Schmerzvoller Einschnitt - und jetzt weiter!

  • Liebe Butterweich,

    ich wünsche dir so sehr, dass es klappt mit der Wohnung und mit dem friedlichen Entwirren des alten Mietvertrags.
    (Ich wollte eben schreiben: Nach dem Horror hast du das wirklich verdient. Aber das ist ja schon wieder idiotisch, auch ohne Horror hättest du das das verdient!)

    Du hast sehr schöne Worte gefunden. Danke dafür.

    Noch einen ruhigen Ostermontag
    wünscht
    Doro

  • Liebe Koketterie, Doro und auch ihr anderen alle

    Ich bin gerührt über Eure Anteilnahme und mir kommen die Tränen darüber, soviel HERZ bei Euch zu finden - Danke dafür, es zeigt mir, das ich meinen Platz habe in der Welt.

    Bin zwar heute ziemlich geschafft, aber trotzdem möchte ich gerne noch ein paar Zeilen an Euch richten.

    Es ist wirklich so. Macht man sich auf den Weg, begegnen einem viele Stationen, an denen man ruhen, sich Kraft holen und sich aufrichten kann, auch mit einem dicken Rucksack auf dem Buckel... Und mir ist es in den letzten Tagen so ergangen - so viel Glück in den Schoß gefallen, daß ich langsam zu der Überzeugung komme, die Welt wartet mit weit offenen Armen auf mich... und oft brauche ich nicht mehr zu schleppen, sondern manchmal kommt jemand des Wegs, der mir tragen hilft.

    Ich habe heute meinen Traum-Mietvertrag unterschrieben. Ich kann es noch gar nicht fassen, daß mir das widerfahren ist: Das sich in so kurzer Zeit dieser große Wunsch erfüllt, und das dann auch noch wie in einer Soap-Opera: Das bekommst Du auch noch dazu, und das, und das... So z.B. superschöne Möbel, die ich mir nie hätte leisten können, für kleines Geld, weil sie niemand mehr brauchte - so gut wie neu.

    Bleibt die Frage, ob ich immer soviel verdienen werde, um dieses Glück zu halten, aber ich werde kämpfen wie eine Löwin für mein kleines, feines Refugium - und wenn ich dafür auch Arbeiten machen muß, die ich noch vor einer Weile niemals in Erwägung gezogen hätte - egal, der Zweck heiligt die Mittel.

    Aber wer weiß, was die Zukunft bringt? Ich habe das Gefühl, zur Zeit trägt mich eine sanfte Welle weiter...

    Ganz liebe Grüße und ich umarme Euch
    butterweich

    ...Vergiß, o Menschenseele,
    Nicht, daß du Flügel hast.

  • Liebe Butterweich,

    Ich habe das Gefühl, zur Zeit trägt mich eine sanfte Welle weiter....lass dich mitreiben...und sammele Kraft.

    Lebe das jetzt.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Ihr Lieben,

    Die letzten Tage waren sehr aufreibend und ich war hin- und hergeworfen zwischen sorgenvollen Gedanken und Freude auf mein neues Leben.

    Es gab noch so viel zu erledigen, tausend Telefonate zu führen, Schrftverkehr zu machen und "nebenbei" mußte ich ja auch noch arbeiten - ausnahmsweise war ich in dieser Woche mal froh über die Flaute in meinem Job, denn sonst hätte ich alles gar nicht so geschafft. Ich denke voller Mitgefühl an die Frauen, die sich MIT Full-time-Job und womöglich noch Kindern aus so einer Situation freikämpfen müssen und bin dankbar für die Menge an Zeit, die ich dafür hatte, bin überhaupt dankbar, denn dagegen lebe ich ja noch im Luxus.

    Die Einstweilige Anordnung zur Zuteilung dieser jetzigen Wohnung an mich habe ich nun - also meine (zumindest äußerliche) Ruhe hier, ich bin mit meinem Ex so weit klargekommen, daß er einer fristgerechten gemeinsamen Kündigung der Wohnung zugestimmt hat und somit nicht mehr geknebelt durch einen gemeinsamen Mietvertrag - das war Erleichterung pur für mich, denn jetzt bin ich frei.

    Allerdings werde ich mit ihm zusammen noch den Klageweg gegen den Vermieter gehen müssen, denn der schuldet uns eine Menge Geld. Ich werde es gut brauchen können und er auch, da haben wir also noch ein gemeinsames Interresse und müssen aus diesem Grunde noch häufiger miteinander kommunizieren.

    Aber die Verstrickungen werden sich lösen - nach und nach.

    Mein Ex ist nach dem Rausschmiss erstmal heillos abgestürzt - war zweimal in Polizeigewahrsam, hat sich noch mehr vollaufen lassen, hat seine Papiere verloren, war im Krankenhaus drei Tage, und konnte dann bei einem Verwandten unterschlüpfen. Dort hat er weitergesoffen bis er eines Nachts hinfiel und sich die Rippen gebrochen hat. Zur Zeit sieht es so aus, dass er dabei ist, sich wieder etwas zu fangen, jedenfalls hat er angefangen, sich um seine Dinge zu kümmern - Papiere neu besorgen, zum Arzt gehen etc., so dass zu hoffen ist, dass er vielleicht wieder Boden unter die Füße kriegt.

    Er ruft mich immer noch an - bittet mich manchmal um Hilfe, möchte einen Tip, was er machen soll, wenn`s ihm besonders dreckig geht, nennt mich manchmal immer noch Schatz (das tut weh) - ich glaube wirklich realisieren kann er die Trennung noch nicht, will seine Mama nicht loslassen.
    Bisher konnte ich ganz sachlich bleiben, habe ihm wohl Tips gegeben mit dem Zusatz, sinngemäss: Laufen musst Du selbst -

    Leicht ist mir das nicht immer gefallen, meine Wut, mein Groll hat sich gelegt und ich merke, wie sehr ich auf mich aufpassen muss um nirgendwo eine Fläche zu bieten, wo sich wieder kleine Co-Würzelchen bilden können. Ich merke, daß ich sofort, wenn ich eins bemerke, scherzhaft gesagt, sofort Unkraut-Ex drüberkippen muss. Aber ich weiss, dass es Strukturen sind, die lange gewachsen sind und die ihre Zeit brauchen, um zu verdorren.
    Noch kann und möchte ich ihn nicht sehen, weiss, dass ich gefährdet bin, wieder auf mich selbst hereinzufallen und auf das, was ich vor langer Zeit gelernt habe. Aber jeder Tag, an dem ich nicht aktiv helfen will, ist für mich ein Punkt auf der Umlern-Scala.

    Allerdings bin ich nicht so gepolt, jemanden ganz und gar im Regen stehen zu lassen, auch wenn ich alles Recht der Welt dazu hätte, ich war und bin ein Mensch unter Menschen und will mich auch nicht unmenschlich verhalten. Bei mir gilt nicht "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Das macht es mir zwar etwas schwerer, aber ich fühle mich wohler damit, weil ich glaube, das jedes Steinchen, das man in den See der Barmherzigkeit wirft, Wellen schlägt.

    Bevor ich jetzt zu moralisierend werde, schliesse ich diesen Zustandsbericht an euch - korrigiert mich, helft mir, wenn ich irgendwo irre.

    Butterweich

    ...Vergiß, o Menschenseele,
    Nicht, daß du Flügel hast.

  • Ihr Lieben,

    Heute abend dachte ich mir, es ist mal wieder an der Zeit, Euch einen kleinen Situations-Bericht zu liefern.

    Meine Wut ist inzwischen verraucht...- puff, einfach weg.

    Ich habe viel regeln können, u.a. ist diese Wohnung jetzt von mir UND von ihm unisono gekündigt - welch eine Erleichterung, ich mußte einmal nicht kämpfen, weil er inzwischen wieder Vernunftgründen zugänglich ist, seit er aufgehört hat zu trinken. Na also, es geht doch. Er lebt jetzt bei einem Verwandten und steht nicht mehr auf der Straße.
    Ja, mittlerweile ist es wieder möglich, klar mit ihm zu reden, er akzeptiert die Trennung, arbeitet wieder... will aber wohl doch nicht so ganz von mir lassen, bei unseren Telefonaten nennt er mich immer noch "Schatz" - das tut weh - und, das Schlimmste ist, es ist mir neulich auch rausgerutscht!!! Verdammt, 18 Jahre sind eine lange Zeit, es ist schwer, solche Dinge mit allem anderen fallenzulassen.

    Überhaupt ist es schwer, wenn noch so viel verquickt ist - wir waren ja privat und beruflich miteinander "vergasselt", die nötige Balance zu halten zwischen Nähe (die trotz allem noch da ist) und Abgrenzung, und ich merke, ich muss hier schnellstens weg in meine neue Wohnung, schon alleine wegen der Entfernung und der Konzentration auf mich alleine.
    Er hat jetzt zum Glück auch eine Wohnung gefunden (auch da habe ich ihm schon wieder unter die Arme gegriffen, weil es auch mich belastet hatte, ihn als praktisch obdachlos zu sehen-!!) - ach, Mist, all das wollte ich gar nicht mehr tuen und ich weiss nicht, ob es gut für mich ist, den Kontakt zu halten, vielleicht wird es ja irgendwann Freundschaft, aber jetzt - ich weiss nicht, das ist mir alles zu gefährlich nah. Und zu früh.
    Hier zu Hause vermisse ich ihn nicht, aber fast tägliche Telefonate aus den unterschiedlichsten Gründen sind inzwischen wieder Usus. Und meine Gedanken wandern häufig zu ihm, eigentlich habe ich bis jetzt noch nicht einen Tag wirklich MEIN EIGENES Leben, so wie ich es wollte, gehabt. Aber vielleicht kommt das ja demnächst, wenn ich endlich hier weg bin.

    Ich packe schon fleissig, schön und gemütlich ist es hier nicht mehr und ich sitze mehr oder weniger auf gepackten Koffern wie bestellt und nicht abgeholt, und warte auf den Tag, wo ich endlich wieder wirklich handeln kann - also raus hier und in meine eigenen Wände. Dazu kommt eine ständige innere Unruhe, als würde mich etwas permanent vor sich her hetzen. Nur die Nachtstunden bringen mir bei etwas Musik so was wie Frieden.

    Existentielle Sorgen treiben mich auch um, ausgerechnet jetzt, wo ich jeden Euro brauche, ist mein Wagen kaputtgegangen und die Reparatur kostet mich mal eben schlappe 750,- Euro- dazu kommt der immer noch terrorisierende Vermieter, der mir neulich das Wohnungsschloß zugeklebt hat, natürlich am WE, wo der Notdienst doppelt so teuer ist, also auch noch mal über 200,-! Geld, das eigentlich zum Wirtschaften in der ersten Zeit unter meinem neuen Dach gedacht war. Und wer hat mir aus der Patsche geholfen, als er davon erfuhr?- Bingo! Und ich war so in finanzieller Not, daß ich nicht mal ablehnen konnte. Na ja, ein Gedanke tröstet mich dabei und lässt mich meinen Stolz beiseiteschieben: Da sind noch viele Rechnungen offen, die nie beglichen werden können. Aber ich honoriere die Bemühung, auch wenn sie finanzieller Natur ist, mit einer gewissen Anerkennung. Leicht hat ers in der Beziehung ja auch nicht.

    Ich sehne den Tag herbei, wo ich mal wieder die innere Ruhe gefunden habe, unbelastet etwas Gutes für mich zu tun - radfahren, walken, schwimmen oder mal ein gemütliches Bad... eben Dinge, die ich jetzt nicht auf die Reihe bringe, weil so viel zu erledigen ist. Ich zähle die Tage bis zu meinem Abflug.

    Trotzdem gibt es auch positives - ab und zu treffe ich auf Menschen, die mich ein wenig aufbauen und mir kraft geben, wenn ich durchhänge. Das ist dann wie ein Geschenk.

    Danke fürs Lesen
    butterweich

    ...Vergiß, o Menschenseele,
    Nicht, daß du Flügel hast.

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