Liebe Mitstreiter- Kämpfer- Helfer-,
Heute war ich bei der Polizei und habe meine Aussage gemacht. Strafanzeige gestellt und auch erzählt, daß es nicht das erste Mal war, das er ausgerastet ist, aber bei weitem das Heftigste. Jetzt nehmen die Dinge ihren Lauf.
Trotzdem ich dachte, ich könnte relativ ruhig über die Sache berichten, hat mich doch einmal das Heulen gepackt - ich bin inzwischen auch ziemlich fertig von dem ganzen Stress und bin froh, daß die Ostertage kommen und ich erst wieder ab Dienstag meine Frau stehen muß.
Zu hause erwartete mich dann wieder das übliche - Telefonate von allem und jedem, es gibt so viel zu regeln, auch was meine finanzielle Weiter-Existenz betrifft, da ich selbstständig bin, aber mit meinem Ex zusammengearbeitet habe, muß ich die Dinge jetzt hübsch trennen und für mich an Kunden und Arbeits-Partnern erhalten, was geht. Jetzt haben mir schon einige signalisiert, daß sie weiter mit mir arbeiten wollen. Das hat mich schon mal ungeheuer erleichtert, und mir die Zuversicht gegeben, das ich es schaffen kann, für mich zu sorgen.
Heute nachmittag habe ich mich dann noch einmal aufgerappelt und habe meine 1. Wohnung besichtigt, allerdings mit nicht viel Hoffnung, das ich sie bekommen könnte, weil alle Vermieter Angst haben, Selbsständige könnten zahlungsunfähig werden... Aber, oh Wunder, ich könnte sie haben, wenn ich wollte! Und sie gefiel mir, war eigentlich mehr, als ich erwartet hatte. Allerdings liegt sie im selben Stadtteil wie diese hier, und da bekomme ich dann leichte Bauchschmerzen, dass ich meinem Ex zu oft oder überhaupt begegnen könnte - aber andererseits sage ich mir, was soll die Angst, denk immer daran, wie es war, als dein Kopf auf den Fliesen gelandet ist, das wird Dir helfen, Deine Grenzen zu bewachen.
Heute hat er mich angerufen, er hat es jetzt wohl ins Krankenhaus geschafft, war wohl zu ungemütlich draussen oder wo immer er war... bat mich um sein Telefonbuch, war sehr friedlich und hat nicht versucht, auf Schmusekurs zu gehen- also hat er kapiert, wo es jetzt lang geht, jedenfalls hoffe ich das. Ich sagte ihm, daß ich nicht wolle, daß er mich jetzt andauernd anruft, am Besten überhaupt nicht oder nur dann, wenn wirklich was dringend pragmatisches zu klären wäre.-
ich habe dann das Tel.-Buch zur Pforte gebracht und war wieder weg.
Als ich heute die Wohnung besichtigte, kamen aber ausser der Freude, sie wahrscheinlich bekommen zu können, auch noch andere Dinge hoch - ich sah mich, alleine in diesen Wänden, "hörte" die Stille, wenn ich demnächst die Türe beim Heimkommen aufschließe, sah mich an einem Tisch sitzen und essen, alleine... ich merke trotz allem Aktionismus, die Depression hockt in jeder Ecke und wartet auf ihre Chance.
Und ich fürchte, dass sie mich irgendwann kriegt und fühle schon die noch ungeweinten Tränen und die Leere, die mich wahrscheinlich erstmal packt. Vor diesem Moment fürchte ich mich und weiss trotzdem genau, dass ich auch dort noch durch muss. Kennt Ihr das Gefühl? Die Zeit mit meinem Ex war in den letzten Monaten anstrengender denn je, ich war so oft verbittert, hungrig nach Nähe und Zuwendung, aber an manchen Tagen war da trotzdem jemand, mit dem ich noch Lachen und mich austauschen konnte, dem ich vom Tag erzählen konnte... Ich werde wieder lernen müssen, mir selbst zu genügen und auch, es zuzulassen, traurig zu sein, durchzuhängen, Zustände, die ich mir in den letzten Monaten NIE erlaubt habe, weil immer SEIN Befinden an erster Stelle stand und ich glaubte, rücksicht auf seine Depressionen nehmen zu müssen, die sich verstärken könnte und schwieg... Auch habe ich verzweifelt versucht, all dem Negativen, was da rüberschwappte, einen deich entgegenzusetzen, indem ich für mich den Focus immer auf das Positive im Leben gerichtet hielt. Vielleicht gelingt es mir ja weiterhin (klopfe 3x auf holz!).
Ihr Lieben, danke für`s Lesen, und das ihr da seid.
Gute Nacht
butterweich