Hallo,
mein Mann ist Alkoholiker und ich bin glaube ich Co-Abhängig. Das Problem ist, dass mein Mann nicht täglich trinkt und daher denkt, er wäre nicht abhängig, alle paar Wochen hat er seine "Saufphase", das ist immer unterschiedlich, mal ist es so 3-6 Wochen, mal ist es auch alle zwei Monate nur. Zur Zeit ist es mal wieder wöchentlich und dann auch immer über ein paar Tage, so in der Regel sind es drei. Er sagt, ab und zu das er Süchtig ist oder ein Probelm hat, aber er versteht nicht, dass wenn man einmal abhägig war immer abhägig bleibt. Er trinkt halt gerne mal, so seine Aussage. Ich versuche ihn so sehr zu überzeugen, aber ich rede mir meinen Mund fusselig. Letztes Jahr habe ich ihm gesagt, dass er sich eine Therapeutin suchen muss, er war auch da so ungefähr 3 Monate, hat dann aber gesagt, er geht da nicht mehr hin, weil es so langweilig ist. Die Zeit, die danach kam, war die schrecklichste in meinem Leben, von da an, hat er fast jedes Wochenede getrunken und ich habe ihn noch nie so sehr besoffen gesehen, er hat gegen die Haustür gepinkelt, ins Bett, hatte Filmrisse usw. Es war so schlimm, bis er eine Woche lang 5 Tage nur getrunken hat. Seit dem lebe ich überwiegend bei meinen Eltern. Ich hab es nicht mehr ausgehalten, diese Machtlosigkeit, ich habe alles versucht, mit ihm zu reden, seine Familie zu informieren, ihm sein geld weggenommen und ich selber habe mit ihm überhaupt nichts mehr getrunken. Ich habe ihm dann im Herbst letztes Jahr zu einer Gruppe Anonyme Alkoholiker mitgeschläppt, ich bin zu anfangs immer mitgenagen und er ist alleine rein, dann habe ich ein paar mal auch bei der Gruppensitzung mitgemacht, ich fand es sehr hilfreich und in der Zeit hat mein Mann auch nicht getrunken. Die Gruppenteilnehmer haben ihn ganz gut analysiert und uns oder mir sehr viel Mut gemacht, er ist ein Quartalssäufer. Aber er will es nicht einsehen, er denkt, dass ein Alkoholiker quasi ein Penner ist und ohne Job und täglich trinken muss. Nun ja, diese Gruppenthearpie hat also auch nicht lange gewährt. Ich hab ihm ein Ultimatum gestellt und gesagt, dass wenn er nicht aufhört, dass ich ihn verlasse, ich oder der Alkohol. Natürlich hat er sich nicht für mich entschieden. Seid Weihnachten lebe ich eigentlich wieder bei meinen Eltern, wir sehen uns wenig, höchstens mal am Wochenende oder wenn wir irgendetwas erledigen mussten.
Ich habe mir selber eingestanden, dass er Alkoholiker ist und das ich ihm nicht helfen kann, es war auch für mich sehr schwierig, dies so zu akzeptieren. Seine Familie ist überhaupt keine Hilfe, sie interessieren sich nicht für ihn und er findet immer irgendwelche Ausreden/Entschuldigungen, warum seine Familie ihm nicht hilft. Ich bin die einzige, die sich um ihn kümmert. Er ist sogar selber zum Arzt gegangen, weil ihm seine Nieren weh getan haben, dabei hat sich herausgestellt, das er bereits eine Fettleber hat, auf grund des exsessifen Alkoholkonsums. Daraufhin hat er 8 Wochen kein Schluck mehr getrunken, da der Arzt ihn aufgeklärt hat so nach dem Motto: wenn Du weiter säufst, dann ist es für Deine Familie besser, wenn Du Dich selber gleich umbringst, denn so sind die Schmerzen weniger, als wenn Du Dich langsam selber umbringst. Es wird wohl auch nicht mehr lange dauern, bis er Medikamente braucht. Naja, diese acht Wochen sind nun vorbei und er redet sich wieder ein, dass er kein Problem hat.
Ich selber, ich kann nicht mehr, ich habe ihm heute gesagt, dass ich die Scheidung will, da ich nicht mehr umgehen kann mit dieser ganzen Sche***. Ich hab ihm immer gesagt, dass er sich entscheiden muss, ich oder der Alkohol und er hat sich ganz klar gegen mich entschieden und ich hab ihm auch gesagt, dass er alleine davon nicht weg kommt, er braucht hilfe und ich kann ihm diese nicht geben, ich kann ihn nur unterstützen, aber nur, wenn er auch wirklich damit aufhören will.
Wenn er nicht trinkt, dann können wir auch ein bisschen darüber reden und da hab ich ihm immer alles gesagt, wie ich die Sache sehe, er hat mir fast immer zugestimmt und auch gesagt, dass er was machen will, aber er macht es einfach nicht und jetzt denk ich halt, dass er sich nicht ändern wird, weil er weiß, wie schwierig der Weg sein wird und den will er deshalb nicht gehen. Er hat mir heute gesagt "Wenn es eine Spritze dagegen geben würde, dann würde ich sie nehmen, aber die gibt es nicht, sondern nur eine Möglichkeit die ungalublich schwierig sein wird", was soll man dazu sagen? Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen kann. Ich hab den Kontakt auf ein Minimum herunter geschraubt, hab alle wichtigen Sachen zum Leben hier bei meinen Eltern. Seine Familie hilft mir überhaupt nicht, ich glaube, dass es ihnen egal ist, sie sind total Sensationsgeil und wollen immer Hilfe haben, aber für uns waren sie noch nie da, seine Mutter denkt, dass wenn er 2 Wochen nichts getrunken hat, dass er wieder geheilt ist.
Ich habe schon soviel gelesen über Sucht und auch die vielen Geschichten hier im Forum, aber es ist doch immer die gleiche Frage: WAS SOLL ICH MACHEN? WIESO WILL ER SICH NICHT HELFEN LASSEN? WIESO SIEHT ER NICHT, WIE KRANK ER SCHON IST? WARUM BIN ICH IHM NICHT SO WICHTIG, WIE SEIN ALKOHOL? Und ich weiß, dass die Sucht stärker ist, als alles andere in seinem Körper und die Ausreden Suchtausreden sind und sie nicht wirklich von ihm kommen, aber trotzdem, kann mir jemand helfen, wie seid ihr über diese schlimme Zeit hinweggekommen, wie habt ihr es geschafft, dass euer Partner eine Therapie gemacht hat?
Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit,
lieben Gruß,
julchenazul