft hab ich mir vorgenommen, freundlich mit ih zu reden, aber für mich wären dann meine Grenzen weg. Dann würd er vielleicht was von mir wollen und ich könnt nicht nein sagen. Also lieber gleich von vornherein kurz und knapp.

    So wenig wie ein Alkoholabhängiger in der Lage ist kontrolliert zu trinken, so wenig sind sie in der Lage, den kontrollierten Kontakt zu ihm zu halten.

    Danke für diesen Satz, der hilft mir auf meinem Weg enorm weiter!

    Und ganz viel Kraft für dich, damit du weiter auf deinem Weg bleibst. Ist manchmal wirklich verdammt schwer.

    julchen

  • Ich schaffe es einfach nicht, den Kontakt ganz abzubrechen.

    Er ist wieder so "schön" normal, seit Jahren können wir endlich wieder mal miteinander reden. Das tut irgendwie gut.
    Und fühlt sich dieses Mal auch ehrlich an.

    Ich bin mir bewusst, wie gefährlich das für mich ist.
    Und doch geht es nicht, dass ich ihn wegstoße. :(

  • Guten morgen maddison,

    das habe ích auch des öfteren erlebt - wenn er dann mal wieder Tage oder sogar Wochen nichts getrunken hat, dann haben wir stundenlange "tolle" Gespräche geführt. Er hat sich für mich Zeit genommen. Und ich hatte wieder große Hoffnungen, dass er diesmal etwas verinnerlicht hat.
    Leider kam dann jedesmal wieder ein Rückfall und die wurden dann auch immer extremer.

    Man muss für sich selber entscheiden, inwieweit man "Kontakt" wieder zulässt. Aus meiner Sicht heute würde ich sagen, räumliche Trennung auf alle Fälle und das viele viele Monate. Beide brauchen diese Zeit für sich um sich weiterzuentwickeln. Man lernt daraus, wie wichtig einem der Kontakt wirklich noch ist. Der Alkoholiker kann sich auch ganz auf sich konzentrieren. Und sollte es einen Rückfall geben, dann kann man aprupt den Kontakt abbrechen.

    Man sollte sich immer wieder vor Augen halten, dass man einen Rückfall nicht verhindern kann. Auch nicht mit schönen Zeiten, guten Gesprächen und einem ständigen "dasein".

    Das hast Du geschrieben:

    Zitat

    Meine Therapeutin sagte:

    So wenig wie ein Alkoholabhängiger in der Lage ist, kontrolliert zu trinken, so wenig sind Sie in der Lage, den kontrollierten Kontakt zu ihm zu halten. Was ist das Ziel?

    Denke über diese Worte nach maddison - sie beinhalten eine ganze Menge - damit solltest Du arbeiten und vor allem Dir gegenüber ehrlich sein !

    Es ist am Anfang sehr schwer sich zurückzunehmen, eher zu beobachten und schon mal gar nicht einzugreifen. Es gibt Alkoholiker die es schaffen trocken zu werden, aber das ist ein längerer Weg - ob man ihn weiter gemeinsam gehen kann wird erst die Zeit zeigen. Denke da immer dran.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Ja Maddison,
    ich kenne es auch, das Gefühl, von dem Du schreibst, welches bei mir jedoch ein Bumerang war.

    Ich, als harmoniesüchtiges Wesen, wollte nämlich partout ein friedliches Ende und einen respektablen Kontakt. Durch die Annäherungsversuche war ich der Meinung, eben dieser - mein - Wunsch wird nun wahr.

    In meinem Fall weit gefehlt: es war einfach schlichtweg der Versuch zweigleisig zu fahren. Sich die Sicherheit von mir zu sichern (das Deckemäntelchen) und zeitgleich per Lügengerüst die Schluckdrossel an seiner Seite zu halten.

    Genial gestrickt ;) es dauerte auch ein paar Tage bis ich das blickte, was da bei mir ablief. Eines jedoch musste ich sofort blicken: kaum war er liebenswürdig war die Sehnsucht nach der eingebildeten schönen Zeit bei mir wieder da.

    Er hat ganz sinnig meine Sucht genährt: etwas Liebenswürdigkeit und ich war wie ganz am Anfang in meiner Traumwelt, in der ich ihm diese und jene Eigenschaften zusprach, die vermutlich nur in meiner Phantasie zu Hause waren.

    Ich würde Dir wünschen, dass Euer Ende besser wird als meines. Denn ein solch aggressives Modell, wie ich es an meiner Seite hatte, ist wohl nicht üblich. Es dürfte also wirklich möglich sein ein sauberes Ende zu ziehen.

    Ja Julchen, Deine Erfahrungen sind leider auch meine. Wenn ich es mir so recht überlege, dann waren alle weiteren Kontakte (nach meinem inneren "aus") eigentlich nur noch Machtspiele. Keine bewußten, sondern unbewußte Versuche sich zu manipulieren, eine schöne Zeit herbeizupressen oder was auch immer.

    Für meine Beziehung muss ich ganz klar sagen: alte Umgebung, alte Verhaltensmuster und alles beim selben geblieben auch wenn wir uns wohl etwas anderes vormachten.

    In meinem Haus war es dann anders: da galten meine Regeln bspw. alkoholfreie Zone, er musste sich anpassen und die Wut begann wohl sich aufzubauen weil nunmehr deutlich war dass ich meine Regeln lebte und einforderte.

    Nun, vielleicht hat er Glück dadurch, dass er jetzt seine wohntechnische Gegend geändert hat und schafft es für sich den Alk unter Kontrolle zu bringen (was ich nicht glaube! aber ich bin ja kein Hellseher).
    Denn das ist meiner Meinung nach das A und O für eine Beziehung, besonders eine wieder neu zu beginnende, andere äußere Umstände und Freizeitgestaltung.

    Lieben Gruß von Dagmar

    und Gruss an Maddison, der ich ganz viel Kraft wünsche.

  • Diandra, danke Dir, dieser Satz meiner Therapeutin war für mich zwar wie ein Schlag ins Kontor, aber es ist tatsächlich ein Schlüsselsatz auf meinem Weg.
    Ich habe ihn immer vor meinen Augen.

    Was Du schreibst, kenne ich ja auch zur Genüge,
    immer nach einem Absturz ist alles wieder gut, eben bis zum nächsten Mal.
    Es fühlt sich an wie eine Erhol- und Ruhepause, wie "Urlaub" vom CO-Stress. Da schiebt man dann alles gewesene schön zur Seite und genießt die Ruhe. Bis zum nächsten Sturm.
    Ich (mein Kopf) weiß das alles.

    Ich bin froh, dass wir getrennte Wohnungen haben, so kann wirklich jeder wieder zu sich selbst finden. Und doch sind wir unsichtbar verwoben miteinander.

  • Dagmar, danke auch Dir.

    Du zeigst die Wahrheiten immer so schön unverblümt auf.
    Regt sehr dazu an, nachzudenken, und mal in sich selbst hinein zu schauen.
    Und dann auch mutig hinzusehen, wenn ich etwas finde.

    Ich muss jetzt los,
    bin froh, dass ich bei Euch immer eine "Zuflucht" habe.
    Danke dafür!

  • Ach Madisson,
    einfach weil ich mich selber so lange angelogen habe und es für mich umso schlimmer war erst ganz, ganz langsam drauf zu kommen wo Lügen zu finden waren.

    Grundsätzlich wurde ich zu erst angelogen. Aber ich wollte mich wohl anlügen lassen - und genau darin sehe ich mein Problem. Nur zu gerne wollte ich so viel glauben und bin in meiner Naivität ins nächste Fettnäpfchen getreten.

    Weisst du Maddisson, die Zeit als solches war schon schlimm genug - die Lügengeschichten, die mir aufgetischt wurden, die machten alles noch unerträglicher. Nein, richtig gesagt wäre, sie waren der Tropfen, der das Fass zum überlaufen und mich in meine Freiheit brachten. Also waren eben diese Lügen, die mir serviert wurden, vielleicht sogar der wichtigste Schritt um mir endlich den "Tritt in den Allerwertesten" zur Flucht zu verpassen.

    So schlimm es kling: je grausamer die Auswirkungen des Alkohols bei mir waren, desto größer wurde die Chance auf mein Leben.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi maddisson,

    Zitat

    Und doch sind wir unsichtbar verwoben miteinander

    .

    Das möchten wir gerne glauben - klingt es doch so schön märchenhaft :wink: Und Märchen haben immer ein Happy-End.

    Wenn wir dann mal wirklich genau hinschauen, dann sind es überwiegend nur "unsere" Fäden, die wir gesponnen und rübergeworfen haben. Seine Fäden zu Dir sind da eher rar geworden. Schau genau hin, das ist leider eine Wahrheit die uns nicht behagt, die wir nicht akzeptieren wollen - und damit bremsen wir uns selber aus - immer wieder.

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Zitat von Diandra

    Hi maddisson,

    .

    Das möchten wir gerne glauben - klingt es doch so schön märchenhaft :wink: Und Märchen haben immer ein Happy-End.

    Als ich das schrieb, Diandra, hatte ich dabei eher ein negatives Gefühl, nicht ein märchenhaftes mit Happy-End-Hoffnung.
    Eher so wie eine "Gefangenschaft", ist jetzt etwas hart ausgedrückt, Bindung wäre vielleicht das bessere Wort.

    Wenn Du sagst, ICH sei es, der die Fäden rüberwirft, dann klingt das für mich wiederum positiv, denn dann habe auch ICH die "Macht" (wieder ein krasses Wort), sie zu lösen.

  • Naabend madisson,

    genau, Du hast es in der Hand diese Fäden aufzudröseln und dort wo sie Dir überhaupt nicht gut tun einfach zu kappen. Und sag nicht, Du hast nicht das passende Werkzeug dafür - notfalls kannste sie durchbeissen :wink:

    Du hast schon einige Schritte gemacht - nachgedacht - bist zu Ergebnissen gekommen und hast gehandelt. Ich habe die Erfahrung für mich gemacht, wenn man erst mal soweit gekommen ist, dann kann man nicht mehr zum Ausgangspunkt zurück - und das ist gut so ! Das schützt uns manchmal vor uns selber - und irgendwann braucht man auch diesen Schutz nicht mehr.

    Bei mir hat das leider erst ab da funktioniert, wo ich aufgehört habe Kontakt zuzulassen. Ich melde mich nicht mehr bei ihm und ich frage mich auch nicht mehr, warum er sich nicht meldet. Da bin ich nun völligst losgelöst. Früher hat ich noch den Hintergedanken im Kopf - der kommt eh immer wieder. Wahrscheinlich war das auch so eine Art "Machtgehabe". Auch diese sind Gedanken sind bei mir völligst verschwunden.

    Maddison, achte einfach gut auf Dich und hinterfrage immer wieder warum Du grad so gehandelt hast. Wenn es nicht gut tut - ändere es - Du wirst das schaffen.

    Grüßle
    Diandra

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  • Mein Mann war heute hier,
    ich hatte ihn zum Essen eingeladen, denn wir hatten tags zuvor ein langes Telefonat, in dem wir nach langer Zeit wieder einmal offen und ehrlich miteinander reden konnten.

    Wir saßen lange zusammen, unser Sohn war auch für ein paar Stunden da, denn auch da war ein offenes Gespräch fällig.

    Am Spätnachmittag gingen wir wieder auseinander.
    Ich habe ihm erklären können, dass ich Distanz brauche, um mich selbst wieder zu finden. Und dass ich den wenigen Kontakt, den wir jetzt noch haben, sofort ganz abbrechen werde, sollte er rückfällig werden.

    Die Ärzte hatten ihm eindrücklich klar gemacht, dass, sollte er jemals wieder zur Flasche greifen oder Alkohol in anderer Form zu sich nehmen, er hochgradig gefährdet ist, damit sein Leben aufs Spiel zu setzen. Ich hatte den Eindruck, dass er das begriffen hat.

    Zum ersten Mal sprach er davon, ein Alkoholproblem zu haben.
    Seinen weiteren Weg bestimmt er allein, ich habe mich ganz bewusst zurück gehalten.

    Die Gespräche verliefen offen und friedlich.
    Und ich bin froh, dass wir das so durchziehen konnten.

    Ich habe Frieden in mir.

  • Will mich mal kurz zwischendurch melden und piiiiieeep sagen.

    Es geht mir gut.
    Ich lese viel über CO und "zu sehr lieben",
    denke viel nach und bin etwas unsicher im "Umgang" mit ihm.
    Ich kann gut allein sein, genieße es auch, kann ihn aber nicht so einfach wegstoßen, will ich auch nicht.
    Wir haben uns nicht mehr getroffen, telefonieren aber.
    Hilfe leiste ich keine mehr.

    Heute besucht er zum ersten Mal eine SHG.

    Und ich bereite mich auf eine kreative Zeit mit Freunden vor.
    Fahre Samstag weg und komme irgendwann gegen Ende der nächsten Woche zurück.
    Freue mich riesig darauf und bin schon ganz hibbelig.

  • Hallo maddison,

    dann wünsche ich Dir ein paar herrliche unbeschwerte Tage :)

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

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